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Grundbegriffe der Philosophie


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Weitere wichtige Varianten von B. sind das Bewusstsein als Wachheit im Unterschied zu komatösen Zuständen (›bei B. sein‹), das kognitive Bewusstsein eines Sachverhalts (›Sie ist sich bewusst, dass …‹) und das – verbal nur schwer zu erfassende – phänomenale Bewusstsein, wie es ist, einen Schmerz zu spüren oder eine Farbempfindung zu haben.BewusstseinSelbstbewusstsein

      Ein zentraler Streitpunkt ist das Verhältnis des B. zu physischen Prozessen (→MaterialismusMaterialismus, ReduktionReduktion). Für Dualisten ist das B. kein physischer Prozess; es tritt zusätzlich zu Vorgängen im Gehirn auf und ist nicht grundsätzlich an die Existenz physischer Prozesse gebunden. Die wichtigste Variante des Dualismus ist der Interaktionismus, der eine Wechselwirkung von geistigen und physischen Prozessen behauptet. Diese von René DescartesDescartes, René (Meditationes de prima philosophia, 1641) vertretene Ansicht haben zuletzt Karl PopperPopper, Karl und John EcclesEccles, John (The Self and its Brain, 1977, dt. 1977) sowie Benjamin LibetLibet, Benjamin (»A Testable Field Theory of Mind-Brain Interaction«, in: Journal of Consciousness Studies 1, 1994) verteidigt. Epiphänomenalisten wie William RobinsonRobinson, William (»Causation, Sensations and Knowledge«, in: Mind 91, 1982) glauben [63]demgegenüber, geistige Prozesse hingen von physischen Vorgängen ab, ohne ihrerseits wirksam zu werden.BewusstseinSelbstbewusstsein

      MaterialistenMaterialismus begreifen geistige Prozesse als physisch. Vertreter des Eliminativen MaterialismusMaterialismus wie Paul ChurchlandChurchland, Paul (Scientific Realism and the Plasticity of Mind, 1979) akzeptieren allein materielle Prozesse als real. Sie verstehen B. als ein Postulat der unvollkommenen AlltagspsychologiePsychologie, das im Zuge ihrer Ablösung durch eine adäquate neurobiologische Theorie eliminiert werden wird. Weniger radikal ist die IdentitätIdentitätstheorie, die sich auf Baruch de SpinozaSpinoza, Baruch de (Ethica a ordine geometrico demonstrata, 1677) und Gustav Theodor FechnerFechner, Gustav Theodor (Zendavesta, 1851) zurückführen lässt. Identitätstheoretiker wie John J. C. SmartSmart, John (»Sensations and Brain Processes«, in: Philosophical Review 68, 1959) identifizieren B.-Prozesse mit bestimmten Gehirnprozessen. Während gewöhnliche Vorgänge in der NaturNatur nur aus der Perspektive der dritten PersonPerson zu beobachten sind, haben wir zu den fraglichen Prozessen in unserem Gehirn einen auch privilegierten Zugang aus der Perspektive der ersten PersonPerson; nur aus dieser Perspektive sind uns die spezifischen B.-Qualitäten zugänglich. BewusstseinSelbstbewusstsein

      Neben der Frage, ob B.-Zustände physische Zustände sind, stellt sich insbesondere für MaterialistenMaterialismus die Frage, ob naturwissenschaftlicheNaturwissenschaften Theorien zur ErklärungErklärung der spezifischen Qualitäten des B. beitragen können. Thomas NagelNagel, Thomas (»What is it Like to be a Bat?«, in: Philosophical Review 83, 1974) und Joseph LevineLevine, Joseph (»Materialism and Qualia«, in: Pacific Philosophical Quarterly 64, 1983) halten dies für prinzipPrinzipiell ausgeschlossen; ihre Argumente sind jedoch umstritten. Auch wenn uns eine zureichende ErklärungErklärung geistiger Zustände als schwer vorstellbar erscheinen mag, ist [64]bislang nicht abschließend geklärt, ob sie tatsächlich unmöglich ist.

      Unabhängig davon stellt sich die Frage nach der ExistenzExistenz und Funktion von Selbst und S. (vgl. Selbstbewußtseinstheorien von Fichte bis Sartre, hrsg. von Manfred Frank, 1991). Der seit David HumeHume, David und Arthur SchopenhauerSchopenhauer, Arthur verbreiteten Skepsis gegenüber der ExistenzExistenz ›des‹ Ich oder gar einer Ich-Substanz lässt sich mit dem Hinweis darauf begegnen, dass ›ich‹ üblicherweise als Pronomen verwendet wird, das sich auf die psychisch-physische PersonPerson bezieht, die das Pronomen gebraucht (Ernst TugendhatTugendhat, Ernst, Selbstbewußtsein und Selbstbestimmung, 1979). Eine solche PersonPerson benötigt allerdings u. a. S., d. h. die Fähigkeit, sich selbst als sich selbst und ihre EigenschaftenEigenschaften als ihre eigenen Eigenschaften zu erkennen. BewusstseinSelbstbewusstsein

      Doch wie erkennt man sich als sich selbst? Gegen die Zurückführung auf einen Akt der Reflexion oder inneren Selbstbeobachtung spricht, dass dazu bereits eine Vorstellung der PersonPerson von sich selbst erforderlich ist. Anders könnte die Person nicht erkennen, dass sie selbst Gegenstand ihrer Reflexion ist (Dieter HenrichHenrich, Dieter, »Selbstbewusstsein«, in: Hermeneutik und Dialektik, hrsg. von Rüdiger Bubner [u. a.], 1970). Die daraufhin u. a. von Manfred FrankFrank, Manfred (Selbstbewußtsein und Selbsterkenntnis, 1991) postulierte »präreflexive« Vertrautheit der PersonPerson mit sich selbst hat nur begrenzten ErklärungErklärungswert. Aufschlussreicher dürfte die ErkenntnisErkenntnistheorie sein, dass S. die Unterscheidung zwischen der eigenen und einer fremden Perspektive voraussetzt. Eine PersonPerson erkennt ihre WahrnehmungWahrnehmung als ihre Wahrnehmung, wenn sie zu unterscheiden lernt zwischen dem, was sie sieht, und dem, was ein anderer sehen mag [65](Michael PauenPauen, Michael, »Selbstbewusstsein«, in: Selbst und Gehirn, hrsg. von Albert Newen und Kai Vogeley, 2000). Dies setzt die Fähigkeit voraus, anderen PersonPersonen GefühleEmotionen und Gedanken zuzuschreiben – also eine sogenannte Theory of Mind. Psychologische Befunde zur Theory of Mind geben daher Aufschluss auch über Grundlagen und Entstehung von S.BewusstseinSelbstbewusstsein

      Michael Pauen

      Ansgar Beckermann: Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes. Berlin / New York 1999. 32008.

      Manfred Frank (Hrsg.): Selbstbewußtseinstheorien von Fichte bis Sartre. Frankfurt a. M. 1991. 42010.

      Shaun Gallagher / Jonathan Shear (Hrsg.): Models of the Self. Journal of Consciousness Studies 4 (1997) Nr. 5/6.

      Jaegwon Kim: Mind in a Physical World. An Essay on the Mind-Body Problem and Mental Causation. Cambridge 1998. 21999.

      Thomas Metzinger: Subjekt und Selbstmodell. Die Perspektivität phänomenalen Bewußtseins vor dem Hintergrund einer naturalistischen Theorie mentaler Repräsentation. Paderborn [u. a.] 1993. 21999.

      Albert Newen / Kai Vogeley (Hrsg.): Selbst und Gehirn. Menschliches Selbstbewußtsein und seine neurobiologischen Grundlagen. Paderborn 2000. 22001.

      Michael Pauen: Grundprobleme der Philosophie des Geistes. Eine Einführung. Frankfurt a. M. 2001. Nachdr. 2015.

      [66]Bild

      In der Philosophie sind mindestens fünf B.-BegriffeBild in Gebrauch, nämlich raum-zeitlich wahrnehmbare B., SprachSprache-B., mentale B., Welt-B. und Leit-B. Im Mittelpunkt philosophischer B.-Theorien stehen die raumRaum-zeitZeitlich wahrnehmbaren B. und die Frage, auf welche Weise diese etwas darstellen.

      Eine erste einflussreiche Antwort findet sich in PlatonPlatons (Der Staat 595a–607a) Mimesistheorie (griech. mimesis = ›Nachahmung‹, ›Abbildung‹). B. sollen dem Betrachter vortäuschen, den dargestellten Gegenstand selbst zu sehen. Sie seien vom Gegenstand, den sie repräsentieren, verursacht und diesem ähnlich. Platon unterschied hierzu zeitlose Ur-B. (→IdeenIdee) von wahrnehmbarenWahrnehmung Dingen (z. B. Pflanzen, Stühle), die Ab-B. ihrer jeweiligen Ur-B., und B., die Ab-B. der wahrnehmbaren Gegenstände sind. Bild

      Perspektiventheoretiker sind mit PlatonPlaton der Auffassung, dass B. ähnlich zum abgebildeten Gegenstand sind, auch wenn sie von diesem nicht verursacht sein müssen. Im Gegensatz zu PlatonPlaton bieten sie zudem eine ErklärungErklärung, was unter Ähnlichkeit zu verstehen ist und wie diese zustande kommt. Als der Erfinder der Perspektiventheorie gilt Filippo BrunelleschiBrunelleschi, Filippo; theoretisch genauer gefasst wurde sie von Leon Battista AlbertiAlberti, Leon Battista (De Pictura, 1435), für den ein B. nichts anderes als ein Querschnitt durch die Sehpyramide ist, deren Spitze durch das Auge des Betrachters bestimmt ist. Die Ähnlichkeit komme dadurch zustande, dass abgebildeter Gegenstand und B. beim Betrachter ein ähnliches Muster auf der Netzhaut erzeugen. Bild

      Illusionstheoretiker sind dagegen der Auffassung, dass [67]ein B. im Betrachter nur die Illusion hervorrufen muss, den Gegenstand selbst zu sehen. Eine solche Illusion kann auch von B. erzeugt werden, die nicht notwendigerweise der Zentralperspektive genügen müssen. Nach Ernst GombrichGombrich, Ernst (Art and Illusion, 1960, dt. 1967) ist zwischen Illusion und Täuschung zu unterscheiden. Das Auge mag vom B. »getäuscht« werden,