David und Frank JacksonJackson, Frank argumentieren in diesem Rahmen. Bedeutung
Sprachliche ZeichenZeichen haben nicht von Natur aus eine B. Daher lautet die zweite Grundfrage der Semantik: Wie kommt sprachliche B. zustande? Hier ist WittgensteinWittgenstein, Ludwigs (Philosophische Untersuchungen, 1953) Slogan »B. ist Gebrauch« allgemein akzeptiert. Worin Gebrauch besteht, ist allerdings umstritten. Behavioristisch inspirierte Philosophen (Willard V. O. QuineQuine, Willard V. O., Word and Object, 1960; Donald DavidsonDavidson, Donald »The Emergence of Thought«, in: Erkenntnis, 1999) betrachten allein durch Beobachtung feststellbare äußere Umstände als für Gebrauch und B. relevant. Ihnen zufolge geht gehaltvolles DenkenDenken nicht dem bedeutungsvollen Sprechen voran, sondern beides entsteht in wechselseitiger Abhängigkeit. Die Anhänger von Herbert Paul GriceGrice, Herbert Paul (Studies in the Ways of Words, 1989) führen dagegen sprachliche B. auf die Inhalte mentaler Zustände zurück (Stephen SchifferSchiffer, Stephen, Meaning, 1972; Jonathan BennettBennett, Jonathan, Linguistic Behavior, 1976). Sie analysieren zunächst die B. von Äußerungen durch die kommunikatiKommunikationven Absichten der Sprecher und rekonstruieren dann sprachliche B. als durch Konventionen (David LewisLewis, David, Conventions, 1969) geregelte Äußerungs-B. Bedeutung
Schon AristotelesAristoteles (De interpretatione 1, 16a4) und John LockeLocke, John (An Essay Concerning Human Understanding, 1690) [58]machten sprachliche B. an mentalen Inhalten fest. Dies motiviert die dritte Grundfrage der Semantik: Worauf beruht der Inhalt mentaler Zustände? Viele Philosophen halten die IntentionalitätIntentionalität unserer Überzeugungen und Wünsche für ein irreduzibles Phänomen (John Searle, Intentionality, 1983). NaturalisNaturalismustische Philosophen betrachten mentalen Inhalt dagegen mit GriceGrice, Herbert Paul als eine Art natürlicher B. Sie analysieren die Inhalte mentaler Zustände durch kausal-informationale Beziehungen (Fred DretskeDretske, Fred, Knowledge and the Flow of Information, 1981; Jerry FodorFodor, Jerry, Psychosemantics, 1987) oder evolutionEvolutionär-adaptive Abhängigkeiten (Ruth Garret MillikanGarret Millikan, Ruth, Language, Thought, and Other Biological Categories, 1988). Demnach sind natürliche Sprachen mit ihrer Vielfalt an nuancierter B. ein Kulturprodukt. Aber letzten Endes beruht sprachliche B. auf mentalem Gehalt – und dieser ist ein natürliches Phänomen. Bedeutung
Christian Nimtz
Ansgar Beckermann: Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes. Berlin / New York 1999. 32008. S. 291–328. [Kap. 10.]
Bob Hale / Crispin Wright / Alexander Miller (Hrsg.): A Companion to the Philosophy of Language. Oxford 1997. 22017.
Nicholas Shea: Representation in Cognitive Science. Oxford 2018.
Emanuel Viebahn: Einführung in die Sprachphilosophie. Stuttgart 2019.
[59]Begriffe
In der Alltagssprache wird das Wort ›B.‹Begriff oft einfach synonym zu ›Wörter‹ gebraucht. Im Fachgebrauch bezeichnet ›B.‹ die →BedeutungBedeutungen eigenständig bedeutungsvoller Ausdrücke bzw. die Bestandteile geteilter PropositionPropositionen oder Inhalte. B. sind im gleichen Sinne Bestandteile von PropositionPropositionen, wie Wörter Bestandteile von Sätzen sind. Beispielsweise drückt das engl. Cats bite und das franz. Les chats mordent jeweils dieselbe PropositionProposition dass Katzen beißen und cat und chat jeweils denselben B. aus, den wir so darstellen können: [Katze].Begriff
Traditionell wurden B. als →EigenschaftenEigenschaften (→UniversalienUniversalien) angesehen. Ganz in diesem Sinne klassifizierte Gottlob FregeFrege, Gottlob (Funktion und Begriff, 1891) B. als bestimmte Klasse von FunktionFunktionen. Aber viele Philosophen akzeptierten auch B. wie [rundes Viereck], denen unmöglich eine EigenschaftEigenschaften entsprechen kann. So fasste man B. als Abstrakta eigener Art oder als mentale EntitätenEntität auf. Die mentalistische Lesart schlug sich in der frühneuzeitlichen Theorie von →IdeeIdeen nieder (René DescartesDescartes, René, John LockeLocke, John, David HumeHume, David) und findet sich in Immanuel KantKant, Immanuels Erklärung von B. als generelle Vorstellung (Kritik der reinen Vernunft, 1781, 21787).
Da B. geteilt werden können, muss man sie von mentalen BildBildern unterscheiden, die PersonPersonen durch den Kopf gehen. Was aber sind sie dann? Psychologen betrachten B. als Typen interner Repräsentationen, deren Vorkommnisse in verschiedenen Gehirnen vorliegen können (ganz so, wie das Wort ›Katze‹ mehrfach in einem Buch vorkommen kann). Aber Typen interner Repräsentationen kommen [60]ebenso wenig wie Typen sprachlicher Ausdrücke als B. in Frage. Zum einen kann man denselben B. unterschiedlich repräsentieren. Eine erste Person mag den B. [Stadt] durch das Wort ›Stadt‹ ausdrücken, eine zweite durch das franz. Wort ville und eine dritte durch das mentale BildBild belebter Boulevards. Zum anderen kann man dieselbe Repräsentation zum Ausdruck verschiedener B. verwenden. So mag eine Person mit einem Bild von Paris den B. [Paris] ausdrücken, eine andere Person den B. [Lebensfreude].Begriff
Oft fragen Philosophen nicht danach, was B. sind, sondern danach, wann jemand über einen B. verfügt. Einer verbreiteten Auffassung zufolge verfügt jemand über einen B., wenn sich in seinem DenkenDenken eine Repräsentation findet, die mit anderen Repräsentationen verbunden ist. Der Klassischen Theorie zufolge kennt der Denker diese Verbindungen, was ihn in die Lage versetzt, den B. durch Angabe notwendiger und hinreichender Bedingungen für dessen Zutreffen zu ›analysieren‹ (→Analytische PhilosophieAnalytische Philosophie). Als Standardbeispiel wird [heiratsfähiger unverheirateter Mann] als Analyse von [Junggeselle] angeführt. Umstrittener ist die traditionelle Ansicht, [WissenWissen] sei als [gerechtfertigte wahre Meinung] zu analysieren.Begriff
Die Klassische Theorie sieht sich mit drei Einwänden konfrontiert. (1) Für viele B. können die meisten Denker keine Analyse angeben. Sie sind bestenfalls imstande, Prototypen (d. h. paradigmatische Instanzen des B. wie z. B. Rotkehlchen für [Vogel]) anzuführen. (2) Es ist nicht einzusehen, wie man begriffliche WahrheitWahrheiten von allgemein geteilten Überzeugungen unterscheiden will (→analytischanalytisch/synthetischsynthetisch). Gehört es zum B. [Katze], dass Katzen Tiere sind? Oder drückt ›Katzen sind Tiere‹ eine empiriEmpiriesche [61]Entdeckung aus? (3) Die Verbindungen zwischen B. dürfen sich nicht ins Unendliche fortsetzen oder in einem Zirkel enden; es muss eine Verknüpfung zu etwas anderem bestehen, und zwar zu Dingen in der Welt. Aber worauf beruht die Beziehung unserer B. zu Dingen in der WeltWelt? Die Antwort der logischen EmpiristenLogischer Empirismus – auf SinneswahrnehmungWahrnehmung – führte zur Verifikationstheorie der Bedeutung, der zufolge die BedeutungBedeutung eines SatzSatzes in der MethodeMethode seiner Überprüfung liegt. Heute halten die meisten Philosophen diese Theorie für falsch.
Gemäß einer neueren Alternative zur Klassischen Theorie verfügt jemand über einen B., wenn eine seiner Repräsentationen in einer gesetzesartigen Kovarianzbeziehung zu einem Phänomen in der WeltWelt steht – d. h., dass die Repräsentation genau dann auftritt, wenn das Phänomen vorliegt. So verfügt jemand über den B. [Vogel], wenn eine seiner Repräsentationen R genau dann vorliegt, wenn Vögel anwesend sind, und R nicht vorliegt, wenn keine Vögel anwesend sind. Diesen Ansatz entwickelte Jerry FodorFodor, Jerry (Concept. Where Cognitive Science Went Wrong, 1998) und erweiterte ihn um eine Analyse der Rolle prototypischer Instanzen beim Zustandekommen der Kovarianzbeziehung.Begriff
Georges Rey
Susan Carey: The Origin of Concepts. Oxford 2009.
Eric Margolis / Stephen Laurence (Hrsg.): Concepts. Core Readings. Cambridge/London 1999. 22000.
Gregory L. Murphy: The Big Book of Concepts. Cambridge/London 2002. Nachdr. 2004.
[62]Bewusstsein/Selbstbewusstsein
›B.‹Bewusstsein lässt sich bestimmen als die einem mentalen Zustand (→GeistGeist und SeeleSeele) inhärente ErfahrungErfahrung, die dazu befähigt, ohne weitere Schlussfolgerungen von diesem Zustand zu berichten oder sich an ihn zu erinnern. Charakteristisch für B. ist der privilegierte Zugang aus der Perspektive der ersten PersonPerson (z. B. ›Ich spüre Schmerzen‹). S.Selbstbewusstsein ist