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Grundbegriffe der Philosophie


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eindeutiger, gesetzmäßiger Zusammenhang besteht, dann genüge die E. der UrsacheUrsache durch die WirkungWirkung den Anforderungen des DN-Modells nicht weniger als die E. der WirkungWirkung durch die UrsacheUrsache – immerhin folgt die Höhe eines Mastes nicht weniger aus der Länge seines Schattens als dessen Länge aus seiner Höhe. Dagegen sind nach allgemeinem Verständnis E. durch UrsacheUrsachen epistemisch ausgezeichnet. Erklärung

      Nach Wesley SalmonSalmon, Wesleys (Scientific Explanation and the Causal Structure of the World, 1984) viel rezipiertem Kausal-Mechanischem E.-Modell muss sich jede adäquate wissenschaftliche E. auf UrsacheUrsachen stützen und die kausalenKausalität Prozesse einbeziehen, die UrsacheUrsache und WirkungWirkung miteinander verknüpfen. Salmon zielt zunächst darauf ab, kausaleKausalität und nicht kausale Ereignisverknüpfungen voneinander abzugrenzen. Die Ausbreitung eines Lichtsignals von seinem Ursprung sei ein Kausalprozess, die Bewegung eines Lichtflecks senkrecht zur Ausbreitungsrichtung, etwa durch Drehen eines Scheinwerfers, sei ein Pseudoprozess. SalmonSalmon, Wesleys Kriterium lautet, dass allein KausalKausalitätprozesse in ihrem Verlauf modifiziert oder »markiert« und diese Markierung [88]anschließend ohne weitere Eingriffe beibehalten und übertragen werden können. Erklärung

      In SalmonSalmon, Wesleys Ansatz sind KausalKausalitätbeziehungen grundlegender als Gesetze und E. Adäquate E. sind durch das Heranziehen von UrsacheUrsachen gekennzeichnet; umgekehrt sind kausale Prozesse unabhängig von E. zu identifizieren. Im DN-Modell gelten UrsacheUrsachen hingegen als Anfangs- oder Randbedingungen adäquater E., falls die entsprechenden Gesetze einen ZeitZeitverlauf beschreiben. UrsacheUrsachen sind demgemäß erklärendeErklärung Gründe. Bei SalmonSalmon, Wesley ist entsprechend eine adäquate E. dadurch charakterisiert, dass sie sich auf UrsacheUrsachen stützt; umgekehrt ist für HempelHempel, Carl Gustav eine UrsacheUrsache dadurch gekennzeichnet, dass sie in eine adäquate E. eingeht. Erklärung

      Die Vereinheitlichungstheorie der E. stimmt in dieser Hinsicht mit dem DN-Modell überein, besteht aber gegen HempelHempel, Carl Gustav darauf, dass adäquate wissenschaftliche E. nicht auf der Basis isolierter Verallgemeinerungen angegeben werden können, sondern in der Einbettung besonderer Phänomene in größere Zusammenhänge oder Gesetzessysteme bestehen. So fügt etwa die Elektrizitätslehre auf den ersten Blick verschiedenartige Phänomene wie die Stromleitung in Metallen und die Gasentladungen in Leuchtstoffröhren in einen einheitlichen theoretischen Rahmen ein und lässt diese Phänomene als Teil eines größeren Ganzen verständlich werden. Durch eine solche Einordnung in Gleichartigkeitsbeziehungen werden Phänomene verstanden. Breit rezipiert wurde Philip KitcherKitcher, Philips (»Explanatory Unification«, in: Philosophy of Science 48, 1981) Version der Vereinheitlichungstheorie, die die Verwendung gleichartiger »Argumentationsmuster« in [89]unterschiedlichen Zusammenhängen in den Mittelpunkt rückt. Erklärung

      Für Bas van FraassenFraassen, Bas vans (The Scientific Image, 1980) pragmatische Theorie der E. ist charakteristisch, dass wissenschaftliche E. keine normierte Standardform besitzen. Sie zeichnen sich allein dadurch aus, dass die angeführten Sachinhalte dem wissenschaftlichenWissenschaft Lehrgebäude entstammen. Bei E. handele es sich um Antworten auf Warum-Fragen, die kontextabhängigen Anforderungen genügen. Im Einzelnen sind für van Fraassenvan Fraassen, Bas drei Aspekte maßgeblich: Fragegegenstand, Gegensatzklasse und Fragehinsicht bzw. E.-Relevanz. Eine adäquate Antwort auf eine Warum-Frage (›Warum ist der Draht verbogen?‹) hat dann die folgende allgemeine Form: Der Fragegegenstand (›Der Draht ist verbogen‹) liegt deshalb vor, im Unterschied zu Sachverhalten aus der Gegensatzklasse (›Der Draht ist gerade‹), weil ein bestimmter Umstand vorliegt (›Der Draht wurde erhitzt‹), der erklärungsrelevant ist, also die Fragehinsicht trifft. Erklärung

      Martin Carrier

      Martin Carrier: Salmon1 versus Salmon2. Das Prozeßmodell der Kausalität in seiner Entwicklung. In: Dialektik (1998) H. 2. S. 49–70.

      Joseph C. Pitt (Hrsg.): Theories of Explanation. New York [u. a.] 1988.

      Wesley Salmon: Four Decades of Scientific Explanation. Minneapolis 1990. Nachdr. 2006.

      – Scientific Explanation. In: Merrilee H. Salmon (Hrsg.): Introduction to the Philosophy of Science. Englewood Cliffs 1992. S. 7–41.

      [90]Ethik

      E.Ethik, in einem weiten Sinn verstanden, ist jener Teilbereich der Philosophie, der sich mit den Voraussetzungen und Kriterien rationalen menschlichen →HandelnHandelns befasst (→VernunftVernunft). Im Zentrum der E. steht das spezifisch moralMoralische Handeln; die E. ist insoweit gleichbedeutend mit der MoralMoralphilosophie. Anders als Normen des →RechtRechts oder der Konvention richten sich moralische Forderungen oder MoralMoralnormen wie ›Man soll ein gegebenes Versprechen halten‹ nicht nur an die Mitglieder einer bestimmten →GesellschaftGesellschaft, sondern an jedermann. Insofern hat die zentrale Frage der MoralMoralphilosophie, wie MoralMoralnormen sich begründen lassen, auch einen hohen praktischen Stellenwert. Ethik

      Mit Sicherheit lässt sich eine MoralMoralnorm dann begründen, wenn es eine Norm gleichen Inhalts gibt, die der MenschMenschheit vorgegeben sowie erkennbar ist (z. B. ›Man darf nicht ehebrechen‹). Dass es Normen dieser Art tatsächlich gibt, behauptet der ethische Kognitivismus. Seiner Sichtweise gemäß existieren vorpositive, universal geltende MoralMoralnormen, an denen der Einzelne ebenso wie die GesellschaftGesellschaft sich vernünftigerweise zu orientieren haben. Der Kognitivismus wird vornehmlich in zwei Versionen vertreten. Ethik

      Laut der materialen Version sind es Normen mit bestimmtem Inhalt, die wir auf dem Weg der →IntuitionIntuition als dem MenschMenschen vorgegeben erfassen; danach ist es z. B. eine intuitive Erkenntnis, die mir sagt, dass man nicht lügen soll. Dass die meisten Mitmenschen offenbar dieselbe intuitiveIntuition ErkenntnisErkenntnistheorie haben, wird als weiterer Beleg für diese intuitionistische Sichtweise angeführt.

      [91]Es mag tatsächlich der Fall sein, dass die meisten MenschMenschen ihre moralMoralischen Einstellungen spontan als intuitivIntuition gewonnene Erkenntnisse erleben. Trotzdem ist diese kognitivistische Deutung erheblichen Einwänden ausgesetzt. Erstens ist es schwer nachvollziehbar, wie, in einer RealitätWirklichkeit eigener Art, jedem menschlichen Wollen vorgegebene Sollensforderungen existieren können, die uns – ähnlich wie die Gegenstände unserer SinneswahrnehmungWahrnehmung – objektiv gegenüberstehen. Zweitens gibt es im Bereich moralMoralischer IntuitionIntuitionen neben einem beträchtlichen Maß an Konsens auch ein beträchtliches Maß an Dissens zwischen den MenschMenschen, z. B. in der Abtreibungsfrage oder der Frage der moralMoralischen Vertretbarkeit eines Präventivkriegs. Bislang ist es den Vertretern der intuitionIntuitionistischen Sichtweise nicht gelungen, eine Methode zu präsentieren, die es wenigstens im Prinzip ermöglicht, zwischen zutreffenden und unzutreffenden ›IntuitionIntuitionen‹ verlässlich zu unterscheiden. Ethik

      Die zweite Version der kognitivistischen Sichtweise ist formaler Art. Sie beruft sich jeweils auf ein methodisches VerallgemeinerungsprinzipPrinzip, das die entscheidenden Kriterien für die Findung der objektiv gebotenen MoralMoralnormen bereitstellen soll. Besonders einflussreiche Varianten dieser formalen Version sind die Goldene Regel (›Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg’ auch keinem andern zu‹) und KantKant, Immanuels Kategorischer ImperativKategorischer Imperativ »Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde« (Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1785). Ethik

      Allerdings führen diese methodischen PrinzipPrinzipien in manchen Fällen, beim Wort genommen, zu keinen oder zu abwegigen Ergebnissen. Dazu stellt sich auch hier die an [92]jede kognitivistische E. gerichtete Frage, auf welche Weise man das betreffende VerallgemeinerungsprinzipPrinzip als obersten Maßstab der MoralMoralbegründung erkennen kann. Unzureichend ist die häufige Antwort, das PrinzipPrinzip sei bereits im BegriffBegriff der MoralMoral enthalten. Denn selbst wenn dies zutrifft, bleibt für das IndividuumIndividuum immer noch die Frage: Warum ist es rational für mich, die Normen, die aus der gängigen Verwendung des Wortes ›MoralMoral‹ ableitbar sind, als Verhaltensmaßstab zu akzeptieren? Ethik

      Der ethische Nonkognitivismus hält eine ErkenntnisErkenntnistheorie dem Menschen vorgegebener Normen oder PrinzipPrinzipien