und ist beleidigt wie immer, trifft aber einen Nerv.
Elftes Kapitel
Erzählt von weinseligem Kulturaustausch, Fässern und nackter Haut. Ivana bewährt sich als Retter in der Not, ich muss die geplante Heimreise verschieben, frische meine Kartenspielkenntnisse auf und werde zur Dancing Queen. Susi verliert die Contenance, ich bewahre nach außen hin einen kühlen Kopf, muss aber an Vronis Weissagung denken. Laurenz ist stumm wie ein Fisch.
Zwölftes Kapitel
Erzählt von Hermis Rossnatur, Glitzerstreuseln und dem Pflichtbewusstsein eines braven Gemeindebürgers. Eine Familienkonferenz findet statt, Xaverl erinnert mich an ein weltbekanntes Ölbildnis und legt sich mit dem Rest der Welt an. Am Ende steht allerdings eine erschreckende Erkenntnis.
Dreizehntes Kapitel
Erzählt von Ausscheidungen, Kuverts und Notendruck. Vroni ist mir technisch wieder einmal überlegen und Laurenz konzentriert sich aufs Wesentliche. Ich muss Onkel Stefan beruhigen und Vera um einen Gefallen bitten. Noch nie war es so aufschlussreich, Gemüse zu schneiden.
Vierzehntes Kapitel
Erzählt von Mauslöchern, Schlafmöglichkeiten und praktischem Denken. Onkel Stefan gibt zwangsweise sein Eremitendasein auf, Vroni ist für einen guten Zweck produktiv und im vorweihnachtlichen Ausahmezustand. Wir essen verbrannte Kekse und der Rettenbacher hat eine neue Perspektive. Die sozialen Medien erweisen uns gute Dienste und Onkel Stefan findet einen Weg aus seinem Stimmungstief.
Fünfzehntes Kapitel
Erzählt von Dreivierteltakt, Halsschmuck, Impfungen und einem fatalen Irrtum. Mudras, Zitronenseife und Spruchkalender bleiben wirkungslos, ich ziehe den Zorn meiner Chefin auf mich und verrichte freiwillig Hilfsarbeiten. Vronis Keksrekorde waren für die Katz, woraufhin sie die Schnauze voll hat. Ich füttere meine Fettzellen mit Palmöl und Zucker, habe Versagensängste und gebe mir ein Versprechen, das ich nicht halten kann.
Sechzehntes Kapitel
Stimmt auf Weihnachten ein, erzählt von einer durchwachten Nacht, sehr konkreten Zeichen und einer neuen Bekanntschaft.
Ich höre Andreas Gabalier und erfahre Unglaubliches. Ich muss meine Taktik ändern, pralle aber an hartnäckigem Schweigen ab. Niemand anderes als Miss Marple taucht aus einer Nebelschwade auf und feuert mich an.
Siebzehntes Kapitel
Erzählt vom Weg, der im Staccato in die richtige Richtung führt, von einem Traum-Body-Mass-Index, der mir an dieser Stelle herzlich wurscht ist, und einer Prise Pathos aus dem Internet. Heiße Nächte, hundsbraune Büschel und eine verschwundene Uniform tun ihr Übriges. Mein Mann hilft mir mehr, als ihm lieb ist. Es geht um unerwartete Großzügigkeit, einen fatalen Irrtum und darum, dass endlich alles gut wird. Laurenz muss sich nicht schämen und der Roderich darf sich mit Ruhm bekleckern.
Erstes Kapitel
Erzählt von schweißnassen Muskelbergen, einer Bestie und einer gesetzestreuen Nervensäge, die sich nicht an die Spielregeln hält. Ich habe Angst vor Tollwut und will keine Krankenvertretung. Ein ausgeheilter Fersensporn führt zu einer grausigen Entdeckung, eine Botin ohne Flügelschuhe überbringt pressfrische Nachrichten und der Fischer Xaverl erledigt Hausmeisterarbeiten in Endlosschleife.
Das Klimpern von Liebeskugeln in einem Hintern: unvergesslich.
Diese akustische Erfahrung verdanke ich einer freundlichen Feinkostverkäuferin. Mit zusammengekniffenen Pobacken ist sie in unsere Praxis gekommen, weil sie die Kugeln alleine nicht mehr herausziehen konnte. Sicherheitsband gerissen. Also metallene Klong-Geräusche bei jedem Schritt. Peinlich. Ein Notfall, hat die Frau Doktor gesagt. Die Kugeln müssen raus, egal wie. Was an einer schweren Klimbim-Kette im Enddarm erotisch sein soll, das hat sich mir bis heute nicht erschlossen. Jedenfalls haben wir alles wieder ans Tageslicht befördert und die Patientin um gut ein Kilo erleichtert.
Ich bin die rechte Hand der Grödiger Hausärztin. Und neben Terminvergabe und dem Beschriften von warmen Lulubechern gehört eben auch Unappetitliches zu meinen Aufgaben. Stuhlproben umfüllen, eitrige Verbände wechseln. Solche Sachen.
Auch der Rettenbacher, unser Haus-und-Hof-Hypochonder, ist fixer Bestandteil meines Arbeitsalltags. Mindestens dreimal die Woche steht er auf der Matte, und nichts zieht ihn mehr runter als die Diagnose: »Gesund!« Dann schimpft er meine Chefin eine Kurpfuscherin und entscheidet sich für eine andere tödliche Krankheit.
In solchen Momenten träume ich mich zum Bergdoktor. Martin Gruber, die eierlegende Wollmilchsau, schreckt vor nichts zurück. Ob Kopftransplantationen oder eingewachsener Zehennagel: alles easy-going. Nach 45 Minuten sind alle gesund und happy. Martin!
So eine Arbeitswoche in der Praxis lotet die Grenzen des Erträglichen aus, keine Frage. Und wenn meine Stresshormone brodeln, blubbern und Blasen werfen wie kochende Tomatensoße kurz vor dem Überlaufen, dann hilft nur mehr eines: frische Luft. Laufschuhe an, Ear-Pods rein und los! Stress abbauen. Festplatte löschen.
Vorbei an der kleinen Kapelle, wo meine Mutter mich in einem Weidenkorb ausgesetzt hat; wahrscheinlich war sie Dschungelbuch-Fan.
Der Schlossberg, ein Waldstreifen und Fürstenbrunn ziehen an mir vorbei, das Zuviel an Reihenhäusern blende ich aus. Durch die Ohrstöpsel peitscht mich Survivor mit »Eye of the tiger« über den Straßenstaub.
»Risin up, back on the street …« Unter meinen Schuhen knirscht der Kies am Ufer der Glan.
Sylvester Stallone, der Phoenix im Boxring, ist mein Trainingspartner. Stelle ich mir vor. Das Tempo steigt, jeder Muskel leistet Höchstarbeit, ich überhole Sylvester. Ich blicke kurz zurück, er zeigt mir einen Daumen hoch und bleibt stehen, um zu verschnaufen. Ein unbeschreibliches Gefühl.
Bis er mir entgegenkommt. Ausgerechnet. Gerade jetzt, im Entspannungsmodus, kann ich nichts weniger brauchen als ihn. Hubi Pechtl, selbst ernannter Dorfsheriff. Bekannt wie ein bunter Hund, beliebt wie ein Wimmerl am Arsch und in Begleitung von Hund Othello. Links: frisch gedüngte Wiese. Rechts: Glan-Bach. Selbst wenn ich wollte: Ausweichen ist unmöglich. Dann eben weiterlaufen, lächeln, ihn vielleicht sogar ignorieren.
Der Pechtl ist kein schlurfender Nordic Walker, sondern ein weißhaariges Laufwunder. Mit 79. Seine neonfarbene Funktionskleidung hebt sich grell von der Landschaft ab. Ich nicke ihm kurz zu und will schnell weiter. Er nicht.
»Na, Trainingsrunde?«
»Mhm.« Genug geplaudert, finde ich. Er nicht.
»Die Thujenhecke, die Ihr Mann geschnitten hat, muss nachfaconiert werden.«
»Warum das?« Ich stemme meine Arme auf die Knie und keuche. Was, zur Hölle, geht ihn unsere Hecke an? Und überhaupt: Stalkt er uns?
»Sie ragt auf den Gehsteig hinaus. Der Gehweg ist jetzt um fünf Zentimeter schmäler.«
So ist es immer mit dem Pechtl: Er misst, kontrolliert und gschaftelt, was das Zeug hält. Er zeigt an, schreibt böse Briefe und spioniert aus. Er nimmt sich überall dort wichtig, wo es ihn nichts angeht. Wann immer er kann, macht er seinen Mitmenschen das Leben schwer. Meistens erfolgreich, immer mit großer Freude.
Aber nicht mit mir. Ich bin beherrscht genug, um ihn nicht in die Glan zu schubsen.
»Unsere Thujen gehen Sie einen Scheißdreck an!«, fauche ich stattdessen.
»Na, na, liebe Frau Dorn …!« Oberlehrerhaftes Kopfschütteln, als wäre ich ein hoffnungsloser Fall. »Im Zentrum meiner Interessen steht einzig und allein das Wohl unserer Gemeindebürger! Die vorgeschriebene Breite eines Gehsteiges muss eingehalten werden.« Sein Grinsen ist eher Zähnefletschen als Freundlichkeit. Jede Sekunde mit dem Pechtl ist vergeudete Lebenszeit, daher endet dieses Gespräch hier und jetzt, basta!
Sylvester trabt ungeduldig neben mir auf der Stelle. Mit Blick auf den hässlichen Othello setze ich zum ersten Laufschritt an. »Nicht zu fassen …«
Und an dieser Stelle übernimmt der Hund das Ruder: Er rast auf mich zu und beißt sich in meinem Wadl fest. 42 Hundezähne in meinem