Wolf-Dieter Storl

Borreliose natürlich heilen - eBook


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Amédée Borrell, der sie im Jahr 1905 als Erster entdeckte.

      Die Borrelien, von denen es weltweit rund 300 Stämme gibt, sind biologische Wunder. Sie sind komplizierter als ihre Vettern, die Syphilis-, Pinta-22 oder Frambösie-23 Spirochäten:24 Sie sind echte »Guerillakämpfer«, die vom schulmedizinischen Pentagon aus gesehen einen asymmetrischen Terrorkrieg gegen uns führen. Hier einige ihrer verblüffenden kennzeichnenden Merkmale:

      • In ihrer Zellwand befinden sich 21 Plasmiden, kleine ringförmige Gebilde, die eigene Gene besitzen und die Fähigkeit haben, den Bakterien Informationen über die Immunabwehr verschiedener Wirte zukommen zu lassen und – im zunehmenden Maß – Antibiotikaresistenz zu vermitteln. Eine derart hohe Anzahl von Plasmiden findet sich in keinem anderen Bakterium.

      • Borrelien sind hochspezialisiert, lassen sich kaum im Labor züchten und daher auch schwer untersuchen.

      Borrelie: eine schlangenförmige Spirochäte (Foto: M. A. Pabst, Graz).

      Borrelienspirochäten können sich durch jedes Körpergewebe schrauben (Foto: M. A. Pabst, Graz).

      • Sie haben drei Hüllen, wobei die äußere Zellwand, ähnlich wie bei anderen Bakterienarten, aus einer schleimigen Schicht von Oberflächenproteinen (bakterielle Lipoproteine BLP) besteht. Dieser »Schleimmantel« schützt sie vor den T-Zellen des Immunsystems. Der Mantel wirkt wie eine Tarnkappe; Antikörper und Fresszellen können sie daher nicht als fremd (als Antigen) erkennen. Bei gewöhnlichen gram-negativen25 Bakterien sind diese Oberflächenproteine in lediglich drei Genen verschlüsselt, bei den Borrelien aber sind 150 Gene beteiligt.26 Diese Gene erlauben es ihnen, ihre Erkennungsmerkmale, ihre Antigene, fortwährend und augenblicklich zu verändern. Die 150 Gene bewirken auch, dass die Borrelien sich an verschiedene Umweltfaktoren (z.B. Temperaturunterschiede, pH-Schwankungen, innerkörperliches Milieu der verschiedenen Organismen, die sie besiedeln) anpassen können.

      • Je nach den Bedingungen ihrer Umwelt können Borrelien verschiedene Formen annehmen. Neben der normalen spiraligen Spirochätenform können sie, wenn ihre Umwelt mit Antibiotika verseucht ist, ihre Zellwand auch abwerfen und zur Kugel werden. In ihrer Kugelform (auch L-Form genannt) werden sie nicht von Immunzellen erkannt; sie haben dann sozusagen keine »Gesichtsmerkmale«, keine Antigene, an denen sie erkannt werden können. Sie können sich auch innerhalb von einer Minute verkapseln. In dieser »Kapsel- oder Sporenform« (cystic form) können sie wie in einem Dornröschenschlaf verharren, bis sich das Milieu für sie verbessert. In der Verkapselung sind sie, ohne Stoffwechsel und Teilung, mindestens zehn Monate lebensfähig.

      • Borrelien können an Körperzellen wie auch an Abwehrzellen (B-Lymphozyten) andocken, mit Hilfe von Enzymen ein Loch in deren Zellwand bohren, deren Kern abtöten und dann die Zellhülle als »Verkleidung« oder »Maske« benutzen. Auch auf diese Weise gelingt es diesen »Al-Qaida-Terroristen« der Mikrowelt, von Immunzellen unerkannt zu bleiben.27

      • Borrelien kopieren (replizieren) Teile ihrer Gene, bauen diese dann ihn ihre Zellwand ein, zwicken diesen Zellwandteil ab und schicken diese Splitter, sogenannte Blebs, im Wirtsorganismus auf Reisen. Auf diese Weise verwirren sie die Abwehrzellen des Wirts und lenken sie ab.

      • Sie haben also die Fähigkeit, das Immunsystem auf verschiedene Weise zu überlisten und zu ihren Gunsten umzufunktionieren. Vermutlich spielt bei den Borrelien molekulare Mimikry eine Rolle. Das heißt, die Borrelien verändern die Moleküle ihrer Oberfläche so, dass sie körpereigenen Molekülen ähneln und gegenüber den Abwehrzellen getarnt sind. Werden sie trotzdem vom Immunsystem als Antigen erkannt, kann sich die Immunreaktion nicht nur gegen den Erreger, sondern ebenfalls gegen das ähnliche körpereigene Gewebe richten. Resultat ist eine Autoimmunerkrankung, das heißt die Abwehrzellen greifen die eingenen Körperzellen, etwa Knorpel oder Nervenscheiden, an.

      • Sie steuern und manipulieren ihren Gastgeber durch die Ausscheidung von Peptiden und Stoffwechselabfallprodukten, wodurch sie ein für sich günstiges Milieu schaffen. Auf diese Weise wirken sie auch auf die Gefühle und Stimmungen ihres Wirts ein; vielleicht können sie so sogar seine Gedanken und Entscheidungen beeinflussen. Wir kennen dies von den Pilzorganismen (Candida), die in ihrem menschlichen Wirt Heißhunger auf Süßes verursachen können.

      • Sie können sich zwar auch in den Zellen verstecken, aber ihr Lebensraum ist vor allem zwischen den Zellen. In kolloidalen, gallertartigen Substanzen (Knorpel, Gelenkschmiere, Augenflüssigkeit, Endothelialzellen28, Nervenmyelien, Narbengewebe) fühlen sie sich wohler als im dünnflüssigen Blut oder in der Lymphflüssigkeit. Deswegen sind sie, obwohl im Körper vorhanden, im Serum oft nicht nachweisbar.

      • Borrelien sind sehr beweglich. Mit Hilfe von Geißeln und einem dehnbaren Achsenfaden schrauben sie sich, ähnlich wie ein Korkenzieher, durch das Körpergewebe und die Körperflüssigkeiten. Auf diese Weise können sie innerhalb von Tagen den Körper durchwandern und auch in tiefere Gewebe eindringen, wo Antibiotika sie nicht erreichen. Die Spirochäten können alle Gewebe, Augen, Leber, Milz, Gelenke, Blase, Kapillarien und so weiter, durchdringen. Innerhalb von zehn Tagen nach der Ansteckung haben sie bereits die Blut-Hirn-Schranke überwunden, was nicht einmal weißen Blutzellen möglich ist (Grier 2000).

      • Sie brauchen wenig Sauerstoff, um zu überleben. So können sie sich in Knorpel, Narbengewebe, Nervensträngen, den endothelialen Auskleidungen der Blutgefäße und anderen wenig durchbluteten, sauerstoffarmen Geweben vor den Abwehrzellen verstecken.

      • Im Gegensatz zu anderen Bakterien brauchen sie kein Eisen (Fe), um zu überleben.

      • Ebenfalls im Gegensatz zu den meisten anderen Bakterien, wie Staphylokokken oder Streptokokken, die sich alle 20 Minuten teilen, vermehren sich die Borrelien äußerst langsam. Sie teilen sich alle 12 bis 24 Stunden. Das macht sie weniger angreifbar für Antibiotika, da die meisten Antibiotika die sich neu bildenden Bakterienzellwände während der Teilungs- und Vermehrungsphase angreifen. Wenn das Milieu ihnen nicht angenehm ist, können Borrelien auch lange Zeit in Ruhephasen verharren, ohne sich zu teilen. Generell kommt es bei ihnen einmal im Monat – beziehungsweise in einem lunaren Rhythmus von 28 Tagen – zu Vermehrungsschüben. Bakterien, die sich alle 20 Minuten teilen, können mit Antibiotika innerhalb von ein oder zwei Wochen abgetötet werden; um dieselbe Wirkung bei Borrelien zu erreichen, müssten Antibiotika täglich bis zu anderthalb Jahre lang eingenommen werden (Grier 2000).

      • Die Spirochäten sind chemotaxisch hochsensibel. Sie haben die Fähigkeit, antibiotische Gifte sehr schnell aus ihrem Körper auszuscheiden.

      • Sie können Kälte bis 50 Grad minus ertragen. Borrelien leben sogar im Eismeer und infizieren Meeressäuger. Hitze über 42 Grad vertragen sie jedoch nicht.

      Was kann man dazu sagen? Wir können nur staunen. Wir haben es mit einem wahrhaftigen Supermikroorganismus zu tun.

       Borreliose – gibt es sie überhaupt?

      Medical Times, 16. 4.2000

       Man erkennt den Novizen bei der Borrelienbehandlung

       daran, dass er stur Antibiotika verschreibt, die im Allgemeinen

       nur kurzzeitig wirken und wenig Langzeiterfolge bringen. (…)

      Wir haben [bei langzeitiger Antibiotikaanwendung] ernste

       und bleibende Nebenwirkungen beobachtet wie zum Beispiel

       Nierenversagen, Tinnitus, Immunsystemschwächung und

      andere.

      Dr. med. D. Klinghardt, Borreliosespezialist, 2005

       Die Resultate dreier doppelblind randomisierter, Placebokontrollierter

       Untersuchungen konnten zeigen, dass zusätzliche