Wolf-Dieter Storl

Borreliose natürlich heilen - eBook


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acht Millionen neuen TB-Fällen; drei Millionen sterben weltweit an der vermeintlich besiegten Seuche. Tripper, Syphilis, Hirnhautentzündung, Lungenentzündung und andere Plagen nehmen wieder zu.

      Wir haben den Krieg gegen die Mikroben verloren. Der erbitterte Kampf, den die Ärzte gegen die Keime führen, gefährdet die uns schützenden harmlosen Bakterien und macht uns anfälliger für Krankheiten (Cannon 1994: 125). Die neuen Keime sind gefährlicher als jene aus der Vor-Antibiotika-Zeit: Wir haben uns Supererreger herangezüchtet. Ehemals harmlose Mitbewohner unseres Körpers werden plötzlich zu virulenten Killerkeimen wie Escherichia coli, der zur normalen Darmflora gehört und kein Problem darstellt, nun aber zu E. coli 0157: H7 mutiert ist. Auch die Candida-Pilze sind eigentlich harmlos und sie werden erst problematisch, wenn die Abwehrkräfte geschwächt sind und das innerkörperliche ökologische Gleichgewicht gestört ist.

      Die Brutstätten für Killerkeime befinden sich überall dort, wo Antibiotika auf unnatürlich eng zusammengedrängtes Tier- oder Menschenleben treffen: Hühnerställe, Mastställe, Fischfarmen, Altenheime, Kinderkrippen, Gefängnisse, Slums, Tierheime. Hier ist die Mutationsrate besonders hoch. In den USA spritzt man Milchkühen das genmanipulierte Wachstumshormon BGH (Bovine Growth Hormone), das die Milchproduktion extrem steigert, zugleich aber zu viel häufigeren Euterentzündungen und dies wiederum zu höherem Antibiotikaeinsatz und in der Folge mehr mutierten Bakterienstämmen führt. Die Abfälle und Abwässer aus solchen Brutstätten gelangen in den Boden und in Gewässer, und da die meisten Antibiotika sich langsam oder kaum abbauen, töten sie auch dort wertvolle Kleinlebewesen oder erzwingen deren Mutation.

      Das sind wahre Hiobsbotschaften. Wie ist es so weit gekommen? Wie bringen die Mikroben dies fertig? Langsam erkennen die Wissenschaftler, dass diese Kleinlebewesen zwar hirnlos sind und kein Nervensystem besitzen, sich aber dennoch als kluge Überlebenskünstler erweisen, dass sie wahrnehmen, was geschieht, dass sie höchst intelligent auf Antibiotika reagieren und dass sie anderen Mikroorganismen ihre »Erkenntnisse« weitervermitteln können. Ein in »Newsweek« zitierter Mikrobiologe verstieg sich sogar zur unwissenschaftlichen Feststellung, diese »germs [seien] clever little devils« (»schlaue kleine Teufelchen«).

      Wie schaffen es die Bakterien, gegen Antibiotika immun zu werden? Wenn ihre Umwelt durch Gifte verseucht wird, warten sie nicht auf zufällige Mutationen, sondern stellen sich mit gezielten, auf die Umstände abgestimmten Mutationen darauf ein (Sheldrake 1993: 166). Lamarck12 lässt grüßen! Amerikanische Wissenschaftler waren verblüfft, als sie feststellten, dass die Bakterien oft schon mutieren, bevor sie mit einem neuen Antibiotikum in Berührung kommen, als hätten sie es in einer Art Vorahnung antizipiert (Buhner 2002: 123). Sheldrake erklärt diese verblüffende Tatsache dadurch, dass die Mikroben Teil von morphogenetischen Feldern sind, und diese Felder existieren über Raum und Zeit hinaus.

      »Krankheit als Gottesgeisel«. Holzschnitt aus dem Feldtbuch der Wundtarzney von G. v. Gerdoff, 1530.

      In der Gegenwart von Antibiotika wird der Austausch von Informationen unter Mikroben um das Hundertfache beschleunigt. Resistente Bakterien tauschen Genmaterial (Nukleinsäureringe, Plasmiden) nicht nur durch Kopulation mit ihren Artgenossen aus, sie geben die Information auch an andere Bakterienarten weiter. Springende oder vagabundierende Gene (Transposons) werden in die Umwelt abgesondert und von anderen Bakterien aufgelesen. So etwas ist bei höheren Organismen nicht möglich, es sei denn, es wird durch aufwendige Genmanipulation erzwungen. Vancomycin13-resistente Enterokokken haben ihre Immunität auf diese Weise an Streptokokken und Staphylokokken weitergereicht (Garrett 2001: 266). Auch Viren, die ihrerseits Bakterien befallen, übertragen Informationen bezüglich Immunität auf ihre bakteriellen Wirte. Einige Bakterien haben gelernt, ihre äußere Struktur so zu ändern, dass sie weniger angreifbar sind, andere haben gelernt, die Gifte schneller aus ihrem System hinauszupumpen, die Antibiotika chemisch zu neutralisieren oder sie gar als Nahrung zu verwerten.

      Indem wir diesen Einzellern eine Intelligenz zuschreiben, befinden wir uns in gefährlicher Nähe zu alten, längst überholten, mystischen Vorstellungen, etwa zu den Gedanken des Paracelsus, der Krankheiten als geistige »Entitäten« (lateinisch ens, entis = »das Seiende«) sah, als Wesenhaftes, das von den Sternen, von der Natur, vom Geist oder gar von Gott ausgeht und das man weder töten noch ausrotten kann. Was wir als Bakterien ansehen, wäre demnach Ausdruck dieser geistigen Kräfte oder Entitäten innerhalb eines physikalischen Wirkfeldes.

      Die sogenannten Krankheitskeime wie auch das Krankheitsgeschehen haben immer auch einen geistig-seelischen Hintergrund. Die Bakterienstämme sind – im Sinne von Rudolf Steiner – hochintelligente Wesenheiten, »Gruppen-Ichs« oder Gruppenseelen. Nur sind bei ihnen nicht wie etwa beim menschlichen Individuum die Zellen zu festgefügten Organen gebündelt und als solider Körper organisiert, sondern ihre unzähligen Zellen leben amorph, frei und ungebunden. Ihre Körperlichkeit breitet sich sozusagen über ganze Landstriche, über Kontinente oder gar über die ganze Erde aus. Und dennoch werden sie von einer unsichtbaren, arttypischen Intelligenz, etwa einem »Staphylococcus-aureus-Ich« oder einem »Borreliose-burgdorferi-Ich«, geführt. Wie eine Wolke oder eher wie ein Dunst (Miasma) breiten sie ihren formlos fließenden »Körper« aus und verrichten ihr Vernichtungswerk ausschließlich dort, wo sie das richtige Terrain, den ihnen zusagenden Nährboden, finden. Wenn Bazillen massenhaft in einem Organ oder Körperteil des Menschen auftreten, ist es nur natürlich, dass sie allerlei Entzündungen hervorrufen, so wie jeder eingedrungene Fremdkörper Reaktionen hervorruft (Steiner 1961: 329). Aber diese Entzündungen sind nicht die Krankheit an sich, sondern nur »der Rauch, der vom Feuer ausgeht« (Paracelsus 1942: 78), nur der Anzeiger, dass etwas mit dem Terrain nicht in Ordnung ist. Im christlichen Sinne könnten diese intelligenten, ja weisen Gruppen-Ichs der Bakterien als Racheengel Gottes oder als Dämonen beziehungsweise gefallene Engel gedeutet werden, die ausgesendet werden, wenn der Mensch nicht im Einklang mit dem Kosmos lebt.

      Diese Engel, Dämonen oder Krankheitsgeister können von dafür begabten Menschen in Zuständen außergewöhnlichen Bewusstseins – im Traum, während einer Entrückung, in der entheogenen Bewusstseinserweiterung oder in schamanischer Trance – wahrgenommen werden. Auf seiner Wanderung durch Böhmen nach Wien nahm Richard Wagner eines Nachts in einer Herberge den Geist der Cholera wahr und unterhielt sich mit ihm. Am nächsten Morgen erfuhr er, dass in der vorangegangenen Nacht ein anderer Gast im selben Bett an der Cholera gestorben war. Er selbst wurde nicht angesteckt. Aus den Berichten der Schamanen hören wir immer wieder, dass ein bewusstes Erkennen und ein angstfreier Umgang mit solchen übersinnlichen Wesen oft Leid erspart.

      Die oft schreckenerregenden Erscheinungsformen dieser astralätherischen Wesenheiten sind nicht Resultat willkürlicher, subjektiver Fantasien, sondern es handelt sich um wirkliche transzendente Wahrnehmungen. Mit den fünf Sinnen und den technischen Instrumenten, die diese Sinne erweitern und verstärken, nimmt man die materiellen Dinge der äußeren, empirischen Welt wahr. Mit den inneren Sinnen jedoch – in luziden Träumen, in Visionen, auf schamanischen Reisen – nimmt man die »Innenseite der Dinge« wahr, die nichtmaterielle »Astralwelt«, die Seelenwelt, in der sich auch die Gruppenseelen, die Archetypen der Pflanzen, der Tiere und der Mikroben befinden. Weltweit, bei allen traditionellen Völkern kennt man diese Wesen, die die Innenseite der Erscheinungen bevölkern. Märchen und Sagen berichten von ihnen, geschnitzte Masken – Falschgesichter der Irokesen, tibetische Dämonenmasken, afrikanische Voodoo-Masken, alpenländliche Perchten usw. – stellen sie bildlich dar. Und da Krankheiten Entitäten sind, kann der traditionelle schamanische Heiler mit ihnen verkehren, kann mit ihnen reden – wie Richard Wagner es tat –, kann mit ihnen verhandeln und den Kranken von ihrem Griff befreien. Ihnen, nicht den menschlichen Zuschauern – den Ethnografen, den Bilder knipsenden Touristen oder den neugierigen Journalisten –, gelten die Beschwörungen, Räucherungen, Rituale oder Gebete. Das macht eigentlich das schamanische Heilen aus: die Auseinandersetzung mit dem »Geist« der Krankheit. Die Symptome werden zwar genau wahrgenommen, aber sie sind zweitrangig.

      »Das Problem mit dieser Sache ist«, wie es vor vielen Jahren mein Anthropologie-Professor an der Ohio