Wolf-Dieter Storl

Borreliose natürlich heilen - eBook


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für mich führte. Auf diesem Weg kam mir zugute, was ich als Ethnologe von verschiedenen Völkern lernen durfte. Zugleich konnte ich aus dem altüberlieferten Erfahrungswissen der westlichen Heilkräuterkunde Erkenntnisse schöpfen. Von Cheyenne-Medizinmännern, indischen Heilern und dem alten Bergbauern Arthur Hermes lernte ich, meinen Intuitionen zu vertrauen. Ich lernte, dass wir unseren eigenen Körper besser kennen, als es unser zaghafter Verstand wahrhaben will. Unser Geist kann in der Meditation und Innenschau den Leib besser ausloten und abtasten als die kompliziertesten Computertomografien, Scanner und Ultraschallmethoden. Auch wenn es dem oberflächlichen, alltäglichen Verstand schwer fällt, es zu verstehen, weiß unsere Seele, was uns plagt und was uns gut tut. So bemühte ich mich, neben dem genauen Beobachten der äußeren körperlichen Symptome, das Bewusstsein nach innen zu lenken. Von den Indianern lernte ich, auf die Bildbotschaften der Träume zu achten. Die amerikanischen Ureinwohner sind überzeugt, dass viele Visionen, Träume, heilende Inspirationen, aber auch Krankheiten von unseren Mitgeschöpfen, unseren »Verwandten«, den Tieren, Steinen, Wolken, Bergen und Pflanzen geschickt werden – und von den Ahnen, die uns wortwörtlich die richtigen Ahnungen eingeben. Den Ahnen verdanke ich es, dass ich die richtige Heilwurzel, die Weberkarde, als Heilmittel bei Borreliosebefall fand; denn Weber waren diese Vorfahren, und seit Jahrhunderten hatten sie mit dieser Pflanze zu tun gehabt.

      Um es vorwegzunehmen:

      Kardenwurzeltinktur oder-tee, über einige Wochen hinweg eingenommen, dazu jeden Tag oder alle paar Tage eine Überhitzungstherapie (Sauna, heiße Bäder oder Schwitzhütte, mit einer Hitze von über 42 Grad), bietet eine gute Möglichkeit zur Ausheilung der Borreliose (detaillierte Angaben dazu Seite 150ff. und 160ff.).

      Im Laufe der Zeit hatte es sich herumgesprochen: Immer mehr Betroffene wurden aufmerksam auf diese Kur mit der Karde, und immer mehr Anfragen per E-Mail, Brief oder Anruf erreichten mich. So wurde mir klar, dass es an der Zeit war, ein Buch zu diesem Thema zu schreiben. Zuletzt meldete sich ein Biophysiker aus der Wetterau. Er schrieb, dass er selbst an Borreliose gelitten habe. Chronische Müdigkeit, Muskelschmerzen, taube Glieder, Gedächtnisausfälle bis hin zu psychoseähnlichen Zuständen hatten ihn geplagt. Dann habe er die Kur mit der Karde versucht, und, siehe da, die Symptome verschwanden. »Sie haben sich mit dieser Kur medizinisch verdient gemacht«, schrieb er und bot an, mir zum Dank seine Forschungsunterlagen zum Thema Borreliose auszuleihen, so lange ich sie brauche. Bald lag dann das Päckchen mit einem dicken Aktenordner im Briefkasten. Der Ordner enthielt eine Auswahl der neusten medizinischen Forschungsberichte und Fachliteratur. Neugierig blätterte ich durch die Texte und stolperte durch einen Dschungel voller esoterischen Medizinerlateins: Cerfuroxim, Human Granolocytic Ehrlichiosis, Western Blot, Lipopolysaccharide, Zytokine und dazu immer wieder Abkürzungen: CPK1, ELISA2, ESR3, EMC4, JHR5, IgM und IgG6, PCR7 usw., die nicht weiter erklärt wurden. Heiliger Pschyrembel, hilf! Es würde Wochen dauern, um sich durch diesen Wust durchzuarbeiten. Das hatte ich doch nicht nötig. Außerdem war da noch eine Menge Holz zu hacken, der Garten musste winterfest gemacht, die Komposte umgesetzt, die Zäune repariert und der Stall gemistet werden. Ich legte den Ordner beiseite und nahm mir vor, morgens die körperliche Arbeit in Haus und Stall zu erledigen, nachmittags zu schreiben und den Ordner zu vergessen.

      Ehe ich mich an den Computer setzte, um das Projekt in Angriff zu nehmen, wollten wir noch einmal reiten gehen. Es war ein schöner sonniger Tag. Wir sattelten die Pferde, und ab ging es über Stock und Stein, einen Holzweg entlang, durch die Fichten. Die Hunde rannten hechelnd mit. Bald wurde der Ritt zum Wettrennen. Meistens verliere ich, aber diesmal witterte ich die Chance, als Erster die Wegkreuzung, die unser Ziel war, zu erreichen. Doch plötzlich, mitten im Vollgalopp, drehte mein Pferd im scharfen Winkel vom Weg ab. Der Sattel rutschte. Ich knallte mit dem Gesicht gegen einen Baumstamm und fiel. Es fühlte sich an, als hätte mir ein Bergriese mit dem Knüppel übers Gesicht gehauen. Zum Glück hatte mich der Schlag unterhalb des Nasenbeins getroffen, sonst wäre die Nase gebrochen. Aber die Vorderzähne waren locker und die Lippe gespalten. Und dann, als ich wieder aufsteigen wollte, merkte ich, dass etwas mit meinem linken Arm nicht stimmte. Das Handgelenk schwoll schnell an; es war gebrochen. Die Indianer, die ich in Montana kannte, hätten sich als Erstes gefragt, welcher Geist wohl in das Pferd gefahren sei. Aber hier in Europa fragt man sich so etwas nicht. Arthur Hermes, der mir die Götter und Geister in der Natur nahegebracht hatte, hätte wahrscheinlich gesagt, dass dieser Schlag aus der »anderen Dimension« kam, dass es mit der »geistigen Führung« zu tun habe. Und zur Illustration hätte er die Geschichte hervorgekramt, wie er im Januar 1945 auf seinem verschneiten Berghof im Schwarzwald mit den Skiern über die Weide geflitzt war und sich bei einem unvermittelten Sturz das Bein gebrochen hatte. Es war ihm ein Rätsel, wie das hatte geschehen können, denn er war ein geübter Skiläufer und immer vorsichtig. Als er am selben Tag nach Hause kam, lag ein Einberufungsbefehl im Briefkasten. Es sollte eine Kavallerieeinheit zum Kampfeinsatz an der Ostfront aufgestellt werden, und sie brauchten Männer, die im Umgang mit Pferden erfahren sind. Hermes war damals schon 55 Jahre alt, aber die Lage war ernst. Als sein Beinbruch ausgeheilt war, war der Krieg vorüber. »Das war die geistige Führung! Sicher wäre ich nicht wieder lebendig nach Hause gekommen. Die Götter hatten etwas anderes mit mir vor.«

      Für mich war es nun aus mit Holzhacken, Gartenumgraben, Ausmisten. Auch das Tippen auf der Computertastatur konnte ich vergessen. Ich konnte nicht einmal mehr eine Apfelsine schälen, die Schuhe anziehen, ein Marmeladenglas aufschrauben, die Jacke zuknöpfen. Absolut nichts, außer essen, schlafen und … lesen. Nun hatte ich Zeit zum Lesen, viel Zeit. Also nahm ich den Ordner des Wissenschaftlers wieder hervor und vertiefte mich darin, bis das Gehirn dampfte. Dabei wurde mir allmählich bewusst, dass ich das vorliegende Buch ohne diese Vorstudien gar nicht hätte schreiben können. Die Literatur war aufschlussreich. Es wurde mir klar, wie viele Widersprüche und nicht fundierte Behauptungen hinter all den Ziffern und Zahlen der Forschungsberichte und den komplizierten Formulierungen verborgen waren. Hinter der Fassade gehobener Wissenschaftlichkeit steckte viel Ratlosigkeit, Verwirrung, aber auch Profilierungssucht. Die angeführten Statistiken widersprachen sich häufig. Wie hoch zum Beispiel ist der Grad der Verseuchung der Zecken mit Borrelien? Jeder Experte lieferte andere Zahlen. Wie schnell breiten sich die Spirochäten im Körper aus? Dauert es Wochen, wie einige Experten meinen, oder dauert es nur wenige Stunden? Ist es eine leichte Infektion, die sich mit einer dreiwöchigen Antibiotikabehandlung beheben lässt? Ist es gar eine Modekrankheit, die einfach zu häufig diagnostiziert wird? Oder handelt es sich um eine inzwischen weltweit verbreitete Epidemie, die immer weiter um sich greift und sich hinter ständig wechselnden Symptomen verbirgt? Die Erfolgsquote der schulmedizinischen Borreliosetherapie liege bei 90 Prozent, berichten einige Experten, andere sprechen von 25 bis 45 Prozent, und wieder andere geben an, es sei eine unheilbare Krankheit. Man stritt sich über den Wert der Bluttests (Serumdiagnostik), und immer wieder schien durch, dass diese Tests kaum sichere Aussagen ermöglichen. Sind es nur die Zecken, die diese Spirochäten übertragen, oder auch Bremen, Mücken, Milben und andere Gliederfüßler; oder wird die Infektion gar durch Speichel und andere Körperflüssigkeiten, durch Samen (Sperma) und Muttermilch übertragen? Oder gar über Blutkonserven im Krankenhaus? Man weiß es nicht. Wie viele Neuerkrankungen gibt es? Die offiziellen Schätzungen in den USA schwanken zwischen 18 000 und 1 800 000 im Jahr. Ist es eine neue Krankheit, oder hat es sie schon immer gegeben? Warum war die Borreliose damals, 1907, als der Straßburger Arzt Borrell die schraubenförmigen Bakterien entdeckte, kein Problem? Wie viele Borrelienstämme gibt es? Rufen sie alle die gleichen Symptome hervor? Und stimmt es, dass in Amerika vor allem Borrelia burgdorferi in Zecken und bei Patienten gefunden wird, in Europa aber auch andere Stämme vorhanden sind (B. afzelii, B. garinii, B. lusitaniae, B. valaisiana)? Wie kann das sein? Wissen die Bakterien noch nicht, dass sie per Flugzeug und Frachtschiff ohne Problem die Meere überqueren können? Unzählige Fragen und kaum eindeutige Antworten. Um so mehr ich las, um so faszinierender wurde die Lektüre.

      Wahrscheinlich war es doch die »geistige Führung«, die mich außer Gefecht gesetzt hatte, damit ich ernsthaft an die Sache herangehen konnte. Die geistige Führung ist nicht immer so lieb und nett, wie meine Freunde aus der New-Age-Szene immer wieder beteuern. Sie kann auch ganz schön ruppig sein! Und manchmal spannt sie einen Bergtroll mit schwerem Knüppel ein oder schickt einen Kobold durch das Gehirn eines Pferdes.

      Nebenbei bemerkt, der gebrochene