J.B. Handley

Die AUTISMUS-EPIDEMIE beenden


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die Anzahl autistischer Menschen nehme nicht wirklich zu … Ich las das Wort Autismus zum ersten Mal im Frühjahr 1958, fünf Jahre nachdem ich meinen Doktor in Psychologie gemacht hatte … Ich habe ähnliche Geschichten von vielen Ärzten, Sonderschullehrern und Schulleitern gehört, deren Erfahrungen bis in die frühen 1970er Jahre und davor zurückreichen. Autismus war damals wirklich selten.33

      Wenngleich Dr. Rimland zweifellos der bekannteste Autismusforscher war, als Mitte der 1990er-Jahre erstmals die Leugnung der Epidemie aufkam, reichen seine Worte allein möglicherweise nicht aus, um jeden zu überzeugen. Wichtig ist, sich die tatsächlichen Daten, die Details und die vielen publizierten Studien anzusehen.

      „Epidemie-Leugner“ bieten drei einzelne, aber verwandte Erklärungen dafür, warum sie glauben, dass Autismus uns schon immer in gleichem Maße begleitet habe: dass sich die Diagnose verbessert habe, dass Autismus eine Neuklassifizierung geistiger Retardierung sei und dass sich die Definition des Begriffs Autismus erweitert habe. Jede Erklärung klingt, oberflächlich betrachtet, plausibel, wird aber durch Fakten und Wissenschaftsstudien zunichte gemacht. Und jede dieser drei gängigen Erklärungen ist leicht überprüfbar. Lassen Sie uns also sehen, was die Beweise zeigen. Zuerst aber sollten wir einen Referenzwert festlegen.

      Der Referenzwert in Wisconsin

      1970 wurde in den Archives of General Psychiatry ein Referenzwert für die Prävalenz von Autismus festgelegt.34 Anhand von Daten aus Wisconsin versuchten Dr. Darold Treffert und Kollegen, „die Inzidenz und Prävalenz von Kindheitsschizophrenie und frühkindlichem Autismus in der gesamten Bevölkerung des Bundesstaates im Alter von 12 Jahren und darunter zu ermitteln“. Dies war das erste Mal, dass ein gründliches Verfahren durchgeführt wurde, um die Autismusquote zu ermitteln, und Treffert und sein Team untersuchten etwa 899.000 Kinder; sein Ergebnis: 0,7 Kinder von 10.000 „entsprechen der Definition des klassischen, frühkindlichen Autismus“. (In den 1970er-Jahren war Autismus in Medizinerkreisen in Deutschland größtenteils noch unbekannt. Zwar wurde die Zahl autistischer Kinder aufgrund epidemiologischer Studien auf 6.000 bis 7.000 geschätzt, allerdings waren Mitte der Siebziger gerade einmal 600 Fälle bekannt. Anm. d. Verlags) Dies ist die Studie, aus der die weitverbreitete Zahl „1 von 10.000“ stammt.

      Erwähnenswert ist, dass Treffert über die Merkmale berichtete, aufgrund derer ein Kind aus Wisconsin als autistisch gilt:

      Klassischer frühkindlicher Autismus, der die Organizität ausschließt und sich durch frühes Auftreten der Krankheit, Selbstisolation und die Unfähigkeit, Beziehungen aufzubauen sowie Sprachprobleme, Verdacht auf Taubheit und das Bedürfnis nach Gleicherhaltung manifestiert. [Mein Sohn hatte all diese Kriterien erfüllt].

      Trefferts Untersuchung erkannte auch einen großen Gegensatz im Geschlechterverhältnis von autistischen Kindern und stellte fest, dass Jungen häufiger an der Krankheit litten als Mädchen, und zwar im Verhältnis 3,4 zu 1. Ebenso fand man heraus, dass Eltern autistischer Kinder „ein hohes Bildungsniveau“ hatten und „eine geringe Inzidenz psychischer Erkrankungen“ aufwiesen. Die Studie war besonders gründlich und die Autoren hatten Zugang zur gesamten psychiatrischen Infrastruktur von Wisconsin, einschließlich aller Einrichtungen, in denen sich ein Kind mit Symptomen einer psychischen Störung befand.

      Treffert war der Ansicht, „dass es aufgrund der Komplexität der neurologischen Störung, der schwierigen Differentialdiagnose und der komplizierten Dispositionsplanung sehr unwahrscheinlich war, dass innerhalb von fünf Jahren kein Fall von Kindheitsschizophrenie oder frühkindlichem Autismus in der Altersgruppe bis zu 12 Jahren in einer der oben genannten Situationen aufgetreten wäre.“ Wäre Steve Silbermans Weltanschauung richtig, hätte es in Wisconsin mehr als 18.000 Kinder mit Autismus geben müssen. Dr. Treffert und sein Team fanden lediglich etwas mehr als 60.

      45 Jahre später, im Jahr 2015, kommentierte Treffert die Autismus-Epidemie für die Wisconsin Medical Society in einem Blog-Beitrag. Während er einerseits behauptete, dass die Zunahme der Autismusfälle sich teilweise darauf zurückführen ließe, dass die Anzahl der Kriterien vergrößert wurde (siehe das dritte Argument zur Leugnung der Autismus-Epidemie auf Seite (S. 28)), machte er andererseits deutlich, dass er „überzeugt ist, dass es eine tatsächliche Zunahme der Erkrankung gibt … Und meiner Ansicht nach ist dieser Anstieg zum Teil tatsächlich auf einige Umweltfaktoren zurückzuführen (unterschiedliche Schadstoffe, die ebenfalls zu einer Zunahme weiterer angeborener Anomalien und Frühgeburten beitragen können)“.35

      Lassen Sie mich das klarstellen, denn es handelt sich um eine wirklich große Sache: Der allererste Epidemiologe, der 1970 in Wisconsin die Autismusquote in Wisconsin analysierte, meint, dass es einen tatsächlichen Anstieg dieser Quote gebe und diese Zunahme zumindest teilweise auf Umweltfaktoren zurückzuführen sei.

      Erstes Argument zur Leugnung der Autismus-Epidemie: Die Diagnose-Möglichkeiten haben sich verbessert

      Den meisten Menschen fällt es schwer, den Unterschied zwischen einer Autismusquote von 3,3 pro 10.000 und einer Quote von 277 pro 10.000 Erkrankten zu verinnerlichen. Sie wissen, dass die zweite Zahl viel größer ist, sind sich aber vielleicht nicht der praktischen Bedeutung dieses Unterschieds bewusst. Betrachten wir also ein Beispiel aus dem wahren Leben: 1987, kurz vor dem Wendepunkt der Autismus-Epidemie im Jahr 1989, wurde eine von Fachleuten begutachtete Studie mit dem Titel „A Prevalence Study of Pervasive Developmental Disorders in North Dakota“ (Eine Prävalenzstudie zu tiefgreifenden Entwicklungsstörungen in North Dakota) veröffentlicht, die zählen sollte, wie viele Kinder im gesamten Bundesstaat die Diagnose PDD (tiefgreifende Entwicklungsstörung, Anm. d. Verlags) bzw. Autismus hatten.36 Die Forscher untersuchten alle 180.000 Kinder unter 18 Jahren und stellten fest, dass die Autismusquote in North Dakota bei 3,3 pro 10.000 Kindern lag.

      Die Autoren der Studie fassten ihre Ergebnisse folgendermaßen zusammen:

      Von den 180.986 Kindern in North Dakota im Alter von 2 bis 18 Jahren erfüllten 21 die DSM-III-Kriterien [Diagnostisches und statistisches Handbuch psychischer Störungen, Anm. d. Verlags] für frühkindlichen bzw. infantilen Autismus (IA), zwei erfüllten die Kriterien für das Auftreten einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung (COPDD) im Kindesalter, und bei 36 wurde eine atypische tiefgreifende Entwicklungsstörung (APDD) diagnostiziert, weil sie die Verhaltenskriterien für COPDD vor dem 30. Lebensmonat, aber nie die Kriterien für IA erfüllten. Die Prävalenzraten wurden für IA auf 1,16 pro 10.000, für COPDD auf 0,11 pro 10.000 und für APDD auf 1,99 pro 10.000 Kinder geschätzt. Die kombinierte Rate für alle PDD betrug 3,26 pro 10.000 bei einem Verhältnis von 2,7 zu 1 zwischen Jungen und Mädchen.

      Dies war eine außerordentlich sorgfältige Studie. Die Kinder mit Autismus wurden von einem Arzt persönlich untersucht, die Daten in einer Zeitschrift veröffentlicht und von Fachkollegen begutachtet; die Daten waren replizierbar. Die Forscher fanden heraus, dass 3,3 von 10.000 Kindern an Autismus litten. Konnten sie sich geirrt haben? War die tatsächliche Zahl wirklich ganz anders? Möglicherweise. Vielleicht war die echte Rate wirklich so hoch (5 von 10.000) oder so niedrig (2 von 10.000). Aber wir sprechen hier von 3,3 von 10.000 Kindern mit Autismus oder ungefähr über 1 von 3.300.

      Wir wissen heute, dass 1 von 36 Kindern von Autismus betroffen ist, das sind 83-mal mehr Kinder als in der Studie von North Dakota aus dem Jahr 1987. Aber es ist schlimmer, wenn man es anders betrachtet: Wären es 1987 eine Million Kinder gewesen, hätten 330 an Autismus gelitten; wenn es heute eine Million Kinder sind, leiden 27.777 Kinder. Lassen Sie mich das noch einmal wiederholen: Im Jahr 1987 bedeutete die Quote der Autismusprävalenz, dass pro eine Million Kinder 330 autistisch waren. Bei der heutigen Zahl, die etwa 13-mal so hoch ist, gäbe es fast 28.000 an Autismus erkrankte Kinder.

      Wenn Sie Steve Silberman und anderen Epidemie-Leugnern glauben wollen, müssen Sie davon überzeugt sein, dass die 1987 durchgeführte Untersuchung zur Autismusprävalenz schlichweg falsch war. Die Forscher in North Dakota übersahen jede Menge Kinder und machten viel zu geringe