J.B. Handley

Die AUTISMUS-EPIDEMIE beenden


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Autismus eine gänzlich genetisch bedingte psychische Erkrankung sei, die uns in ähnlicher Häufigkeit wie heute schon immer begleitet hat. Silberman argumentiert, dass wir bis vor Kurzem Autismus nie bemerkt haben, weil betroffene Personen mit der Krankheit früher in psychiatrischen Einrichtungen untergebracht oder falsch diagnostiziert wurden.23

      Kennedy kommt zu folgendem Schluss: „Silbermans übergreifende Botschaft lautet, dass wir aufhören sollten, die umweltbedingte Ursache der Autismus-Epidemie – und mögliche Heilmittel – zu untersuchen, und einfach das Mosaik der Neurodiversität der Menschheit feiern sollten. Das ist natürlich alles dummes Zeug.“ Olmsted und Blaxill geben ihre eigene Meinung zu dem Warum kund, indem sie fragen: „Wer profitiert davon?“

      Die erste Frage, die wir uns stellen müssen, ist die unvermeidliche Frage des Eigennutzes: Cui bono? Wer profitiert von diesem unfassbaren Versäumnis, die einfache Wahrheit zuzugeben und anzusprechen? Angesichts des Ausmaßes des Autismusproblems ist es nicht verwunderlich, dass mächtige Interessengruppen nach Wegen suchen, um nicht für das Problem verantwortlich gemacht zu werden und, was noch schlimmer ist, auf irgendeine Weise – finanziell oder anderweitig – zur Rechenschaft gezogen zu werden. Wie wir im ersten Satz des Buches geschrieben haben, stehen Billionen von Dollar auf dem Spiel, darunter Milliarden von Gewinnen, Aktienkursen, Boni und Verbindlichkeiten. Die mit der Epidemie verbundenen Dollarzeichen sind so groß, dass es für die Hauptverdächtigen Milliarden wert ist, sich der Rechenschaftspflicht zu entziehen.24

      Ganz vorne im System der Verleugnung der Epidemie sitzt ein Mann: Dr. Paul Offit. Oberflächlich betrachtet gibt es keinen Grund, warum Offit eine große Meinung zu Autismus haben oder jemals von der Mainstream-Presse über Autismus zitiert werden sollte, da sein Fachgebiet … Impfstoffe sind. Paul Offit ist Professor für „Vakzinologie“ am Kinderkrankenhaus von Philadelphia und hat persönlich zig Millionen Dollar verdient, als eine seiner Erfindungen – ein Impfstoff gegen Rotaviren – in den von den USA empfohlenen Impfkalender aufgenommen wurde.25 Offit hat zwar keine formelle Ausbildung auf irgendeinem Gebiet, das mit Autismus zu tun hat, aber das hielt ihn nicht davon ab, Bücher über Autismus zu schreiben (Autism’s False Prophets: Bad Science, Risky Medicine, and the Search for a Cure, nur englischsprachig, Anm. d. Verlags), und er wird in den Medien oft zitiert, wenn es um Autismus geht. Im Jahr 2010 wählte der Age of Autism-Blog Paul Offit zum „Verleugner des Jahrzehnts“ für die Nuller Jahre.26 Hier ist ein typisches Zitat Offits über die Autismusquote:

      Es ist keine wirkliche Epidemie. Mitte der 1990er-Jahre wurde die Definition von Autismus auf das erweitert, was heute als Autismus-Spektrum-Störungen bezeichnet wird. Viele mildere Teile des Störungsbilds – Probleme mit der Sprache, soziale Interaktion – wurden in die Skala mit aufgenommen. Wir sind heute auch aufmerksamer, sodass wir diese Krankheit öfter wahrnehmen. Und es gibt einen finanziellen Anstoß, Kinder in die erweiterte Definition einzubeziehen, damit ihre Behandlung von der Versicherung übernommen wird. Zöge man die aktuellen Kriterien heran und ginge 50 Jahre zurück, würde man, so wird behauptet, ungefähr genauso viele Kinder mit Autismus sehen.27

      In der Welt von Paul Offit gibt es hier kein Problem. Die Dinge sind so, wie sie immer waren; wir verstehen sie nur besser. Und wenn es keine Epidemie gibt, gibt es auch keine Ursache in der Umwelt, denn warum einen auslösenden Sündenbock suchen, wenn etwas nicht wirklich gewachsen ist? Anders ausgedrückt: Die Autismus-Epidemie zu bestreiten bedeutet, das Leiden von Millionen von Kindern und ihrer Familien zu leugnen und auch die Erforschung der wahren Ursache abzulehnen, um die Epidemie beenden zu können. Aber was ist Offits wahre Motivation? Meiner Meinung nach ist die Autismus-Epidemie die größte Bedrohung für das Impfprogramm in seiner derzeitigen Form. Wie bereits erwähnt, wird die Gleichung von Risiko und Nutzen hinsichtlich des Impfprogramms zerstört, wenn Impfungen bei einem von 36 Kindern Autismus auslösen. Wenn andererseits Autismus schon immer präsent war, könnten Impfstoffe möglicherweise keine Rolle spielen.

      Paul Offit ist ein öffentliches Sprachrohr mit engen finanziellen Beziehungen zu insbesondere einem Unternehmen: Merck, dem größten Impfstoffhersteller der Welt. Tatsächlich ist Offit Maurice R. Hilleman, Professor für Impfstoffkunde (derselbe Maurice Hilleman, der den MMR-Impfstoff erfunden hat) an der Perelman School of Medicine der University of Pennsylvania, einem von Merck gestifteten Lehrstuhl.

      Ist es wirklich so schwer zu verstehen, warum er für die Medien der Ansprechpartner für Behauptungen ist, wenn es darum geht, Epidemien zu leugnen?

      Paul Offit ist nicht der einzige, der schöne Sprüche oder Kommentare zu Studien von sich gibt und manchmal auch Primärforschung betreibt, um Zweifel an der Zunahme der Autismusquote aufrechtzuerhalten. Dr. Peter Hotez, Dr. Eric Fombonne und Dr. Paul Shattuck sind drei weitere medienfreundliche Sprachrohre mit engen Verbindungen zur Impfstoffindustrie, die in der etablierten Presse als objektive und sachkundige Experten zu Geschichten über Autismus hofiert werden.

      Peter Hotez, der vielleicht meistzitierte „Experte“ für Impfstoffe und Autismus in den vergangenen Jahren, ist in Wirklichkeit Patentinhaber mehrerer experimenteller Impfstoffe.28 Eric Fombonne hat nicht nur eine der verblüffend schlechtesten Studien über den Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) verfasst (den ich in Kapitel 3 bespreche), sondern auch als Sachverständiger für Impfstoffhersteller gedient, indem er vor Gericht gegen die Eltern von Kindern aussagte, die durch den Impfstoff Schaden genommen haben.29 Paul Shattuck war ein Merck-Stipendiat und hat von der CDC Zuschüsse von mehr als 500.000 Dollar zur Finanzierung seiner Forschung erhalten.30 Objektive Experten? Nicht einmal annähernd. „Profitieren“ sie von der Leugnung einer Epidemie? Natürlich tun sie das, wie Blaxill und Olmsted wortgewandt erklären:

      Die Menschen, die am meisten von der Verleugnung einer Autismus-Epidemie profitieren, sind diejenigen, die die Toxine herstellen und die Expositionen inszenieren, die, wenn auch unbeabsichtigt, die Epidemie verursacht haben. Sie profitieren zuerst, unnötig zu sagen, indem sie Geld verdienen und dann, indem sie eine Schuld in Form von rechtlicher, finanzieller und möglicherweise sogar strafrechtlicher Haftung vermeiden.31

      In Geniale Störung lobt Silberman die Arbeit von Dr. Bernard Rimland, einem wegweisenden Psychologen, dessen berühmtes Buch Infantile Autism von 1964 für immer die Vorstellung zerstörte, Autismus sei emotional distanzierten Eltern geschuldet. Silbermans Entscheidung, Rimland zu vergöttern, ist angesichts seiner immensen Beiträge auf dem Gebiet des Autismus zwar völlig angemessen, aber auch paradox, wenn man bedenkt, dass Rimland auch die früheste und öffentlichste Stimme war, die eine schleichende Dynamik in der Autismusdebatte hinter-fragte, die Mitte der 1990er-Jahre zum ersten Mal auftrat: die Verleugnung der Epidemie.

      Bernard Rimland, der sowohl die Autism Society of America als auch das Autismusforschungsinstitut gründete, war in den 1980er- und 1990er-Jahren und bis zu seinem Tod im Jahr 2006 die führende Autorität zum Thema Autismus. Tatsächlich war er der Pionier der biomedizinischen Intervention, der sich viele Eltern zur Genesung ihrer Kinder bedienten. Mitte der 1990er-Jahre erkannte er eindeutige Beweise für einen massiven Anstieg der Anzahl autistischer Kinder und schrieb bereits 1995 einen Aufsatz mit dem Titel „Is there an autism epidemic?“ (Gibt es eine Autismus-Epidemie?).32 Rimlands Antwort war einfach und direkt: „Ja! Die Anzahl der autistischen Kinder hat eindeutig stark zugenommen.“ Bis zum Jahr 2000 konnte Rimland kaum mit einer ständig wachsenden Zahl autistischer Kinder Schritt halten, ebenso wenig wie mit dem anhaltenden Versuch einiger Experten, das Wasser zu trüben. In jenem Jahr veröffentlichte er einen inzwischen berühmten Essay im Journal of Nutritional & Environmental Medicine, in dem es heißt:

      Während es einige wenige Ewiggestrige gibt, die darauf insistieren, dass es keine wirkliche Autismus-Epidemie gibt, sondern nur höhere Aufmerksamkeit, ist es für alle anderen offensichtlich, dass die Zahl der Kleinkinder mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) dramatisch zugenommen hat und weiter steigt … Die Beweise waren 1995 überzeugend