Wilfried Kürschner

Grammatisches Kompendium


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      Wilfried Kürschner

      Grammatisches Kompendium

      Systematisches Verzeichnis grammatischer Grundbegriffe

      A. Francke Verlag Tübingen

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      © 2018 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

      Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

      www.francke.de[email protected]

      Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

      E-Book-Produktion: pagina GmbH, Tübingen

      ePub-ISBN 978-3-8463-4693-8

      Vorwort

      Der Charakter des vorliegenden Buches hat sich gegenüber den vorangegangenen Auflagen nicht verändert: Das Grammatische Kompendium nimmt eine Zwischenstellung zwischen terminologischem Wörterbuch und ausführlicher Grammatik des Deutschen ein. Anders als in den üblichen Terminologielexika unterliegt die Reihenfolge der hier aufgenommenen Termini nicht den Zufälligkeiten des Alphabets, sie werden vielmehr in sachlich-systematischen Feldern angeordnet, definiert und an Beispielen erläutert. Damit kann das Kompendium auch als eigenständiges kurzgefasstes grammatisches Lehrbuch benutzt werden.

      Eine sachlich und terminologisch harmonisierende Darstellung der vorliegenden Literatur ist, auch angesichts der zahlreichen neuen Publikationen zur deutschen Grammatik, nicht zu erreichen. Der Leser sollte daher darauf gefasst sein, im vorliegenden Buch eine weder terminologisch noch sachlich mit irgendeiner anderen Grammatik völlig übereinstimmende Darstellung vorzufinden. Es dominieren hier die Vorstellungen der traditionellen und der Schulgrammatik, verbunden mit Elementen aus der Valenzgrammatik. Insofern kommt das Kompendium in den Kapiteln zu Wortarten und Syntax der grammatischen Begrifflichkeit in Schullehrbüchern, in Schulgrammatiken und in dem (im Anhang abgedruckten) »Verzeichnis grundlegender grammatischer Fachausdrücke« der Kultusministerkonferenz (1982), auf das sich die Schulbücher zu stützen haben, entgegen, ohne sie in jeder Hinsicht zu teilen.

      Die vorliegende 7. Auflage des Grammatischen Kompendiums unterscheidet sich von der vorangehenden Ausgabe hauptsächlich von der äußeren Aufmachung her, inhaltlich nur in geringem Maß. Es waren einige (wenige) Versehen zu korrigieren, die immer noch stehengeblieben waren und auf die mich Studenten und Kollegen freundlicherweise aufmerksam gemacht haben. Außerdem wurden einige sachliche Zusätze und Modifikationen vorgenommen und die Literaturangaben aktualisiert.

      Zu danken ist Olga Gowin, Johanna Helfer und Sönke Rasche (Vechta) für wichtige Anregungen zu Textänderungen. Sebastian Kürschner (Eichstätt) hat die neue Fassung gründlich durchgesehen. Tillmann Bub vom Verlagslektorat hat die Erstellung der Neuauflage mit Sachverstand und Freundlichkeit begleitet.

      Vechta, im Juni 2017 Wilfried Kürschner

      

Das im Folgenden häufig verwendete, hier am Rand abgebildete Icon steht für ‘Redeweise’, ‘Redewendung’ und wird vor Angaben über Wortformen grammatischer Termini (z. B. »das Genus, des Genus, die Genera«) und vor typische Redewendungen der Grammatiker (z. B. »Dieses Verb regiert den Akkusativ«) gesetzt.

      

Angaben zur konventionellen Notation sind mit dem nebenstehenden Stift-Icon versehen.

      

Auf wichtige Hinweise im Text macht ein Icon mit einem Ausrufezeichen aufmerksam.

      1 SemiotikSemiotik: Lehre vom Zeichen

      1.1 Das sprachliche Zeichen

      Eine Sprache kann als ein System angesehen werden, in dem mithilfe von Lauten Bedeutungen zum Ausdruck gebracht werden. Das heißt, es werden ZeichenZeichen gebraucht:

      1.1/1 Sprachliche ZeichenZeichensprachlichessprachliches Zeichen

      Einheiten, in denen Laute/Lautfolgen bzw. ihre schriftlichen Entsprechungen mit BedeutungBedeutungen = InhaltInhalten verknüpft sind.

      Als Zeichen können ganze TextTexte, SätzeSatz, Teile von Sätzen bis hinunter zu WörternWort und MorphemenMorphem betrachtet werden. Die kleinsten, minimalen ZeichenZeichen sind die MorphemMorpheme (▶ Nr. 5.1/1 und Nr. 5.1/3).

      Eigenschaften des sprachlichen ZeichenZeichens:

      1.1/2 BilateralitätBilateralität = ZweiseitigkeitZweiseitigkeit

      Das Vorhandensein zweier Seiten, einer Ausdrucksseite und einer Inhaltsseite, die die konstitutiven Elemente eines Zeichens sind.

      1.1/3 AusdrucksseiteAusdrucksseite

      LautLaute/LautfolgenLautfolge bzw. deren graphische Entsprechungen (in vielen Sprachen: BuchstabeBuchstabeBuchstaben/BuchstabenfolgenBuchstabenfolge), die zum AusdruckAusdruck (Zeichen) der entsprechenden InhaltsseiteInhaltsseite dienen.

      1.1/4 InhaltsseiteInhaltsseite

      InhaltInhalte = BedeutungBedeutungen, die mit der AusdrucksseiteAusdrucksseite eines sprachlichen ZeichenZeichensprachlichessprachliches Zeichens verknüpft sind.

      Für die Termini »AusdrucksseiteAusdrucksseite« und »InhaltsseiteInhaltsseite« sind auch die in ▶ Tabelle 1 dargestellten Alternativen gebräuchlich:

AusdrucksseiteAusdrucksseite InhaltsseiteInhaltsseite
SignifiantSignifiant SignifiéSignifié
BezeichnendesBezeichnendes BezeichnetesBezeichnetes
AusdruckAusdruck (Zeichen) InhaltInhalt
FormForm BedeutungBedeutung
SignalSignal InformationInformation

       Tabelle 1: Alternative Termini für »Ausdrucksseite« – »Inhaltsseite«

      Die Termini »Bedeutung«Bedeutung und »Inhalt«Inhalt werden im Folgenden gleichbedeutend verwendet, mit »Zeichen« ist stets ‘sprachliches Zeichen’Zeichensprachliches gemeint.

      1.1/5 ArbitraritätArbitrarität = BeliebigkeitBeliebigkeit

      WillkürlichkeitWillkürlichkeit der Zuordnung von Inhalts- und AusdrucksseiteAusdrucksseite im ZeichenZeichen.

      Beispiel:

      Der stets gleiche InhaltInhalt ‘4’ ist im Deutschen mit dem AusdruckAusdruck (Zeichen) [fi<Œ] bzw. <vier>, im Englischen mit dem AusdruckAusdruck (Zeichen) [f<] bzw. <four>, im Französischen mit [katü] bzw. <quatre> und in anderen Sprachen mit nochmals anderen AusdrucksseiteAusdrucksseiten verknüpft (zwischen einfachen = halben AnführungszeichenAnführungszeichenhalbes-Anführungszeicheneinfaches-Anführungszeichen wird die Bedeutung, zwischen eckigen Klammerneckige KlammerKlammereckige die AusdrucksseiteAusdrucksseite in der LautungLautung, zwischen spitzen Klammernspitze KlammerKlammerspitzespitze Klammer die AusdrucksseiteAusdrucksseite in der SchreibungSchreibung wiedergegeben – ▶ Nr. 2.2/2, Nr. 3.2/7 und Nr. 4.1/3). Dies zeigt, dass die Zuordnung der beiden Zeichenseiten zueinander zwar konventionellkonventionell-einzelsprachlich festliegt, nicht aber »naturnotwendig«, sondern