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Glaube


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Wolter 2014, 249f.), dann erkennt man die Treue Jesu gegenüber Gott, den Gehorsam Jesu im Weg zum Kreuz oder eben den Glauben Jesu Christi. In Gal 2,16a wäre dieser Glaube/diese Treue Jesu angesprochen, in Gal 2,16b die Glaubensantwort des Menschen. Liest man aber mit der Mehrzahl der deutschen Exegeten einen Genitivus obiectivus (Konradt 2014), dann wäre Jesus Christus Objekt des menschlichen Glaubens.

      Beide Lesarten können verschiedene Argumente für sich in Anspruch nehmen und haben je in sich eine gewisse Plausibilität. Neuere Arbeiten versuchen, aus einer rein an grammatikalischen Aspekten orientierten Auslegung herauszukommen, indem sie Einsichten beider Auslegungstypen verknüpfen (Hooker 2000: 951f.; Schließer 2011: 98f.; Schnelle 2014: 281f.). Für Wolter ist eine Aussage über den Christusglauben (Genitivus subiectivus) nie eine Aussage an sich, sondern eine Annahme des Glaubens: »Mit πίστις Ἰησοῦ Χριστοῦ meint Paulus also den Glauben, der im Christusgeschehen das Handeln Gottes zum Heil der Menschen erkennt« (Wolter 2014: 250). Schumacher votiert nicht aus grammatischen, sondern aus Sachgründen wiederum für einen Genitivus subiectivus, bezieht die πίστις (»Glaube«) Jesu aber nicht auf Gott, sondern auf die Zuwendung zu den Menschen, deren Antwort wiederum in πιστεύειν (»glauben«) besteht (2012: 463). Seine Auslegung argumentiert wesentlich von einer vor allem durch Papyrus 46, den Majuskeln B D* F G (b) und MVict vertretenen Textvariante in Gal 2,20 her, in der πίστις für ein Verhalten Gottes und Christi gegenüber den Menschen steht (2012: 392f.).

      6. Pastoralbriefe

      Im Bereich der deuteropaulinischen Briefe belegen die Pastoralbriefe ein reflektiertes Glaubensverständnis, in dem sowohl ein Abstand zu Paulus als auch eine Anpassung an eine veränderte kirchliche Lebenswirklichkeit auffallen (umfassend und in sehr differenzierter Beschreibung: Mutschler 2010). Der häufige Gebrauch des Substantivs πίστις (»Glaube«) dominiert eindeutig (33 Belege) gegenüber dem Adjektiv (17 Belege) und wenigen Verwendungen des Verbs (6 Belege). In den Pastoralbriefen schlägt sich der Übergang von dem |54|existentiellen Vollzug des Glaubens zu einem Verständnis von πίστις nieder, für das ein klar beschreibbarer Glaubensgegenstand im Gegenüber zu davon abweichender Lehre kennzeichnend ist. Daher treten der Begriff der διδασκαλία (»Lehre«) und der Begriff πίστις an etlichen Stellen nebeneinander und interpretieren sich gegenseitig (1Tim 4,6; 2Tim 1,13; 3,10), wie überhaupt der Aspekt der rechten und gesunden Lehre in den Pastoralbriefen auf verschiedenen Ebenen wichtig wird (διδακτικός/»gelehrt«, διδασκαλία/»Lehre«, διδάσκειν/ »lehren«, διδαχή/»Lehre«).

      Diese Konzentration auf einen lehrmäßig erfassten Glaubensinhalt erklärt sich teilweise durch den Gegensatz zu einer von der Sicht des Briefschreibers abweichenden Position, der sich bereits einige aus seiner Gemeinde angeschlossen haben (1Tim 1,6). Die Gegenposition, in der Literatur oft als Irrlehre angesprochen, vertritt nach seiner Sicht solche Einstellungen, die ›dem Ratschluss Gottes und dem Glauben‹ nicht dienen (1Tim 1,4). Dem stellt der Verfasser einleitend als Ziel oder Summe der Unterweisung die Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungeheucheltem Glauben gegenüber (1Tim 1,6). Im Fortgang der drei Briefe wird der Glaube oftmals explizit oder implizit aus seinem Gegensatz zur Irrlehre begriffen (1Tim 1,2.4.19; 2,7; 3,9.13; 4,1.6.16; 5,8; 6,10.12.21; 2 Tim 2,18; 3,8; 4,7; Tit 1,1.4.13; 2,2.10). Die inhaltliche Füllung des rechten Glaubens wird neben theologischen und christologischen Aussagen ganz wesentlich mit solchen Attributen vorgenommen, die eher aus dem Bereich der Tugendethik stammen: Liebe (1Tim 1,14; 2,15; 4,12; 6,11; 2Tim 1,13; 2,22; 3,10f.; Tit 2,2), gutes Gewissen (1Tim 1,5.19; 3,9), Besonnenheit (1Tim 2,9.15), Heiligung (1Tim 2,15), Reinheit (1Tim 4,12), Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Geduld, Sanftmut (1Tim 6,11). Wenn solcher Glaube vorhanden ist, dann schlägt sich dies in dem (guten) Gewissen als Bewusstsein der Übereinstimmung mit der Lehre nieder (1Tim 1,5.15.19; 3,9; 4,2). Es gehört zur Erfahrung des Verfassers, dass Abfall vom Glauben, so wie er ihn versteht, stattgefunden hat (1Tim 1,5f.; 4,1; 6,21), gerade in der Begegnung mit von seiner eigenen Position abweichenden Lehrern (1Tim 1,19; 2 Tim 2,18; 3,8; Tit 1,13).

      Der Glaube, gefasst in der Gestalt einer Lehre, soll innerhalb der Gemeinde von verlässlichen Personen weitergegeben werden. Dies betrifft zunächst die Apostelschüler Timotheus und Titus. »Wenn du die Brüder dies lehrst, so wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein, erzogen in den Worten des Glaubens und der guten Lehre« (1Tim 4,6; außerdem 2Tim 3,10). Daneben tritt die Familie als |55|generationenübergreifender Ort der Glaubensweitergabe in Blick (2Tim 1,5). Dies ist umso bedeutsamer, als die Pastoralbriefe das Haus und die Hausgemeinschaft als den Ort begreifen, in dem christliches Leben Gestalt findet (1Tim 3,4.5.12.15; 5,4.8.14.16; 6,1f.; 2Tim 4,19).

      7. Johannesevangelium

      Das Johannesevangelium meidet den Gebrauch des Substantivs πίστις (»Glaube«), bietet aber 98 Belege für das Verb πιστεύειν (»glauben«), zumeist in der Kombination mit der Präposition εἰς (»auf/an«), also bezogen auf eine Person oder einen Gegenstand. Eine Erklärung für diesen Sachverhalt ist nicht sicher zu finden. Das Substantiv war im christlichen Sprachgebrauch fest verankert und es war dem Verfasser des Johannesevangeliums auch durch diejenigen der synoptischen Evangelien, die er kannte, vertraut. Ähnlich stellt sich der Befund im 1. Johannesbrief dar, hier stehen acht Verwendungen des Verbs immerhin einem einzigen Gebrauch des Substantivs gegenüber.

      Das Johannesevangelium wurde ausweislich seines Schlusssatzes deshalb geschrieben, »damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen« (20,31). Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Evangelist einen Teil, aber nicht alle ihm bekannten Wundertaten Jesu in seinem Evangelium aufgeschrieben (20,30). Durch die Offenbarung der Herrlichkeit Jesu in den Wundern entsteht Glaube an ihn (1,50; 2,11.23; 4,39.53; 7,31; 10,38.42; 11,45.48; 12,11.37; 14,11; 20,30f.). Nur selten wird die Reihenfolge umgedreht, so dass der Glaube, wie in synoptischen Heilungsgeschichten, dem Wunder vorausgeht (4,50; 11,40). An dieser Zuordnung von Offenbarung der Herrlichkeit des Gesandten im Wunder und dem darauf bezogenen Glauben hat es, etwa durch Bultmann (1968: 425), insofern Kritik gegeben, als der Glaube nach seiner Sicht wesentlich auf die Botschaft und nicht auf ein äußerliches Zeichen (Wunder) bezogen sein darf. Man muss dagegen jedoch einwenden, dass das Johannesevangelium hier anders votiert. Der Glaube wird nicht durch ein Mirakel, ein Wunder an sich erweckt, sondern der Glaube erkennt den im Wunder sich offenbarenden Gottessohn (Hahn 2011: 467; 1985a; 1972).

      Die dann im Evangelium häufig belegte Kombination πιστεύειν mit Dativ μοι (»mir«) (4,21; 8,45) und vor allem von πιστεύειν mit der Präposition εἰς deutet auf einen personalen Bezug des Glaubens, und |56|zwar an den Namen Jesu (1,12; 3,18), an Jesus (Christus) (12,11), an ihn (2,11; 3,16), an den Sohn (3,36), an mich (3,35.38) oder auch an Gott und mich (14,1). Auch begegnet mehrfach die Rede vom Glauben an den, der mich (Jesus) gesandt hat (5,24.38; 6,29; 11,42; 12,44; 17,8). Dieser Glaube an Jesus bezieht sich auch auf sein Wort (4,41.50; 5,24) oder auf die Schrift, die von Jesus Zeugnis ablegt (5,46f.). Auf der Ebene der nachösterlichen Gemeinde ist der Glaube an das im Johannesevangelium präsente Wort Jesu schlechthin der Zugang zu seiner Person, es ist die Gestalt des Glaubens. Diese Worte Jesu, denen Glauben geschenkt wird, beinhalten Zusagen und Heilsgaben, wie vor allem an den sog. Ich-bin-Worten deutlich wird (6,35.41.48.51; 8,12; 10,7.9.11.14; 11,25; 14,6; 15,1.5).

      Ein wesentlicher Aspekt des Glaubensverständnisses ist die Relation von Glaube und Erkennen (γινώσκειν/»erkennen«). »Im Erkennen erschließen sich die Dimensionen des Glaubens an Gott und Jesus Christus« (Hahn 2011: 466). Der Glaubende erkennt die Wahrheit und gewinnt Freiheit (8,32). Zunächst ist die gegenseitige Erkenntnis für Gott den Vater und Jesus den Sohn ausgesagt (10,15), dann aber auch für Jesus und die zu ihm Gehörenden (10,14). Diese Erkenntnis eröffnet die Einsicht für Gott (17,3; 1Joh 2,13; 4,6f.), in die Offenbarung Jesu (6,69; 10,14; 1Joh 4,16) und in die Wirksamkeit des Parakleten (14,17.20). Wer nicht im Glauben steht, hat nicht erkannt und erkennt auch gegenwärtig nicht (1,10; 16,3; 17,25).

      Wenn nicht von der Erkenntnis gesprochen wird, die der Glaube gewinnt, dann greift Johannes mittels des breit ausgearbeiteten Wortfeldes