in die judäische Politik ein. Eine jüdische Partei, die hellenistische Reformen in Jerusalem vorantreibt, wird von ihm unterstützt. Er setzt den amtierenden Hohepriester Onias III. ab und ernennt zunächst Jason (174–171?), dann Menelaos (171–162) und schließlich Alkimos (162–159), drei stärker hellenisierende Hohepriester. Die beiden letzteren gehörten nicht einmal zur einzig legitimen Priesterfamilie, den Zadokiten. Auch der Wille, den weiter bestehenden ptolemäischen Einfluss zu begrenzen, wird eine Rolle gespielt haben. Als im Frühjahr 168 Antiochos bei seinem Vorhaben, Ägypten zu erobern, scheitert, versuchen der inzwischen abgesetzte Jason und eine unbenannte andere jüdische Gruppe simultan, die Macht in Jerusalem an sich zu reißen (Tcherikover; D. Schwartz, 254f zu 2. Makk 5,7). Auf seinem Rückzug aus Ägypten durchquert Antiochos Judäa, läßt den Aufstand blutig niederschlagen und raubt den Tempelschatz (2. Makk. 5,11–23; Josephus, Ant. Iud. 12,246f). Das Land kommt nicht zur Ruhe, und ein Jahr später verbietet Antiochos sogar die Ausübung des jüdischen Kultus (Schabbat und Beschneidung) und entweiht den Jerusalemer Tempel (1. Makk. 1,41–67; 2. Makk. 6,1–9; Diodoros 34–35,1.3–4, etc.). Da flammt der Aufstand erst richtig auf.
Der Anführer des Aufstandes, Judas „Makkabäus“Judas „Makkabäus“ aus der Priesterfamilie Jehojariv (1.Chr. 24,7) schafft es, sich gegen die seleukidischen Truppen zu behaupten, erobert nach drei Jahren Jerusalem (mit Ausnahme der Stadtfestung Akra), reinigt den Tempel und weiht ihn am 25. Kislev 164 v. Chr. wieder ein. Dieses Ereignis wird von Juden heute noch am Chanukkafest gefeiert. Spätere seleukidische Versuche, wieder Herr der Situation in Judäa zu werden, scheitern immer wieder am hartnäckigen Widerstand judäischer Gruppen unter und um Judas, aber auch an innersyrischen Machtkämpfen zwischen zwei Familienteilen, deren jeweilige Vertreter die Herrschaft beanspruchen.
Als Judas 160 v. Chr. in einer Schlacht fällt, folgt ihm sein Bruder JonathanJonathan. Er schafft es, sich so mit den seleukidischen Herrschern und ihren jeweiligen Gegenherrschern zu arrangieren, dass sie ihn 152 v. Chr. zum Hohepriester, später auch zum General und Gouverneur (2. Makk 10) ernennen. Es ist nicht klar, ob es in den sieben Jahren zwischen dem Tod des Alkimos und Jonathans Ernennung (159–152) („intersacerdotium“„intersacerdotium“) (Ant. Iud. 20,237) einen Hohepriester gab. Nach einer Theorie soll der in einigen Qumrantexten als Gründerfigur genannte „Lehrer der Gerechtigkeit“ in diesen Jahren das Hohepriesteramt ausgeübt haben, bis er von Jonathan zur Seite gedrängt wurde (Stegemann). Diese Theorie hat nach der Veröffentlichung von 4QMMT ein wenig an Unterstützung verloren. |68|4QMMT, das von vielen als Dokument aus der Anfangszeit angesehen wird, scheint positive Beziehungen zwischen Jachad und den Jerusalemer Machthabern vorauszusetzen und erwähnt halakhische Probleme, nicht dynastische Streitigkeiten als Hauptpunkte der Auseinandersetzung (s.u. S. 390f). Für Jonathans Regierungszeit erwähnt Josephus das erste Mal die Parteien der Pharisäer, Sadduzäer und Essener (Ant. Iud. 13,171–173). Erstere werden als so einflussreich beschrieben, dass sie schon früher entstanden sein müssen.
Als Jonathan im Jahre 143 v. Chr. durch Hinterlist gefangen genommen und umgebracht wird (2. Makk 12–13), wird sein älterer Bruder SimonSimon der nächste Hohepriester und Anführer (Ant. Iud. 13,201). Auch dieser schlägt aus den Dynastiestreitigkeiten in Syrien Kapital, indem es ihm gelingt, nicht nur sein Hohepriesteramt vom Seleukiden Demetrios bestätigt zu bekommen, sondern auch Judäa von der Steuerpflicht zu lösen, eigenes Münzrecht zu erhalten und die Akra in Jerusalem zu erobern, so dass Judäa quasi unabhängig wird (1. Makk. 13–15). Simon ist der wahre Begründer der hasmonäischen Dynastie.
134 v. Chr. wird Simon bei einem Bankett durch seinen Schwiegersohn Ptolemäos hinterlistig getötet. Ihm folgt sein Sohn Johannes Hyrkanos I.Johannes Hyrkanos I. (hebr. jochanan horqanos), der Judäa 30 Jahre lang als Hohepriester beherrschen sollte. Er nutzt die innersyrischen Fehden, um gegen Ende seiner Herrschaft sein Reich durch Kriege nach Norden (Samaria und Skythopolis = Bet Shean), Osten (Madaba) und Süden (Idumäa) zu erweitern. Die unbeschnittenen Bewohner werden zwangsjudaisiert (Ant. Iud. 13,255–258). Im Laufe seiner Herrschaft ist Johannes Hyrkanos I. erst mit den Pharisäern, dann mit den Sadduzäern alliiert. Anlass für diesen Umschwung soll angeblich gewesen sein, dass ein Pharisäer ihn aufforderte, vom Hohepriesteramt zurückzutreten. Das Hohepriesteramt sei mit politischer Herrschaft unvereinbar und seine Mutter sei Kriegsgefangene gewesen (Ant. Iud. 13,288–298; mMSh 5,15; vgl. bQid 66a).
Johannes Hyrkanos’ Sohn Aristobulos I.Aristobulos I. (104–103 v. Chr.), der erste Hasmonäer, der sich König nennt, erobert Galiläa und Gebiete der Ituräer im Libanon, stirbt aber schon nach sehr kurzer Zeit an einer schmerzhaften Krankheit. Sein Sohn Alexander JannaiAlexander Jannai (hebr. Name Jonathan; 103–76 v. Chr.) herrscht danach für 27 Jahre als König und Hohepriester. Auch Jannai erweitert das Territorium durch Eroberungszüge gegen freie Städte im Kernland (z.B. Ptolemais = Akko; Gaza), im Ostjordanland und im Golan (Gadara, Pella, Gerasa) und macht die Moabiter und Gileaditer im Ostjordanland tributpflichtig. Im Jahre 88 kreuzigte er 800 Pharisäer |69|(Ant. Iud. 13,380). Übertriebener Alkoholgenuss scheint zu seinem Tod beigetragen zu haben.
Nun wird seine Frau Salome AlexandraSalome Alexandra (hebr. Schlomzion Hamalka, 76–67 v. Chr.) Königin. Sie lässt einen Sohn Johannes Hyrkanos (II) zum Hohepriester ernennen und alliiert sich wieder mit den Pharisäern. Währenddessen wird das seleukidische Syrien erst von den aufstrebenden Armeniern, dann von Rom erobert und als unabhängiger Machtfaktor völlig ausgeschaltet. So hat das hasmonäische Reich eine relativ ruhige Blütephase.
Nach Salomes Tod beenden Erbfolgestreitigkeiten zwischen ihren beiden Söhnen, dem Hohepriester Johannes Hyrkanos II. und Aristobulos II.Johannes Hyrkanos II. und Aristobulos II., die Erfolgsgeschichte der hasmonäischen Dynastie. Profiteure sind dritte: die aufstrebende Familie des idumäischen Gouverneurs Antipater, dem Vater von Herodes dem Großen, und die Römer unter ihrem Feldherrn PompejusPompejus (106–48 v. Chr.), die mit wechselnden Allianzen die beiden Brüder immer weiter schwächen, bis Pompejus im Jahre 63 v. Chr.63 v. Chr. nach Syrien auch das hasmonäische Königreich und Jerusalem fast kampflos erobert. Einzige Ausnahme ist der Tempelberg, der erst nach dreimonatiger Belagerung genommen wird; gefolgt von Pompejus’ legendärer Besichtigung des sonst nur dem Hohepriester am Jom Kippur reservierten Allerheiligsten. Die großen reichen hellenistischen Städte werden direkt dem Gouverneur von Syrien unterstellt. Hyrkanos II. erhält als römischer Vasall nur das Hohepriesteramt zurück. Die kurze Zeit der judäischen Unabhängigkeit, nicht einmal ein Jahrhundert, ist vorbei.
Unruhen und Bruderkriege innerhalb der hasmonäischen Familie gehen noch etwas weiter. 54 v. Chr. plündert Crassus, der Prokonsul für Syrien, den Jerusalemer Tempelschatz. 53–51 v. Chr. wird ein Aufstand unter einem gewissen Pitholaus niedergeschlagen. Dann erobern die PartherParther, die seit dem Zusammenbruch der Seleukiden das große mit Rom rivalisierende Reich im heutigen Irak-Iran beherrschen, im Jahre 40 v. Chr. für eine kurze Zeit Syrien, Judäa und das Küstenland. Mit ihnen verbündet sich Antigonos, der Sohn von Aristobulos II. Er lässt Hyrkanos gefangen nehmen und ihm die Ohren abschneiden, um ihn für das Hohepriesteramt untauglich zu machen. Die Parther ernennen Antigonos (hebr. Matitjahu) zum König und Hohepriester, während in der gleichen Zeit Herodes, der Sohn eines idumäischen Administrators in Judäa, im Senat zum (Gegen-)König ausgerufen wird.
Mit römischer Hilfe schafft es Herodes 37 v. Chr.37 v. Chr., Antigonos zu bezwingen und umzubringen. Die herodianische Periode beginnt. HerodesHerodes (ca. 74 – 4 v. Chr.4 v. Chr.) herrscht mit Unterstützung der Römer und dank einer gnadenlosen Ausmerzung potentieller Konkurrenten |70|innerhalb seiner Familie über 30 Jahre lang. Es gelingt ihm, mit Rom bei allen Machtwechseln alliiert zu bleiben. Relativ zu Beginn seiner Regierung findet 31 v. Chr. ein Erdbeben statt, das auch in Qumran wichtige Spuren hinterlässt. Seine Regierungszeit zeichnet sich durch eine ausgiebige Baupolitik aus. Nicht nur der Jerusalemer Tempel, sondern viele Festungen (Herodium, Hyrkania, Masada) und ganze Städte werden stark ausgebaut, neubefestigt (Jerusalem, Samaria) oder überhaupt erst gegründet (Cäsarea Maritima). Einerseits schafft er es im Gegensatz zu Alexander Jannai, selbst bei so schwierigen halakhischen Angelegenheiten wie dem Tempelumbau und trotz seiner wegen der idumäisch-nabatäischen Ahnen umstrittenen jüdischen Identität, direkten Konfrontationen mit jüdischen Religionsparteien aus dem Weg zu gehen. Andererseits ist er ein starker Verfechter römischer und hellenistischer Kultur und Politik.