Daniel Stökl Ben Ezra

Qumran


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des Jubiläenbuchs. Anders als alle anderen zweisprachigen Ausgaben enthält diese Ausgabe auch die Bibelhandschriften, die im Vergleich zum Masoretischen Text besonders unterschiedlich sind. Die Textedition gleicht meistens der Dead Sea Scrolls Electronic Library (DSSEL). Praktisch sind die kurzen Einleitungen und Anmerkungen.

      Für die sprachliche Auseinandersetzung mit den Qumrantexten gibt es inzwischen einige Hilfsmittel. Bis zur Veröffentlichung des großen Göttinger QumranwörterbuchQumranwörterbuchs gibt es das achtbändige von David Clines herausgegebene Dictionary of Classical HebrewDictionary of Classical Hebrew (in der Accordance Datenbank auch als elektronisches Modul) und das Bonner Theologisches Wörterbuch zu den QumrantextenTheologische Wörterbuch zu den Qumrantexten, herausgegeben von Heinz-Josef Fabry und Ulrich Dahmen, das für Worte ab einer gewissen Häufigkeit hilfreiche ausführliche Analysen enthält (bislang sind zwei Bände bis einschließlich Samekh erschienen). Die Zielrichtung ist eine andere als diejenige eines rein philologischen Lexikons. Für die hebräische Grammatik ist weiterhin Elisha Qimrons The Hebrew of the Dead Sea Scrolls das maßgebliche Werk. Für das Qumran-Aramäische gibt es auf Englisch die ausführliche Grammatik von Takamitsu Muraoka, auf Deutsch das bahnbrechende zweibändige Werk von Klaus Beyer mit allen aramäischen Texten, Grammatik und Wörterbuch sowie auf Französisch die Grammatik von Ursula Schattner-Rieser.

      Zuletzt sind vier NachschlagewerkeNachschlagewerke für die Qumranforschung besonders zu erwähnen, da sie zu den meisten Themen kurz die zentralen Informationen und den jeweiligen Forschungsstand zusammenfassen:

      Brooke, George/Hempel, Charlotte (Hgg.), T&T Clark Companion to the Dead Sea Scrolls, Sheffield, voraussichtlich 2016.

      Collins, John/Harlow, Daniel (Hgg.), Eerdmans Dictionary of Early Judaism, Grand Rapids 2010.

      Lim, Timothy/Collins, John (Hgg.), Oxford Handbook of the Dead Sea Scrolls, Oxford 2010.

      Schiffman, Lawrence/VanderKam, James (Hgg.), Encyclopedia of the Dead Sea Scrolls, Oxford 2000.

      |65|4 Kurze Geschichte Judäas in hellenistisch-römischer Zeit

      Baumgarten, Albert, The Flourishing of Jewish Sects in the Maccabean Era, Leiden 1997.

      Bloch, René, Jüdischer Hellenismus, Tübingen voraussichtlich 2017.

      Cohen, Shaye, Judaism from the Maccabees to the Mishnah, Philadelphia ²2006.

      Davies, William D./Finkelstein, Louis, The Cambridge History of Judaism. Vol. 2: The Hellenistic Age, Cambridge 1984.

      Eshel, Hanan, The Dead Sea Scrolls and the Hasmonean State, Grand Rapids 2008.

      Grabbe, Lester, A History of Jews and Judaism in the Second Temple Period. Volume 2: The Coming of the Greeks. The Early Hellenistic Period (335–175 BCE), London 2008.

      Grabbe, Lester, Judaism from Cyrus to Hadrian, 2 Bde, 1992.

      Hengel, Martin, Judentum und Hellenismus, Tübingen ³1988.

      Horbury, William/Davies, William D./Sturdy, John (Hgg.), The Cambridge History of Judaism. Vol. 3: The Early Roman Period, Cambridge 1999.

      Regev, Eyal, The Hasmoneans. Ideology, Archaeology, Identity. Göttingen 2013.

      Sartre, Maurice, D’Alexandre à Zénobie: Histoire du Levant antique, IVè siècle av. J.-C.–IIIè siècle ap. J.-C., Paris 2001.

      Schwartz, Daniel, 2 Maccabees, Berlin 2008.

      Schwartz, Daniel, Judeans, Jews, and their neighbors. Jewish identity in the Second Temple Period. In: Albertz, Rainer/Wöhrle, Jakob (Hgg.), Between Cooperation and Hostility, Göttingen 2013, 13–31.

      Schwartz, Seth, Imperialism and Jewish Society. 200 B.C.E. to 640 C. E., Princeton 2001.

      Stegemann, Hartmut, Die Entstehung der Qumrangemeinde, Bonn 1971.

      Tcherikover, Victor, Hellenistic Civilization and the Jews, New York 1959.

      VanderKam, James, From Joshua to Caiaphas. High Priests after the Exile, Minneapolis 2004.

      Vermes, Géza/Millar, Fergus/ Goodman, Martin (Hgg.), E. Schürer, The History of the Jewish People in the Age of Jesus Christ (175 B.C.–A.D. 135), new English edition, Edinburgh 1973–1987.

      Im folgenden kurzen Abriss der Geschichte Judäas vom dritten Jahrhundert vor bis zum zweiten Jahrhundert nach Christus werden wir uns auf Personen und Ereignisse konzentrieren, deren mögliche Erwähnung in den Qumranrollen in der Forschung diskutiert wird (s.u. Geschichte). Auch wenn einige der biblischen und die ältesten nicht-biblischen Qumrantexte (nicht -rollen!) noch aus der Zeit des Ersten Tempels, aus dem Exil oder aus der Perserzeit stammen, beginnt doch die für die Qumranrollen relevante Periode erst mit |66|der hellenistischen Epoche. Die Eroberung des persischen Imperiums durch Alexander der GroßeAlexander den Großen bringt nicht nur eine politische, sondern auch eine kulturelle Revolution mit sich. Zwar lässt sich schon vorher griechischer Einfluss festmachen (z.B. im Handel), doch führt erst die Gründung griechisch-sprachiger Stadtkolonien, welche unter griechischem Bürgerrecht organisiert sind, und die Ansiedlung griechisch-sprachiger Familien im vorher primär aramäisch- und hebräisch-sprachigen Judäa, Samaria, Galiläa, Ägypten, Transjordanien und Syrien zu fundamentalen Umwälzungen.

      Alexanders Großreich zerfällt mit seinem Tode 323 v. Chr. und wird unter seinen Generälen, den Diadochen, aufgeteilt, die zwar mit griechischer Kultur und Siedlungspolitik fortfahren, aber auch sogleich damit beginnen, um Pfründen und ihre Vormachtstellung zu kämpfen. Judäa liegt als Pufferstaat zwischen zwei Großmächten, dem ptolemäischen Ägypten und dem seleukidischen Syrien. Zunächst gerät Judäa unter die Herrschaft der in Ägypten regierenden (griechischen) Dynastie der PtolemäerPtolemäer. Die Verbindungen von Judäa und Ägypten sind noch enger als zuvor. Die Stadt Alexandrien wird schließlich zur größten Stadt des Mittelmeerraums und hat bald mehr jüdische Einwohner als die bevölkerungsreichsten Städte Judäas. Anfang des dritten Jahrhunderts wird hier damit begonnen, die Tora aus dem Hebräischen ins Griechische zu übersetzen (s.u. S. 177), in den darauffolgenden Jahrhunderten auch die anderen Bücher. Als einzige umfangreiche historische Quelle für Juden und Judäer dieser Zeit gilt Josephus. Da Josephus jedoch wesentlich weniger über das dritte Jahrhundert berichtet als über das zweite, sind unsere Kenntnisse über die ptolemäische Zeit sehr lückenhaft. Man sollte sich also nicht von der Quellenlage irreführen lassen – es ist durchaus möglich, dass im dritten Jahrhundert v. Chr. ebenso bedeutende Ereignisse für die jüdische Geschichte geschehen sind wie im zweiten. Festhalten lässt sich, dass in Judäa der Hohepriester weiterhin der wichtigste Würdenträger ist.

      Immer wieder befehden sich die Ptolemäer mit den in Antiochien über Syrien herrschenden griechisch-sprachigen SeleukidenSeleukiden um das Grenzgebiet Judäa. In der Schlacht von Panium 200 v. Chr. gelingt es dem seleukidischen König Antiochos III. dem Großen (241–187 v. Chr.) endgültig, Judäa, Samaria und Galiläa zu erobern. Die Eliten in Jerusalem müssen ihre Allianzen umbauen und sich nach Norden statt nach Süden orientieren. In seiner Regierungszeit beginnen die Römer sich für den Orient zunächst diplomatisch, dann auch militärisch zu interessieren und schließlich neben den seit Urzeiten die Geschicke der Pufferzone Kanaan bestimmenden Reichen Mesopotamien, Ägypten und Syrien als