joins“. Die Fotos aus der Zwischenzeit zeigen, inwiefern die Editoren ein Fragment konstant einer Fragmentemgruppe zugeordnet haben oder inwiefern sie eventuell stark zwischen mehreren Fragmentengruppen geschwankt haben. Wenn man sich intensiv mit einem Text auseinandersetzt, können derartig zwischen verschiedenen Plates oszillierende Fragmente ein hilfreiches Warnsignal sein, ihre angebliche Zugehörigkeit zur „Rolle“ besonders genau nachzuprüfen.
Zu ihrer eindeutigen Identifizierung tragen auch die Fotos ein Sigel. PAM 41.696PAM 41.696 ist ein typisches Beispiel. PAM zeigt an, dass das Foto aus der Zeit des Skriptoriums im Palestine Archaeological Museum (PAM) stammt. Die ersten beiden Ziffern geben die Fotoserie (zwischen 40 und 44) an. Die drei letzten Ziffern sind die Nummer des Fotos in dieser Serie. Tovs Revised Lists listet für jede Rolle viele Fotos auf. Die Fotos sind von Tov in einer Mikrofichesammlung und von Alexander und Lim in Brills Dead Sea Scrolls-Datenbank von 1997 in der Form elektronisch bearbeiteter Scans veröffentlicht worden. Brills neuere Datenbank von 2006 enthält meist nur das letzte Foto für ein Fragment und dies nur für die nicht-biblischen Texte. Die Accordance-Datenbanken für die biblischen und die nicht-biblischen Texte enthalten ebenfalls nur ein Foto pro Fragment. Auch die Effekte der Bildbearbeitung vor der Digitalisierung sollte man beachten. Die Unterschiede der Scans von 1997, 2006 und 2013 sind erheblich. In jüngster Zeit sind die |60|meisten Fotos in hochauflösenden Scans über das Leon-Levy Digital ArchiveLeon-Levy Digital Archive der Israel Antiquities Authority gratis zugänglich gemacht worden http://www.deadseascrolls.org.il/.
Heute geht man über zur multispektrale Digitalfotografiemultispektralen Digitalfotografie, die mehrere Belichtungen mit Strahlenquellen von unterschiedlichen ausgewählten Wellenlängen übereinanderlegen kann, von ultraviolett über sichtbares Licht zu Infrarot und sogar Röntgenstrahlung. Elektronische Bildformate ermöglichen dann das Ausblenden und das Übereinanderlegen verschiedener Bilder, so dass der Nutzer auswählen kann, welches Bild ihm die für den jeweiligen Moment beste Information bietet.
Eine große Schwierigkeit ist, dass die Fotos zweidimensionale Darstellungen dreidimensionaler Objekte sind. Wenige Fragmente liegen völlig plan. Die Ausleuchtung war in den fünfziger Jahren lange nicht so professionell wie heute, so dass Fragmentränder und -erhebungen Schatten bilden. Besonders Bruce Zuckerman hat sich als Fotospezialist für antike Inschriften und Fragmente einen Namen gemacht. Vielversprechend ist die RTI-Technik (Reflectance Transformation ImagingReflectance Transformation Imaging), die es dem Benutzer ermöglicht, auf dem Computer das Bild mit unterschiedlichen Belichtungsrichtungen interaktiv zu modifizieren und auch der Dreidimensionalität nahe zu kommen.
Revolutionäre Einsichten für die Rekonstruktion von Qumranrollen und für die Geschichte ihrer antiken Besitzer verdanken wir materialwissenschaftlichen Forschungen der letzten Jahre, die an die Fernsehserie CSI erinnern (Rabin). Eine ihrer Methoden ist die Röntgenfluoreszenzspektroskopie XRFRöntgenfluoreszenzspektroskopie (XRF = X-Ray Fluorescence), dazu Raman und PIXE. All diese Analyseformen informieren uns über die chemische Zusammensetzung eines Objektes an einer bestimmten Stelle.
Ein Team um Ira Rabin und Oliver Hahn hat mit XRF die Tusche einiger Qumranfragmente, darunter auch der Hymnenrolle (1QHa), untersucht. Die Analyse ergibt, dass diese Tusche (nicht aber das Pergament) im Verhältnis zu Chlor einen außergewöhnlich hohen Bromanteil enthält. Zur Erinnerung: Tusche wird direkt vor ihrer Benutzung hergestellt, indem man von einem Tuscheblock etwas abkratzt und die Körnchen mit Wasser vermischt (s.o. S. 34). Derartige Brom-zu-Chlor-Konzentrationen finden sich aber nur im Wasser um das Tote Meer. Die Tusche für diese Rolle wurde also mit Wasser aus der Gegend Qumrans (oder eines anderen Ortes in der Region um das Tote Meer) angerührt. Zumindest diese Rolle ist also am Toten Meer geschrieben worden, höchstwahrscheinlich in Qumran.
|61|3.5 Editionen und Hilfsmittel
Die meisten Qumrantexte sind in der 40-bändigen Oxforder Serie Discoveries in the Judean Desert (DJD)Discoveries in the Judean Desert (DJD) veröffentlicht worden. Hier findet man ausführliche Informationen zu Kodikologie und Paläographie, eine englische oder französische Übersetzung, Kommentare zu anderen möglichen Lesarten, Paralleltexten in den Qumrantexten oder auch in anderen biblischen, frühjüdischen oder frühchristlichen Texten sowie die wichtigen Fotos. Die Editionen der wenigen, aber wichtigen Qumrantexte, die nicht in DJD veröffentlicht worden sind (hauptsächlich 1QS, 1QSa, 1QSb, 1QpHab, 1QGenAp, 1QM, 4QEn, 11QpaleoLeva, 11QTa) oder von denen die DJD-Edition inzwischen durch eine andere Edition ersetzt worden ist, findet man in Tovs Revised Lists.
Wer sich näher mit Qumran auseinandersetzen will und des Hebräischen mächtig ist, dem sei die Anschaffung einer der drei elektronische Datenbanken (Brill, Accordance, Logos)elektronischen Datenbanken (Brill, Accordance, Logos) empfohlen. Die Brill-Version enthält die nicht-biblischen Rollen (der mehrbändigen Druckausgabe von Tov und Parry). Die Accordance Module umfassen neben den nicht-biblischen Rollen (in Abeggs Transkription) auch die Texte der biblischen Rollen. Beide Datenbanken enthalten Übersetzungen und grammatisch aufgeschlüsselte Transkriptionen. Diese ersetzen mit ihren Suchmaschinen herkömmliche Konkordanzen und ermöglichen komplexe linguistische Analysen. Zu (fast) jedem Fragment ist ein Foto enthalten. Im Unterschied zu den gedruckten Ausgaben gibt es allerdings keine Kommentare.
Die biblische Manuskriptebiblischen Manuskripte (nach der Kanonliste der Hebräischen Bibel) sind 2010 in einer äußerst praktischen großformatigen einbändigen und einsprachigen Ausgabe durch Eugene Ulrich herausgegeben worden. Ihre Basis sind die offiziellen DJD-Editionen. Die Anordnung der Texte folgt den biblischen Versen, nicht den einzelnen Handschriften. Die textkritischen Anmerkungen helfen dabei, schnell eine grundlegende Übersicht über die variae lectiones einer Stelle zu gewinnen. Für Anmerkungen zur Entzifferung, Paläographie etc. ist der Gang zur Originaledition in DJD weiter Pflicht, aber als erster Anlaufpunkt ist Ulrichs Buch hilfreich. Zwei Listen mit allen biblischen Handschriften und mit allen Passagen, die in biblischen Qumranhandschriften bezeugt sind, runden das Buch ab.
Von den anderen Editionsreihen und Übersetzungen sind vor allem folgende Publikationen wichtig (keine von ihnen enthält Fotos): Auf Deutsch gibt es zunächst die dreibändige einsprachige Gesamtausgabe von Johann Maier (UTB)Johann Maier (UTB). Sie verweist auch auf Foto-Nummern und Datierung und benutzt ein ausgefeiltes System |62|für Hinweise auf Parallelüberlieferungen. Die ältere zweibändige Version enthält ausführliche Kommentare. Eduard Lohse und ein Team um Annette Steudel haben zwei zweisprachige Bände mit ausgewählten Texten herausgegeben. Sie bieten neben vokalisiertem Text (nach masoretischer Vokalisation) und deutscher Übersetzung eine Einführung mit Kommentar zu besonders wichtigen Passagen. Beide Ausgaben seien nachdrücklich empfohlen.
Die zweisprachige Ausgabe von García-Martínez und Tigchelaar war die erste Gesamtausgabe fast aller Texte und enthält viele unabhängige Lesarten. Allerdings stimmen hebräischer Text und Übersetzung nicht immer überein. Eine völlig neue mehrfarbige Textedition in Modernhebräisch hat Elisha QimronQimron begonnen, von der bisher (nebst zweier hervorragender Einleitungsbände) der erste Band zu den wichtigsten hebräischen Texten erschienen ist. Mit der Verwendung von mehreren Farben gelingt es Qimron auf höchst intelligente Weise, variierende Lesarten aus parallelen Handschriften anzuzeigen. Es gibt keine Übersetzung, aber Qimron ist ein hervorragender Linguist und Paläograph und hat viele neue Vorschläge für Lesarten, gute Einführungen und knappe Anmerkungen. Die bei Mohr Siebeck erscheinende bislang siebenbändige Reihe Princeton Theological Seminary Dead Sea Scrolls ProjectPrinceton Theological Seminary Dead Sea Scrolls Project enthält informative Einführungen, Edition und Übersetzung sowie kurze Anmerkungen zu ausgewählten Textgruppen und einige textliche Verbesserungen. Tov und Parry haben in ihrem sechsbändigen Dead Sea Scrolls Reader die DJD-Texte der nicht-biblischen Rollen mit ihren Übersetzungen veröffentlicht und nach Genres geordnet. Ein Team um Katell Berthelot, Michael Langlois und Thierry Legrand gibt eine französische zweisprachige Ausgabe heraus, La Bibliothèque de QumrânLa Bibliothèque de Qumrân. Sie zeichnet sich durch ein völlig anderes Anordnungsprinzip nach der Nähe jeder Schriftrolle zu einem