Anke Ortlepp

Geschichte der USA


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kurzem über ein solides Finanz- und Währungssystem verfügte, das ihre Kreditwürdigkeit wiederherstellte und genügend Investitionskapital im Land freisetzte bzw. aus Europa anzog. Politisch wirkte die konsolidierte Staatsschuld, wie HamiltonHamilton, Alexander es beabsichtigt hatte, als „Zement der UnionFinanzwesenJunge Republik“, weil sie die Interessen der einflussreichen Gläubiger fest mit dem Schicksal der Bundesregierung verband.

      An inneren Widerständen gegen HamiltonsHamilton, Alexander Kurs fehlte es allerdings nicht, zumal im SüdenSüden, wo die Pflanzer und Farmer das Gefühl hatten, ihre Belange würden zu Gunsten der Handels- und Kapitalinteressen des Nordens vernachlässigt. Dieser Stimmung fiel HamiltonsHamilton, Alexander letzter großer Plan, das Manufakturwesen der Union systematisch zu fördern, bereits zum Opfer. Auch das FinanzprogrammFinanzwesenJunge Republik konnte nur durch Zugeständnisse an die Südstaaten-Abgeordneten im Kongress vollendet werden. Das wichtigste dieser Zugeständnisse war das Versprechen, die in der VerfassungVerfassung vorgesehene neue permanente Hauptstadt weiter nach Süden an den PotomacPotomac zu verlegen. Auf die Planung dieses District of ColumbiaDistrict of Columbia nahm George WashingtonWashington, George, der im Grenzgebiet von VirginiaVirginia und MarylandMaryland Land besaß, persönlich großen Einfluss. Erste Entwürfe für die Stadt, die noch zu Lebzeiten des ersten Präsidenten „WashingtonWashington, D.C.“ genannt wurde, lieferte der französische Architekt Pierre L’EnfantL’Enfant, Pierre. Die praktische Umsetzung dieser Vision einer nationalen Hauptstadt, die sich mit LondonLondon und ParisParis messen konnte, fiel wesentlich bescheidener aus, aber sie erlaubte im November 1800, ein Jahr nach WashingtonsWashington, George Tod, den Umzug der Bundesregierung von PhiladelphiaPhiladelphia an den PotomacPotomac.

      Thomas JeffersonJefferson, Thomas war 1789 aus ParisParis zurückgekehrt, wo er als Gesandter der Vereinigten Staaten die Anfänge der Französischen Revolution miterlebt hatte. In WashingtonsWashington, George Kabinett bekleidete er das Amt des Außenministers (Secretary of State) und gehörte damit zum engsten Beraterkreis des Präsidenten. Im Streit um den Hauptstadtsitz unterstützte er den von HamiltonHamilton, Alexander und MadisonMadison, James ausgehandelten Kompromiss, doch in der BankfrageFinanzwesenJunge Republik, die den Kern des Verfassungsverständnisses berührte, bezog er eindeutig Stellung gegen HamiltonHamilton, Alexander. Wenn der Kongress unter Berufung auf die Generalklauseln der VerfassungVerfassung eine im Text nicht vorgesehene Zentralbank einrichten dürfe, so argumentierte er, dann kenne die Macht der Bundesregierung praktisch keine Grenzen mehr. Mit seinem Rat, der Kongress solle sich auf die Ausübung der explizit in der Verfassung genannten Befugnisse beschränken, drang er allerdings bei WashingtonWashington, George nicht durch. Mehr Verständnis für diesen Grundsatz der strikten, buchstabengetreuen Auslegung der Verfassung fand er dagegen bei MadisonMadison, James, dessen Vorbehalte gegen das „HamiltonHamilton, Alexander’sche System“, das eine permanente Staatsschuld voraussetzte und angeblich Spekulation und Korruption begünstigte, kontinuierlich wuchsen. Trotz ihrer Verehrung für den Präsidenten fiel es JeffersonJefferson, Thomas und MadisonMadison, James auch immer schwerer, den – gemessen an europäischen Verhältnissen bescheidenen – zeremoniellen Glanz zu akzeptieren, den WashingtonWashington, George und die FederalistsFederalists entfalteten, um das Präsidentenamt für die nationale Integration zu nutzen. Im Ideal eines bescheidenen RepublikanismusRepublikanismus, der die Bedürfnisse des einfachen Mannes und die Rechte der Einzelstaaten stärker berücksichtigte, fanden JeffersonJefferson, ThomasFrankreichFranzösische Revolution und MadisonMadison, James den gemeinsamen Grund, von dem aus sie Front gegen HamiltonHamilton, Alexander und damit letzten Endes auch gegen WashingtonWashington, George zu machen begannen. Sie traten damit an die Spitze einer noch diffusen Oppositionsbewegung von Republicans, zu der sich unversöhnliche AntifederalistsAntifederalists und enttäuschte südstaatliche Pflanzer und Farmer zusammenfanden. In den 1790er Jahren erhielten sie vermehrt Zulauf von Angehörigen der städtischen Mittel- und Unterschichten, die sich für die Ideen der Französischen Revolution begeisterten. Auf die Stellung WashingtonsWashington, George, der Anfang 1793 einstimmig im Präsidentenamt bestätigt wurde, hatte das noch kaum Auswirkungen. Im weiteren Verlauf des Jahrzehnts polarisierte das dramatische Geschehen in Europa jedoch die Innenpolitik der Vereinigten Staaten und stellte Regierung und Kongress auch außenpolitisch vor schwierige Entscheidungen.FrankreichFranzösische Revolution

      Die Rückwirkungen der Französischen RevolutionFrankreichFranzösische Revolution

      In den Vereinigten Staaten wurde die Erhebung des französischen Volkes zunächst fast einhellig begrüßt, denn mit ihr schien die Selbstbefreiung der Menschheit aus politischer und religiöser Unmündigkeit, der sich die Amerikaner verpflichtet fühlten, ihre Fortsetzung zu finden. Auch auf französischer Seite betonte man im kosmopolitischen Geist der AufklärungAufklärung die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Revolutionen: Die amerikanischen Verfassungen und Grundrechteerklärungen erschienen in französischen Übersetzungen, und LafayetteLafayette, Marie-Joseph Motier, Marquis de, der die Nationalgarde befehligte, verehrte seinem Freund WashingtonWashington, George in einer symbolischen Geste den Schlüssel der Bastille. Warnende Stimmen wie diejenigen von Vizepräsident John AdamsAdams, John und dessen Sohn John Quincy AdamsAdams, John Quincy, die den Revolutionären 1790/91 in anonymen Schriften vorwarfen, sie verwechselten Freiheit mit Zügellosigkeit und opferten organisch gewachsene Ordnungen einer abstrakten politischen Doktrin, blieben vereinzelt und fanden zunächst kaum Widerhall. Als 1792 die Republik erklärt wurde und der Krieg gegen die Interventionsmächte begann, schwoll die Sympathie für die französischen PatriotenPatrioten in den USA zu einer Welle der Begeisterung an. Jeder Sieg der Revolutionsarmeen wurde in den größeren Städten, insbesondere in PhiladelphiaPhiladelphia, mit Massenkundgebungen, Paraden, Festbanketten und Feuerwerken gefeiert. Nach der Hinrichtung Ludwigs XVI.Ludwig XVI. im Januar 1793 und der französischen Kriegserklärung an EnglandGroßbritannienJunge Republik und SpanienSpanien begannen sich die Geister jedoch zu scheiden. Nun heizte die Debatte über das Wesen der Französischen Revolution den Streit zwischen FederalistsFederalists und Republicans gefährlich an und verlieh ihm einen unerbittlich ideologischen Charakter. Wenn diese „Parteien“ auch noch keine feste Organisation besaßen, so knüpften ihre Führer doch schon unionsweite Kontakte und bemühten sich mit Hilfe von extrem einseitigen, kämpferischen Presseorganen um die Mobilisierung einer Massenbasis. Beide Seiten argwöhnten, dass diejenigen Kräfte, die um das Schicksal Frankreichs rangen, auch in den Vereinigten Staaten am Werke seien. Die Republicans deuteten jede Maßnahme und Äußerung HamiltonsHamilton, Alexander als Anzeichen für eine geheime Absicht, die republikanische VerfassungVerfassung umzustürzen und eine Aristokratie oder Monarchie einzuführen. WashingtonsWashington, George Person wurde zumeist von diesen scharfen Attacken ausgenommen, aber der Präsident galt bald als naives Werkzeug in den Händen eine Clique von volksfeindlichen „Monokraten“. Die Democratic-Republican Societies, die sich ab 1792 in den Städten nach dem Vorbild der Jakobinerklubs bildeten, erklärten Kritik an der Französischen Revolution schlicht für unvereinbar mit freiheitlicher Gesinnung.FrankreichFranzösische Revolution

      Die FederalistsFederalists hingegen prangerten die Befürworter der Revolution als „Jakobiner“ und „Sansculotten“ an und bezichtigten sie, sich von „gleichmacherischen“ Prinzipien leiten zu lassen, die „im höchsten Maße subversiv für jede Gesellschaftsordnung“ seien. Das Wirken dieses anarchischen, gottlosen Geistes, der in Frankreich zum blutigen Terror führte, glaubten sie u.a. in einer Protestbewegung zu erkennen, mit der sich Farmer in den Westgebieten 1794 gegen die erste direkte Bundessteuer wehrten, die der Kongress auf Whiskey erhoben hatte. Nach einigen ergebnislosen Vermittlungsversuchen schlug die Bundesregierung diese Whiskey RebellionWhiskey Rebellion unter demonstrativem Einsatz militärischer Macht nieder. Als eigentliche Urheber des Aufstands prangerte WashingtonWashington, George Ende 1794 öffentlich die Democratic-Republican Societies an, die er für subversiv und illegal erachtete.FrankreichFranzösische Revolution

      Diese oft maßlosen gegenseitigen Anklagen und Polemiken waren Ausfluss eines „paranoiden“ politischen Stils, der schon die Auseinandersetzung mit den BritenGroßbritannienJunge Republik und LoyalistenLoyalisten gekennzeichnet hatte. Mit ihrem Grundgedanken, dass die Freiheit der Bürger stets gefährdet sei und eifersüchtig verteidigt werden müsse,