nur teilweise entsprachen. Der starre Antizentralismus der republikanischen Country-IdeologieCountry-Ideologie, der schon im Krieg Koordinierungsprobleme geschaffen hatte, ihr extremes Machtmisstrauen, das eher zur Opposition als zum konstruktiven Regieren befähigte, und die von ihr erzeugte moralische Aversion gegen Handel und Kommerz erschwerten die notwendige Anpassung an die neuen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen. Die radikalen PatriotenPatrioten und ihre aufklärerischen Freunde und Bewunderer in Europa hofften, die amerikanischen Staaten würden den Beweis erbringen, dass es eine freiheitliche Alternative zur absoluten Monarchie und zum britischenGroßbritannien Empire-Modell gab. In gemäßigteren Kreisen war man jedoch skeptisch, denn konföderative Republiken wie die SchweizSchweiz oder die Vereinigten NiederlandeNiederlande galten – im Vergleich zu den „modernen“ zentralisierten Nationalstaaten EnglandGroßbritannienVerfassung und Frankreich – als antiquiert und kaum entwicklungsfähig. Noch weniger schien eine Rückkehr zu den Verhältnissen der römischen Republik oder gar zur strengen Genügsamkeit Spartas möglich. Konservative Beobachter hielten es schlichtweg für illusorisch, ein Gemeinwesen auf die freiwillige Zustimmung und die moralischen Tugenden seiner Bürger zu gründen anstatt auf patriarchalische Autorität, Zwang und klare Herrschaftsverhältnisse. Das Geschehen in den ersten Jahren der Unabhängigkeit schien diese Skeptiker und Gegner zu bestätigen, die den Vereinigten Staaten keine lange Überlebensdauer vorhersagten. Im Innern geriet das „amerikanische Experiment“ von zwei Seiten unter Druck: Zum einen erwies sich der Konföderationskongress als unfähig, die ihm gestellten Regierungsaufgaben zu erfüllen; zum anderen gelang es den souveränen Einzelstaaten nicht, aus eigener Kraft die desillusionierende Nachkriegsmisere zu überwinden.
Die Schwäche des KonföderationskongressesKonföderationskongress
Der „vagabundierende“ KonföderationskongressKonföderationskongress symbolisierte in den 1780er Jahren den Zustand einer unvollkommenen Union, der die lenkende Hand und ein lebendiges Kraftzentrum fehlte. Nachdem die Delegierten 1783 aus Furcht vor Soldaten, die ihre Soldzahlungen einforderten, PhiladelphiaPhiladelphia verlassen hatten, konnten sie sich auf keinen festen Sitz mehr einigen, sondern tagten an wechselnden Orten. Die Wahlbestimmungen für Kongressdelegierte verhinderten eine personelle Kontinuität und bewirkten, dass viele der fähigsten Politiker Mitte der 1780er Jahre ausscheiden mussten. Unter diesen Umständen verlor die Öffentlichkeit, die sich ohnehin stärker auf das Geschehen in den jeweiligen Staaten konzentrierte, mehr und mehr das Interesse am Kongress. Dennoch war die Bilanz des KonföderationskongressesKonföderationskongress nicht völlig negativ. Einen außenpolitischen Erfolg bedeutete der Abschluss des HandelsvertragsAußenpolitikHandelsvertrag mit Preußen (1785) mit PreußenPreußen 1785. Seine größte Leistung vollbrachte der KongressKonföderationskongress kurz vor der Auflösung 1787 mit der Verabschiedung der von JeffersonJefferson, Thomas konzipierten Northwest OrdinanceNorthwest Ordinance (1787). Sie legte Richtlinien für die weitere territoriale AusdehnungTerritoriale Expansion der Vereinigten Staaten fest, indem sie die Gründung von mehreren neuen Staaten im Gebiet zwischen OhioOhio und den Großen Seen (Northwest Territory) vorsah. Diese Staaten sollten in die Union aufgenommen werden, sobald sie eine Einwohnerzahl von 60.000 erreicht und sich eine republikanische VerfassungVerfassung gegeben hatten. Damit war sichergestellt, dass der WestenWestenErschließung nicht permanent als Kolonialgebiet verwaltet, sondern nach und nach gleichberechtigt in die Union integriert werden würde. Überdies schloss die Northwest OrdinanceNorthwest Ordinance (1787)
Besonders nachteilig machte sich die Schwäche des KongressesKonföderationskongress im Bereich der AußenwirtschaftWirtschaft, des zwischenstaatlichen Handels und der FinanzenFinanzwesenRevolutionsepoche bemerkbar. Die Londoner Regierung behinderte auch nach dem Friedensschluss die amerikanischen Exporte in die KaribikKaribik und nach EnglandGroßbritannien, während englische Kaufleute rasch ihre Vorkriegsrolle als Hauptlieferanten von Fertigwaren und Kreditgeber zurückeroberten. Nur sie waren nämlich im Stande, den enormen Konsum- und Investitionsbedarf der Amerikaner zu befriedigen, der sich in acht Kriegsjahren angestaut hatte. Daraus folgten aber hohe Handelsdefizite, ein Abfluss des Hartgeldes nach EnglandGroßbritannien und eine steigende Verschuldung amerikanischer Pflanzer und Farmer, die sich Geld liehen oder auf Kredit kauften. Dieser „Konsumrausch“ ging schon 1784 in eine DeflationskriseFinanzwesenRevolutionsepoche mit sinkenden Preisen, Geldverknappung und ArbeitslosigkeitArbeiterArbeitslosigkeit über. Der Kongress musste hilflos zuschauen, da er keine Vergeltungsmaßnahmen gegen die britischenGroßbritannien Handelsbeschränkungen ergreifen durfte und folglich weder in der Lage war, die Importe zu drosseln noch die Exporte zu steigern. Weil ihm zudem die Befugnis fehlte, den Handel zwischen den Staaten zu regulieren, konnte er nicht einmal verhindern, dass sich die Engländer Vorteile verschafften, indem sie einen Staat gegen den anderen ausspielten. Auf diese Weise drohte die Gefahr, dass interne Handels- und Zollschranken die Union unterminieren würden.
Noch verhängnisvoller wirkte sich die fehlende Zoll- und SteuergewaltFinanzwesenRevolutionsepoche des KongressesKonföderationskongress aus, die ihn ganz vom finanziellen Wohlwollen der Staatenparlamente abhängig machte. In dem Maße, wie sich die WirtschaftskriseWirtschaft verschärfte, nahm nämlich die Bereitschaft der Staaten ab, die Forderungen des KongressesKonföderationskongress zu erfüllen, und einige Parlamente stellten ihre Zahlungen ganz ein. Ohne ein sicheres Einkommen war es dem Kongress aber unmöglich, die noch lange nicht bewältigten finanziellen Folgelasten des Krieges zu tragen. Sie resultierten daraus, dass man Steuererhöhungen zur Kriegsfinanzierung so weit wie möglich vermieden und sich stattdessen mit Papiergeldemissionen und Anleihen beholfen hatte. Der größte Teil des Papiergeldes, das der Kongress – parallel zu den einzelnen Staaten – gedruckt hatte, war um diese Zeit bereits aus dem Umlauf gezogen worden. Anders sah es dagegen mit SchuldverschreibungenFinanzwesenRevolutionsepoche und Anleihescheinen aus, für die Zinsen gezahlt werden mussten. Eine hohe Priorität besaßen natürlich auch die Auslandsanleihen, die man in FrankreichFrankreichUnabhängigkeitskrieg und den NiederlandenNiederlande aufgenommen hatte. Die Kreditwürdigkeit des Kongresses im Innern wie nach außen hing davon ab, dass er zumindest seinen Zinsverpflichtungen gegenüber den Gläubigern nachkam. Auf Grund der finanziellen Schwierigkeiten und der schlechten Zahlungsmoral der Einzelstaaten war dies jedoch ab 1785 nicht mehr gewährleistet. Deshalb verfiel der Wert der kontinentalen Schuldverschreibungen, und auch das Vertrauen der europäischen Gläubiger, das für weitere Kredite unabdingbar war, drohte vollends verloren zu gehen. Ende 1786 stand fest, dass der Staatsbankrott nur noch durch grundlegende Änderungen auf dem FinanzsektorFinanzwesen vermieden werden konnte.
Die Kritik am handlungsunfähigen KongressKonföderationskongress verband sich mit wachsender Unzufriedenheit über die Politik der Einzelstaaten, die selbst nach Meinung etlicher radikaler Revolutionsführer „die Demokratie zu weit trieben“. Dieser Vorwurf zielte vor allem auf die Staatenlegislativen, die ihr Übergewicht in den neuen Verfassungssystemen zu einer veritablen ParlamentssouveränitätParlamentssouveränität ausbauten. Andererseits trat die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit immer deutlicher zu Tage. Das Prinzip der jährlichen Wahlen bewirkte häufig wechselnde Mehrheiten, die eine stetige Regierungs- und Verwaltungsarbeit nahezu unmöglich machten. Unter diesen Umständen nimmt es fast wunder, dass doch eine Reihe konstruktiver Leistungen erzielt wurde. Das betraf z.B. die bereits erwähnten Maßnahmen gegen die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) in den nördlichen Staaten, aber auch die von JeffersonJefferson, Thomas formulierte Bill for Establishing Religious Freedom, die das virginische Parlament 1786 annahm. Durch die rechtliche Gleichstellung aller christlichen Glaubensgemeinschaften und das Verbot, sie mit staatlichen Mitteln zu alimentieren, verwirklichte dieses Gesetz erstmals die strikte Trennung von Kirche und Staat.
Generell wurde die politische Auseinandersetzung in den Parlamenten immer härter, und die Mehrheiten nahmen wenig Rücksicht auf die Rechte der Minderheiten oder die Bestimmungen der Verfassungen. Am heftigsten wurde über die Methode gestritten, mit der die WirtschaftskriseWirtschaft bekämpft werden sollte. Einige Parlamente beschlossen wieder PapiergeldemissionenFinanzwesenRevolutionsepoche, um den Mangel an Hartgeld