in MassachusettsMassachusetts schließlich fand John AdamsAdams, John 1780 eine wegweisende Lösung, indem er die Grundrechtsartikel als eigenständigen ersten Teil in die VerfassungVerfassung integrierte. Obgleich die Rechteerklärungen an koloniale Traditionen anknüpften, brachten sie in zweierlei Hinsicht Neues: Zum einen galten die fundamentalen Rechte und Freiheiten nicht mehr länger als „rights of Englishmen“, sondern als von Gott verliehene „natürliche Rechte“; zum anderen diente ihre schriftliche Fixierung über den konkreten Schutz vor staatlicher Willkür hinaus zur Begründung und Sinngebung des republikanischen RegierungssystemsRegierungssystem. Am deutlichsten kam dies in der Virginia Declaration of RightsVirginia Declaration of Rights (1776) zum Ausdruck, die der juristisch versierte Pflanzer George MasonMason, George formuliert hatte und die am 28. Juni 1776 vom Provinzialkongress angenommen worden war. Ihre 16 Artikel füllten schon vor der UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung die Begriffe „limited government“ und „inalienable rights“ mit Inhalt. Zu der LockeLocke, John’schen Trias von Leben, Freiheit und Eigentum traten der Schutz vor Durchsuchung oder Verhaftung ohne richterlichen Befehl, das Verbot von Folter und grausamen Strafen sowie der Anspruch des Angeklagten auf einen raschen Prozess und ein Geschworenengericht aus seiner Nachbarschaft; als spezielle republikanische Freiheiten wurden aufgeführt das WahlrechtWahlrecht und das Widerstandsrecht, die Pressefreiheit und die unbehinderte Religionsausübung gemäß der Gewissensentscheidung des einzelnen Bürgers. Hinzu kam die Garantie des MilizsystemsMilizsystems, das die Revolutionäre – ganz im Sinne der Country-Parole „No standing army!“ – der europäisch-monarchischen Militärtradition entgegenstellten. Diese RechteGewaltenteilungStaaten und Freiheiten fanden eine wichtige Ergänzung in der Verpflichtung der Bürger zu Gerechtigkeit, Mäßigung, Sparsamkeit, Fleiß und christlicher Nächstenliebe. Hinter den einzelnen Bestimmungen wurde eine republikanische Utopie sichtbar: das Bild des sittenstrengen, sich selbst regierenden Volkes; eines StaatswesensGewaltenteilungStaaten, das ganz auf die Zustimmung seiner Bürger gründet, von denen Tugend (virtuevirtue) im klassischen Sinne erwartet wird, d. h. Tatkraft, Rechtschaffenheit und aufopfernde Hingabe an das Gemeinwohl. Aus dieser Perspektive galten die Regierenden nicht länger als Herrscher (rulers), sondern waren auf Zeit berufene Treuhänder (trustees) des Volkes. Alle gemeinsam unterstanden dem Recht, das in der Verfassung seine erhabenste Gestalt annahm. Mit dieser Sammlung von Fundamentalsätzen leitete die Virginia Declaration of RightsVirginia Declaration of Rights (1776) eine neue Epoche der Verfassungsentwicklung ein, die über die französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte und die konstitutionellen Kämpfe des 19. Jahrhunderts bis zur Charta der Vereinten NationenVereinte Nationen und den verschiedenen Menschenrechtskonventionen des vergangenen und unseres Jahrhunderts reicht. Die amerikanischen Einzelstaaten verwirklichten damit erstmals – auf der Grundlage des englischenGroßbritannien Erbes und der kolonialen Erfahrungen – das Modell einer Zivilgesellschaft (civil society), das keine Trennung von Staat und bürgerlicher Gesellschaft kennt, sondern Politik als Konsequenz des Mehrheitswillens und der öffentlichen Meinung (public opinion) definiert.
Der eklatante Widerspruch, der sich zwischen dem in den meisten VerfassungenGewaltenteilungStaaten verankerten Gleichheitspostulat und der Fortdauer des Sklavereisystems auftat, blieb den Zeitgenossen keineswegs verborgen, sondern wurde – zumindest von MaineMaine bis VirginiaVirginia – Teil der Revolutionsdebatte. Aus mehreren Richtungen geriet die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) während dieser Zeit unter starken Druck: Die QuäkerQuäker rangen sich endlich zu einer dezidiert sklavereifeindlichen Haltung durch, und sie erhielten zunehmend Unterstützung von anderen Religionsgemeinschaften, insbesondere den BaptistenBaptisten und MethodistenMethodisten, die im Verlauf des Great AwakeningGreat Awakening sowohl im Norden als auch im SüdenSüden viele Anhänger gewonnen hatten; das Gedankengut der AufklärungAufklärung, das die Kolonien von Europa aus erfasste, wirkte zunächst auf eine „Humanisierung“ der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner), dann aber immer stärker auf ihre Überwindung hin; die republikanische Ideologie, die das Denken und Handeln der radikalen PatriotenPatrioten bestimmte, war nur schwer mit der permanenten Entrechtung eines Bevölkerungsteils zu vereinbaren, und sie mobilisierte auch viele freie Schwarze und sogar Sklaven, die sich mit Petitionen an die Kolonial- und Staatenparlamente wandten; und schließlich kritisierte auch der liberale Ökonom Adam SmithSmith, Adams in seinem 1776 veröffentlichten Werk The Wealth of NationsThe Wealth of Nations (1776) das Sklavereisystem als Verstoß gegen die ehernen Gesetze der WirtschaftWirtschaft und als ineffizient im Vergleich zu „freier“ Arbeit. 1774 bezog der Kontinentalkongress Sklaven in den Boykott englischer Importe ein, und der Krieg unterbrach vollends die Sklaveneinfuhr aus AfrikaAfrika und der KaribikKaribik. Nach der UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung entstanden in den meisten Staaten nördlich der ChesapeakeChesapeake Bay Antisklaverei-Gesellschaften, die häufig von QuäkernQuäker geführt oder beeinflusst wurden und die noch während des Krieges Kontakt zu der beginnenden AbolitionismusAbolitionisten-BewegungAbolitionisten in EnglandGroßbritannien aufnahmen. Im Krieg selbst stellten die Engländer ebenso wie die Patrioten (mit Ausnahme der Plantagenbesitzer in den Carolinas und GeorgiaGeorgia) denjenigen Afroamerikanern die Freiheit in Aussicht, die sich ihnen anschlossen und Militärdienst leisteten.
Dieser starke Antisklaverei-Impuls leitete das Ende der peculiar institutionpeculiar institution im Norden ein, aber er erschütterte sie auch in VirginiaVirginia und MarylandMaryland, deren Pflanzer ohnehin seit geraumer Zeit nach Alternativen zur Tabak-Monokultur suchten. Einige NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen)-Staaten wie MassachusettsMassachusetts, ConnecticutConnecticut und Vermont (das der Union offiziell erst 1791 beitrat) hoben die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) per VerfassungVerfassung, durch Gesetze oder auf dem Weg über Gerichtsurteile umgehend auf. Das Oberste Gericht von Massachusetts stützte sich in einer entsprechenden Entscheidung von 1783 (Quock Walker CaseQuock Walker Case) explizit auf die Grundrechteerklärung in der Staatsverfassung, die den Satz „all men are created equal“ enthielt. Die weiterhin ambivalente Haltung der weißen Bevölkerung kam darin zum Ausdruck, dass den freien Schwarzen einerseits zwar gleiche Rechte einschließlich des WahlrechtsWahlrechtAfroamerikanerAfroamerikanerWahlrecht gewährt wurden, dass das Parlament von Massachusetts andererseits aber Ehen von Weißen mit Schwarzen, Mischlingen und IndianernNative AmericansRevolution verbot. Die meisten Nord- und Mittelstaaten folgten dagegen dem Beispiel Pennsylvanias, dessen Parlament 1780 die „graduelle“ Sklavenbefreiung beschloss. Die entsprechenden Gesetze legten fest, dass alle Kinder von Sklaven, die nach einem bestimmten Datum geboren wurden, ihre Freiheit erhielten, den Besitzern aber noch bis zur Volljährigkeit unentgeltlich dienen mussten. Gekoppelt mit einem Einfuhrverbot von Sklaven bedeutete dies das allmähliche „Absterben“ der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) im Norden der USA, auch wenn 1810 immer noch 30.000 Sklaven nördlich der Mason and Dixon LineMason-Dixon-Linie lebten, die seit den 1760er Jahren die Grenze zwischen PennsylvaniaPennsylvania und Maryland und damit zwischen Norden und SüdenSüden markierte. In Maryland, DelawareDelaware und Virginia, wo die Mehrzahl der Afroamerikaner lebte, ließ sich selbst eine graduelle EmanzipationAfroamerikanerEmanzipation nicht durchsetzen, aber die Kritik an der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) und ökonomische Überlegungen führten doch immerhin dazu, dass die Freilassung von Sklaven erleichtert wurde. Die Folge war ein rasches AnwachsenAfroamerikanerBevölkerungsentwicklung der freien schwarzen BevölkerungBevölkerungsentwicklung im Upper SouthUpper South, etwa in Virginia von 1800 im Jahr 1782 auf über 30.000 im Jahr 1810. Weiter südlich leisteten die Plantagenbesitzer jedoch nicht nur erbitterten Widerstand gegen jeden Versuch, die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) in Frage zu stellen, sondern nahmen sofort nach dem Friedensschluss von 1783 im großen Stil die Sklaveneinfuhr wieder auf, um die während des Krieges durch Flucht und Tod erlittenen Verluste auszugleichen.
Wie schon die Petitionen von freien Schwarzen und Sklaven an die Parlamente der Einzelstaaten zeigten, ließen die AfroamerikanerAfroamerikanerEmanzipation die Revolution keineswegs passiv über sich ergehen, sondern versuchten, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. In dieser Phase erwuchs der schwarzen Bevölkerung eine erste Generation von Führungspersönlichkeiten, Männer und FrauenAfroamerikanerFrauen, die meist schon seit längerer Zeit in Freiheit lebten und durch die religiöse Aufbruchstimmung des Great AwakeningGreat Awakening beeinflusst worden waren. Zu ihnen gehörten