Anke Ortlepp

Geschichte der USA


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ein Mathematiker und Astronom aus MarylandMaryland, der in die wissenschaftliche Elite Philadelphias aufgenommen worden war; aber auch einfache Leute wie Prince HallHall, Prince, der die Schwarzen in Boston mit Reden, Pamphleten und Petitionskampagnen mobilisierte, und Richard AllenAllen, Richard, der seit 1780 als methodistischer Wanderprediger durchs Land zog und wenig später in PhiladelphiaPhiladelphia die erste autonome schwarze BaptistenBaptisten-Kirche gründete. Solche Initiativen wurden von vielen AfroamerikanernAfroamerikanerEmanzipation nicht nur als Zeichen einer „geistigen Wiedergeburt“ verstanden, sondern bildeten auch den Auftakt zur Entstehung zahlreicher schwarzer Selbsthilfeorganisationen, die BildungsBildungswesen- und Sozialaufgaben übernahmen. Von nun an fungierten die Sprecher der freien Schwarzen in den Nord- und Mittelstaaten als „Gewissen der Nation“, weil sie sich in ihrem Kampf gegen die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) stets auf die Prinzipien der UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung berufen konnten.

      Den vorläufigen Abschluss der revolutionären Umwälzung in Amerika bildete die erste Unionsverfassung, die Articles of ConfederationGewaltenteilungKonföderationArticles of Confederation, die der nun in Permanenz tagende Kontinentalkongress am 15. November 1777 mitten im Krieg verabschiedete. Sie atmeten ganz den Geist der republikanischen Country-IdeologieCountry-Ideologie mit ihrem Machtmisstrauen und ihrer Vorliebe für „einfache“, dezentrale Regierungsstrukturen. In den Kongressdebatten wurde auch häufig auf MontesquieuMontesquieu, Charles de Secondat, Baron de Bezug genommen, der in De l’esprit des loisDe l’esprit des lois gewarnt hatte, dass Republiken ihren freiheitlich-egalitären Charakter einbüßen würden, wenn sie sich einer starken ZentralgewaltRegierungssystemZentralgewalt unterordneten. Ideal sei dagegen der Zusammenschluss mehrerer kleiner Republiken zu einer lockeren KonföderationGewaltenteilungKonföderationKonföderation, die nach Art der Schweizer Eidgenossenschaft für eine Vertretung der gemeinsamen Interessen nach außen sorge. Dementsprechend schlossen die dreizehn amerikanischen Staaten unter dem Namen „The United States of America“ einen „festen Freundschaftsbund“, in dem jedes einzelne Mitglied souverän blieb und das kollektive Organ, der KonföderationskongressKonföderationskongress, nur die ihm ausdrücklich übertragenen Befugnisse ausüben durfte. Im Kongress, der aus jährlich von den Staatenparlamenten gewählten Vertretern gebildet wurde, besaß jeder Staat – unabhängig von seiner Größe und Einwohnerzahl – nur eine Stimme. Die Delegierten durften gemäß der republikanischen rotation in office-Maxime in einem Zeitraum von sechs Jahren maximal drei Jahre Dienst tun. Aus ihrer Mitte wählten sie einen Präsidenten, der aber lediglich repräsentative Funktionen zu erfüllen hatte und dessen Amtsperiode auf ein Jahr beschränkt war. Die Arbeit wurde vorwiegend in Komitees geleistet, von denen sich einige in Richtung von Exekutivbehörden wie Außen- und Kriegsdepartment entwickelten.

      Die Articles of ConfederationGewaltenteilungKonföderationArticles of Confederation gaben dem Kongress das Recht, über Krieg und Frieden zu entscheiden, ein Heer und eine Flotte aufzustellen und einen Oberbefehlshaber für die Streitkräfte zu ernennen; ferner durfte der Kongress Verträge mit auswärtigen Mächten schließen, Gesandte entsenden und empfangen, Kredite und Anleihen aufnehmen sowie Münzen prägen und Papiergeld emittieren. Schließlich sollte er Grenzstreitigkeiten der Staaten schlichten, für Seerechtsfragen zuständige Gerichte etablieren und den Postdienst der Union regeln. Andererseits hatte der Kongress keine Gesetzgebungsbefugnis, sondern konnte nur Resolutionen (Ordinances) verabschieden, und durfte weder Steuern noch Zölle erheben. Der Finanzbedarf der Union sollte durch ein Umlage- oder Matrikularverfahren gedeckt werden, bei dem der Kongress die jährlich benötigte Gesamtsumme festsetzte und die Staaten ihren jeweiligen Anteil, der sich nach dem geschätzten Wert des kultivierten Landes bemaß, in die gemeinsame Kasse einzahlten. Wichtige Entscheidungen mussten mit ZweidrittelmehrheitGewaltenteilungKonföderation getroffen werden, und Änderungen der Articles bedurften der Zustimmung sämtlicher Einzelstaatenlegislativen. Offiziell trat diese KonföderationsverfassungKonföderation erst am 1. März 1781 in Kraft, nachdem die „landreichen“ Staaten, deren koloniale Charterrechte bis weit nach WestenWesten reichten, die hauptsächlich von MarylandMaryland verfochtene Forderung erfüllt hatten, die Gebiete zwischen AppalachenAppalachen und MississippiMississippi (Fluss) in den Gemeinschaftsbesitz der Union zu überführen.

      3 UnabhängigkeitskriegUnabhängigkeitskrieg, Bündnisdiplomatie und Pariser Friedensschluss, 1775–1783

      Mit den Staatenverfassungen und den Articles of ConfederationArticles of Confederation schufen sich die Amerikaner ein konstitutionelles Gerüst, das in mancher Hinsicht experimentell und provisorisch war, das aber dennoch den schweren Belastungen des Krieges gegen EnglandGroßbritannien standhielt. Nach dem amerikanischen Fiasko im Feldzug gegen KanadaKanadaUnabhängigkeitskrieg Ende 1775 war die Initiative an die BritenGroßbritannienRevolutionsepoche übergegangen. In LondonLondon glaubte man zunächst, der Lage in den Kolonien mit einer Seeblockade und begrenzten Polizeiaktionen Herr werden zu können. Das änderte sich, als die britischenGroßbritannien Truppen im März 1776 unter dem Druck der amerikanischen Belagerer BostonBoston räumen und nach NeuschottlandNeuschottland zurückweichen mussten. Nun bereitete sich die stärkste Militärmacht der Welt auf einen regulären Krieg vor, u.a. durch die Anwerbung von Söldnern in deutschen Staaten, was die Amerikaner als besonders üblen Affront empfanden. Mangelnde Konsequenz und Weitsicht, die schon die Politik von Regierung und Parlament hatten unwirksam werden lassen, behinderten aber von Anfang an auch die britischeGroßbritannienRevolutionsepocheGroßbritannien Kriegführung. Nacheinander verfolgten die BritenGroßbritannien drei unterschiedliche strategische Konzepte, die jeweils nach Anfangserfolgen in Fehlschlägen endeten.

      In der ersten Phase zielten die englischenGroßbritannienRevolutionsepoche Befehlshaber General William HoweHowe, William und sein Bruder, Admiral Richard HoweHowe, Richard, darauf ab, NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) vom Rest der Kolonien zu isolieren und Washingtons „Rebellenarmee“ zu zerschlagen. Bis Ende August 1776 landeten sie ca. 32.000 Mann auf dem New YorkNew York vorgelagerten Staten Island, darunter 8000 Deutsche (die von den Amerikanern „Hessians“ genannt wurden, obwohl keineswegs alle aus den hessischen Territorien kamen). Bei den Kämpfen auf Long IslandLong Island und ManhattanManhattan erwiesen sich die professionellen britischenGroßbritannien Soldaten den Milizionären und schlecht ausgebildeten Kontinentaltruppen, die ihnen den Weg versperren wollten, als eindeutig überlegen. Während des Vormarsches nach PhiladelphiaPhiladelphia versäumte General HoweHowe, William jedoch, Washingtons Armee, die auf 3000 Mann zusammengeschmolzen war, zur Entscheidungsschlacht zu stellen. Ganz im Gegenteil gelang es WashingtonWashington, George Ende Dezember nach der riskanten Überquerung des Delaware River durch Teilerfolge bei TrentonTrenton, New Jersey und PrincetonPrinceton, New Jersey in New JerseyNew Jersey, die Moral seiner Truppen wieder zu heben. Die Lage blieb aber prekär, und die Unfähigkeit der meisten Staaten, ihre vorgesehene Quote an Soldaten zu erfüllen, nötigte WashingtonWashington, George und den Kongress ab 1777, freie Schwarze und dann auch Sklaven (mit dem Versprechen der Freilassung) für die KontinentalarmeeKontinentalarmee zu rekrutieren. Zum Teil handelte es sich dabei um eine Antwort auf den erfolgreichen Versuch britischerGroßbritannienRevolutionsepoche Gouverneure und Befehlshaber, Sklaven zur Flucht und zum bewaffneten Widerstand gegen ihre Herren aufzuwiegeln. Insgesamt kämpften etwa 5000 AfroamerikanerAfroamerikanerUnabhängigkeitskrieg auf Seiten der PatriotenPatrioten, teilweise in eigenen Einheiten unter der Führung weißer Offiziere (dafür entschieden sich Rhode IslandRhode Island und ConnecticutConnecticut), teilweise in gemischten Verbänden. Im SüdenSüden rang sich allerdings nur MarylandMaryland zur Rekrutierung von Schwarzen durch, während VirginiaVirginia lediglich Ausnahmen zuließ und das Parlament von South CarolinaSouth Carolina die vorgeschlagene Bewaffnung von 3000 bis 5000 Sklaven entschieden ablehnte.

      Der zweite britischeGroßbritannienRevolutionsepoche Kriegsplan sah vor, die Kolonien durch einen Zangenangriff von der ChesapeakeChesapeake-Bucht und aus KanadaKanadaUnabhängigkeitskrieg durch das HudsonHudson-Tal zu teilen. General HoweHowe, William konnte zwar im August 1777 PhiladelphiaPhiladelphia erobern, aber die Koordinierung der militärischen Aktionen misslang, und die von General John BurgoyneBurgoyne, John entlang des Hudson nach Süden geführte Streitmacht wurde bei SaratogaSaratoga (Schlachten von) von den Amerikanern unter General Horatio GatesGates, Horatio aufgehalten und in zwei Schlachten dezimiert. Am 16. Oktober