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Qualitative Medienforschung


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Bei den »Mixed Methodologies« geht es vor allem darum, eine pragmatische Verknüpfung von qualitativer und quantitativer Forschung zu ermöglichen, wodurch die »paradigm wars« beendet werden sollen. Dieser Ansatz wird zu einem »third methodological movement« (Tashakkori/Teddlie 2003, S. ix), wobei die quantitativen Methoden als erste, die qualitativen Methoden als zweite Bewegung verstanden werden. Die Zielsetzung einer methodologischen Auseinandersetzung mit diesem Ansatz dient der Klärung von Begrifflichkeiten (»Nomenclature«), von Design- und Anwendungsfragen der »Mixed-Methodology«-Forschung sowie der Fragen des Schlussfolgerns darin. Unter methodologischen Gesichtspunkten geht es um die »paradigmatische Begründung« für eine »Mixed-Methodology«-Forschung. Durch die Verwendung des Paradigma-Begriffs in diesem Zusammenhang wird jedoch von zwei geschlossenen Ansätzen ausgegangen, die wiederum differenziert, kombiniert oder jeweils abgelehnt werden können, ohne dass eine Auseinandersetzung mit den konkreten methodologischen Problemen der Verknüpfung realisiert werden muss. Die Ansprüche an »Mixed-Methodology«-Forschung werden wie folgt umrissen:

      »We proposed that a truly mixed approach methodology (a) would incorporate multiple approaches in all stages of the study (i. e., problem identification, data collection, data analysis, and final inferences) and (b) would include a transformation of the data and their analysis through another approach« (Tashakkori/Teddlie 2003b, S. xi).

      Diese Ansprüche sind sehr weitgehend, vor allem wenn man die Überführung (Transformation) von Daten und Analysen (qualitative in quantitative und vice versa) berücksichtigt. Mittlerweile hat sich der Ansatz der Mixed Methods stärker etabliert, ist aber auch im eigenen Lager in die Kritik geraten (vgl. Flick 2017 für einen Überblick).

      Der Ansatz der Integration qualitativer und quantitativer Verfahren geht noch einen Schritt weiter. Dabei wird vor allem an der Entwicklung integrativer Forschungsdesigns (Kluge 2001) und an der Integration von qualitativen und quantitativen Ergebnissen (Kelle/Erzberger 2015) angesetzt, wobei allerdings der Begriff der Integration nicht ganz klar formuliert wird. Seipel und Rieker (2003) leiten daraus den Ansatz der Integrativen Sozialforschung ab, der vor allem auf die Lehre in einem integrierten Methodencurriculum abzielt.

      Dieser knappe Überblick zeigt, in welchen Kontexten die Verbindung qualitativer und quantitativer Ansätze aktuell diskutiert wird.

      Verknüpfung in der Forschungspraxis

      In der Literatur zur qualitativen Forschung finden sich unterschiedliche Vorschläge zur praktischen Verknüpfung qualitativer mit quantitativen Methoden – in unterschiedlicher Reihenfolge oder parallel, mit jeweils unterschiedlicher Gewichtung. So werden Barton und Lazarsfeld (1979) immer wieder als Beispiel dafür angeführt, wie qualitative Forschung auf Vorstudien für die eigentliche, d. h. quantitative Forschung reduziert wird (für eine Auseinandersetzung mit dieser Lesart vgl. Flick 2011, Kap. 5). Miles und Huberman (1994) haben verschiedene Designs zur sequenziellen und parallelen Verknüpfung von qualitativer und quantitativer Forschung vorgestellt.

      Verknüpfung qualitativer und quantitativer Ergebnisse

      Häufiger wird die Kombination beider Zugänge realisiert, indem Ergebnisse qualitativer und quantitativer Forschung verknüpft werden, die aus einem oder aus verschiedenen Projekten stammen, die wiederum parallel oder nacheinander durchgeführt wurden (vgl. Kluge/Kelle 2001). Ein Beispiel kann die Verknüpfung einer Umfrage mit einer Interviewstudie sein. Diese Kombination kann mit verschiedenen Zielen realisiert werden:

      Erkenntnisse über den Gegenstand der Studie zu gewinnen, die umfassender sind als diejenigen, die der eine oder der andere Zugang erbracht hätten, oder die Ergebnisse beider Zugänge wechselseitig zu validieren.

      Im Wesentlichen können drei Erträge durch diese Kombination erzielt werden (vgl. auch Kelle/Erzberger 2015, S. 304):

      1) Qualitative und quantitative Ergebnisse konvergieren, das heißt, sie stimmen tendenziell überein und legen dieselben Schlussfolgerungen nahe.

      2) Die Ergebnisse beider Zugänge fokussieren unterschiedliche Aspekte eines Gegenstandes (z. B. die subjektive Bedeutung einer Krankheit und ihre soziale Verteilung in der Bevölkerung). Damit verhalten sie sich komplementär zueinander, das heißt, sie ergänzen sich gegenseitig.

      3) Qualitative und quantitative Ergebnisse divergieren, das heißt, sie widersprechen einander.

      Wenn das Interesse an der Verbindung qualitativer und quantitativer Forschung darin begründet ist, mehr (breiteres, besseres, vollständigeres etc.) Wissen über den Forschungsgegenstand zu gewinnen, sind alle drei Erträge hilfreich. Im dritten (möglicherweise auch im zweiten) Fall wird eine theoretisch fundierte Interpretation oder Erklärung der Divergenzen und Widersprüche notwendig. Wenn beide Zugänge mit dem Ziel der Validierung von Ergebnissen miteinander kombiniert werden, sind der dritte und möglicherweise auch der zweite Fall Hinweise für die Grenzen dieser Validität. Dass dieser Ansatz der Validierung durch unterschiedliche Methoden nicht unproblematisch ist, wird ausführlicher in der Literatur zur Triangulation diskutiert (Flick 2011, 2018).

      Praktische Probleme der Verknüpfung qualitativer und quantitativer Forschung

      Verschiedene praktische Fragen sind mit der Verknüpfung qualitativer und quantitativer Methoden in einer Studie verbunden. Zunächst einmal stellt sich die Frage, auf welcher Ebene die Verbindung konkret ansetzt. Hier lassen sich zwei Alternativen unterscheiden: Eine Triangulation qualitativer und quantitativer Forschung kann am Einzelfall ansetzen. Dieselben Personen, die interviewt werden, gehören auch zu der Gruppe, die einen Fragebogen ausfüllt. Ihre Antworten auf die Fragen in beiden Methoden werden auch auf der Ebene des Einzelfalles miteinander verglichen, zusammengeführt und in der Auswertung aufeinander bezogen. Sampling-entscheidungen werden in zwei Schritten getroffen. Dieselben Fälle werden für beide Teile der Untersuchung ausgewählt, aber im zweiten Schritt wird entschieden, welche der Teilnehmer an der Umfrage für ein Interview herangezogen werden.

      Die Verbindung kann jedoch auch zusätzlich oder ausschließlich auf der Ebene der Datensätze hergestellt werden. Die Antworten auf den Fragebögen werden in ihrer Häufigkeit und Verteilung über die ganze Stichprobe analysiert. Die Antworten in den Interviews werden interpretiert und verglichen, und es wird beispielsweise eine Typologie erstellt. Dann werden die Verteilung der Fragebogenantworten und die Typologie in Beziehung gesetzt und verglichen (vgl. Abb. 1).

      Fazit

      Die Kombination von qualitativer und quantitativer Forschung wird immer häufiger eingesetzt. Verschiedene methodische Fragen sind bislang noch nicht befriedigend gelöst. Bei einer Reihe von Ansätzen der Kombination tritt teilweise die Systematik auf der methodischen Ebene hinter eine Forschungs- oder Konzeptpragmatik zurück. Versuche der Integration beider Ansätze laufen häufig auf ein Nacheinander (mit unterschiedlichem Vorzeichen), Nebeneinander (mit unterschiedlichem Ausmaß der Unabhängigkeit beider Strategien) oder eine Über- bzw. Unterordnung (ebenfalls mit unterschiedlichem Vorzeichen) hinaus. Die Integration konzentriert sich meist auf die Ebene der Verknüpfung von Ergebnissen oder bleibt oft auf die Ebene des Forschungsdesigns begrenzt – die kombinierte Verwendung verschiedener Methoden mit unterschiedlichem Ausmaß der Bezugnahme aufeinander. Weiterhin bestehen die Unterschiede in den beiden Strategien hinsichtlich der angemessenen Designs und Formen der Bewertung von Vorgehen, Daten und Ergebnissen weiter. Die Frage, wie dem bei der Kombination beider Strategien Rechnung getragen werden kann, bleibt weiter zu diskutieren.

      Abschließend lassen sich jedoch einige Leitfragen für die Einschätzung von Beispielen der Kombination qualitativer und quantitativer Forschung formulieren.

      • Wird beiden Zugängen gleiches Gewicht eingeräumt (in der Planung des Projekts, in der Relevanz der Ergebnisse und in der Bewertung der Forschung beispielsweise)?

      • Werden beide Zugänge lediglich getrennt angewendet, oder werden sie tatsächlich aufeinander bezogen? So werden in vielen Studien qualitative und quantitative Methoden