nicht möglich ist.
Die soziale Dimension, die später in das Leitbild nachhaltiger Entwicklung als dritte Dimension mit einging, wurde zu diesem Zeitpunkt noch vernachlässigt. In dem Brundtland-Bericht wurde der Begriff „nachhaltige Entwicklung“ erstmals als globales Leitbild der Entwicklung einer breiten Öffentlichkeit nahegebracht. Das Ziel in dem Bericht ist, eine dauerhafte Erfüllung menschlicher Grundbedürfnisse unter Berücksichtigung der TragekapazitätTragekapazität der natürlichen Umwelt zu erfüllen.
Entsprechend geht es um das Bestreben, die Konfliktlinien zwischen Umwelt, Naturschutz, Armutsbekämpfung und →Wirtschaftswachstum zu überwinden. Es ging ganz konkret um die Verringerung bzw. Beseitigung der sich verschärfenden Krisenphänomene wie Dürren besonders in afrikanischen Ländern, die Vernichtung tropischer Wälder, die Verringerung der Ozonschicht, die Finanzkrisen und Verschuldungsprobleme vieler Entwicklungsländer und die Folgen schwacher und →korrupter Regierungen. Ein positiver Effekt des Reports ist, dass Wirtschafts- und Umweltpolitik nicht länger als getrennte Politikbereiche gesehen wurden, wobei eine kohärente Zusammenführung in vielen Ländern bis heute noch nicht stattgefunden hat. Damit kann zu dem nächsten Kapitel übergeleitet werden: Es geht um den Beitrag bzw. das Engagement der UNO zur nachhaltigen Entwicklung.
Literatur- und Videotipps:
Eine vertiefende Beantwortung der Fragen ist zu finden im Lehrbuch „Nachhaltige Entwicklung“ von Michael von Hauff, das in 2. Auflage im Jahr 2014 bei De Gruyter erschienen ist.
bei Schlaumal – Umwelt, Mensch und Tier,
bei Sustainability Illustrated,
bei Global Weirding with Katharine Hayhoe,
bei The Story of Stuff Project und
bei Hot Mess.
Die letzten vier Videos sind in englischer Sprache.
Wo können wir Nachhaltigkeit international finden?
Die UN-OrganisationenUN-Organisationen, aber auch einige Forschungseinrichtungen erkannten relativ früh die bereits genannten wirtschaftlichen und ökologischen Probleme, die sich besonders in EntwicklungsländernEntwicklungsländer verschärften. Hervorzuheben ist beispielsweise der Pearson-BerichtPearson-Bericht „Partners in Development“, der schon 1969 die Krise der Entwicklungsländer deutlich aufzeigte. Hervorzuheben ist auch die berühmte Rede des damaligen Weltbankpräsidenten Robert Mc Namara, die für die unbefriedigende Entwicklung ein bedeutender Beleg war (Mc Namara 1973):
„Die absolute Armut ist durch derart katastrophale Lebensumstände gekennzeichnet, dass die Entfaltung der Gene, mit denen die Menschen bei der Geburt ausgestattet sind, unmöglich gemacht und die menschliche Würde beleidigt wird. Und doch sind diese Bedingungen so weit verbreitet, dass sie das Los von etwa 40 Prozent der Menschen in den Entwicklungsländern bestimmen.“
Wie steht es um die Industrieländer?
Auch in Industrieländern haben sich ab den 1970er Jahren Umweltprobleme, Arbeitslosigkeit und auch eine wachsende Verschuldung in zunehmendem Maße verschärft. Die Versuche, die Probleme durch eine Stärkung marktwirtschaftlicher Strukturen im Sinne des Neoliberalismus zu verringern, führten vielfach nicht zu dem erwünschten Erfolg bzw. zur Lösung. Dadurch wurde die Lebenslage vieler Menschen teilweise noch mehr belastet. So kam es auf internationaler Ebene zu dem neuen Paradigma nachhaltiger Entwicklung. Es wurde bereits von der schon erwähnten international zusammen gesetzten Brundtland-KommissionBrundtland-Kommission in dem berühmt gewordenen Brundtland-Bericht inhaltlich konkretisiert. (V. Hauff 1987)
Was hat die UNO mit Nachhaltigkeit zu tun?
Auf der internationalen Konferenz 1992 in Rio de Janeiro (United Nations Conference on Environment and Development/UNCEDUNCED) verpflichteten sich 178 Nationen zu dem Leitbild nachhaltiger Entwicklung. Besondere Beachtung verdient das Aktionsprogramm zur Umsetzung des Leitbildes: die →Agenda 21Agenda 21 als Agenda für das 21. Jahrhundert. Die Agenda 21 besteht aus einer Vielzahl politischer Bekenntnisse, Ziele und Vorhaben bzw. Maßnahmen. Sie umfasst über 350 Seiten und führt unterschiedliche Themen und Anspruchsgruppen auf. (UNCED 1992)
Wird die Agenda 21 „gelebt“?
Die →Agenda 21 bestimmt bis heute ganz wesentlich die inhaltliche Ausgestaltung und die erforderlichen Maßnahmen zur Umsetzung nachhaltiger Entwicklung. Obwohl das Leitbild international eine große Popularität erfuhr, ist es bis heute in der Bevölkerung, wie einführend schon empirisch belegt wurde, nur in relativ geringem Maße bekannt. Dabei kann festgestellt werden, dass es auf internationaler Ebene seit 1992 zu einem kontinuierlichen Prozess kam, dem sogenannten Rio-ProzessRio-Prozess, durch den die nachhaltige Entwicklung global gefördert werden sollte.
Was hat es mit dem Rio-Prozess auf sich?
Auf der Rio-Konferenz wurden bereits eine Reihe von Beschlüssen wie die Rio-Deklaration zu Umwelt und Entwicklung, die zur Stabilisierung der Treibhausgasemissionen zur Vermeidung einer Störung des Klimasystems beitragen sollte, die Konvention über biologische Vielfalt (Biodiversitätskonvention) und die Waldkonvention zur Bewirtschaftung und Erhaltung der Wälder nach dem Nachhaltigkeitsgrundsatz verabschiedet. Es folgten viele Konferenzen, die sich unter dem Begriff des Rioprozesses subsumieren lassen.
Was waren die wichtigsten Etappen im Rio-Prozess?
Aus den wenigen Beispielen wird schon deutlich, dass zentrale Probleme der Gegenwart bereits damals erkannt und benannt wurden. Bei den Beschlüssen kam es jedoch zu einer Einschränkung, die sich auch in dem folgenden Prozess fortgesetzt hat: Keines der verabschiedeten Dokumente enthält konkrete Verpflichtungen, die daher auch nicht überprüft werden können. Die Konventionen haben nur den Charakter von Rahmenbedingungen.
Können Sie die wesentlichen Etappen kurz vorstellen?
Der Rio-Konferenz folgten die Weltbevölkerungskonferenz 1994, der Weltsozialgipfel 1995 und die Klimakonferenz (Kyoto-Protokoll) 1997. Im Jahr 2002 fand die Folgekonferenz statt, die bereits in Rio de Janeiro beschlossen wurde. Auf dem zweiten Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung, der in Johannesburg stattfand, wurde der Implementierungsplan verabschiedet. Im Mittelpunkt stand also die Umsetzung nachhaltiger Entwicklung.
In dem Plan waren neue Ziele und Programme für Umweltschutz und Armutsbekämpfung enthalten. 1997 wurde bereits im Vorfeld der Johannesburg-Konferenz beschlossen, dass alle Länder bis 2002 eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie als Ausgangspunkt für die Umsetzung nachhaltiger Entwicklung ausarbeiten sollten. Dieses Ziel wurde jedoch nur von wenigen Ländern, wie zum Beispiel der Bundesrepublik Deutschland, realisiert wie aus der folgenden Abbildung zu erkennen ist.
Weltweite Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien 2003
Quelle: in Anlehnung an UNDESA 2004;
Wurden die Beschlüsse der Konferenzen nach 2002 konkreter?
2012 fand die Konferenz Rio + 20 erneut in Rio de Janeiro statt. Es wurde der politische Wille und die Bemühungen für eine nachhaltige Entwicklung konkretisiert und erneuert. Das Leitthema der Konferenz war „Green Economy“, womit man einen zentralen Bereich nachhaltiger Entwicklung voranbringen wollte. Nach der europäischen Kommission geht es dabei um eine Wirtschaftsweise,
„die Wachstum generiert, Arbeitsplätze schafft und Armut bekämpft, indem sie in das Naturkapital, von dem langfristig das Überleben unseres Planeten abhängt, investiert und dieses