Gisa Bauer

Grundwissen Konfessionskunde


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am Schreibtisch, aber es entsteht aus einem permanenten Dialog. Es speist sich aus dem Gespräch mit Texten, deren Autoren schon vor langer Zeit verstorben sind, es lebt aber auch in einem hohen Maße vom Dialog mit lebenden Vertretern der unterschiedlichen Konfessionen und mit befreundeten Fachleuten.

      Einige Kollegen haben verschiedene Teile und Entwürfe des Manuskripts in der Entstehungsphase gelesen und uns wertvolle Rückmeldungen gegeben (wobei wir für evtl. auftretende Fehler selbstverständlich allein verantwortlich sind). Für ihre kollegiale, freundliche Hilfe danken wir herzlich: ApostelApostel Volker Kühnle von der Neuapostolischen Kirche, PD Dr. Burkhard Neumann vom römisch-katholischen Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik, unseren ehemaligen Kolleg/innen Frau Annegret Lingenberg und Herrn Pfarrer i.R. Dr. Walter Fleischmann-Bisten M.A., dem Inhaber der Professur für Kirchen- und Religionsgeschichte des 1. Jahrtausends in Kiel Prof. Dr. Andreas Müller und FeG-Pastor Dr. Jochen Wagner.

      Die Endfassung haben befreundete Pfarrer und Lehrer Korrektur gelesen: Volker Keller, Alfred Metzger und Wieland Schubing. Auch ihnen herzlichen Dank für diesen Einsatz!

      Weiterhin danken wir Frau Corina Popp, M.A., die die Entstehung des Buches von Seiten des Verlags aus kompetent und freundlich unterstützt hat.

      Schlussendlich gilt unser großer Dank unseren Frauen, die die Entstehung des Buches teils mit bodenständiger Nüchternheit, teils mit ungläubigem Staunen, aber immer mit wohlwollender Gelassenheit begleitet und manchmal ertragen haben.

       Gisa Bauer / Paul Metzger

       Karlsruhe / Ludwigshafen-Pfingstweide

       am 31. Oktober 2019, dem Reformationstag

      1 Einleitung

      1.1 Einführung in das Fach KonfessionskundeKonfessionskunde

      Die KonfessionskundeKonfessionskunde betrachtet Leben und Lehre der christlichen Kirchen. Sie ist eine Disziplin der theologischen Wissenschaft, die sich vorwiegend in historischer, systematischer, praktischer und phänomenologischer Perspektive mit den christlichen Kirchen der Gegenwart befasst. Sie arbeitet deskriptiv und ist bestrebt, die wesentlichen Merkmale der jeweiligen Kirchen zu erfassen und darzustellen. Darum wählt sie einen möglichst umfassenden ZugangZugang zu ihrem Gegenstand. Zwar ist es erkenntnistheoretisch unmöglich, einen objektiven Standpunkt „über“ den existierenden Kirchen einzunehmen, doch strebt die Konfessionskunde an, jede Kirche so zu erfassen, dass sich sowohl die beschriebenen Kirchen in ihrem Selbstverständnis wiederfinden können als auch wesentliche Außenwahrnehmungen in die Charakteristik einfließen. Sie gestaltet ihre Darstellung – so gut es geht – neutral und enthält sich jeglicher Wertungen.

      Der Begriff KonfessionskundeKonfessionskundeDer Begriff „KonfessionskundeKonfessionskunde“ leitet sich vom Begriff der Konfession (lat.: ‚Anerkennung‘; ‚Eingeständnis‘; im theologischen Sinn: ‚BekenntnisBekenntnis‘) ab. Damit ist die Zustimmung zu einer bestimmten Haltung bezeichnet. Mit einem Bekenntnis legt man Zeugnis ab und bekennt sich zu einem bestimmten Glauben. Dieser Glaube ist dabei in der Regel in bestimmten Texten fixiert, in Glaubensbekenntnissen oder Glaubensgrundsätzen.

      Da verschiedene Kirchen verschiedene Glaubensgrundlagen haben, unterscheiden Glaubensaussagen in ihren verschiedenen Wertigkeiten die Kirchen voneinander und haben daher eine integrierende Funktion nach innen und eine ausschließende Funktion nach außen. Wer ein bestimmtes GlaubensbekenntnisGlaubensbekenntnis mitsprechen kann und dessen Inhalt „glaubt“, gehört dazu, wer es nicht als einen angemessenen Ausdruck seines Glaubens akzeptiert, gehört nicht zur entsprechenden Gemeinschaft oder BewegungBewegung(en). So bildeten sich innerhalb des Christentums im Laufe der Geschichte bis heute verschiedene Gruppen, die sich in und als „Kirchen“ zusammenfinden.

      Da manche Kirchen ihr Selbstverständnis nicht in Bekenntnistexten adäquat ausgedrückt sehen und es ihnen widerstrebt, BekenntnisseBekenntnis zu benennen, die sie von anderen Kirchen unterscheiden (z.B. die → Orthodoxe Kirche), kann der Begriff der Konfession nicht auf alle Kirchen in gleichem Maße angewendet werden. Genuin ist „Konfession“ ein lutherischer Terminus, da sich die → Lutherischen Kirchen durch eine ausweisbare Phase der Bekenntnisbildung im 16. Jahrhundert auszeichnen, die auch durch eine Textsammlung (die lutherischen „BekenntnisschriftenBekenntnisBekenntnisschriften“) abgeschlossen und fixiert wurde.

      SymbolikSymbolikVon diesem speziellen ZugangZugang, die BekenntnisseBekenntnis (griech.: SymbolaSymbolaBekenntnis) als Identifikationsmerkmale einer Kirche anzusehen, leitet sich der Begriff der SymbolikSymbolik als Vorläufer des Fachs KonfessionskundeKonfessionskunde ab. Da inzwischen erkannt wurde, dass die Bekenntnisse lediglich (und teilweise unvollständig) die Lehre einer Kirche wiedergeben, aber die Eigenart der Kirche nicht zwingend erfassen, vergrößert die Konfessionskunde im Vergleich zur Symbolik ihren Untersuchungsgegenstand. Weil also nicht nur das Bekenntnis die Konfession beschreibt, scheint der Begriff „KirchenkundeKirchenkunde“ als alternativer Begriff zur Konfessionskunde angeraten. Durch ihn wird die vermeintliche Engführung auf die Lehre einer Kirche vermieden, allerdings wirft dieser Begriff die Frage auf, wie Gruppierungen, die keine Kirche sein wollen, erfasst werden können. Weder „Konfessionskunde“ noch „Kirchenkunde“ sind also in der Lage, jede christliche Gruppe gleichermaßen adäquat zu erfassen.

      DenominationDenominationUm christlichen Gruppen gerecht zu werden, die keine Konfession sein oder keine Kirche bilden wollen, hat sich vor allem im englischsprachigen Raum der Begriff DenominationDenomination (‚Benennung‘) bewährt. Durch seine Neutralität kann er im Gegensatz zur Konfession auch BewegungenBewegung(en) (z.B. die ErweckungsbewegungErweckungsbewegung) und Gruppierungen erfassen, die kein gemeinsames BekenntnisBekenntnis ablegen wollen oder können. Er kann auch Kirchen bezeichnen, die keine Kirche im engeren Sinne bilden. Allerdings bleibt er aufgrund seiner Neutralität zwangsläufig inhaltlich wenig bestimmt und wird gegenwärtig deshalb auch dazu verwendet, Gruppierungen in anderen ReligionenReligion (z.B. im Judentum) zu bezeichnen. Im deutschen Sprachraum konnte er sich als Bezeichnung christlicher Gruppierungen bislang nicht durchsetzen. Deshalb gibt es auch keine Derivate wie „Denominationskunde“ o.ä.

      Letztlich zeigt sich der Durchgang durch die vorgeschlagenen Bezeichnungen des Fachs wie SymbolikSymbolik oder KirchenkundeKirchenkunde, dass jeder Begriff die Fülle der Ausgestaltungen von Kirche nicht in gleicher Weise zutreffend beschreiben kann, sodass sich die Beibehaltung des traditionellen Begriffs KonfessionskundeKonfessionskunde empfiehlt. Er gibt für den deutschsprachigen Raum die Bemühungen dieses Buches treffend wieder.

      Regionale und globale KonfessionskundeKonfessionskundeEine KonfessionskundeKonfessionskunde nimmt alle christlichen Konfessionen weltweit in den Blick. Dieser globale und transkonfessionelle Blick ist allerdings regional verankert und fokussiert, woraus sich wiederum Einschränkungen bei der Betrachtung ergeben. Die hier vorliegende Konfessionskunde richtet sich an eine deutschsprachige Leserschaft, d.h. sie greift die deutsche historische und kirchliche Situation im Besonderen auf. So ist beispielsweise das v.a. in Deutschland präsente und die deutsche protestantische kirchliche Landschaft konstituierende LandeskirchentumLandeskirchentum eine regional-spezifische Erscheinung. Im Falle der hier vorliegenden Konfessionskunde sind das Landeskirchen- und das Freikirchentum strukturgebende Größen für die konfessionelle Gliederung evangelischer Kirchen.

      In Nordamerika hat das LandeskirchentumLandeskirchentum keinerlei Relevanz, d.h. eine KonfessionskundeKonfessionskunde Nordamerikas würde konfessionelle Zuordnungen anders vornehmen.

      Weiterhin kommen in dieser KonfessionskundeKonfessionskunde Kirchen und Gemeinschaften ausführlich zur Sprache, die in Deutschland und im europäischen Raum Relevanz haben. Kleinere Gemeinschaften anderer Regionen und Länder bleiben außerhalb der Betrachtung.

      Das Ziel der KonfessionskundeKonfessionskundeDie KonfessionskundeKonfessionskunde hat in ihrer Geschichte verschiedene Ziele verfolgt. Dies liegt in der NaturNatur des Faches. Ähnlich wie im persönlich-individuellen Kontext gilt: Man kann sich mit jemandem beschäftigen, um ihn kennenzulernen, um ihm näher zu kommen oder um sich abzugrenzen oder zu bekämpfen.