blitzschnell. Sie warteten geduldig und fast unsichtbar in Ufernähe, zwischen träge dahingleitenden Blättern und geschützt durch das Wurzelwerk der großen Bäume, um dann urplötzlich anzugreifen. An Land waren sie vergleichsweise träge, dann konnte man sie fangen und töten. Das Fleisch war rosa und sehr zart. Die Panzer zogen die Péruan ab. Das gab wunderbares Leder. Auch die Eier der an Land legenden Echsen galten als sehr schmackhaft.
Mehrere Male am Tag regnete es. Es gab heftige Schauer, Blitze und Donner. Dann gab es wilde Konzerte von Fröschen und Unken. Einige davon galten als Heilmittel. Sie sonderten Sekrete ab, die gut waren gegen Milben und Fadenwürmer. Es gab Spinnen, die handtellergroß waren und Falter jagten, die noch größer waren als sie selbst.
Dennis lernte, wie man Kolibris und Papageien in Netzen fängt. Aus den bunten Federn wurde Kopfschmuck hergestellt, der in der großen Stadt sehr beliebt war, und gegen Pfeilspitzen und Tonkrüge eingetauscht wurde.
Manchmal kämen Händlerkarawanen in das Dorf, die alle erdenklichen Waren mit sich führten: Krüge, Pfeilspitzen, Messer und Schmuck aus Kupfer. Sie tauschten diese Dinge ein, gegen Kopfschmuck, Trockenfleisch, Arznei und Pfeilgift.
Sehr beliebt bei den Händlern waren die Panzer der Krokodile und Häute und Schädel der Affen. Die Felle der Panther galten als sehr wertvoll.
Gingen die Männer auf die Jagd, kamen sie mit Affen, Echsen und Mara Maras zurück.
Wenn die Männer am frühen Morgen mit ihren Speeren die großen Flussfische fingen, die bei den Péruan zum Frühstück gegessen wurden, bauten die Frauen aus dünnen Stöcken und Lederbändern Reusen, in denen sie die kleinen hellblauen Fische fingen, die wegen ihres hohen Trangehaltes für die Anfertigung der Hemden genutzt wurden. Die Fische waren sehr scheu. Man brauchte viele der Reusen. Nur mit dem Fett dieser Fische konnten die Indios die Fasern der Bäume weich und geschmeidig klopfen. Es gab weiter entfernt vom Dorf viele Stellen, wo diese Reusen aufgestellt wurden. Waren die Fische erst einmal drin, gab es kein Entrinnen.
Dennis lernte auch, dass das Leben im Dorf nicht so friedlich war, wie er gedacht hatte. Es gab weitere Dörfer am Fluss. Man war im Frieden miteinander. Aber der Fluss war lang und hatte viele Nebenflüsse. Es gab weit entfernt Völker, mit denen es ständig Krieg gab.
Als ein Volksstamm der Théluan mussten die Pèruan regelmäßig Steuern an die Sonnengöttin zahlen. Diese Tributzahlungen erfolgten durch die Abgabe von Kriegern, jungen Mädchen, Kopfschmuck, Fellen und Trockenfleisch.
Manchmal würden Abordnungen der Théluan ins Dorf kommen. Sie hatten eine Arbeitskolonne bei sich und würden dann von den Péruan verpflegt. Auch das Dorf musste von Zeit zu Zeit Männer in diese Arbeitskolonnen schicken. Sie kamen stets nach etwa zehn bis vierzehn Tagen zurück.
Es gab einen halben Tag entfernt eine Straße der Théluan, die immer wieder von dem dichten Dschungel zuwuchs und dann mit langen Messern wieder gangbar gemacht werden musste.
Dennis hörte aufmerksam zu. Wo es eine Strasse gab, da konnten ja wohl auch Autos fahren. Aber diesen Begriff kannten die Péruan nicht. Die Benutzung der Strasse sei nur den Théluan erlaubt.
Die Händlerkarawanen hätten viele Lamas dabei, um die Waren zu tragen. Außerdem gäbe es Boten, um Nachrichten in die heilige Stadt zu bringen. Die Boten würden zu Fuß laufen. Dennis schüttelte erstaunt den Kopf. Keine Busse? Keine Lastwagen? Aber das kannten die Péruan nicht. Dafür erzählten die Péruan, dass es andere Völker gab, die bauten Früchte, Mais und Baumwolle an. Sie wohnten in festen Häusern, und sie mussten Tribut in Form von Nahrungsmitteln und Baumwollfasern leisten, die auf den Rücken von vielen Lamas in die Stadt der Sonnengöttin gebracht wurden.
Als Dennis den Takilada auf die Abgaben ansprach, wurde geantwortet, dass Abordnungen der Théluan in regelmäßigen Abständen ins Dorf kommen, um die Steuern einzufordern.
Als Dennis fragte, ob es vorkäme, dass die Péruan sich weigerten, schüttelte der Takilada den Kopf. Das würde den Péruan schlecht bekommen. Ja. Es sei schon vorgekommen. Einmal hätten die Krieger der Théluan alle Männer des Dorfes getötet, weil der Häuptling seine Tochter nicht hergeben wollte. Die Köpfe der Männer seien abgeschlagen worden. Alle Frauen und Kinder seien verschleppt worden.
Die Frauen mussten zunächst die Körper ihrer getöteten Männer und Brüder den Krokodilen im Fluss vorwerfen, dann mussten sie die Köpfe ihrer getöteten Männer auf langen Stöcken vor sich hertragen, bis in die heilige Stadt. Sie wurden auf ihrem Weg durch die verschiedenen Dörfer der Péruan geführt, um allen zu zeigen, was passiert, wenn man sich gegen die Krieger der Sonnenkönigin auflehnt. Er habe das selbst gesehen, als er noch sehr jung gewesen sei. Was dann in der großen Stadt mit ihnen passiert sei, das wusste der Takilada nicht.
Dennis war von der Grausamkeit geschockt. Er begriff, dass die große Stadt der Sonnenkönigin ganz anders sein musste, als er sich das bisher vorgestellt hatte. Vielleicht würde er in der Hauptstadt nicht das finden, was er sich erhoffte: den Weg nach Hause. Wenn er dort hin ging, dann musste er sehr vorsichtig sein.
Kapitel 3. Die Reise in die heilige Stadt. und die Abordnung der Théluan
1.
Nach acht Wochen bei den Péruan wurde im Dorf eine Abordnung der Théluan angekündigt. Die Botschafter waren erfolgreich bis in die Vororte der großen Stadt vorgedrungen und hatten ihre Nachricht weitergegeben. Nun näherte sich ein Tross von Kriegern und zwei hochgestellten Priestern der Théluan.
Als sie am nächsten Abend im Dorf eintrafen, war Dennis klar, dass die Erzählung des Takilada nicht übertrieben sein konnte. Das hier waren nicht die freundlichen Bewohner am großen Fluss, die Dennis in den Péruan kennengelernt hatte.
Die Fremden waren genauso dunkelhäutig, aber sie waren größer als die Péruan. Sie waren athletisch gebaut, und sie hatten die Haare nach hinten gebunden zu einem Knoten. Sie waren geschmückt mit bunten Hemden, und in den Knoten war ein Mix aus Federn und Perlen eingeflochten. Sie waren bewaffnet mit langen Messern, Bögen und Schilden aus einer Art dicht zusammengebundenem Schilfgeflecht. Um den Hals trugen sie eine Kette aus Leder, mit einem dünnen Goldblech, das eine Sonne darstellte.
Die beiden Priester waren deutlich an der langen Kutte zu erkennen, die mit einem Band um die Taille festgebunden war. Sie trugen Goldverzierungen im Haar und Ringe an den Fingern, die mit farbigen Steinen besetzt waren. Um den Hals trugen sie etwas, das aussah wie ein flacher Kragen aus Goldblech, mit gestanzten und gedrückten Symbolen und Sonnen.
Es war eine Art eisiger Wind, der mit der Ankunft der Krieger auf dem Dorfplatz einzog und vom Dorf Besitz ergriff. Dennis schauderte. Er stand auf und ballte unwillkürlich seine Hände zu Fäusten, wie um sich zu wehren. Und nun sahen die Krieger und die Priester der Théluan, dass sie wirklich einen Gott vor sich hatten. Die Boten der Péruan hatten nicht übertrieben.
Dennis war zwar in das einfache Kleid eines Stammesfürsten gekleidet, aber er war weiß, er hatte weißes Haar (die Indios hielten Dennis blondes Haar für weiß) und um diesen Fremden zeigte sich urplötzlich eine Art Feuerschein.
Ähnlich wie damals die Péruan hatten die Krieger sofort ihre Speere zum Wurf erhoben, wurden aber von ihren Priestern zurückgerufen, denn der Feuerschein entfachte sich zu einem gewaltigen Lichtschein aus Blitzen, der Dennis und die gesamte Gruppe der Péruan schützend umhüllte, wie ein Panzer. Das war für die Théluan zu viel.
Dennis hörte Schreckensrufe. Die Krieger ließen ihre Waffen fallen und warfen sich zu Boden. Selbst die Priester fielen auf die Knie und baten um Gnade.
Dennis war fast zum Lachen zu Mute.
Er ging durch seine Freunde hindurch zu den beiden Priestern, immer noch eingehüllt in diese Wolke aus zuckenden Blitzen und befahl ihnen, in der Sprache der Péruan, aufzustehen.
„Das hier“, sagte Dennis, „sind meine Freunde. Ihnen wird nichts geschehen. Sie stehen unter meinem Schutz.“ Er