Christine Nöstlinger

Pudding Pauli deckt auf


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griff die Rosi aufs Nachtkastl, grapschte sich das Handy und blinzelte aufs Display, auf dem PUDDING RUFT AN stand, und drüber als Uhrzeit 7:01.

      Sie drückte das Gegacker weg und stöhnte ins Handy: „Bist du des Teufels? Es ist Samstag und noch nicht einmal richtig hell draußen!“

      „Weiß ich doch, Süße!“ Die Stimme vom Pauli klang putzmunter.

      „Aber der Irre über mir rückt seit sechs Uhr seine Möbel im Kreis herum. Und ich will ja nur schnell wissen, ob du gestern noch irgendetwas erfahren hast.“

      „Ruf mich um zehn wieder an, ich schlafe noch eine Runde!“

      Die Rosi war fest entschlossen, das Gespräch zu beenden. Aber der Pauli schnurrte sanft: „Rosilein, Süße, für die arme Frau Mader ist jede Stunde ohne ihren Karli schrecklich, wir müssen ihr doch schnell helfen!“

      Der sanft schnurrenden Pauli-Stimme kann die Rosi nie widerstehen.

      „Na gut, Pudding“, seufzte sie und schwang die Beine aus dem Bett.

      „Bei mir oder bei dir?“

      „Gibt es bei dir drüben ein richtig schönes Frühstück?“, fragte der Pauli.

      „Eher nicht“, vermutete die Rosi. „Außer du bringst was vom Bäcker mit.“

      „Dann komm zu mir rüber“, schlug der Pauli vor, „ich mach uns was Schnuckeliges.“

      Die Rosi wohnt in derselben Straße wie der Pauli, bloß fünf Quergassen entfernt. Rennt man schnell, schafft man den Weg in drei Minuten. Die Rosi zockelte so verschlafen dahin, dass sie dreimal so lang brauchte. Aber der Pauli hatte das Frühstück ohnehin noch nicht fertig.

      „Gibt es heute zum Frühstück Erdäpfelschmarren?“, fragte die Rosi entsetzt, weil sich der Pauli, nachdem er sie in die Küche geführt hatte, daranmachte, Erdäpfel zu reiben. Auf der Seite vom „Laterndel-Reibeisen“, wo die großen Löcher sind.

      „Erdäpfelschmarren macht man aus gekochten Erdäpfeln, du Deppenkind“, schnaufte der Pauli emsig reibend, „das sind rohe Erdäpfel. Du kriegst Super-Erdäpfel-Blinis. Und dazu selbst gemachtes Apfelmus!“

      „Toll!“ Die Rosi setzte sich zum Küchentisch. „Dafür lohnt es sich, das Bett zu verlassen! Weil wegen dem bissl, was ich erfahren hab, hätte es sich nicht gelohnt, herzukommen.“

      „Berichte“, verlangte der Pauli.

      „Also, der Merny-Hund war fünf Tage weg, plötzlich war er wieder da, und meine Mama hat die Frau Merny gefragt, wer die Peggy gefunden hat, aber die Frau Merny hat ihr drauf keine Antwort gegeben, obwohl sie sonst eine Tratschen ist, die jeden dauernd anquatscht!“

      Der Pauli stellte zwei Schüsseln auf die Arbeitsplatte, nahm die Hälfte der geriebenen Erdäpfel zwischen die Handflächen und drückte sie über einer Schüssel aus. Als zwischen seinen Fingern kein Saft mehr raustropfte, warf er die trockenen Schnipsel in die andere Schüssel.

      Dann machte er es mit dem Rest der geriebenen Erdäpfel genauso.

      „Und der Hund vom Pollak?“, fragte er, während er zwei Eier am Rand der Schüssel aufschlug und auf die gepressten Schnipsel plumpsen ließ.

      „Mit dem Herrn Pollak redet meine Mama nie“, sagte die Rosi.

      „Über den weiß sie gar nichts.“

      Der Pauli rührte den Gatsch ordentlich durch, stellte eine Pfanne auf den Herd, schüttete ein paar Löffel Öl rein und schaltete die Kochstelle unter der Pfanne an.

      Dann hielt er eine Hand prüfend über die Pfanne. So testet er, ob das Fett schon heiß genug zum Braten ist. Wenn es seiner Hand, fünf Zentimeter über dem Fett, zu heiß wird, kann er zu braten anfangen.

      „Meine Mama kennt auch keinen“, sagte die Rosi, „der öfter mit dem Herrn Pollak redet. Der ist angeblich ein Eigenbrötler.“

      Der Pauli zog die Hand von der Pfanne, klatschte mit einem Löffel Häufchen vom Schnipsel-Gatsch ins Öl und drückte sie mit dem Löffel breit.

      „Meine Schwester meint, dass es Hundefänger gibt“, sagte die Rosi.

      „Die stehlen Hunde für Tierversuche von Kosmetikfabriken.“

      „Dann wären der Merny-Hund und der Pollak-Hund nicht wieder aufgetaucht!“ Der Pauli hob mit einer Gabel ein Blini, um zu sehen, ob es auf der Unterseite schon knusprig war. Es war noch zu hell.

      „Vielleicht waren sie der Firma, die Tierversuche macht, viel zu alt und viel zu mickrig“, sagte die Rosi. „Und drum hat man sie laufen lassen.“

      Der Pauli deutete auf eine Kanne und sagte, da drin sei Zitronentee, die Rosi solle sich eine Tasse einschenken. Dann wendete er die Blinis mit zwei Gabeln.

      Die Rosi schenkte sich eine Tasse vom Tee ein. Kakao wäre ihr lieber gewesen. Aber höflich wie die Rosi nun mal ist, sagte sie das nicht.

      Die Rosi mampfte schneller, als der Pauli braten konnte. Zwei Pfannen Blinis hatte sie im Nu verputzt, und schmollte auch noch, als der Pauli die letzten sieben Blinis, die in der Pfanne brutzelten, für sich beanspruchte.

      Doch bevor sich der Pauli über den kargen Blini-Rest hermachen konnte, kam seine Mama schnuppernd in die Küche. Sie war noch im Nachthemd und hatte vom Schlaf verwurstelte Haare.

      „Reiberdatschi!“, frohlockte sie. „Das nenn ich einen Luxus am frühen Morgen!“

      Sie schnappte sich den Teller mit den sieben Blinis und rief:

      „Aber doch nicht mit Apfelmus! Da gehören saurer Rahm und geräucherter Lachs dazu. Ist nicht noch ein bissl was vom gestrigen Lachs im Kühlschrank, Sohnemann?“

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      Der Pauli holte entsagend seufzend einen Teller aus dem Kühlschrank, auf dem unter Frischhaltefolie zwei Scheiben Lachs lagen.

      „Mit saurem Rahm kann ich leider nicht dienen, gnä’ Frau!“, sagte er.

      Die Pauli-Mama war auch so zufrieden. „Täte direkt nach mehr schmecken“, meinte sie, als sie den letzten Bissen geschluckt hatte.

      „Mehr täte es aber nur geben, wenn es noch Erdäpfel geben täte“, sagte der Pauli, schmierte sich ein Butterbrot und kleckste Apfelmus drauf. Dann fragte er seine Mama: „Sag mal, kennst du den Herrn Pollak näher?“

      „Na sicher, seit ich auf der Welt bin, also seit vierzig Jahren. Was ist mit ihm?“, fragte die Pauli-Mama besorgt.

      „Wegen seinem Hund.“ Näher wollte der Pauli sein Interesse für den Herrn Pollak nicht erklären.

      „Den hat er gottlob wieder“, sagte die Pauli-Mama. „Wäre eine Katastrophe gewesen, wenn dem was passiert wäre. Er hat sonst niemanden mehr, seit seine Frau tot ist.“

      „Der ist doch angeblich ein Eigenbrötler“, sagte der Pauli. „Und redet mit niemandem.“

      Die Pauli-Mama schüttelte den Kopf. „Er redet nur mit Leuten, die er mag. Und mich mag er. Mit mir plaudert er immer, wenn er mich trifft.“

      „Könntest du von ihm rauskriegen, wie das mit seinem Hund gewesen ist?“, fragte der Pauli. „Wie er ihn zurückbekommen hat? Und von wem?“

      Das, sagte die Pauli-Mama, habe sie vom Herrn Pollak selber schon wissen wollen. Aber er hat es ihr nicht erzählt. Er hat bloß gesagt, dass es ihn „allerhand Geld gekostet hat“. Das hat sie natürlich gewundert, und sie hat ihn gefragt, wieso das allerhand Geld gekostet hat, doch mehr als „Lassen wir das!“ hat er nicht geantwortet. Und wie sie den Herrn Pollak kennt, würde er ihr auch nicht mehr sagen, wenn sie ihn noch zehnmal fragen würde.

      „Warum willst denn das wissen? Hat das vielleicht irgendetwas mit dem Karli von der