wie viel Weitsicht der Club of Rome hatte. Im Jahr 1970, nur zwei Jahre vor der Veröffentlichung von »Die Grenzen des Wachstums«, lag der globale ökologische Fußabdruck der Menschheit noch unter dem, was die Erde regenerieren kann, wenn auch nur knapp. Hätten wir weiterhin so produziert und konsumiert wie damals, wären wir vielleicht im Gleichgewicht geblieben und hätten die Erde für viele weitere Generationen bewohnbar und ertragreich gehalten.
Aber die Dinge nahmen eine andere Wendung, da die Weltbevölkerung weiter anstieg. Heute leben auf der Welt etwa doppelt so viele Menschen wie noch Anfang der 1970er-Jahre. Und da auch der Lebensstandard steigt, hat das Global Footprint Network (GFN) berechnet,65 dass die Menschheit bis zum Jahr 2020 irgendwann im August das »Ressourcenbudget der Natur« für das gesamte Jahr verbraucht hat, was bedeutet, dass wir die natürlichen Ressourcen während vier bis fünf Monaten pro Jahr übernutzen (siehe Abbildung 2.6). (Die COVID-19-Krise, einschließlich der monatelangen Ausgangssperre und der Unterbrechung vieler wirtschaftlicher Aktivitäten, wirkte sich zwar positiv auf den »Overshoot Day« aus,66 war aber sicher nicht nachhaltig.) Wie David Lin, wissenschaftlicher Leiter des GFN, erklärte, ist unser »ökologischer Fußabdruck« natürlich nur ein buchhalterisches Maß: Es gibt keine Möglichkeit, mit Sicherheit zu sagen, wie schädlich unsere wirtschaftlichen Produktions- und Konsumprozesse wirklich sind. Aber es ist klar, dass die weltweite Nutzung natürlicher Ressourcen nicht nachhaltig ist und viele andere schädliche Trends, wie die globale Erwärmung, verschärft. Wie genau sieht unsere Bilanz in diesem Zusammenhang aus?
Abbildung 2.6: Der »Earth Overshoot Day« findet seit 1970 fast jedes Jahr zu einem früheren Zeitpunkt statt
Quelle: Nachgezeichnet aus Global Footprint Network und Biocapacity Accounts 2019, Earth Overshoot Day.
Betrachten wir zunächst die fossilen Brennstoffe, die sich nur über Millionen von Jahren regenerieren können. Obwohl sie nur einmal verwendet werden können, machen Kohle, Öl und Erdgas immer noch etwa 85 Prozent des weltweiten Primärenergieverbrauchs67 und zwei Drittel der weltweiten Stromproduktion aus.68 Tatsächlich hat sich ihr Einsatz im letzten Jahrhundert etwa alle 20 Jahre fast verdoppelt. Trotz der Forderungen nach einem schrittweisen Ausstieg ist ihre Produktion im Jahr 2018 sogar noch gestiegen. Eine Statistik, die selbst den Chefökonom von BP, Spencer Dale, verunsicherte:69 »In einer Zeit, in der die Gesellschaft ihre Anforderungen an einen beschleunigten Übergang zu einem kohlenstoffarmen Energiesystem erhöht«, schrieb er im Statistischen Bericht 2019 seines Konzerns, »zeichnen die Energiedaten für 2018 ein besorgniserregendes Bild«.
Es sind nicht nur die fossilen Brennstoffe. In den letzten fünf Jahrzehnten hat sich der Verbrauch natürlicher Ressourcen verdreifacht, so das International Resource Panel der UN-Umweltbehörde.70 Ihr Abbau und ihre Verarbeitung haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten »beschleunigt« und »sind für mehr als 90 Prozent des Verlustes an biologischer Vielfalt und Wassermangels sowie für etwa die Hälfte der Auswirkungen des Klimawandels verantwortlich«, warnte die Organisation.
Diese Trends fielen mit einer zunehmenden Verschmutzung in mindestens drei Bereichen zusammen: Wasser, Luft und Boden.
Betrachten wir zunächst das Thema Wasser. UN Water, die Agentur, die die Arbeit der Vereinten Nationen im Bereich Wasser und Sanitärversorgung koordiniert, schätzt, dass weltweit 2 Milliarden Menschen in Ländern leben, die unter großem Wassermangel leiden,71 oft aufgrund des Klimawandels. Aber selbst wenn Wasser verfügbar ist, ist es oft stark verschmutzt. Nach Angaben der Agentur72 »werden weltweit wahrscheinlich über 80 % des Abwassers ohne angemessene Behandlung in die Umwelt eingeleitet«, wobei die Verschmutzung oft durch »intensive Landwirtschaft, industrielle Produktion, Bergbau und unsachgemäß aufbereitete Abflüsse und Abwässer« verursacht wird. Dies bedroht den Zugang zu sauberem Wasser überall, von den Städten bis zu den ländlichen Gebieten, und stellt ein großes Gesundheitsrisiko dar.
Hinzu kommt das Thema Plastik, dessen Auswirkungen in den kommenden Jahrzehnten am dramatischsten zu spüren sein werden, da das Plastik, das sich derzeit in den Weltmeeren ansammelt, das Leben an Land auf vielfältige Weise beeinträchtigen kann. Mikroplastik ist in den Gewässern der Welt allgegenwärtig geworden, zum Teil, weil es Jahrzehnte dauert, bis es sich zersetzt: Nach derzeitigen Schätzungen könnte es bis 2050 mehr Plastik als Fische in unseren Ozeanen geben.73 Das berühmteste und allgemein bekannte Beispiel ist der »Great Pacific Garbage Patch«, ein vor allem aus Mikroplastikabfall bestehender riesiger Müllstrudel im Pazifischen Ozean. Aber das Problem ist ein globales, das alle Gewässer der Welt betrifft.
Zweitens überschreiten laut Greenpeace fast zwei Drittel der Städte der Welt die WHO-Richtlinien zur Luftverschmutzung.74 Viele der großen Metropolen Asiens sind so verschmutzt, dass es ungesund ist, überhaupt nach draußen zu gehen,75 wie viele, die dort leben oder dort waren, bestätigen können. Und drittens ist laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO)76 die Verschmutzung der Böden eine verborgene Realität auf der ganzen Welt und eine direkte Bedrohung für die menschliche Gesundheit.
Diese rasante Ausbeutung und Verschmutzung begann auch die natürlichen Ökosysteme der Welt zu zerstören und drohte die globale Erwärmung außer Kontrolle geraten zu lassen – mit schwerwiegenden Folgen für die Menschen in den vom Klimawandel stark betroffenen Regionen und für zukünftige Generationen. Auch andere Daten verdeutlichen den Einfluss des Menschen auf die Umwelt.
Die von den Vereinten Nationen geförderte Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystems Services (IPBES) kam in einem Bericht aus dem Jahr 2019 zu dem Schluss, dass »die Artenvielfalt weltweit mit einer Geschwindigkeit zurückgeht, die in der Geschichte der Menschheit beispiellos ist«, wobei Arten bereits »mindestens zehn- bis hundertmal schneller aussterben als im Durchschnitt der letzten 10 Millionen Jahre«.77 Unter Berufung auf die Forschung schrieb die Financial Times außerdem, dass »eine Million der geschätzten 8 Millionen Pflanzen- und Tierarten der Erde vom Aussterben bedroht sind«.78
Eine weitere UN-Sonderorganisation, das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), warnte Ende 2018, dass der derzeitige Kurs der CO2-Emissionen ebenfalls zu einem unaufhaltsamen Zyklus der globalen Erwärmung führen würde – mit großen Beeinträchtigungen für das Leben auf der Erde –, wenn nicht bis 2030 größere Reduzierungen erreicht würden. Darin heißt es: »Wege zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C ohne oder mit begrenzter Überschreitung würden rasche und weitreichende Veränderungen in den Bereichen Energie, Land, Stadt und Infrastruktur (einschließlich Verkehr und Gebäude) sowie in den industriellen Systemen erfordern.«79 Aber selbst die Hoffnungen auf diesem schmalen Grat zu einer begrenzten globalen Erwärmung von 1,5 °C waren zwei Jahre später