Gesche Rabten

Schatz des Dharma


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wie auch der Tibeter in Europa zu erfüllen. Da die Zahl der Personen, die ein gründliches Studium und eine ernsthafte Anwendung des Buddhismus suchten, immer mehr zunahm, gründete Gesche in der Schweiz Tharpa Choeling, das Zentrum für Höhere Tibetische Studien auf dem Mont-Pèlerin, in Österreich Tashi Rabten in Feldkirch, in Deutschland das Tibetische Zentrum Jangchub Choeling in Hamburg und Phuntsok Rabten in München und in Italien Ghe-Pel-Ling in Mailand. Tharpa Choeling wurde später zum Andenken an Gesche Rinpotsche in Rabten Choeling umbenannt. Diese Klöster und Zentren sind für alle, die authentische und umfassende Dharma-Studien suchen, zu einem besonderen Anziehungspunkt geworden. Mit der einzigen Absicht, den Unterweisungen des Buddha und den Lebewesen zu dienen, drehte Gesche Rinpotsche bis zum Ende seines Lebens unermüdlich das Rad des Dharma. Für viele Menschen in diesem Teil der Welt öffnete er mit seinen außergewöhnlich klaren und bewegenden Unterweisungen das große Tor des Dharma und wurde zu einem der bedeutendsten Begründer der reinen und vollständigen Lehre des Buddha in Europa.

      Gesche Rinpotsche gab eine unermeßliche Zahl von Unterweisungen. Im Jahr 1974 folgten während drei intensiven Wochen etwa hundert Personen in Rolle, Prés-de-Verts in der Schweiz dem intensiven Meditationskurs, der in diesem Buch wiedergegeben ist. Diese Unterweisungen enthalten alle wesentlichen Punkte des Dharma. Gesche lehrte aus seiner eigenen Erfahrung, und dank seinem großen Erbarmen und seinem Geschick legte er sie auf klarste und verständlichste Weise dar, was eine wohlbekannte Eigenschaft seiner Unterweisungen ist. So werden diese sicher den Geist eines jeden aufrichtig am Dharma Interessierten erhellen, und die Leser werden den Beweis dafür in sich selbst finden.

      Diese Unterweisungen wurden zuerst von mir sehr wörtlich ins Englische übersetzt. Mein Freund Brian Grabia, ein langjähriger Schüler von Gesche Rinpotsche, korrigierte das Englisch sorgfältig und stellte es in einer schönen geschriebenen Form bereit, für jedermann ein Vergnügen zu lesen.

      Diese deutsche Ausgabe wurde von Marion B. Kroh und Ingund Gaßner aus dem Englischen übersetzt und von Helmut Gaßner überarbeitet. Seine Beherrschung der tibetischen Sprache und seine langjährige Vertrautheit mit Gesche Rinpotsches Unterweisungen waren eine große Hilfe. Ich möchte ihm meinen tiefen Dank ausdrücken.

      Wenn man die kostbaren Juwelen bewahrt, die aus diesem Schatz in das eigene Herz kommen, können sie von niemandem weggenommen werden, und sie werden sicher das Licht unermeßlichen Nutzens und Glücks für einen selbst und andere ausstrahlen.

      Ich schließe dieses Vorwort mit meinen Gebeten für das lange Leben unseres lieben und verehrten Tenzin Rabgyä Rinpotsche, der jungen Wiedergeburt unseres geliebten Meisters Gesche Rabten Rinpotsche, des Autors dieses Buches.

       Gonsar Tulku

       Le Mont-Pèlerin, Schweiz

       April 1997

      Buddha Schakyamuni Buddha Schakyamuni

      Dsche Tsongkhapa Dsche Tsongkhapa

      Ehrwürdiger Gesche Rabten Rinpotsche Ehrwürdiger Gesche Rabten Rinpotsche

      Ehrwürdiger Rabten Tulku Rinpotsche Ehrwürdiger Rabten Tulku Rinpotsche

      Einleitung

      Ich freue mich sehr, Sie alle hier zu sehen. Die Tatsache, daß wir zusammengekommen sind, um Dharma zu hören, ist sicher ein Zeichen dafür, daß wir in der Vergangenheit eine Verbindung hergestellt haben. In den kommenden Tagen werden wir versuchen, etwas über das Dharma zu lernen. Ein menschliches Wesen ist eine Verbindung von Körper, Rede und Geist. Aber die hier vor uns liegende Arbeit wird sich hauptsächlich mit dem Geist befassen. Während wir hier beisammen sind, wird es gut sein, einer möglichst disziplinierten Lebensweise zu folgen. Gewöhnlich verbringen wir einen großen Teil der Zeit mit Reden, wobei wir oft das erstbeste sagen, das uns in den Sinn kommt. Solange wir hier sind, wollen wir jedoch versuchen, diese Art von Geschwätz zu unterlassen und nur über Dinge sprechen, die sich auf das Dharma beziehen. Das ist besonders wichtig, wenn wir nach den Unterweisungen in der Lage sein wollen, darüber zu meditieren. Erwarten wir zu dieser Zeit Resultate, dann müssen wir jetzt beginnen, indem wir den Unterweisungen aufmerksam zuhören und unsere Handlungen im Lauf des Tages zügeln. Daher sollten wir nur über Dinge sprechen, die sich auf das Dharma und das, was wir hier tun, beziehen.

      Gewöhnlich gehen wir überallhin, wo es uns gerade hinzieht; aber die, die hier im Haus wohnen, sollten während des Kurses hierbleiben. Für die, die hin- und herfahren: bitte versuchen Sie, so wenig wie möglich zu fahren und während dieser Zeit jede unnötige Tätigkeit zu vermeiden. Wenn wir unsere Geschäftigkeit nicht einschränken und uns nicht auf die Unterweisungen konzentrieren, werden wir später, wenn wir zu meditieren versuchen, nicht die gewünschten positiven Ergebnisse erzielen.

      Gewöhnlich ist unser Geist mit einer Menge Gedanken beschäftigt. Wir machen viele Pläne und verbringen einen

      großen Teil der Zeit damit, darüber nachzudenken. Aber während der Dauer dieses Kurses sollten wir versuchen, unseren Geist unter Kontrolle zu halten und Gedanken zu vermeiden, die nicht mit dem Dharma zusammenhängen. Das wiederum ist wichtig, wenn wir irgendwelche Ergebnisse aus unserer Meditation und Anwendung erzielen möchten.

      Wenn unser Körper, unsere Rede und unser Geist zusammenarbeiten und auf die Unterweisungen gerichtet sind, können wir positive Veränderungen erwarten. Sie alle sind hierhergekommen, um Unterweisungen über das Dharma zu hören, und darüber freue ich mich sehr. Während dieser Zeit sollten Sie versuchen, freundlich und rücksichtsvoll zu sein und sich ruhig und friedlich zu verhalten. Da es der Zweck des Dharma ist, allen Harmonie zu bringen, müssen wir damit beginnen, unter uns friedlich und harmonisch zu werden. Es wäre am besten, Sie könnten auch auf das Rauchen verzichten, wenigstens an Orten wie dem Meditationsraum. Für die Dauer des Kurses sollten Sie versuchen, sich Ihrer Anwendung so energisch und hingebungsvoll wie möglich zu widmen. Obwohl wir nur wenige Tage miteinander verbringen können, wenn wir sie auf diese Weise nutzen, werden wir unsere Zeit gut nutzen, und wir können zufriedenstellende Ergebnisse erwarten. Ich werde jeden Tag Unterweisungen geben, und da manche von Ihnen wenig oder keine Erfahrung mit Dharma-Anwendung haben, ist es möglich, daß Sie manches, worüber ich sprechen werde, nicht verstehen. In diesem Fall notieren Sie bitte, was Ihnen nicht klar ist, und wenn nötig, können wir privat darüber sprechen. Auf jeden Fall hoffe ich, daß Sie Notizen machen werden und über das, was gesagt wird, sehr ausführlich nachdenken, anstatt es zum einem Ohr hinein- und zum anderen wieder hinauszulassen.

      Beim Hören von Dharma-Unterweisungen sollten Sie daher versuchen, so aufmerksam und so unabgelenkt wie möglich zu sein. Wenn statt dessen Ihre Augen umherwandern und Sie über alles nachdenken, was Ihnen in den Sinn kommt, werden Sie das Gehörte nicht behalten können. Liegt eine Tasse auf der Seite, dann können wir versuchen, was wir wollen, wir werden nie fähig sein, sie mit Wasser zu füllen. Das zeigt die Wirkung oder eher den Mangel an Wirkung, den Dharma-Unterweisungen auf eine zerstreut zuhörende Person haben. Wenn Sie genau zuhören, ist das nächste Erfordernis, daß Sie sich an das Gesagte erinnern und oft darüber nachdenken. So können Sie im Gedächtnis behalten, was sie gehört haben. Gießen wir Wasser in eine löchrige Tasse, dann wird es nur ausrinnen. Das ist wie jemand, der Dharma-Unterweisungen hört, aber sich nicht bemüht, sie sich zu merken.

      Der Hauptzweck unserer Dharma-Anwendung ist, von Leid frei zu werden, dem Leid, das uns körperlich und geistig durchdringt. Sie ist nicht ein Mittel, um Ruhm zu erlangen, Reichtum anzuhäufen oder irgendeine andere Art von weltlichem Ziel zu erreichen. Wir sollten den Dharma-Unterweisungen zuhören mit dem Bestreben, unsere Unzufriedenheit zu beseitigen. Jemand, der Dharma anwendet, läßt sich mit jemandem vergleichen, der krank ist. Die Person, die lehrt, ist wie ein Arzt, und das Dharma selbst ist wie die Medizin oder das Heilmittel für die Krankheit. Kurz, es gibt drei Arten, Dharma-Unterweisungen zuzuhören: gut und aufmerksam zuhören, das, was unterrichtet wird, im Gedächtnis behalten