Gesche Rabten

Schatz des Dharma


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leicht Kopf- und Nackenschmerzen entstehen, wenn das Element der Hitze zunimmt. Die Augen werden gesenkt, um zu verhindern, daß der Geist aufgrund visueller Reize wandert. Sie sollten nicht ganz geschlossen werden, weil dies Schläfrigkeit verursacht und man einschlafen könnte. Es ist jedoch möglich, daß es manchen Leuten leichter fällt, mit geschlossenen Augen zu meditieren. Dagegen ist nichts einzuwenden. Die Zunge sollte gegen den Gaumen gelegt sein, um das Austrocknen der Kehle zu verhindern. Der Mund selbst sollte in einer entspannten, natürlichen Stellung gelassen werden, die Lippen berühren sich dabei leicht.

      Die neunfache Atemübung

      Meditation ist eine geistige Tätigkeit. Damit wir sie zu unserem Vorteil benützen können, müssen wir zuerst den Geist beruhigen. Zudem müssen wir uns bemühen, die subtilen Energiekanäle in unserem Körper zu reinigen. Wir müssen versuchen, sie so gut wie möglich zu reinigen, damit sie richtig funktionieren können. Es gibt Tausende solcher Kanäle in unserem Körper, aber wir werden uns auf die drei Hauptkanäle entlang der Wirbelsäule konzentrieren.

      Beim Meditieren sollten Sie versuchen, den Rücken so gerade wie möglich zu halten. Wenn Sie das nicht tun, wird es Ihnen unbequem werden. (1) Wir beginnen diese Meditation, indem wir einen dünnen, roten Kanal in unserem Körper visualisieren, der rechts entlang der Wirbelsäule verläuft. Diese Kanäle bestehen aus subtiler Materie und sollten nicht mit Arterien oder Venen verwechselt werden. Dieser rote Kanal beginnt vier Fingerbreit unterhalb des Nabels und verläuft rechts entlang der Wirbelsäule aufwärts bis zum höchsten Punkt des Kopfes, über dem Gehirn, aber unterhalb der Schädeldecke. An diesem Punkt, nahe der Stelle, wo der Schädel bei einem Neugeborenen noch weich ist, krümmt er sich wie der Griff eines Regenschirms und endet an der rechten Nasenöffnung. Wir sollten uns den Kanal gerade und geschmeidig vorstellen. Auf die gleiche Weise sollten wir uns einen weißen Kanal vorstellen, der vier Fingerbreit unterhalb des Nabels beginnt und links entlang der Wirbelsäule aufwärts verläuft, sich am Scheitelpunkt krümmt und im linken Nasenloch endet. Wir stellen uns die beiden Kanäle wie zwei hohle Röhren von der Dicke des kleinen Fingers vor. Im rechten, roten Kanal visualisieren wir Blut, und im linken, weißen Kanal visualisieren wir Samenflüssigkeit.

      Wir beginnen die Meditation damit, daß wir uns den weißen Kanal an dem Punkt vier Fingerbreit unterhalb des Nabels in den roten Kanal eingeführt vorstellen, so wie eine kleine, dünne Röhre in eine größere hineinpaßt. Nachdem man sich diese beiden Röhren vier Fingerbreit unterhalb des Nabels ineinandergesteckt klar vorgestellt hat, sollte man das rechte Nasenloch mit dem rechten Zeigefinger zuhalten. Dann atmen wir durch das linke Nasenloch ein und stellen uns dabei vor, daß die Luft durch den linken Kanal nach unten strömt. Sobald sie den Punkt erreicht, an dem der linke Kanal in den rechten eintritt, beginnen wir auszuatmen und nehmen gleichzeitig den rechten Zeigefinger vom rechten Nasenloch und halten damit das linke Nasenloch zu. Beim Ausatmen stellen wir uns vor, daß diese eingeatmete Luft vom linken Kanal in den rechten überströmt, im rechten Kanal aufsteigt und durch das rechte Nasenloch ausgeatmet wird. Während dieser Visualisation stellen wir uns vor, daß die Luft, die durch die Kanäle fließt, diese von allen Verunreinigungen reinigt, so daß sie rein und strahlend zurückbleiben, ganz ähnlich wie Wind Staub wegbläst. Beim Ausatmen können wir uns vorstellen, daß unser rechtes Nasenloch ein bißchen wie ein Fabrikschlot ist, der den Rauch unserer Verunreinigungen ausstößt.

      Wir sollten langsam, ruhig und tief atmen, sowohl beim Einatmen als auch beim Ausatmen. Es ist nicht notwendig, den Atem zu forcieren. Atmen Sie so natürlich und gleichmäßig wie möglich. Am Anfang mag es ein wenig schwierig sein, weil wir dazu neigen, flach zu atmen, aber nach und nach werden wir uns an die Übung gewöhnen, und unsere Atemzüge werden von selbst länger. Wir sollten diese Folge, das Einatmen durch das linke Nasenloch und das Ausatmen durch das rechte dreimal wiederholen. Stellen Sie sich bei jedem Ein- und Ausatmen vor, daß die aufsteigende Luft den rechten Kanal vollständig reinigt und daß er strahlend wie ein Kanal aus sehr subtilem rotem Licht wird.

      Nachdem wir diese Folge dreimal wiederholt und dadurch den rechten Kanal gereinigt haben, sollten wir den Vorgang umkehren und den linken Kanal reinigen. (2) Wir führen jetzt an der Stelle vier Fingerbreit unterhalb des Nabels das Ende des rechten, roten Kanals in den weißen, linken Kanal ein. Nun halten wir das linke Nasenloch zu, indem wir mit dem linken Zeigefinger auf die linke Seite der Nase drücken, und dann atmen wir langsam und sanft durch das rechte Nasenloch ein. Wenn der Atem den Punkt vier Fingerbreit unterhalb des Nabels erreicht, benützen wir denselben Finger, um das rechte Nasenloch zuzuhalten, und atmen langsam und sanft durch das linke aus. Wir wiederholen diesen Vorgang dreimal. Dabei stellen wir uns vor, daß alle Unreinheiten des linken, weißen Kanals mit dem Atem ausgestoßen werden. Der Kanal wird rein und strahlend wie eine leuchtende Röhre aus subtilem, weißem Licht. Die Kanäle sind biegsam und zart, obwohl sie entlang der Wirbelsäule gerade bleiben.

      Nun visualisieren wir zwischen den beiden anderen Kanälen einen dritten, blauen Kanal. (3) Er beginnt ebenfalls an dem Punkt vier Fingerbreit unterhalb des Nabels und verläuft entlang der Wirbelsäule ein wenig vor ihr nach oben. Am Scheitelpunkt krümmt er sich wie der Griff eines Regenschirms und endet an dem Punkt in der Mitte zwischen den Augenbrauen. Dieser dritte Kanal ist etwas weiter als der rote und der weiße Kanal. Es ist der wichtigste Kanal in unserem Körper, und wir werden ihn nun auf ähnliche Weise reinigen. Wir stellen uns vor, daß der rote und der weiße Kanal an dem Punkt vier Fingerbreit unterhalb des Nabels in den blauen Kanal eintreten, wieder wie zwei Röhren, die in eine etwas weitere passen. Während wir meditieren, sollten wir unsere Hände in unseren Schoß legen, die rechte Hand mit der Handfläche nach oben auf der linken Handfläche, und die beiden Daumen bilden zusammen mit der Handfläche ein Dreieck. Der Nabel sollte auf gleicher Höhe sein wie die Mitte des Dreiecks. Wir atmen durch beide Nasenlöcher ein und aus, aber bei dieser Visualisation stellen wir uns vor, daß die Unreinheiten den zentralen Kanal an der Stelle zwischen den Augenbrauen verlassen. Diesen Vorgang wiederholen wir dreimal. Danach stellen wir uns vor, daß dieser Kanal vollständig gereinigt ist und in seiner Natur ein subtiles, strahlendes, blaues Licht wird. Wenn wir diesen Vorgang beendet haben, sollten wir langsam, sanft und gleichmäßig weiteratmen und uns vorstellen, daß unser Atem frei durch alle Kanäle strömt.

      Wenn wir uns auf diese Atemübung konzentrieren, kann sie eine ausgezeichnete Methode sein, um den Geist zu beruhigen und uns auf die weiteren Meditationen vorzubereiten.

      Die neunfache Atemübung Die neunfache Atemübung

      Die sechs Stufen der Atemmeditation

      Nachdem man sich in der richtigen Haltung hingesetzt hat, beginnt man, sich auf den Atem zu konzentrieren. Diese Meditation des Beobachtens des Atems hat sechs Unterteilungen: Zählen, Folgen, Setzen, Untersuchen, Verändern und Vollendung.

      1 Zählen

      Zählen bezieht sich auf das Zählen der Ein- und Ausatmungen. Wir sitzen in Meditationshaltung und atmen langsam ein und aus. Jede Folge einer Einatmung und einer Ausatmung wird als eins gezählt. Auf diese Weise zählen wir bis zehn. Während dieser Zeit sollte der Geist vollkommen auf das Atmen konzentriert sein. Da Hindernisse entstehen, wenn man weniger oder mehr als zehn zählt, werden wir bis zehn zählen. Während wir zählen, sollte uns bewußt bleiben, daß wir jetzt einatmen, jetzt ausatmen und so weiter. Wenn wir einatmen und dabei denken, wir atmen aus, verfehlt es den Zweck der Übung. Wir müssen unablässig auf die Atemfolge achten. Wenn man diese Übung ausführt, aber dem Geist erlaubt zu wandern, wird sie keinen Nutzen bringen. Am Anfang sollten wir auf eine sanfte, natürliche Weise atmen. Schließlich wird unser Atem als Folge dieser Anwendung länger und tiefer werden. Der Geist muß dem Atemvorgang aufmerksam folgen, ohne an etwas anderes zu denken. Versuchen Sie nicht, den Atem künstlich zu verlängern. Wenn man fähig ist, zehn Einatmungen und zehn Ausatmungen zu zählen, ohne den Geist wandern zu lassen, und wenn der Atem als Resultat der Übung länger geworden ist, dann ist die erste Stufe des Beobachtens des Atems abgeschlossen. Erst dann sollte man zur zweiten Stufe weitergehen.

      2 Folgen

      Auf der zweiten Stufe folgt man dem Atem. Zuerst folgen