Karma. Dieses Karma hinterläßt einen Eindruck auf dem Bewußtseinsstrom jeder dieser Personen, was dazu führt, daß sie gemeinsam die Wirkung in der Zukunft erfahren werden.
Das war eine kurze Erklärung über individuelles und kollektives Karma und die Art und Weise, wie diese durch die Verblendungen erzeugt werden. Leid entsteht aus Karma, und diese Handlungen werden durch die Verblendungen erzeugt. Daher müssen wir, um dem Leid ein Ende zu setzen, dem Karma ein Ende setzen, und um dem Karma ein Ende zu setzen, müssen wir den Verblendungen ein Ende setzen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.
Wir brauchen nicht außerhalb von uns zu suchen, um diese Verblendungen zu finden. Sie existieren in unserem Geist und sind Teile seiner Natur. Deshalb ist es sehr wichtig, diese negativen Geistesfaktoren zu erkennen. Wir können uns dadurch mit der Art und Weise, in der sie auftreten und funktionieren, vertraut machen, und schließlich können wir sie beseitigen. Da solche Faktoren in unserem Geist vorhanden sind, müssen wir einen anderen Teil des Geistes dazu verwenden, sie zu beseitigen. Sie können nicht durch äußere Mittel zerstört werden. Selbst wenn wir eine Atombombe auf unsere Verblendungen fallen ließen, hätte es keine Wirkung. Wir würden den Körper zerstören, aber die Eindrücke der negativen Faktoren würden auf dem Bewußtseinsstrom in eine zukünftige Existenz weitergetragen werden.
Unreines und reines Karma
Ich möchte jetzt auf die Erklärung über Karma zurückkommen, weil ich finde, daß dies näher ausgeführt werden sollte. Sie fragen vielleicht, was die körperlichen, sprachlichen und geistigen Handlungen sind, auf die wir Bezug genommen haben. Die Handlungen, über die wir hier sprechen, sind diejenigen, die die Ursache für Glück oder Leid werden. Karma wird im allgemeinen in zwei Arten eingeteilt, in unreines und reines Karma; in anderen Worten, Karma, das Resultate innerhalb bedingten Daseins verursacht, und Karma, das Resultate außerhalb bedingten Daseins verursacht. Dieses wird erst dann erzeugt, wenn eine Person direkte Erkenntnis der Leerheit (Skt. Schunyata) erlangt hat. Karma, das ein Resultat innerhalb des bedingten Daseins erzeugt, wird ebenfalls in zwei Arten unterteilt, in heilsames und unheilsames unreines Karma. Damit Sie sich einen Begriff davon machen können, stellen Sie sich einen Kreis vor, der das bedingte Dasein darstellt. Auf diesem Bild sind zwei Pfeile; der eine zeigt nach oben, der andere nach unten. Diese Pfeile symbolisieren heilsame und unheilsame Handlungen. Außerhalb des Kreises ist ein weiterer Pfeil, der reines Karma symbolisiert, das heißt Handlungen, die die Ursache für das Erlangen der Befreiung sind. Der Kreis selbst stellt die Handlungen dar, die wir auf unserer jetzigen Stufe der Existenz ansammeln, nicht die von Arya-Wesen, das heißt von denen, die direkte Erkenntnis der Leerheit erlangt haben. Alle Handlungen innerhalb des Kreises sind unrein. Die zwei Pfeile deuten an, daß eine unreine Handlung entweder heilsam oder unheilsam sein kann. Die heilsamen Handlungen innerhalb bedingten Daseins sind die Ursache für Glück, die unheilsamen sind die Ursache für Leid.
Da auf unserer jetzigen Stufe unheilsame unreine Handlungen für alles Leid, das wir erfahren, verantwortlich sind, ist es diese Art von Handlungen, die wir zuerst beseitigen müssen. Bis wir direkte Erkenntnis der Leerheit erlangt haben, müssen wir heilsame unreine Handlungen ausführen, um die Ursachen für Glück und letztlich die vollständige Befreiung zu erzeugen. Da wir zur Zeit nicht fähig sind, reine Handlungen auszuführen, müssen wir unser möglichstes tun, um unheilsame unreine Handlungen zu beseitigen und heilsame unreine Handlungen auszuführen. Das sind zum Beispiel Anwendungen wie Großzügigkeit, Geduld und gewohnheitsmäßiges, reines ethisches Verhalten. Solche Handlungen sind das Mittel, durch das wir auf unser letztliches Ziel der Befreiung hin Fortschritte machen können. Wenn wir dann direkte Erkenntnis der Leerheit, der letztlichen Natur aller Phänomene, erlangen, werden wir fähig sein, uns aus bedingtem Dasein zu lösen. Als Folge dieser Erkenntnis werden unsere zuvor unreinen heilsamen Handlungen in reine heilsame Handlungen umgewandelt werden, und durch die Kraft dieser Umwandlung werden wir das Leid und seine Ursachen entwurzeln können. Wir sollten daher nicht fälschlicherweise denken, alle Handlungen seien eine Ursache für Wiedergeburt in bedingtem Dasein. Vielmehr müssen wir unterscheiden zwischen Handlungen, die unrein oder rein sind. Auch wenn unreine heilsame Handlungen ein Resultat innerhalb bedingten Daseins erzeugen, werden sie zunächst benötigt, um die Fähigkeit zu entwickeln, reine heilsame Handlungen auszuführen. Wenn wir zum Beispiel in ein Flugzeug einsteigen wollen, müssen wir zunächst einige Stufen erklimmen. Diese sind nötig, um in das Flugzeug zu gelangen, aber wenn wir einmal an Bord sind, brauchen wir sie nicht mehr, und sie können weggenommen werden. Reines Karma ist wie der Flug eines Flugzeugs. Die Stufen, die zur Tür hinaufführen, sind unreinen heilsamen Handlungen ähnlich. Wir können die Stufen nicht vermeiden, sie sind notwendig. Und wenn wir versuchen, unreine heilsame Handlungen zu vermeiden, weil wir sagen, sie seien eine Ursache für bedingtes Dasein, wäre dies unsinnig, weil sie genau das Mittel sind, mit dem wir die höheren Stufen erreichen.
Karma bezieht sich auf unsere täglichen Tätigkeiten, und abgesehen von diesen Tätigkeiten gibt es kein großes „Etwas“ außerhalb von uns, das unser Glück oder Leid verursacht. Wenn wir eine schlechte Handlung wie Töten oder Stehlen ausführen, wird das Resultat dieser Handlung sowohl in diesem als auch in zukünftigen Leben entstehen. In diesem Leben werden wir vielleicht von anderen verachtet und verletzt, und in zukünftigen Leben werden wir als Folge ähnliches erleiden. Wenn wir dagegen ein gutes Leben führen, uns Großzügigkeit zur Gewohnheit geworden ist und wir einer fehlerfreien Ethik folgen, werden wir das Resultat nicht nur in zukünftigen Leben erfahren, sondern selbst in diesem Leben werden sich sehr gute Wirkungen zeigen.
Konzentrative Meditation
Da viele von Ihnen an punktförmiger Konzentration interessiert sind, werde ich nun eine andere Methode erklären, die Sie anwenden können. Nachdem ich Ihnen diese Methoden gegeben habe, sollten Sie daran denken, daß unser Hauptziel ist, den Geist zu entwickeln und umzuwandeln, und daher diejenige Methode anwenden, die Sie als die leichteste und nützlichste für sich erachten.
Bei der Visualisation der Kanäle im Körper haben wir uns die unteren Enden der Kanäle vier Fingerbreit unterhalb des Nabels vorgestellt. An diesem Kreuzungspunkt wollen wir nun einen kleinen roten Lichtpunkt visualisieren. Jetzt zum Beispiel sitzen wir hier im Meditationsraum. Wenn wir uns aber vorstellen, daß wir zu Hause in einem Sessel im Wohnzimmer sitzen, sehen wir das ganz deutlich. Wir können uns auf der gegenüberliegenden Seite ein Büchergestell vorstellen, zu unserer Linken ein Fenster, das auf den Rasen hinausschaut, und zu unserer Rechten einen Kamin mit einer Uhr auf dem Sims und so weiter. Eine solche Visualisation ist ganz einfach. Wenn unsere Vorstellung kräftig ist, können wir fast den Eindruck haben, wir säßen daheim in einem Sessel. Auf die gleiche Weise werden wir, wenn wir mit dieser Meditation vertraut werden, fähig sein, uns selbst im Innern dieses roten Lichtpunkts zu visualisieren. Diese Art der Anwendung, die darauf ausgerichtet ist, punktförmige Konzentration zu entwickeln, ist sehr schwierig, und am Anfang werden wir sie nicht lange ausführen können. Vielmehr sollten wir mehrere kurze Sitzungen mit vielen Pausen dazwischen machen. Wir sollten einige Minuten meditieren, dann kurz rasten und dann wieder meditieren. Wenn wir so fortschreitend üben, wird unsere Konzentration allmählich zunehmen. Gewöhnlich erklärt ein Meditationsmeister jeweils nur einen kleinen Teil der Meditation, und der Schüler übt das, bis er diesen Teil meistert. Da die Zeit zu kurz ist, wird uns das nicht möglich sein, und so werde ich jetzt einige Methoden erklären, die Sie später anwenden können. Es wird am Anfang nicht leicht sein, das kann ich Ihnen versichern. Aber wenn Sie sich anstrengen, wird es von sehr großem Nutzen sein.
Wenn manche Leute diese Visualisation eines roten Lichtpunkts zu schwierig finden, gibt es eine andere Methode, die sie versuchen können. Bei dieser Meditation liegt der Konzentrationspunkt acht Fingerbreit oberhalb des Punkts zwischen den Augenbrauen. Legen Sie zuerst die vier Finger der linken Hand horizontal auf die Stirn. Der kleine Finger sollte sich gerade über dem Punkt in der Mitte zwischen den Augenbrauen befinden. Dann legen Sie die vier Finger der rechten Hand horizontal über die der linken. Auf diese Weise finden Sie auf dem Kopf einen Punkt nahe der Stelle, wo die Schädeldecke bei einem Baby eine Zeitlang nach der Geburt weich bleibt. Das ist der Punkt, an dem der zentrale Kanal und die beiden Seitenkanäle den Scheitel des Kopfes erreichen und sich dann wie der Griff eines Regenschirms in einer Rundung abwärts krümmen,