Gesche Rabten

Schatz des Dharma


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für das, was ich erreicht habe.“ Tatsächlich sind die Tätigkeit und die Früchte unserer Arbeit Umstände für das, was wir erreichen. Die Hauptursache sind jedoch frühere Handlungen. Durch eine Verbindung dieser Hauptursache, die in früheren Leben erzeugt wurde, und persönlicher Anstrengung in diesem Leben erlangt man Wohlstand und Glück. Wenn wir diese Hauptursache außer acht lassen und denken, daß Umstände allein die gegenwärtigen Erfahrungen erzeugen können, wird es schwierig, zu erklären, warum die Bemühungen mancher Leute, wenn sie genauso hart arbeiten wie andere, nicht die gleiche Wirkung erzeugen. So müssen wir, wenn wir uns für die Zukunft wirkliches Glück wünschen, jetzt beginnen, den Grund dafür vorzubereiten.

      Lassen Sie uns das nun vom Gesichtspunkt unheilsamer Handlungen aus betrachten. Es gibt zum Beispiel Menschen, die in sehr armen Ländern geboren sind und deren Leben voll Mühe ist. Diese Schwierigkeiten sind ein Ergebnis früherer Handlungen. Natürlich haben sie in der Vergangenheit heilsame Handlungen angesammelt, wie zum Beispiel reines ethisches Verhalten, so daß sie als Mensch geboren wurden. Aber trotzdem wurden sie in schwierige Umstände hineingeboren. Das ist ein Resultat ihres vervollständigenden Karmas. In früheren Leben zeigten sie Geiz und große Anhaftung an ihre Besitztümer, und es mangelte ihnen stets an Großzügigkeit und Freigebigkeit. Als Folge davon leiden sie nun unter Mangel. Reichtum ist ein Resultat von Großzügigkeit, während Armut ein Resultat von Geiz ist. Manche Leute, die als Mensch geboren werden, können ein unansehnliches Äußeres oder einen schwachen und gebrechlichen Körper haben. Ihre menschliche Geburt ist ein Ergebnis heilsamer Handlungen, aber weil es ihnen in früheren Leben an Geduld fehlte oder sie starken Haß empfanden, hatte ihr vervollständigendes Karma einen häßlichen, mißgebildeten oder schwächlichen Körper zur Folge. So wie Geduld die zukünftige karmische Frucht von Schönheit erzeugt, verursacht Haß das Gegenteil. Wenn wir in Zukunft also schön sein möchten, müssen wir jetzt damit beginnen, Geduld zu üben. Bei jemandem, der ständig Gefahr, Mühe und viele Mißgeschicke wie Krankheit oder Unfälle in seinem Leben erfährt, reifen die Wirkungen seines vervollständigenden Karmas, das dadurch erzeugt wurde, daß er die Leben anderer störte, gefährdete und ihnen schadete.

      Wir denken vielleicht, daß die schlechte Gesundheit einer Person daher rührt, daß sie nicht für sich sorgt – das ist wieder ein beitragender Faktor. Wir können auch Beispiele in bezug auf die Rede eines Menschen finden. Was auch immer manche Leute sagen, selbst wenn sie nicht besonders redegewandt sind, es wird geglaubt, und andere vertrauen ihnen. Dies ist ein Resultat früherer heilsamer Handlungen. Ein gutes Karma der Rede ist durch solche Handlungen erzeugt worden, wie stets die Wahrheit zu sagen und Lügen und Geschwätz zu vermeiden. Die Fähigkeit einer solchen Person, mit ihrer Rede in anderen Vertrauen zu erwecken, ist ein Ergebnis dieser heilsamen Handlungen. Andererseits kommt es vor, daß eine redegewandte und aufrichtige Person nicht in der Lage ist, Leute dazu zu bringen, daß sie glauben, was sie sagt. Das ist ein Ergebnis von vervollständigendem Karma, das in früheren Leben durch Handlungen wie Lügen, Betrügen und Geschwätz angesammelt wurde.

      Es gibt im Leben unzählige Situationen, die diesen ähnlich sind, und jede von ihnen ist das spezifische Resultat der Verbindung von Ursachen, die in der Vergangenheit angesammelt wurden, mit Umständen, die in der Gegenwart auftreten. Alle Arten von Situationen können auf diese Weise entstehen. Da wir alle ein glückliches und zufriedenes Leben führen wollen, ist es außerordentlich wichtig, daß wir, solange wir jetzt die Gelegenheit haben, die Ursachen für Glück zu setzen, sehr vorsichtig mit unseren Handlungen sind und diese Gelegenheit nutzen. Wenn wir in der Zukunft alles zum Leben Nötige im Überfluß haben möchten, eine gute Gesundheit und gutes Aussehen, müssen wir jetzt ein heilsames Leben führen und Großzügigkeit, Geduld und so weiter anwenden. Führen wir ein solches heilsames Leben, dann werden unsere körperlichen, sprachlichen und geistigen Handlungen nicht nur vom Standpunkt des Dharma aus gesehen Achtung verdienen, sondern auch aus einer weltlichen Sicht. Jemand, der anderen gegenüber geduldig, gütig und großzügig ist, wird von allen geschätzt. Solche Handlungen sind ein wertvoller Teil des täglichen Lebens. Führen wir ein solches Leben, dann macht es keinerlei Unterschied, ob wir es Dharma-Anwendung nennen oder nicht. Wenn zum Beispiel jemand sieht, daß das Leben eines anderen in Gefahr ist und ihm aus Mitgefühl zu Hilfe kommt, wendet er Dharma an, ob er nun an eine Religion glaubt oder nicht. Ebenso wird eine Person, die jemandem, der hungrig und durstig ist, aus Güte zu essen und zu trinken gibt, ganz natürlich in die Anwendung von Dharma hineingezogen. Ganz gleich, wie sie ihre eigenen Handlungen beurteilt, sie führt heilsame Tätigkeiten aus und wird als Folge deren Wirkung erfahren. Es gibt viele verschiedene Arten, Dharma anzuwenden. Für manche Leute kann es bedeuten, auf die Berge zu gehen, in einer Einsiedelei zu leben und ihr Leben in Meditation zu verbringen. Aber das ist nur ein Aspekt der Anwendung von Dharma. Unter anderen zu leben, ein heilsames Leben zu führen und aus einem gütigen und mitfühlenden Herzen heraus zu helfen, Bedürfnisse zu befriedigen, ist eine gleicherweise wertvolle Anwendung.

      Genauso wie die heilsamen und unheilsamen Handlungen einer einzelnen Person Glück und Leid zur Folge haben, kann es vorkommen, daß ein ganzes Land sich eines hohen Lebensstandards erfreut, während ein anderes unter großen Entbehrungen leidet. Solche Situationen entstehen wieder als ein Resultat des gemeinsamen oder kollektiven Karmas der Menschen, die an einem bestimmten Ort geboren werden. Länder, in denen die ganze Bevölkerung an Armut und Hunger leidet, sind Beispiele für Resultate kollektiven Karmas, das eine große Zahl von Menschen betrifft.

      Solange die Ursachen und Umstände für Leid in uns existieren, werden wir es, obwohl wir nicht leiden möchten, ebensowenig verhindern können, wie wir eine Blume am Wachsen hindern können, wenn alle notwendigen Ursachen und Umstände vorhanden sind. Wenn wir einen Samen in gute Erde pflanzen, ihn düngen, gießen und ihm erlauben, reichlich Sonne zu bekommen, werden wir sein Wachstum nicht hindern können, es sein denn, wir graben ihn aus.

      Verblendungen

      Die Ursache für Leid, die unheilsame Handlung, hat ebenfalls ihre eigene spezifische Ursache. Eine solche Handlung wird durch Verblendungen (Skt. Klescha) erzeugt. Von den vielen Arten dieser Verblendungen sind die drei Hauptverblendungen Begierde, Haß und Unwissenheit. Diese Verblendungen wirken ausschließlich in unserem eigenen Geist.

      Wenn wir unseren Geist beobachten, können wir sehen, wie Begierde oder Anhaftung in bezug auf Wohlstand, Nahrung oder andere Objekte entsteht. Um zu zeigen, wie die Verblendung der Anhaftung zu einer unheilsamen Handlung führt, aus der Leid entsteht, lassen Sie uns als Beispiel jemanden nehmen, der ein starkes Verlangen nach Nahrung hat. Aus diesem Grund tötet die Person ein Tier oder bittet jemand anderen, es für sie zu tun. Es kann ein Schaf sein, eine Kuh, ein Huhn oder irgendein anderes Tier, das gewöhnlich wegen seines Fleisches getötet wird. Zu dem Zeitpunkt, wo das Tier getötet wird, entweder von der Person selbst oder von jemand anderem, den sie gebeten hat, es zu tun, wird das Karma erzeugt. Sobald diese Handlung des Tötens abgeschlossen ist, genau in diesem Augenblick, wird ein Eindruck im Bewußtseinskontinuum hinterlassen. Wenn die Person, getrieben durch ihre Anhaftung, ein Tier, zwei Tiere oder hundert Tiere tötet, wird die entsprechende Anzahl von Eindrücken auf ihrem Bewußtseinsstrom hinterlassen. Obwohl ein karmischer Eindruck formlos und nicht fühlbar ist, bleibt er dennoch auf dem Geisteskontinuum, bis günstige Umstände auftreten, die ihm erlauben, seine leidvolle Wirkung zu erzeugen. Es ist ein bißchen wie elektrischer Strom. Obwohl wir ihn nicht durch die Leitungen fließen sehen können, hat er doch die Kraft, Maschinen anzutreiben.

      Wenn eine Person aus Anhaftung oder dem Wunsch nach Reichtum und Besitz stiehlt, wird ebenso gleichzeitig mit dieser Handlung schlechtes Karma erzeugt. Auch hier läßt eine Verblendung wieder eine bestimmte Handlung entstehen, die einen Eindruck im Bewußtseinsstrom hinterläßt und in der Zukunft Leid erzeugen wird. Dies sind zwei einfache Beispiele, wie die Verblendung der Anhaftung Karma erzeugt. Aber wenn Sie gründlich nachdenken, werden Sie noch viele weitere finden. Töten erzeugt negatives körperliches Karma. Andere damit zu beauftragen hat negatives sprachliches Karma zur Folge. Eine Person wird schließlich die Wirkungen solchen Karmas auf ähnliche Weise erfahren.

      Geistiges Karma jedoch bedarf keiner körperlichen oder sprachlichen Anstrengung, daher ist es sehr leicht zu erzeugen. Sobald der unheilsame Gedanke auftritt, ist Karma erzeugt. Wenn zum Beispiel eine große Anzahl von Leuten angesichts