Astrid Lehmann

Tradition und Leidenschaft – Handwerkskünstler im Schwarzwald


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aus heimischem Sandstein, schwarzer Keramik und ganz viel Wärme. Ein neuer Wohlfühlplatz für einen Schwarzwälder Rücken.

      Kontakt

       Die Ofenmacherei

      Frank Gehring, Ofenbaumeister

      Kirchberg 4a

      79297 Winden im Elztal

      Tel.: 07682 8444

       [email protected]

       www.die-ofenmacherei.de

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      Meinrad, der Kunstschmied

image Ein Geselle auf der Walz schlägt dreimal mit dem Hammer seitlich an den Amboss und spricht: ›Glück auf, ihr Meister und Gesellen, ein fremder Schmied spricht vor.‹ ›Ein fremder Schmied? Sag, was kannst du? Was hast du gelernt?‹ ›Ein Stück davon!‹, lautet die einzig gültige Antwort.«

      Wie aus einem simplen Rundstahl ein geschwungenes Blütenblatt mit einer gebogenen Spitze, einem abgerundeten Rand und feinen Blattadern wird, das erlebt man bei Meinrad, dem Kunstschmied und Herrn über das lodernde Feuer. Eine großräumige Werkstatt erwartet jeden Besucher mit einer großen Fensterfront, hell und luftig, die das Sonnenlicht in das Innenleben der Schmiede eintreten lässt. Meinrads Arbeitsstätte hat so gar nichts mit der dunklen, verrußten und staubigen Schmiede in unserer Vorstellungswelt zu tun.

      Das lodernde Feuer, die Kohlenglut in der Esse, das glühend heiß erhitzte Eisen, die Hammerschläge auf dem Amboss, das Sprühen der Funken, der Geruch des Zunders, das Zischen des Wassers, wenn das verformte Eisen gekühlt wird, all das macht die Faszination des Berufs aus. Und dann natürlich die künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten. Ein guter Schmied benötigt Kraft, Geschicklichkeit und viel Kreativität. Meinrad hat alles. »Ein Stück davon«, wie er immer wieder betont. Dabei ist der Kunstschmied eher zufällig auf den Beruf gestoßen. Ein Bekannter suchte einen Auszubildenden, und der jugendliche Meinrad dachte damals: »Das Wörtchen Kunst vor dem Wort Schmied kommt bei den Mädels sicher gut an.« Lauthals lacht er über seine damaligen Gedanken, fügt aber ernster hinzu: »Ich gehöre in die Werkstatt, abends sehe ich, was ich geleistet habe.« Und es freut ihn, überall im Ländle seine Werke zu sehen: schön geschwungene Portale vor einem Bankgebäude, ein kunstvoll dekoriertes Werbeschild eines Gasthofs oder eine individuell gefertigte Wetterfahne auf einem Dach.

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      Nach der Lehrzeit in den achtziger Jahren hatte Meinrad das große Glück, in der damaligen Tschechoslowakei bei Alfred Habermann, Kunstschmied, Bildhauer, bedeutender Restaurator und einer der besten Schmiede weltweit, sein Wissen zu vertiefen. Das war ein Augenöffner für die Welt der künstlerischen Eisengestaltung und ihre unendlichen Möglichkeiten. Zurück in der Heimat legte Meinrad seine Meisterprüfung ab, machte sich selbstständig und bildet seitdem nun selbst Lehrlinge aus Deutschland und Praktikanten aus ganz Europa aus. Als erstes bedeutendes Werk dürfen seine Auszubildenden eine Zange schmieden, eines der wichtigsten Werkzeuge eines Schmieds und eine nicht ganz einfache Angelegenheit. Über 250 unterschiedliche Zangen hängen an Meinrads Werkstattwand, zusammen mit über 150 verschiedenen Hämmern. Eine Unzahl an Meißeln, Punzen, Ziselierern und Rippern bereichern die Werkzeugsammlung, die meisten davon hat er selbst hergestellt. Und dann steht da noch der Amboss, der Stahlblock, seit 2000 Jahren unverändert in seiner Form, auf dem mit kräftigen Schlägen das glühende Eisen verformt wird. Herzstück der Werkstatt ist natürlich die Esse, die offene Feuerstelle, die mit Steinkohle kräftig angeheizt wird und in der die Eisenstangen liegen. Die Farbe des Stahls verrät Meinrad, welche Temperatur das Material hat. »Kirschrot liegt bei 800 °C, gelb bei ungefähr 1000 °C und weiß dann bei 1300 °C«, erzählt der Fachmann. Schnell verformt er den Stahl am Amboss und legt sein Stück wieder in das Feuer, denn das Material kühlt schnell ab. Und damit kein Leerlauf aufkommt, hat Meinrad mehrere »Eisen im Feuer«, die er gleichzeitig bearbeitet. Und so entstehen Stück für Stück kunstvoll geschmiedete Türknaufe, elegante Fenstergitter und filigran gearbeitete Grabkreuze, die überall im Schwarzwald stehen. Ein wichtiges Aufgabengebiet ist heute auch die Denkmalpflege und die Restauration historischer Kulturgüter.

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      Die Schmiedekunst ist ein jahrtausendealtes Handwerk. Früher hatte eine Dorfschmiede eine zentrale Stellung: Der Schmied fertigte für den Handwerker dessen Werkzeuge, schmiedete dem Bauern einen Pflug und dem Pfarrer ein neues Kreuz. Erfinderisch suchte er nach Lösungen, um auch viele Alltagsgegenstände zu reparieren. Arbeit gab es immer genug. Und so war es nicht verwunderlich, dass junge Gesellen auf der Walz beim Meister anklopften. Die Stellung am Amboss, die Haltung des Hammers und die richtige Antwort »Ein Stück davon« erlaubten es dem Schmiedemeister, einen echten Gesellen von einem umherziehenden Vagabunden zu unterschieden. Denn damals schon war es unmöglich, alle anzuwendenden Techniken der Schlosser- und Schmiedezünfte zu beherrschen. Der Spruch »Ein Stück davon« drückt die Bescheidenheit und die Ehrfurcht des Schmiedes aus, zwei Tugenden, die Meinrad bereits in die Wiege gelegt worden sind. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, erinnert er sich gern an seine Großmutter, eine »Lichebitterin« oder »Lichtheißeri« im Elztal, die von Haus zu Haus zog und im Namen der Hinterbliebenen den Termin der Beerdigung verkündete, gegen einen Obolus oder ein paar Eier. Eine ehrfurchtsvolle, demütige, pflichtbewusste und warmherzige Frau. »Respekt, Ehrfurcht und ehrliche Arbeit, das ist im Leben wichtig, auch heute«, betont der aktive Bergsteiger. Meinrad hält in seinen Erzählungen inne, schnell muss er das Eisen aus dem Feuer holen und, wie allgemein bekannt, »schmieden, solange es heiß ist.« Was ihn beim Schmieden nach wie vor fasziniert, ist die Vereinigung der vier Elemente: Erde, Feuer, Luft und Wasser, die in der Esse zusammenkommen und das Eisen zu seiner Perfektion verformen. Das Kunstwerk ist in Meinrads Gedanken schon davor entstanden, denn die Gestaltung geschieht nicht zufällig, sondern ist etwas bewusst Durchdachtes. Oder so, wie es sein verstorbener Schmiedekollege Oskar Hafen ausdrückte: »Gestalterische Arbeit hat auch etwas Philosophisches. Man muss mit sich selbst ehrlich sein. Wenn man diese Aufgabe ernst nimmt, so hat man ein Leben lang damit zu tun.«

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      Kontakt

       Kunstschmiede Wehrle

      Meinrad Wehrle

      Bottingerstr. 5

      79312 Emmendingen

      Tel.: 07641 44329

      E-Mail: [email protected]

       www.kunstschmiede-wehrle.com

      Edelbert, der Steinbildhauer

image Die Liebe hemmet nichts; Sie kennt nicht Tür noch Riegel Und drängt durch alles sich: Sie ist ohn’ Anbeginn, Schlug ewig ihre Flügel Und schlägt sie ewiglich.« (Matthias Claudius, 1740–1815)