Tim Hackemack

HIT THE STAGE


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Matratzen schlafen. Da sind wir hinterher lieber nach Hause gefahren.

      Ihr nennt euren Musikstil „Female Fronted Hardcore Punk“. Ist Verena quasi euer Alleinstellungsmerkmal?

      Holger: Ohne sie wären wir einfach eine Band voller alter Säcke, mit ihr sind wir eine Band mit alten Säcken und einer nicht so alten Sängerin. Sie ist unser Aushängeschild. Das macht den Unterschied. Wir haben aber auch schon den Vorwurf gehört, dass diese Aussage sexistisch sein soll, oder dass „female fronted“ kein Genre ist. Daraufhin haben wir am 1. April 2019 verkündet, dass wir jetzt nicht mehr „female fronted“ sind, sondern „male backed“. Das wurde dann akzeptiert.

      Was für einen Anspruch habt ihr an euch als Band?

      Carsten: Was die Musik angeht, proben wir einmal die Woche, wenn wir es hinkriegen.

      Jan: Wir haben schon ein technisches Anspruchsdenken. Ich würde zum Beispiel gerne neue Songs so schnell wie möglich auf die Bühne bringen. Es ist aber ein ungeschriebenes Gesetz der Band, dass wir neue Lieder erst live spielen, wenn wir wissen, dass wir sie auch wirklich können.

      Holger: Wir haben widerstrebende Pole. Das haben wir gemerkt, als wir im letzten Jahr unsere neue Platte aufnehmen wollten. Einigen reicht da die Aufnahmequalität eines alten ITT-Kassettenrekorders, einige möchten das einfach akkurat eingespielt haben, und der dritte Block will immer The Dark Side of the Moon neu erschaffen. Letztendlich führte das dazu, dass wir die Aufnahmen abgebrochen haben und es jetzt bald noch mal versuchen müssen.

      Carsten: Was Auftritte angeht, achte ich darauf, dass ich vorher nicht zu viel trinke. Einige in der Band können vorher ein paar Bier trinken und dann noch ordentlich spielen. Ich kann das nicht und deshalb halte ich mich zurück. Ich will nicht der Grund sein, warum wir live schlecht klingen.

      Wie finanziert ihr eure Aufnahmen?

      Holger: Für die erste Platte haben die drei wirtschaftlich am besten Aufgestellten in der Band die Bandkasse aufgefüllt. Das Geld ist bis jetzt drin und wir bezahlen davon T-Shirts, Sprit und alles Weitere. Dazu kommt natürlich auch immer mal wieder Geld durch Auftritte und Verkäufe rein.

      Wie viele Platten habt ihr denn vom ersten Album gepresst?

      Nico: Das war eine Erstauflage von 500 LPs.

      Sind die jetzt ausverkauft?

      Nico: Nein, wir haben ungefähr die Hälfte verkauft.

      Carsten: Wir müssten jede zweite Woche spielen, dann hätten wir es jetzt wohl ausverkauft. Dafür arbeiten wir aber auch zu wenig an unserer Internet-Präsenz. Wir müssten zum Beispiel mal ein richtig gutes Video machen. Das würde helfen. Wenn man sieht, wie professionell die DIY-Szene geworden ist, hinken wir schon etwas hinterher. Unser großer Faktor ist die Zeit. Wir arbeiten alle und die Band ist und bleibt ein Hobby.

      Ihr orientiert euch auch eher am alten Hardcore und nicht an neuen Bands.

      Carsten: Das Ganze liegt irgendwo zwischen Oldschool Hardcore, Punk und Post Punk, also nirgendwo. Aber das ist unsere Musik, und im Vordergrund steht, zumindest für mich, coole Leute kennenzulernen, eine gute Zeit zu haben, gemeinsam was zu machen und ein wenig das voranzubringen, hinter dem wir stehen. Wir spielen überwiegend in alternativen Läden, da passiert es oft, dass der Veranstalter von seinem Gewinn noch eine gute Sache unterstützt. Wir wollen die richtige Einstellung weitergeben.

      Holger: Da stört es uns auch nicht, wenn wir bei einer solchen Veranstaltung 50 Euro draufzahlen. Wir zeigen unsere Politik auch nicht durch einfaches Phrasendreschen, es ist eher unser Tun und Lassen, was das ausdrückt.

      Carsten: Und eine Sache, die wir zum Beispiel grundsätzlich ablehnen, ich würde fast „hassen“ sagen, ist mitklatschen. Da kriege ich zumindest sofort schlechte Laune.

      Nico: Und wir bringen niemals den Spruch: „Seid ihr gut drauf?“

      Carsten: Ich finde es wichtig, dass eine Band auf der Bühne Präsenz und eine gewisse Dynamik hat. Wer das drauf hat, braucht keine Animation.

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      When did you start C4Service?

      Holger: We founded the band in 2013 and played the first shows. We have been playing and arguing in the current line-up with Verena, Carsten, Nico, Jan and me since 2015.

      Is C4Service a dictatorship or a democracy?

      Holger: Basically, we are a grassroots democratic kindergarten. That means we try to agree first. If that doesn’t work, we’ll vote. Before that we like to argue a lot.

      Does that happen often?

      Carsten: We had a very special situation recently. We got a request to play with The Exploited in Osnabrück. We agreed and then a friend wrote to us to ask if we didn’t have a bad feeling about the show. It was about strange stories and photos of Wattie that were taken with Nazis.

      Verena: We see ourselves as a political band and have no interest in being placed in any right wing or grey zone category, so we weighed up the situation seriously.

      Holger: As far as the Nazi accusation is concerned, after extensive internet research, we went as far as to speak to people who really know the band personally. They credibly refuted the allegations. Overall, however, we already put a lot of energy into the research and the internal consultation. They are certainly not the intellectual spearhead of punk, but they are also no fascists. The vote was then three to two for playing the concert.

      Verena: The gig was totally relaxed; the band was very nice and the show was very good.

      Carsten: It was totally packed out because the weather was bad. Later we also sold a lot of records.

      Nico: Actually that evening the promoter told us that we weren’t allowed to use the backstage and the catering only after Exploited had eaten. That was kind of anti-social. That never happened to us in a social project.

      Who does the booking for you?

      Holger: I do almost everything. It’s a lot of cold calling. I constantly write to clubs and promoters and concert groups. In 10 % of the cases I get an answer, in 2 % it’s a positive one. But of course, we also have personal contacts and sometimes get invited.

      Nico: A lot of contacts also come out of our concerts. We also did gig swaps with bands. We organized a show for friends in Münster and in return they did one for us for example in Leipzig.

      Holger: In October 2019 we went on tour with Dead Idle from England. I started in March and wrote to a total of 222 organizers individually. Five shows and two private shows came out of that exercise.

      Nico: But usually we play single concerts or a weekend. Three times so far we have been on a mini tour for more than two days.

      Up until now you have recorded a demo and an album.

      Holger: Exactly, and we are currently working on making new recordings. Carsten is responsible for this.

      Carsten: The first demos of the songs are created in our rehearsal room as a kind of pre-production. Then we decide whether we want to record on our own or go to a professional studio.

      You published the demo and the record yourself. Have you tried contacting labels before?

      Holger: No, I knew beforehand how to get an album pressed onto vinyl and so we did it ourselves. The only difficulty is how to get rid of the records without proper sales. I wrote to all the mailorders, but that doesn’t work very well either. The album is now three years old and we have sold about 250 copies.

      In which locations do you prefer to play?

      Nico: It varies. All of them have advantages and disadvantages, and it also depends on the audience and promoter. We have already played in social projects where people were forbidden to undress on stage. That wasn’t a problem for us either.

      Holger: In the left-wing clubs, however, we were often treated better and mostly even paid better. We all have