Dennis Willkomm

Roadmap durch die VUCA-Welt


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die von den meisten Teams geteilt werden, auch wenn es keine Regeln gibt, die sie vorschreiben. So zum Beispiel regelmäßige Statusmeetings, Reviews oder auch Retrospektiven.

      Eine weitere, gern genutzte Praktik bei der Verwendung von Kanban, ist die Einführung von Service Level Agreements (SLA). Die Aufgaben werden dann bestimmten Klassen zugeordnet. So ist es möglich, bestimmte Aufgaben einem Service Level zuzuweisen, der bevorzugt behandelt wird. Sobald dann an einer Station Kapazitäten frei werden, wird eine solche Aufgabe als erstes bearbeitet. Dies führt auch zu unterschiedlichen Cycle- und Lead-Times für die verschiedenen Service Level, die auch zum Kunden kommuniziert werden können.

      Scrum

      „Mit 85 % ist ScrumScrum die meistgenutzte agile Methode. Danach folgen Kanban, Lean und DevOps.“ Zu diesem Schluss kommt die Studie Status Quo Agile,1 die von der Hochschule Koblenz 2016/17 durchgeführt wurde.2 Scrum erfreut sich damit viele Jahre nach seiner ersten Erwähnung im „New new product development game“ sehr großer Beliebtheit.

      Eine tragende Rolle bei der systematischen Umsetzung der von Takeuchi und Nonaka beschriebenen Praktiken nahmen Ken Schwaber und Jeff Sutherland ein. Jeff Sutherland griff die beschriebene Idee auf und nutzte die Erkenntnisse in ersten Projekten. Ken Schwaber veröffentlichte bereits 1995 auf der OOPSLA-Konferenz einen ersten Beitrag über Scrum. Beide Pioniere gehörten auch zu den Unterzeichnern des Agilen Manifests im Jahr 2001. Im gleichen Jahr veröffentliche Ken Schwaber auch das erste Buch zum Thema Scrum, gemeinsam mit Mike Beedle (Schwaber/Beedle 2002).

      Schwaber und Sutherland taten sich zusammen und gestalteten gemeinsam den Scrumguide,Scrumguide der die Spielregeln von Scrum definiert, auf die sich alle Anwender des Frameworks berufen.3 Der Scrumguide wurde in viele Sprachen übersetzt und wird regelmäßig aktualisiert. Auch wenn Scrum sehr populär in der IT ist, wird im Scrumguide explizit darauf hingewiesen, dass Scrum in allen erdenklichen Bereichen verwendet werden kann. Von einer großen Liste strahlender Beispiele berichtet Jeff Sutherland in seinem Buch „Die Scrum Revolution“ (Sutherland 2015). Der Scrumguide beschreibt drei wichtige Rollen, die zur Ausführung von Scrum benötigt werden.

      Der Product Owner (Eigentümer des Produkts) hat die Verantwortung für das Produkt. Dafür muss er sicherstellen, dass die Aufgaben erledigt werden, die am meisten Wert generieren. Dies gelingt ihm, indem er alle Arbeiten, die zu erledigen sind, um das Produkt herzustellen, in das Product Backlog einträgt und dort in eine eindeutige Reihenfolge bringt.

      In der Regel gibt es eine Reihe von Leuten, die ein Interesse an dem Produkt haben. Dies können zum einen (potenzielle) Kunden sein, zum anderen aber die eigene Unternehmensführung oder auch andere Abteilungen im eigenen Unternehmen. Die Aufgabe des Product Owners besteht nun darin, die Interessen dieser Stakeholder einzusammeln und gegeneinander zu gewichten. Dafür muss er in engem Kontakt mit den Stakeholdern stehen.

      Im Gegensatz zum Wasserfallmodell, wo das Produktmanagement und die Entwicklung zwei getrennte Abteilungen bilden, ist der Product Owner Teil eines Scrum Teams und daher auch mitverantwortlich für die gelungene Umsetzung der Anforderungen. Der Product Owner ist dafür verantwortlich, was getan wird. In Scrum ist es wichtig, dass es genau einen Product Owner für ein Produkt gibt. Dies soll verhindern, dass sich zum Beispiel ein Komitee nicht einigen kann und somit Entscheidungen sehr träge getroffen werden können. Zwar können verschiedene Personen sich die Aufgaben des PO aufteilen, am Ende muss es aber genau eine Person geben, deren Entscheidung im Zweifelsfall von allen akzeptiert wird.

      Das Entwicklungsteam besteht aus den Experten, die das Produkt herstellen. Das Team zeichnet sich durch seine interdisziplinäre Aufstellung aus. Im Scrum-Umfeld wird diese Eigenschaft als „Crossfunktionalität“ (X-funktional abgekürzt) bezeichnet. Es sind Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen der Wertschöpfungskette in einem Team vorzufinden, die dann gemeinsam als Team eine Gesamtverantwortung für ein Produkt oder eines Produktbestandteils übernehmen. Dabei bemüht man sich um die Ausprägung eines T-Profils bei den Teammitgliedern (siehe Exkurs).

      Exkurs | T-ProfilT-Profil

      In klassischen Arbeitsgruppen, die aus Experten der gleichen Fachrichtung bestehen, hat man es in aller Regel mit Spezialisten zu tun. Diese haben eine tiefgehende Expertise in einem bestimmten Fachgebiet. Damit ihre Expertise möglichst effizient genutzt werden kann, ist ihr Arbeitsumfeld so gestaltet, dass sie sich ausschließlich auf diesen Fachbereich konzentrieren können. Auch Mitarbeiterentwicklung findet in diese Spezialrichtung statt. Dies wird oft als I-Profil bezeichnet, weil es eine einzelne, sehr spezialisierte Fähigkeit repräsentiert.

      Demgegenüber strebt man in interdisziplinären Teams das sogenannte T-Profil (T-Shape) an. Dies bedeutet, dass das Teammitglied immer noch ein Experte in einem bestimmten Fachgebiet ist, was den Stängel des T repräsentiert. Gleichzeitig bemüht sich das Teammitglied aber auch, Aufgaben aus angrenzenden Fachgebieten zu lernen und bei Bedarf zu übernehmen. Wenn man ein wenig rechts und links seiner eigenen Spezialfähigkeit schaut, dann ergibt sich so der Querbalken des T-Profils.

      Erinnern wir uns zurück an die Engpasstheorie, dann sehen wir, dass dieses angestrebte T-Profil kein Selbstzweck ist, sondern sehr wichtig, um die Leistungsfähigkeit eines Teams zu erhöhen. Ein Teammitglied mit I-Profil könnte, wenn ein Engpass gefunden wird, der in einem angrenzenden Arbeitsschritt liegt, nicht unterstützen, da ihm entsprechende Fähigkeiten fehlen. In klassischen Organisationen, die auf Effizienz und Auslastung optimiert sind, würde ein solches Teammitglied sich weiter mit den eigenen Aufgaben beschäftigen. Dies wäre aber eine lokale Optimierung, die dazu führen würde, dass sich vor dem Engpass ein Berg von Arbeit anhäuft. Besitzt das Teammitglied aber ein T-Profil, kann es den Engpass entlasten und somit zur Gesamtleistung des Teams beitragen, selbst wenn einzelne Glieder der Wertschöpfungskette nicht optimal ausgelastet sind.

      Oftmals wird das T-Profil so missverstanden, dass jeder im Team in der Lage sein sollte, jede Aufgabe zu übernehmen, die anfallen könnte. Wie Sie oben gesehen haben, ist dies nicht das Ziel (und auch sehr utopisch). Das T-Profil soll vielmehr sicherstellen, dass eventuelle Engpässe entlastet werden können und im Falle des Ausfalls eines oder mehrerer Teammitglieder die Arbeit nicht komplett eingestellt werden muss, nur weil der eine „wissende“ Fachexperte nicht greifbar ist.

      Das Entwicklungsteam organisiert sich selbst, so wie es meint, die gesetzten Ziele erreichen zu können. Das Team trägt die Verantwortung, wie etwas getan wird.

      In Scrum gibt es keine speziellen Rollen innerhalb des Teams. Es gibt also keine weitere Unterteilung zwischen Entwicklern, Testern, Analysten, Ingenieuren, Layoutern oder welche Spezialgebiete auch immer zur Erstellung eines Produkts benötigt werden. Dadurch soll zum einen die Entwicklung in Richtung T-Profil unterstützt werden, zum anderen aber auch ein Gefühl für die gemeinsam getragene Verantwortung für das Ergebnis gestärkt werden.

      Als dritte und letzte Rolle beschreibt der Scrumguide den Scrum MasterScrum Master. Für die meisten Unternehmen, die Scrum einführen, ist diese Rolle ein absolutes Novum, denn in den allerseltensten Fällen gab es zuvor eine Rolle, die eine vergleichbare Aufgabe hatte. Auf der einen Seite soll der Scrum Master das Scrum Rahmenwerk fördern und unterstützen. Er hilft also dem Team zu verstehen, wie genau Scrum funktioniert, und wie ein Rädchen in das andere greift. Zudem besteht sein Hauptfokus aber darauf, die Zusammenarbeit des Teams zu optimieren.

      Der Scrum Master hat dafür drei große Fokuspunkte, auf die er sich konzentriert. Zum einen unterstützt er den Product Owner. Er hilft ihm, die Anforderungen zu priorisieren und mit dem Entwicklungsteam in kleine, zu bearbeitende Aufgaben zu zerlegen. Zudem hilft er dem PO, sich in der agilen Produktplanung zurechtzufinden.

      Als Zweites richtet der Scrum Master seine Aufmerksamkeit auf das Entwicklungsteam. Hier liegt sein Fokus darauf, das Team zu einer Selbstorganisation zu befähigen und die Zusammenarbeit zu verbessern. Dafür muss der Scrum Master ganz auf seine Überzeugungskraft und seine Coaching-Fähigkeiten zurückgreifen, denn in Scrum ist niemand vorgesehen, auch nicht PO oder Scrum Master, der in irgendeiner Form weisungsbefugt