untersuchen. Aber die Frage taucht auf: Werden generell Männer mit niedrigerem Testosteronspiegel Väter, und haben deshalb weltweit Väter niedrigere Testosteronspiegel als Männer ohne Kinder, oder senkt die Vaterschaft irgendwie den Testosteronspiegel?
Lee Gettler von der Northwestern University in Illinois hat die Antwort auf diese Frage. In einer bahnbrechenden Studie über fünf Jahre hinweg beobachteten Gettler und sein Team eine Gruppe philippinischer Männer, wie sie Beziehungen eingingen und Väter wurden. Sie sahen die Männer zum ersten Mal, als sie noch alleinstehend waren, und maßen ihren Basistestosteronspiegel. Fünf Jahre später besuchten sie die Männer erneut. Von den 624 Männern, die sie ursprünglich getestet hatten, waren 162 in den fünf Jahren zum ersten Mal Vater geworden. Diese 162 Männer hatten zu Beginn der Untersuchung die höchsten Testosteronspiegel aufgewiesen, fünf Jahre später hatten sie nun die niedrigsten Werte. Die Männer, die allein geblieben waren, und die Männer, die eine Partnerin gefunden hatten, aber nicht Vater geworden waren, zeigten keine signifikante Veränderung des Testosteronspiegels. Gettler hatte seine Antwort. Männer mit höherem Testosteronspiegel sind tatsächlich erfolgreicher bei der Partnersuche, und sie erleben den stärksten Einbruch des Testosteronspiegels, wenn sie Vater werden. Durch die Vaterschaft sinkt der Testosteronspiegel, und wie es aussieht, steigt er zwar einige Wochen nach der Geburt des Kindes wieder an, erreicht aber nie mehr das Niveau wie in der Zeit, als der Mann noch nicht Vater war. Die Evolution hat einen Mechanismus selektiert, der Männer in die Lage versetzt, die widerstreitenden Anforderungen an alleinstehende Männer und hingebungsvolle Väter auszusöhnen.
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Hm, ich denke, ich habe mich verändert. Ich hoffe es. Ich habe gelernt, bei vielen Dingen ruhiger zu sein. Es gibt jetzt deutlicher ein Ziel in meinem Leben. Ich bin viel glücklicher. Ich meine, in der Theorie müssten wir eher die Einstellung haben: »Mein Gott, was haben wir nur gemacht?«, weil es mit drei von der Sorte schon ziemlich hart ist, aber wir hatten echt Glück.
Matt, Papa von Tom (sieben), Sam (drei) und James (sieben Monate)
Ich beginne meine Untersuchungen mit neuen Vätern immer in der Schwangerschaft, und eine meiner ersten Fragen lautet, wie es sich ihrer Meinung nach auf ihr Leben auswirken wird, ein Baby zu haben. Darüber haben sie sich im Allgemeinen schon einige Gedanken gemacht, und die Mehrheit schätzt durchaus ganz realistisch ein, dass die neue Situation größere Veränderungen mit sich bringen wird. Viele sehen die Folgen für ihr Leben zu Hause und ihre Kontakte; die Abläufe des Alltags werden sich ändern, weshalb sich auch die Beziehung zur Partnerin oder dem Partner ändert, und auf die Familie kommt eine zusätzliche finanzielle Belastung zu.
Aber für manche Männer wie Colin ist die Frage mit Angst verbunden, ob sie der Aufgabe gewachsen sein werden, ob sie überhaupt die notwendigen Voraussetzungen mitbringen.
Ich glaube, Vorbild zu sein ängstigt mich, weil ich immer erfolgreich sein wollte, und die Menschen um mich herum – Familie und Freunde – sollten mich als erfolgreich ansehen, und auch [meine Tochter] soll mich so sehen. Ich möchte nicht als Versager dastehen, und ich möchte kein Versager bei der Erziehung meiner Tochter sein. Ich möchte sicher sein können, dass ich meine Sache mit ihr gut mache, und die Menschen sollen sehen, dass ich es gut gemacht habe.
Colin, Papa von Freya (sechs Monate)
In einer der ersten Untersuchungen dieser Art begleitete die Soziologin Tina Miller von der Oxford Brookes University eine Gruppe junger Väter bei ihrem Übergang in die Vaterrolle. Eine ihrer Versuchspersonen machte sich Gedanken darüber, wie man feststellt, ob man als Papa geeignet ist: »Für einen Job wird man nach Fähigkeiten und Charakter ausgewählt […] Vater kann man ganz leicht werden, es macht Angst, wie leicht es ist […] Wie weiß ich, ob ich es kann? Werde ich der Aufgabe gewachsen sein? Ich habe keine Ahnung.« Aber nach meinen Erfahrungen mit frischgebackenen Vätern verschwinden solche Gedanken auch schnell wieder. Sie sind weniger ein Grund zu anhaltender Sorge, sondern eher eine Chance, sich neu zu definieren, eine neue Rolle, Identität oder Perspektive zu übernehmen. Viele Väter in meinen Untersuchungen sagten, die Vaterschaft motiviere sie, »sich ins Zeug zu legen«, sei ein Antrieb, besser zu werden, um ein gutes Vorbild für ihr Kind abzugeben, auch wenn sie mit ihrem Wunsch nach Perfektion manchmal hinter den hohen Standards zurückblieben, die sie sich selbst gesetzt hatten. Der selbst verordnete Druck hat zwar seine Schattenseiten, aber ihnen steht der Zuwachs an Selbstachtung und Selbstvertrauen gegenüber, den die Vaterschaft für einen Mann bedeuten kann. Ich kann mit Überzeugung sagen, dass es sich für die große Mehrheit der Väter so anfühlt, als hätten sie endlich ihre Berufung gefunden.
Selbst Männer, bei denen wir erwarten, dass der Eintritt in die Vaterrolle für sie schwierig sein könnte – zum Beispiel sehr junge Väter oder Väter ohne geeignetes Rollenvorbild –, stellen unter Umständen fest, dass die Vaterschaft ihnen ermöglicht, das Stereotyp des autoritären oder abwesenden Vaters zu überwinden, oder dem Beispiel, das ihr Vater für sie war oder nicht war, den Rücken zu kehren und sich stattdessen einem anderen Modell zuzuwenden, sich damit selbst neu zu erfinden und ihrer Vergangenheit zu entfliehen.
In den letzten Jahren haben Soziologen und Sozialanthropologen, die sich mit einzelnen Gesellschaften und Kulturen befassen, begonnen, die negativen Schlagzeilen zu hinterfragen, die behaupten, alle jungen Väter seien verantwortungslos und bequem. Die Forscher untersuchen, ob es auch positive Geschichten über junge Väter gibt, ein Vorhaben, das ich uneingeschränkt unterstütze. Dabei haben sie festgestellt, dass einige junge Väter tatsächlich das Narrativ des gleichgültigen oder abwesenden Teenager-Vaters auf den Kopf stellen und Rettung und Verwandlung in ihrer Vaterrolle finden. Väter, die früher geglaubt hatten, sie müssten dem Image des harten Kerls entsprechen, das in ihren Gesellschaften propagiert wurde, nutzen jetzt die Möglichkeiten des neuen Vaterbilds und wenden sich von dem alten ab. Zum Beispiel haben Bevölkerungswissenschaftler von der London School of Hygiene and Tropical Medicine und von der University Kwa-Zulu Natal beobachtet, dass in Südafrika, wo zum Bild des Mannes bei der schwarzen Bevölkerungsgruppe vor allem Dominanz, Unterdrückung und Abwesenheit gehören, junge schwarze Väter eine neue Idee von Vaterschaft vertreten, die Affären, Drogen und leichtsinnige Geldausgaben ablehnt und an ihre Stelle den Wunsch setzt, Geld für die Familie zu verdienen, sie zu beschützen und für sie zu sorgen. In Amerika hat die Geburtshelferin Dr. Jenny Foster von der University of Massachusetts herausgefunden, dass junge puertorikanische Väter sich gegen ein Leben in der Unterwelt der Gangs – mit dem Risiko, ins Gefängnis zu kommen oder früh zu sterben – aussprachen, weil sie sich vorstellten, was ihre Kinder dazu sagen würden. Sie wollten für ihre Kinder da sein, sich um sie kümmern und sie beschützen und das so wichtige Rollenmodell sein. Bei diesen jungen Vätern revolutionierte die Vaterschaft im wahrsten Sinn des Wortes ihr Leben und ihre Zukunft. Aus Bandenmitgliedern wurden involvierte Väter.
Aber vielleicht am stärksten ist die Veränderung der Identität bei schwulen Vätern wie Simon:
Für jemanden, der in der Zeit als Schwuler aufgewachsen ist, in der ich aufgewachsen bin, war [Vater werden] niemals eine Option, und es war wirklich hart, das zu realisieren. Ich würde nie Vater sein und nie Kinder haben. Und scheinbar fand ich mich damit ab. Bis in meine Zwanziger war das auch vollkommen in Ordnung. So war es nun einmal. Aber die Welt hat sich verändert […] Und dann lernten wir uns kennen und waren schnell ein Paar [und] alles fühlte sich richtig an. Wir haben in vielerlei Hinsicht Glück. Ein schönes Haus und Geld […] Deshalb passte es einfach, dass wir in der Lage sein würden, Väter zu sein.
Simon, Papa von Daisy (sechs) und Bill (fünf)
Bis vor sehr kurzer Zeit war es für die Mehrheit der schwulen Männer unerreichbar, Vater zu werden. Die Einstellung der Gesellschaft zur Adoption durch Schwule und der eingeschränkte Zugang zu künstlicher Befruchtung, dazu der Irrglaube, Kinder würden am besten in einer heterosexuellen Kleinfamilie aufwachsen, bedeuteten für viele Männer, dass sie sich damit abfinden mussten, niemals Vater zu werden, wenn sie ihre Sexualität lebten. Doch in manchen Ländern haben sich die Einstellungen inzwischen geändert, und Hürden wurden abgebaut, sodass Vatersein für schwule Männer mittlerweile eine echte Option ist. Nachdem sie sich von der väterlichen Identität bereits verabschiedet haben, müssen sie sie wieder hervorholen,