bietet es Ihnen sogar an, Sie zu umarmen, wenn Sie traurig sind. Ein Kind, das von Eltern großgezogen wird, die es im Umgang mit seinen Emotionen coachen, wird die Gefühle verstehen, die andere Menschen antreiben, und sich gekonnt in der komplexen emotionalen Welt der Beziehungen mit FreundInnen, MitschülerInnen und LehrerInnen zurechtfinden. Und – Halleluja! – Geschwistern.
2 Kohn, Alfie: Liebe und Eigenständigkeit: Die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung. Freiburg: Arbor Verlag, 2010 (orig. ders., Unconditional Parenting: moving from rewards and punishments to love and reason. New York, NY: Atria Books, 2005).
3 Brody, Gene: Sibling Relationship Quality: Its Causes and Consequences. In: Annual Review of Psychology, 49, 1998, S. 1–24 (doi: 10.1146/annurev.psych.49.1.1).
4 Siegel, Daniel und Hartzell, Mary: Gemeinsam leben, gemeinsam wachsen: Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Kinder einfühlsam ins Leben begleiten können. Freiamt: Arbor Verlag, 2003, 2. Aufl. 2009, Seite 193ff (orig. dies., Parenting from the inside out: How a deeper self-understanding can help you raise children who thrive. New York, NY: Tarcher / Penguin, 2003). Siegel, Daniel: The Low Road. In: PsychAlive, 3. März 2011. Auf: www.youtube.com/watch?v=WkEcpBU3TpE.
5 Benson, Herbert und Klipper, Miriam: Gesund im Stress: eine Anleitung zur Entspannungsreaktion. Berlin u. a.: Ullstein Verlag, 1978 (orig. dies.: The relaxation response. New York, NY: Avon Press, 1976; Kindle edition: New York, NY: HarperCollins, 2009).
6 Restak, Richard: Geist, Gehirn und Psyche: Psychobiologie: die letzte Herausforderung. Frankfurt a.M.: Umschau-Verlag, 1981 (orig. ders.: The Brain: The Last Frontier. New York, NY: Warner Books, 1980).
7 Schore, Allan: Affect Regulation and Repair of the Self. New York, NY: W.W. Norton & Co., 2003.
8 Gottman, John Mordechai und Declaire, Joan, Kinder brauchen emotionale Intelligenz: Ein Praxisbuch für Eltern. München: Heyne Verlag, 1998 (orig. dies., The Heart of Parenting: Raising an Emotionally Intelligent Child. New York, NY: Simon and Schuster, 1997).
9 Bronson, Po und Merryman, Ashley: 10 schockierende Wahrheiten über Erziehung: was eine Stunde Schlaf mit ADS zu tun hat, warum Sie Ihr Kind besser nicht loben sollten und warum besonders gut gemeinte Erziehung keine »Engel« produziert. München: Rieman Verlag, 2010 (orig. dies.: NurtureShock: new thinking about children. New York, NY: Twelve Books, 2011).
10 Schore, Allan: Affect Regulation and Repair of the Self. New York, NY: W.W. Norton & Co., 2003.
11 Sunderland, Margot: Die neue Elternschule: Kinder richtig verstehen und liebevoll erziehen. München: Dorsey-Kindersley, 2006 (orig. dies., The science of parenting: How today’s brain research can help you raise happy, emotionally balanced children. New York: DK Publishing, 2006). Schore, Allan (2003). Affect Regulation and Repair of the Self. New York: WW Norton & Company. Schore, Allan: Affect Regulation and Repair of the Self. New York, NY: W.W. Norton & Co., 2003.
2
Wie gelassene Disziplin die Geschwisterbeziehung unterstützt
Eine beeindruckende Anzahl an Forschungsarbeiten hat nachgewiesen, dass die Beziehung eines Elternteils mit jedem einzelnen Kind – inbegriffen die Art und Weise, wie der Elternteil bestraft – eine große Auswirkung auf die Qualität der Beziehungen zwischen den Kindern untereinander hat.12
Gene Brody, einer der angesehensten und erfolgreichsten Wissenschaftler in Bezug auf Geschwister, hat immer wieder festgestellt, dass wenn Eltern bei der Führung ihrer Kinder konsequent auf Strafen verzichten, ihre Kinder weniger streiten und netter zueinander sind. Wie ich bereits in der Einführung erwähnt habe, neigen jüngere Kinder dazu, miteinander zu streiten, auch wenn die Eltern nicht strafen. Das liegt vermutlich daran, weil es kleinen Kindern schwerfällt, sich zu regulieren. Aber wenn die Kinder von coachenden Eltern älter werden, sind sie eher in der Lage, ihre Emotionen zu regulieren und nett zu ihren Geschwistern zu sein als Kinder, die mit konventioneller Disziplin erzogen wurden.13
Eine Studie zu Geschwisterbeziehungen fand heraus, dass die Geschwister in der Studie, die »mitfühlend und fürsorglich zueinander waren« (etwa ein Drittel der Kinder), Eltern hatten, die warmherzig waren und ihre Kinder unterstützten, um ihre Erwartungen zu erfüllen. Weitere 30 Prozent der Geschwister wurden als »in hohem Maße konkurrierend« und »manchmal aggressiv« eingestuft, obwohl auch »manchmal warmherzig« – im Grunde genommen so wie wir oft über Geschwisterbeziehungen denken. Diese Kinder kamen aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil entweder streng, alles erlaubend oder gleichgültig war. Weitere 22 Prozent der Geschwister wurden als äußerst aggressiv und kalt im Umgang miteinander eingestuft; diese Kinder hatten Eltern, die beide entweder streng oder gleichgültig waren. Und die übrigen 10 Prozent? Sie kamen aus zerrütteten Familien, in denen die Eltern den Kindern emotional nicht zur Verfügung standen. Diese Kinder waren verstrickt, sprich, ihre Beziehungen waren gestört.14 Sie kümmerten sich umeinander, da ihre Eltern nicht für sie da sein konnten, aber Geschwister sollten sich nicht gegenseitig erziehen.
Das bedeutet also, dass Eltern, die angemessene Erwartungen stellen und ihre Kinder darin unterstützen, diese Erwartungen zu erfüllen, Kinder erziehen, die wahrscheinlich eher miteinander auskommen. Strenge und nachgiebige Eltern andererseits erziehen Kinder, die häufiger streiten.
Warum Bestrafung und Nachgiebigkeit dazu führt, dass sich Geschwister noch mehr streiten
Die Meisten von uns wissen instinktiv, warum Nachgiebigkeit unseren Kindern nicht dabei hilft, sich zu verstehen. Wenn wir wollen, dass sie sich gut behandeln, müssen wir eine klare Erwartungshaltung darüber festlegen, wie wir zu Hause miteinander umgehen, und unsere Kinder darin unterstützen, diesen Erwartungen gerecht zu werden. Aus diesem Grund kann der Ratschlag, dass Eltern die meisten Streitigkeiten unter Geschwistern ignorieren sollten, kontraproduktiv sein. Dies wird in Teil 2 eingehender erklärt.
Für Eltern ist es dennoch oftmals schwer zu verstehen, warum Bestrafung dazu führt, dass Geschwister mehr streiten. Schließlich bestrafen wir, um für die Einhaltung unserer Grenzen zu sorgen und wichtige Lektionen zu lehren. Warum sollte das dazu führen, dass unsere Kinder weniger nett zueinander sind?
Betrachten wir dieses Thema durch die Augen des Kindes, so erhalten wir einige überraschende Einblicke. Aus der Sicht Ihres Kindes ist Disziplin kein Mittel, um ihm angemessenes Verhalten beizubringen. Vielmehr versteht Ihr Kind ganz richtig Disziplin als eine Möglichkeit, wie Sie mit Konflikten umgehen, wenn Familienmitglieder wütend sind oder kollidierende Wünsche haben. Mit anderen Worten, die Art und Weise, wie Sie Ihr Kind maßregeln, nimmt sich Ihr Kind als Vorbild für den Umgang mit zwischenmenschlichen Problemen. Somit lehrt Bestrafung, bei der Gewalt angewendet wird, immer dann Gewalt gegenüber dem Bruder oder der Schwester anzuwenden, wenn ein Problem gelöst werden muss.
Möchten Sie noch ein paar weitere Einblicke darüber erhalten, wie Ihr Kind Bestrafung empfindet und wie diese Ihr Kind und seine Beziehungen zu seinen Geschwistern prägt?
1 Bestrafung hat zur Folge, dass Kinder versuchen, weitere Bestrafungen zu vermeiden. Dies ist nicht das Gleiche, wie wenn einem andere am Herzen liegen. Sie lernen vielleicht, nicht ihren Bruder oder Schwester zu schlagen, unterlassen dies aber nur, weil sie nicht noch mehr Ärger bekommen wollen, und nicht, weil sie damit ihrem Bruder oder ihrer Schwester wehtun. Bestrafung