Walter Thaler

Erinnerungswürdig


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die vom Künstler in der Natur angefertigt, aber im Atelier zu einer relativ freien Komposition zusammengefügt werden.

      Das österreichische Kaiserhaus und der Adel beginnen sich nun für Mayburgers Gemälde zu interessieren. Kaiserin Caroline Auguste, die Witwe Kaiser Franz I., die jedes Jahr mehrere Wochen in Salzburg lebt, kauft dem Maler etliche Gemälde ab und lädt ihn auch auf ihr Schloss Persenbeug an der Donau ein. Dort sollen mehr als 40 Bilder mit der Donaulandschaft als Motiv entstanden sein. Auch Erzherzog Ludwig Viktor, der von Kaiser Franz Joseph in das Schloss Kleßheim verbannt ist, die Herzogin von Modena und Graf Esterházy unterstützen ihn mit Ankäufen. Mayburger kann auch der Erzherzogin Antoinette von Toskana einige Jahre lang Zeichenunterricht erteilen.

      Mayburger erweist sich aber auch als Entdecker der Talente Hans Makarts, den er in besonderem Ausmaß fördert. Makart hatte an der Wiener Akademie der bildenden Künste studiert, war dort aber wegen fehlenden Talents entlassen worden. Durch die Fürsprache Mayburgers kann Makart nun an der Münchener Akademie studieren und wird zum bedeutendsten Historienmaler der Ringstraßenepoche (s. Kap.: Hans Makart).

      Mit 36 Jahren heiratet Mayburger Zita Ganzera, Tochter des Pechermeisters Balthasar Ganzera (Pecher = Hersteller von Harzprodukten) in Nonntal, wo sie das Haus Erhardgässchen Nr. 2 beziehen. Mayburger engagiert sich nun auch politisch und wird 1862 Gemeinderat in der Stadt Salzburg, wo er sich besonders dafür einsetzt, dass die altehrwürdigen Baudenkmäler erhalten werden. Er gründet den Stadtverschönerungsverein, dessen Präsident er von 1873 bis 1875 ist. Außerdem wird er auch Mitglied des Komitees für den Bau des Künstlerhauses und der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde.

      Kompromisslos und mit großer Hartnäckigkeit verhindert er die Verbauung des Griesplatzes sowie den Abriss des Klausentors und der Monikapforte samt den Bastionen auf dem Salzburger Mönchsberg. Auch die schonend vorgenommene Regulierung der Salzach in der Stadt ist Mayburger zu verdanken. Nach seiner politischen Tätigkeit muss er zusehen, wie das Linzertor zerstört, der Rudolfskai verbaut und das neue Justizgebäude errichtet werden, was er als Verbrechen bezeichnet. Bis in seine letzten Lebensjahre ist Mayburger künstlerisch tätig. Sein Lebensmotto lautet: „Nulla dies sine linea“ (Kein Tag ohne Strich). In seinem 94. Lebensjahr stürzt Mayburger über die Stiege und kann sich davon nicht mehr erholen. Er stirbt am 2. November 1908. Im Jahr 1924 benennt die Stadt Salzburg die Verlängerung des Elisabethkais nach Mayburger.

      Zur Bedeutung Mayburgers als Maler muss gesagt werden, dass er keine revolutionären Wege beschritten und auch nicht an den Aufbrüchen der Sechziger- und Neunzigerjahre des 19. Jahrhunderts (Realismus und Impressionismus) teilgenommen hat, sondern der Tradition der romantischen Landschaftsmalerei verhaftet blieb. Auch der Pleinair-Malerei (Malen in der freien Natur bei normalen Licht- und Schattenverhältnissen) konnte er nichts abgewinnen. Damit ist er in der Kunstgeschichte von geringerer Bedeutung. Doch seine Veduten aus dem Salzburger Land werden auch heute noch sehr geschätzt und gehütet. Und seine Gründung des Stadtverschönerungsvereins kann als bahnbrechende politische Leistung gesehen werden.

      ALBERT POLLAK

      1833–1921

      Salzburgs erster Jude

      Das Porträt Albert Pollaks mit dem grünen Wams und dem Gamsbart auf dem Hut lässt vermuten, dass es sich um einen Jäger aus einem der Salzburger Gebirgsgaue handelt. Wenn da nicht der gelbe Judenstern auf der Joppe zu sehen wäre. Tatsächlich handelt es sich bei dem Abgebildeten um den ersten Juden im Bundesland Salzburg. Denn im Jahr 1498 waren unter dem Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach im Erzstift Salzburg alle Juden mit einem Aufenthaltsverbot belegt worden. Als Salzburg nach mehrfachem Besitzwechsel 1816 endgültig zu Österreich kommt, bleiben die bayerischen Judengesetze jedoch weiterhin in Kraft. Juden dürfen Salzburg nur unter Aufsicht eines Polizisten betreten und müssen die Landeshauptstadt spätestens nach einer Stunde verlassen. Erst mit dem Staatsgrundgesetz von 1867 werden alle konfessionell begründeten Aufenthaltsverbote beseitigt.

      Pollak entstammt einer jüdischen Familie in Mattersburg, das damals Mattersdorf heißt und zum Königreich Ungarn gehört. Im Zuge seines Militärdienstes beim k.u.k. Infanterieregiment Erzherzog Rainer ist er zehn Jahre in Salzburg stationiert. Es gelingt ihm 1862, die Gewerbeberechtigung für Gold- und Silberwaren sowie Preziosen aller Art zu erlangen, und etabliert sich sehr rasch als gefragter Antiquitätenhändler. Salzburgs Bürgermeister Heinrich Ritter von Mertens soll ihm jedoch erklärt haben, dass er der „erste und letzte Jude sein werde“, der sich in Salzburg niederlasse, und legt ihm nahe, die Stadt zu verlassen (ein dokumentarischer Beleg für diese Aussage fehlt jedoch). Die Aufnahme in den Gemeindeverband der Stadt wird ihm verwehrt.

      Im ländlichen Raum des erst seit einem halben Jahrhundert zum Habsburgerreich gehörenden Bundeslandes Salzburg herrscht noch immer eine konservativ-christliche Judenfeindschaft. Die Juden gelten als verdächtige Modernisierer und Sittenverderber. Pollak lässt sich aber nicht beirren, und nach dem Staatsgrundgesetz von 1867, das eine liberale Phase einläutet, holt er Verwandte aus seiner früheren Heimat nach. Diese kommen alle aus dem burgenländisch-westungarischen Grenzsaum der Monarchie. In der Amtszeit des Bürgermeisters Dr. Ignaz Harrer wird er mit 13 zu 8 Stimmen im Gemeinderat als Bürger der Stadt akzeptiert und k.u.k. Hoflieferant, auch für die Königshäuser Belgiens und der Niederlande. So beschafft er für den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand die Einrichtung für das Schloss Blühnbach. Im Jahr 1873 heiratet Pollak die aus Wiener Neustadt stammende Karoline Breuer. Aus der Ehe gehen acht Kinder hervor.

      Die Familie wohnt zunächst am Makartplatz im Überacker-Palais. Die 20 Zimmer umfassende Wohnung dient nicht nur für die Unterbringung der Familie, sondern ist gleichzeitig Museum und Verkaufsraum. Als Graf Überacker die Wohnung aufkündigt, weil er keine Juden mehr im Haus haben will, zieht die Familie in eines der Faberhäuser in die Westbahnstraße (heute: Schwarzstraße). Die „Faberhäuser“ und die „Hellerhäuser“ werden nach ihren Wiener Bauherren und deren wohlhabenden Mietern so benannt und gelten damals als „Judenhäuser“. Im stark antisemitischen Salzburg bevorzugen die jüdischen Familien das Andräviertel in der Neustadt. Das Haus Schwarzstraße verkauft Pollak später an das jüdische Ehepaar Kölbl.

      Die Pollaks leben gutbürgerlich, mit Dienstboten und französischen Gouvernanten für die Kinder. Albert Pollak ist begeisterter Jäger und unterscheidet sich in nichts von den nichtjüdischen Großbürgern der Provinzstadt. Die Pollaks sind auch mit der Familie Trakl befreundet, die Kinder spielen mit dem späteren Dichter Georg Trakl. Der Sohn Ignaz heiratet in zweiter Ehe die Salzburgerin Witti Junger. Wie völlig integriert die Familie in der Salzburger Gesellschaft ist, beweist die Tatsache, dass die Taufpatin von deren ältester Tochter Marie Antoinette die Autorin Friderike Maria Zweig ist, die erste Frau Stefan Zweigs.

      Albert Pollak legt die Basis für den Zuzug weiterer Familienmitglieder aus dem zu Ungarn gehörenden Mattersdorf und damit zum Anwachsen der jüdischen Gemeinde in Salzburg. Rund 50 jüdische Familien erhalten so das Heimatrecht der Stadt Salzburg. Von der Sozialstruktur gehören diese vorwiegend der Berufsgruppe der Trödler an. Nur Ignaz Glaser übernimmt 1881 die Konkursmasse der Bürmooser Glasfabrik, wodurch der Flachgauer Ort wirtschaftlich aufblüht. So wird Albert Pollak der Begründer der jüdischen Gemeinde in Salzburg. 1893 erhalten die Juden einen eigenen Friedhof und 1901 eine Synagoge in der Lasserstraße. In der k. u. k. Habsburgermonarchie erhält Pollak sogar den Titel „Kaiserlicher Rat“ verliehen.

      Der politische Antisemitismus erreicht, von Wien ausgehend, in zwei Wellen das Bundesland Salzburg. Zunächst verfestigt er sich im großbäuerlichen Bereich. Im Jahr 1886 durchdringt er auch die kleinbürgerlichen Schichten der Bevölkerung. Beide Wellen entspringen der antisemitischen Bewegung des niederösterreichischen Reichsratsabgeordneten Georg Ritter von Schönerer. Dieser erhält in Salzburg vor allem Unterstützung durch den Juristen Dr. Julius Sylvester und den Verein der „Salzburger Studenten in Wien“.

      Albert Pollak stirbt 87-jährig am 5. Jänner 1921. Im Trauerzug bei der Beisetzung befinden sich Landeshauptmann Oskar Meyer und seine beiden Stellvertreter Dr. Franz Rehrl und Max Ott. Der Salzburger Historiker Gert Kerschbaumer hat festgestellt, dass die jüdische Gemeinde