Группа авторов

Living Language Teaching


Скачать книгу

      2.3 Impro-Technik Nr. 3: Lass die Schüler/innen mit der Sprache spielen (und spiele selbst damit)

      Mit der Sprache zu spielen ist ein selbstverständlicher Bestandteil des Improvisationstheaters, weil unterschiedliche Arten zu sprechen und sich auszudrücken dabei helfen, in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen und verschiedene Charaktere anzunehmen. Es gibt aber auch einige Impro-Spiele, die das Spiel mit der Sprache als zentrales Merkmal haben. Vor allem zwei derartige Spiele eignen sich auch gut für den Fremdsprachenunterricht.

       Feelings rollercoaster: Die Lehrkraft sammelt an der Tafel zehn oder mehr Gefühle in zwei Spalten (eher positive und eher negative). Ein oder gleich zwei SuS beginnen eine Szene inspiriert von einer weiteren Vorgabe (z.B. ein nicht-geographischer Ort). Die Lehrkraft unterbricht dann gelegentlich kurz die Szene und verleiht einem der SuS jeweils ein neues Gefühl, das dieser oder diese sowohl körpersprachlich als auch verbal sofort umsetzen sollte.

      Als Impro-Spiel im Fremdsprachenunterricht setzt dies voraus, dass die SuS schon etwas geübt darin sind, gemeinsame Geschichten nach dem bei Technik Nr. 1 beschriebenen einfachen Muster (Routine – Konflikt – Lösung) zu spielen.

      Im Unterricht lässt sich diese Technik jedoch ohne jede Vorübung jederzeit in der Arbeit mit dem Lehrwerk einsetzen:

       Textbook rollercoaster: Die Lehrkraft aktiviert wie oben beschrieben das Wortfeld feelings bei den SuS und sammelt die Adjektive in zwei Spalten. Zusätzlich wird eine weitere, kurze Liste erstellt mit British English, American English (oder auch andere englische Varianten, in denen die Lehrkraft sich sicher genug fühlt, sie vorzuführen), eventuell ergänzt um andere Sprachen (z.B. French, German) oder Dialekte (z.B. Bavarian, Saxon). Ein beliebiger, bereits bekannter Lehrbuchtext wird nun in wechselnden Emotionen gelesen. Beim ersten Mal sollte dies zunächst in der Klasse ausprobiert werden, damit alle SuS verstehen, wie das Spiel funktioniert. Hilfreich ist es hier sicher, wenn die Lehrkraft selbst einige Gefühle übertrieben vorlesen kann. Dann üben die SuS mit ihren Nachbarn verschiedene Gefühle. Anschließend wird der Text noch einmal zusammen gelesen, so dass einige SuS vorführen können, wie sie in Emotionen lesen.Schließlich wechselt das Spiel auf die Sprachvarianten-Ebene. Wenn genug Zeit ist, kann der Text noch einmal auf z.B. bairischem, sächsischem oder deutschem Englisch gelesen werden. In jedem Fall sollte dieses Spiel aber damit enden, dass die SuS den Text in (leicht übertriebenem) britischem und/oder amerikanischem Englisch lesen. Vielleicht gibt es dazu ein Sprachbeispiel von der zum Lehrwerk zugehörigen CD, oder die Lehrkraft kann das Beispiel geben. Wenn die SuS nach dem spielerischen Lesen mit Gefühlen nun wieder ‚normal‘ lesen sollen, werden sie so ‚britisch‘ oder ‚amerikanisch‘ klingen wie selten zuvor!

      Der deutsche Akzent vieler SuS geht nicht nur auf artikulatorisches Unvermögen und mangelnde Übung zurück. Daneben spielen psycholinguistische und soziolinguistische Faktoren eine wichtige Rolle (Eckert 1998: 81). Das übertriebene Spiel mit verschiedenen Aussprachemöglichkeiten und entsprechende Erfolgserlebnisse, wenn die Mitschülerinnen und Mitschüler dies lustig finden, können dazu beitragen, dass die inneren und äußeren Widerstände, die manche SuS daran hindern, so gut zu sprechen, wie sie es eigentlich könnten (und außerhalb des Unterrichts vielleicht sogar tun) geringer werden.

       Gibberish games:

      Kauderwelsch-Spiele (engl.: gibberish oder auch gobbledygook) können gut mit Technik Nr. 2 verbunden werden. Als Einstieg eignet sich gut das gibberish dictionary: Die SuS stellen sich vor, dass sie abwechselnd ein Wort in einem Wörterbuch Gibberish-English nachschlagen. Eine Schülerin oder ein Schüler sagt einen kurzen Satz (oder auch nur ein Wort) auf gibberish. Der oder die Nachbar/in liefert die Übersetzung bzw. Erklärung, was dieses Wort auf Englisch bedeutet. So geht die Übersetzung hin und her. Schwächere SuS können hier auf Wort-Ebene antworten, die Lehrkraft sollte allerdings als Beispiel auch eine komplexere Erklärung auf Satzebene geben.

      Wenn die SuS mit dem gibberish-Sprechen vertraut sind, können sie auch das Spiel gibberish poet spielen. Hier stellt oder setzt sich eine Schülerin oder ein Schüler vor die Klasse und wird von der Lehrkraft als weltbekannte Dichterin bzw. Dichter vorgestellt, die oder der allerdings nur gibberish spreche. Der oder die Dichter/in trägt dann Satz für Satz das Gedicht (das sich natürlich nicht reimen muss) vor, indem er oder sie jeweils einen Satz auf Kauderwelsch sagt. ‚Übersetzt‘ wird das Gedicht (bzw. die Geschichte) von zwei SuS, die rechts und links des poet sitzen. Augangspunkt ist der (englische) Titel des Gedichts bzw. der Geschichte. Hier wird also Technik 3 wieder mit Technik 2 verbunden: kein Schüler und keine Schülerin ist allein verantwortlich für das sprachliche Gesamtprodukt (das ‚Gedicht‘). Sie sagen jeweils nur einen Satz und geben dadurch dem anderen ‚Übersetzer‘ eine Idee für den nächsten Satz.

      Hätte die Lehrkraft den SuS einfach nur den Titel gesagt und den Auftrag, eine Geschichte zu erzählen, hätten sich viele SuS wohl überfordert gefühlt. Tatsächlich machen sie bei diesem Spiel ja nichts anderes als sich selbst eine Geschichte auszudenken! Aber erst durch das as if, dass die SuS ‚nur übersetzen‘, fließen wie von Zauberhand die Ideen.

      3 Eine Sprechübung aus einem Lehrwerk und wie sie aufgemotzt werden kann

      3.1 „At the doctor’s“ (Green Line New, Bayern, 10. Klasse)

      Im aktuellen Green Line-Band des Klett-Verlags für die 10. Klasse Englisch in Bayern finden sich fünf Everyday English-Seiten „zur Bewältigung wichtiger Alltagssituationen“ (Ashford et al. 2008b: 234). Hauptziel dieser Seiten ist laut Lehrerbegleitbuch „der weitere Ausbau der Sprechfertigkeit mit Blick auf die Vorbereitung auf mündliche Prüfungen“ (234). Jeweils in Verbindung mit einer Hörverstehensaufgabe sollen Wortschatz und Redemittel „vertiefend geübt“ werden. Konkret werden die SuS auf den Besuch beim Arzt, die Benutzung öffentlicher Transportmittel und englischsprachige Telefonate vorbereitet, und sie üben, über Freizeitaktivitäten zu sprechen und ihren Urlaub im englischsprachigen Ausland vorzubereiten.

      Im Folgenden soll nun beschrieben werden, wie die Bearbeitung des Themas „At the doctor’s“ vom Lehrwerk vorgeschlagen wird, um dann exemplarisch aufzuzeigen, wie ausgehend von der Seite im Lehrwerk das gleiche Thema mit Impro-Techniken womöglich motivierender und erfolgreicher bearbeitet werden kann.

      Lehrwerk und Lehrerbegleitbuch sehen einen vierschrittigen Ablauf vor. Zunächst sollen die SuS sich in die Situation „beim Arzt“ einfinden und sich „Rahmenbedingungen überlegen“ (Ashford et al. 2008b: 234). Vorgeschlagen wird, dass die SuS Anlässe aufzählen, warum ein Besuch beim Arzt nötig sein könnte. Ziel ist es, den SuS auf ihrem jeweiligen Sprachniveau mit „vertrauter werdenden sprachlichen Mitteln“ Sicherheit zu geben, „damit im Ernstfall nicht auch noch die Sprache zum Problem wird“. Hier wird ein kleines Rollenspiel vorgeschlagen, bei dem die SuS dem Arzt bzw. der Ärztin über ihre Symptome berichten und auch gleich über mögliche Ursachen sprechen, eventuell auch als one-minute-speech.

      Anschließend ist vorgesehen, dass die SuS sich alleine oder zu zweit themenbezogene Redemittel erarbeiten. Grundlage sind die zwei blauen Kästen im Schülerbuch. Der erste listet 16 idiomatische Phrasen auf, die ein patient in der Arztpraxis typischerweise benutzen könnte. Der andere Kasten enthält zehn Phrasen für den Arzt/die Ärztin. Dabei werden auch viele unbekannte Vokabeln präsentiert und in 26 Fußnoten übersetzt, von appointment bis homeopathic.

      Als dritter methodischer Schritt folgt eine Hörverstehensaufgabe, nach deren Erledigung nun die Schülerinnen und Schüler dran sind („It’s your turn“): Sie sollen einen „Dialog schriftlich ausarbeiten, ihn einüben und der Klasse vorspielen“ (Ashford et al. 2008b: 236). Dafür stellt der Verlag eine Kopiervorlage mit dem Skript des zuvor bearbeiteten Hörtextes zur Verfügung. Die SuS sollen erst einmal in Partnerarbeit oder kleinen Gruppen nur „kleinere Veränderungen“ (Ashford et al. 2008b: 236) am Text vornehmen, mit dem Ziel, „sich immer mehr vom Vorbild zu entfernen“ (Ashford et al. 2008b: 236).

      Das