Группа авторов

Living Language Teaching


Скачать книгу

eine kleine Filmdokumentation zum Thema des Textes erstellen. Durch Digital Storytelling kann die Erzähltradition mit modernen Medien verbunden werden. Es gibt eine Vielzahl von Apps, die auf sehr einfache Weise die Erstellung digitaler Geschichten ermöglichen. Der Book Creator erlaubt den Lernenden die Einbindung von Text, Bildern sowie Audio- und Videoaufnahmen, was nicht nur verschiedene sprachliche Fertigkeiten, sondern auch Multiliteracy fördert. Die App Storybird beinhaltet eine umfangreiche Bildergalerie, die zur Illustration der Geschichten verwendet werden kann. Soll der Fokus auf das mündliche Erzählen gerichtet werden, eignen sich Apps wie Complete Fairytale Play Theatre oder Puppet Pals. Die Lernenden können hier unter anderem Märchenfiguren animieren und zugleich ihre Geschichten einsprechen. Die Aufnahme kann anschließend als kleiner Film abgespielt werden.

      Der Intercultural Approach greift das Potential literaturdidaktischer Ansätze zum interkulturellen Lernen auf. Picture Books wie auch mündlich überlieferte Geschichten können dazu eingesetzt werden, Fremdverstehen (vgl. Bredella/Christ 1995) anzubahnen und Faktoren interkultureller Kompetenz (Wissen, Fertigkeiten, Einstellungen, vgl. Byram 1997: 34) zu fördern. Bei der Textauswahl ist zu erwägen, ob ein kulturspezifischer Ansatz verfolgt wird, bei dem ein bestimmter Kulturkreis beleuchtet wird, oder ob kulturübergreifende Ziele im Vordergrund stehen, die etwa eine offene Haltung gegenüber Fremdem, Toleranz und die Relativierung der eigenen Sichtweise einschließen. Werden Story Projects zur Förderung interkulturellen Lernens durchgeführt, bietet es sich an, durch die Kooperation mit einer Partnerklasse auch andere Sichtweisen miteinzuschließen oder landeskundliche Informationen auszutauschen. Letzteres lässt sich in der Sekundarstufe I an die Geschichte Katie in London (Meyhew 2003/2014) anschließen. In der Geschichte unternehmen Katie und ihr Bruder einen buchstäblich traumhaften Ritt durch London, bei dem sie die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten kennen lernen. Die kooperierenden Schülerinnen und Schüler könnten ähnliche Texte über ihren Wohnort erstellen und sich auf dieser Grundlage über ihren Alltag sowie die kulturspezifischen Besonderheiten ihrer Heimat austauschen. Die Kommunikation zwischen den Projektpartnern kann synchron mittels Skype, asynchron durch den Austausch von Video Messages oder auch in schriftlicher Form (gemeinsame Dokumenterstellung mittels Google Docs, Dokumentenaustausch via Moodle, Blog o.ä.) erfolgen. Picture Books wie Something Else (Cave/Riddel 1994) eignen sich für kulturübergreifendes Lernen, indem in allgemeiner Weise das Thema Otherness behandelt wird. Die Geschichte könnte als Ausgangspunkt verwendet werden, um mit der Partnerklasse eigene Erfahrungen von Otherness zu diskutieren, z.B. welche Minderheiten es im jeweils eigenen Land gibt, wie wir anderen offen begegnen und gegebenenfalls Ängste vor dem Fremden abbauen können.

      Der Citizenship Approach lehnt sich an die beiden Lehr-/Lernformen Intercultural Citizenship Education und Service Learning an, die fremdsprachliches Lernen mit gesellschaftlichem Engagement verbinden (vgl. Rauschert/Byram 2018). Im Fall der Geschichte Something Else wäre es Aufgabe der Lernenden, zunächst in ihrer Gesellschaft Probleme von Otherness zu identifizieren und Lösungsbeiträge zu entwickeln. Der Ansatz sieht die Zusammenarbeit mit einem externen Partner vor (z.B. Partnerklasse, Service-Empfänger, Experten zum Thema, NGOs etc.). Entscheidend ist bei diesem Ansatz, dass die Lernenden zusätzlich zur theoretischen Reflexion aktiv handeln. Beim oben genannten Beispiel könnten die Lernenden konkrete Maßnahmen zur Inklusion und Integration von Minderheiten in ihrer Gesellschaft ergreifen. Entsprechend dem Konzept von Intercultural Citizenship Education oder Intercultural Service Learning eignet sich der Ansatz einerseits als projektorientierte Weiterführung interkulturellen Lernens. Andererseits erlaubt er aber auch – ähnlich wie die Konzeption von Service Learning allgemein – die Verknüpfung mit anderen gesellschaftlich relevanten Themen.

      6 Fazit

      Es gibt zahlreiche Gründe, Storytelling im Fremdsprachenunterricht einzusetzen. Wright (2008: 4) stellt zunächst allgemein und pragmatisch fest: „Stories, which rely so much on words, offer a major and constant source of life and of language experience for children. Stories are motivating and memorable, rich in language experience, and inexpensive.“ Er greift dabei motivationale Faktoren auf, die auf der grundlegenden Faszination von Geschichten und einer intrinsischen Motivation der Lernenden, sie zu verstehen, beruht. Insbesondere für den Fremdsprachenunterricht erscheint der Hinweis relevant, dass Geschichten nicht nur eine wertvolle Quelle sprachlichen Materials darstellen, sondern – sorgfältig ausgewählt – darüber hinaus Potential zur Sinnstiftung und echter Kommunikation über Themen aus der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen bergen. Die kontextualisierte Darbietung von Sprache und Informationen sowie häufig iterative Strukturen, welche die Mündlichkeit des Storytelling erfordert, bilden eine gute Voraussetzung für nachhaltiges Fremdsprachenlernen. Storytelling ermöglicht darüber hinaus auch ganzheitliche Zugänge zu Sprache und Literatur, verbindet es doch mündliche Rezeption, responsive Reaktion und die spätere kreative Weiterverarbeitung des Gehörten. Die Durchführung von Story Projects ermöglicht dabei zwar zeitintensivere, aber besonders ganzheitliche und handlungsorientierte Formen der Anschlusskommunikation. Durch die Kombination einfacherer Text mit anspruchsvollen Aufgabenstellungen unterscheidet sich die Arbeit in der Sekundarstufe I deutlich vom Grundschulunterricht.

      Das materialgestützte Storytelling mittels Picture Books ergänzt die Arbeit mit dem Lehrwerk in zielführender Weise. Während es zu Beginn der Sekundarstufe I durch die Anknüpfung an die Grundschuldidaktik einen Beitrag zur Übergangserleichterung leistet, bereitet es langfristig das weitere literarische Lernen vor. Die Beschäftigung mit mündlich erzählten Geschichten oder auch Picture Books kann das literarische Lernen dabei über die Sekundarstufe I hinaus begleiten, belegen doch beispielsweise die Storytelling Festivals und auch das wachsende Interesse an Visual Narratives, dass es allenfalls Altersgrenzen für Inhalte, nicht jedoch für literarische Gattungen und Darbietungsformen gibt. Der Erfolg der Methode in der Sekundarstufe I wird letztlich davon abhängen, ob es der Lehrkraft gelingt, interessante, für die Lernenden relevante Geschichten auszuwählen, sie in spannender Form zu präsentieren und die Aufgaben so zu gestalten, dass sprachlicher Nutzen und literarisches Erlebnis in sinnvollem Einklang stehen. Für die Lernenden erwächst daraus dann hoffentlich „an experience of language and stories which will stay with them for a whole lifetime“ (Klippel 2006: 89).

      Literatur

      Sekundärliteratur

      Bredella, Lothar/Christ, Herbert (1995). Didaktik des Fremdverstehens. Tübingen: Narr.

      Byram, Michael (1997). Teaching and Assessing Intercultural Communicative Competence. Clevedon: Multilingual Matters.

      Diehr, Bärbel/Surkamp, Carola (2015). Die Entwicklung literaturbezogener Kompetenzen in der Sekundarstufe I: Modellierung, Abschlussprofil und Evaluation. In: Hallet, Wolfgang/Surkamp, Carola/Krämer, Ulrich (Hrsg.). Literaturkompetenzen Englisch. Modellierung – Curriculum – Unterrichtsbeispiele. Seelze: Kallmeyer, Klett, 21–40.

      Drew, Ion (2013). Linking Readers Theatre to CLIL in foreign language education. In: Nordic Journal of Modern Language Methodology 2, 59–72.

      Ellis, Gail/Brewster, Jean (2014). The Storytelling Handbook for Primary English Language Teachers. British Council: London. Abrufbar unter: www.teachingenglish.org.uk/sites/teacheng/files/pub_D467_Storytelling_handbook_FINAL_web.pdf (Stand 6.1.2018).

      Farmer, David (2014). Storytelling. Drama Strategies. Abrufbar unter: https://dramaresources.com/storytelling/ (Stand 18.1.2019)

      Heathfield, David (2014). Storytelling with Our Students. Techniques for Telling Tales from Around the World. Surrey, UK: Delta.

      Klippel, Friederike (2000). Englisch in der Grundschule. Handbuch für einen kindgemäßen Fremdsprachenunterricht. Berlin: Cornelsen Scriptor.

      Klippel, Friederike/Preedy, Ingrid (2003). Big Storybooks. Lehrerhandreichung. München: Langenscheidt.