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Living Language Teaching


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als in früheren Jahrhunderten – sowie für den Unterricht geeignete gedruckte Veröffentlichungen wurden extrem schnell in Lehrprozesse integriert und verbreiteten sich rasch.

      Anders als heute, wird in der Regel zunächst das Lesen, erst in einem bisweilen deutlich späteren Zeitraum das Schreiben erlernt. Mulcaster (1581: 30) betont: „I wishe the childe to haue his reading thus perfect, and ready, in both the English and the Latin tongue verie long before he dreame of his Grammar“. Mit „Grammar“ wurde die Schriftsprache verstanden sowie wie die Reflektion der sprachlich-linguistischen Funktionen im Satz.

      In vielen Schulen wurden die beiden Skills Lesen und Schreiben zeitlich so weit voneinander getrennt, dass manche Kinder gar nicht zur zweiten Phase kamen. Besonders Mädchen wurden häufig nur so lange zur Schule geschickt, bis sie die erste Fähigkeit erlangt hatten.1 Dass dies bei begabteren Kindern nur ein paar Monate betrug, war letztendlich nicht von Bedeutung.

      Der Lehrer Charles Hoole verfasste mit A New Discovery of the Old Art of Teaching Schoole (1659) ein Grundlagenwerk2 zu seinem Unterricht, in dem er auch Praktiken anderer (ungenannter) Lehrkräfte erwähnt, wenn diese ihm als sinnvoll oder als reizvolle Alternative zu seinen eigenen Methoden erschienen.

      Die wesentliche Herangehensweise in allen Dingen des (Fremd-) Sprachenlernens war die deduktive Vermittlung – zunächst wurden die Regeln und einige Beispielsätze von einer lateinischen Vorlage abgeschrieben, auswendig gelernt, und diese dann möglichst häufig repetitiv angewendet. Das Ergebnis war eine frühe Form der pattern drill exercises:

      1 Let them mark out the more general and necessary Rules (as they go along) with their examples, and after they have got them perfectly by heart, let them construe and parse the words in the Example, and apply the Rule to the words to which it belongeth, and wherein its force lyeth.

      2 Let them have so many other examples besides those that are in their book, as may clearly illustrate and evidence the meaning of the Rule, and let them make it wholly their own by practising upon it, either in imitating their present examples, or propounding others as plain. Thus that example to the Rule of the first Concord may be first imitated; Praeceptor legit, vos vero negligits. The Master readeth, and ye regard not. The Pastors preach, and people regard not. I speak and ye hear not. We have read, and thou mindest not. And the like may be propounded, as, whilest the Cat sleepeth, the Mice dance. When the master is away, the boyes will play. Thou neglectest, when I write. And these the children should make out of English into Latine, unto which you should still adde more (Hoole 1659/Teil 2: 35, kursiv im Original).

      Dass die Motivation ein wichtiges Element des Lernens darstellt, wusste man offensichtlich lange vor der Festschreibung (lern-)psychologischer Erkenntnisse:

      the nature of man is restlessly desirous to know things, and were discouragements taken out of the way, and meet helps afforded young learners, they would doubtless go on with a great deal more cherefulness, and make more proficiency at their books then usually they do (Hoole 1659: 12).

      Dieses Wissen um die passende Motivation überrascht in gewisser Weise, da es eigentlich üblich war, dass im schulischen Kontext regelmäßig mit körperlichen Strafen gedroht wurde.3

      Hoole versteht sehr gut, dass Lernende – besonders Kinder – sinnvoll aufgebaute Strukturen im Unterricht benötigen, die es ihnen erlauben, auf ihr Vorwissen zurückzugreifen und darauf aufzubauen.

      When he can read any whit readily, let him begin the Bible, and read over the book of Genesis, (and other remarkable Histories in other places of Scripture, which are most likely to delight him by a chapter at a time; but acquaint him a little with the matter beforehand, for that will intice him to read it, and make him more observant of what he read’s (Hoole 1659: 22, kursiv im Original).

      Inhalte und Methodik sollten regelmäßig wechseln, so dass die Lernenden nicht allzu sehr in ihrem Interesse erlahmen und ihnen der Spaß an der Sache nicht vergeht:

      And could the Master have the discretion to make their lessons familiar to them, children would as much delight in being busied about them, as in any other sport, if too long continuance at them might not make them tedious (Hoole 1659: 12, kursiv im Original).

      Neben der Gruppenarbeit wurde auch die Paararbeit im Klassenzimmer umgesetzt. Interessanterweise wird der Nutzen der Paararbeit vor allem bei Schülern unterschiedlicher Leistungsniveaus hervorgehoben; der pädagogische Nutzen der Paararbeit liegt für Hoole darin, dass der stärkere Schüler durch seine Unterstützung eines schwächeren Partners profitiert, dieser jedoch nimmt sich den besseren Schüler zum Beispiel und wird dadurch (erneut) motiviert.

      Let their lessons be the same to each boy in every form, and let the Master proportion them to the meanest capacities, thus those that are abler may profit themselves by helping their weaker fellowes, and those that are weaker be encouraged to see that they can keep company with the stronger (Hoole 1659: 35).

      Die genannten Beispiele bestätigen, wie breit das Repertoire der Lehrkräfte der Frühen Neuzeit war und dass bei einer reflektierten Konzeption des Unterrichts bereits ein hohes Niveau an didaktischer Vielfalt anzutreffen war.

      Was später – deutlich später – als neuer Lernansatz in der Fachliteratur vermittelt wurde, war ohne Zweifel auch schon bekannt: der motivierende Einsatz von spielerischen Elementen zur Förderung des Lernprozesses. Hoole berichtet von Lehrkräften, die Buchstabenplättchen oder Würfel zum Erlernen des Alphabets oder zur ersten schriftlichen Silben- und Wortbildung einsetzten:

      Some have contrived a piece of ivory with twenty four flat squares, in every one of which was engraven a several letter, and by playing with a childe in throwing this upon a table, and shewing him the letter onely which lay uppermorst, have in few dayes taught him the whole Alphabet. Some have got twenty four pieces of ivory cut in the shape of dice, with a letter engraven upon each of them, and with these they have played at vacant hours with a childe, till he hath known them all distinctly. They begin first with one, then with two, afterwards with more letters at once, as the childe got knowledge of them. To teach him likewise to spell, they would place consonants before or after a vowel, and then joyn more letters together so as to make a word, and sometimes divide it into syllables, to be parted or put together; now this kind of letter sport may be profitably permitted among you beginners in a School & in stead of ivory, they may have white bits of wood, or small shreads of paper or past-board, or parchment with a letter writ upon each to play withal amongst themselves (Hoole 1659: 6f.).

      Sehr realistisch reflektiert Hoole die Kosten des Materials und zeigt günstigere Alternativen auf, so dass diese Unterrichtsidee auch in weniger gut ausgestatteten Schulen (oder bei geringerem Gehalt der Lehrer) umgesetzt werden konnte.

      Die Aussprache von Fremdsprachen war und ist einerseits von grundsätzlicher Bedeutung, doch in der Frühen Neuzeit nicht so einfach zu realisieren. Tonträger standen in keiner Form, Muttersprachler nur extrem selten zur Verfügung. Eine einheitliche Fachsprache auf dem Gebiet der Phonetik und Phonologie war noch nicht entstanden, ebenso lag die Entwicklung der Lautschrift in weiter Ferne. Also bemühten sich die Autoren der Fremdsprachenlehrwerke, die Aussprache genau zu beschreiben, so gut es ihnen möglich erschien.

      The Italians doo commonly vse thirtie letters […], but wee Englishmen pronounce our letters contrary to them: they pronounce their letters thus, aa, bae, cae, dae, ea, eaf, gea, ak, ee, kae, ael, aem, aen, oa, pae, ku, aer, aes, tea, oo, zaet, aet, and so foorth (Florio 1578: 107v).4

      Der Italiener Florio versetzt sich hier als Autor in die Rolle des Englischsprechers („wee Englishmen“), um eine größtmögliche Identifikation des Lerners mit der dargestellten Unterrichtssituation zu erreichen.

      Am folgenden, abschließenden Textbeispiel wird deutlich, wie Lehrinhalte in Unterrichtsbüchern der Frühen Neuzeit häufig dialogisch angelegt sind. Ein imaginärer Lehrer übernimmt die Rolle des ‚Erklärers‘, und eine für den Leser stellvertretende Lernerseite stellt Fragen und macht Kommentare. Dennoch – den Lerner wird diese Ausführungen vermutlich eher irritiert haben, als wirkliche Hinweise gegeben haben, wie die korrekte Aussprache nun wirklich realisiert