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Seitenblicke auf die französische Sprachgeschichte


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de même, lorsque les Signes de ces différences ont été marqés, ou gravés dans le cerveau, l’Ame en a nécessairement examiné les rapports; examen qui lui étoit impossible, sans la découverte des Signes, ou l’invention des Langues. (La Mettrie, HM 1990:56)

      Hier scheint eine wechselseitige Abhängigkeit vorzuliegen, denn durch die Sprache, bzw. die Wörter und Zeichen schärfte sich laut La Mettrie wiederum der Geist des Menschen.5

      Les Mots, Les Langues, Les Loix, Les sciences, les Beaux Arts sont venus; et par eux enfin le Diamant brut de notre esprit a été poli. (La Mettrie, HM 1990:52)

      Bezüglich des kindlichen Spracherwerbs stellt La Mettrie wiederum das Kind in gewisser Weise auf eine Stufe mit dem Tier, indem er postuliert, dass die Erlernung der Laute ähnlich wie bei einem Papageien zunächst nur auf Imitation beruhen.

      Quelle différence y a-t il entre l’enfant & le perroquet qu’on instruit? ne redisent-ils pas également les sons dont on frappe leurs oreilles, & cela avec tout aussi peu d’intelligence l’un que l’autre. (La Mettrie, TA 1774:121, §III)

      Dabei beschreibt er ganz mechanisch bzw. medizinisch den Zusammenhang zwischen den äußeren Sinnen (dem Gehör) und den inneren Sinne (Willen zur Artikulation) und die dadurch ausgelösten Muskelkontraktion (Sprechen) (cf. Haßler/Neis 2009:183).

      Dass die Frage nach dem Sprachursprung für ihn mit dem kindlichen Spracherwerb zusammenhängt, zeigt sich implizit daran, dass er bestimmte Parallelen zieht: So kann das Kind zwar z.B. Strohhalme oder Holzstäbchen in seiner Hand erkennen, aber noch nicht zählen oder diese nach ihrer Art unterscheiden, und zwar aufgrund des Mangels der noch nicht entwickelten Sprache bzw. der für diese Unterscheidung notwendigen Zeichen in der Vorstellung (cf. La Mettrie, HM 1990:56). Das Kind befinde sich geradezu auf einer noch niedrigeren Stufe als die Tiere, da es zu Beginn seines Lebens die Fähigkeiten des menschlichen Geistes noch nicht ausgebildet habe und gleichzeitig aber weniger Instinkt als das Tier besitze und damit klar im Nachteil sei (cf. La Mettrie, HM 1990:70).

      Ebenfalls auf eine Stufe mit den Tieren stellt La Mettrie sogenannte Wolfskinder und Taubstumme,6 die man nur unter günstigen Umständen die Sprache lehren könne, wobei er wiederum dies zur Möglichkeit der Erlernung der Sprache bei einem Affen parallelisiert (cf. Haßler/Neis 2009:365–357).

      Das Besondere an La Mettries Sprachursprungtheorie ist sicherlich die Nivellierung des Unterschieds von Mensch und Tier und das wenig spekulative, sondern eher empirisch Ausgerichtete seiner Forschung sowie die Negierung eines göttlichen Ursprungs der Sprache – zweifellos auch in der Epoche der Aufklärung hochgradig brisante Postulate.

      4.2 Sprache und Denken: Kognition

      Die Frage nach dem Zusammenhang von Sprache und Denken war zunächst an die Bedeutungshaftigkeit der Zeichen geknüpft, wie z.B. bei Platon, der in seinem Kratylos über die Richtigkeit der Benennung der Dinge räsoniert (physei-thesei), oder an eine Bezeichnungsnotwendigkeit wie sie Varro in De lingua latina darlegt.1 Im 17. Jh. wird hingegen eher die Frage des wechselseitigen Einflusses von Denkprozessen und Sprache thematisiert. Man diskutiert beispielsweise inwieweit Denken auch ohne Sprache möglich ist oder aber Sprache den Denkprozess fördern kann bzw. ihn erst möglich macht (cf. Haßler/Neis 2009:402–403).

      So findet sich bei Locke – einem der wichtigsten Referenzphilosophen für La Mettrie – die Vorstellung wie wichtig Sprache zum Ausdruck der menschlichen Ideen ist und um Kenntnisse über Dinge zu erlangen (cf. Haßler/Neis 2009:438). Der zentrale Begriff bei Locke ist dabei die Idee (idea); diese wiederum hängt eng mit dem Geist und dem Denken zusammen, d.h. Kognition und Kommunikation greifen ineinander:

      Besides articulate sounds therefore, it was further necessary that he should be able to use these sounds as signs of internal conceptions; and to make them stand as marks for the ideas within his own mind, whereby they might be made known to others, and the thoughts of men’s minds be conveyed from one to another. (Locke 1959 II:3; III, 1, 2)

      Descartes hingegen spricht sich für eine Nicht-Abhängigkeit von Sprache und Denken aus. Gemäß seiner grundsätzlichen Vorstellung vom Dualismus von Körper und Seele, ist auch das Denkvermögen von der materiellen Erscheinung der Sprache losgekoppelt. Dies zeigt sich u.a. daran, dass Tiere zwar Sprache nachahmen könnten, aber nicht das Denken; auch Maschinen, also künstliche Automaten, die zwar Handlungen ausführen könnten, unter Umständen sogar Sprechhandlungen, es würde ihnen jedoch die Vernunft fehlen.2

      […] de façon que ce qu’ils font mieux que nous ne prouve pas qu’ils ont de l’esprit; car, à ce compte, ils en auraient plus qu’aucun de nous, et feraient mieux en toute chose; mais plutôt qu’ils n’en ont point, et que c’est la nature qui agit en eux, selon la disposition de leurs organes: ainsi qu’on voit qu’un horloge, qui n’est composé que de roues et de ressorts, peut compter les heures, et mesurer le temps, plus justement que nous avec toute notre prudence. (Descartes, Discours 1960:96; § 59)

      Bei La Mettrie, der sich grundsätzlich eher auf Locke bezieht und sich klar von Descartes abgrenzt, spielt die ‚Vorstellung‘ bzw. ‚Vorstellungskraft‘ (imagination) eine zentrale Rolle,3 um die Denkprozesse im Zusammenhang mit der Sprache zu beschreiben.

      Bereits im Traité de l’âme stellt La Mettrie unmissverständlich den Zusammenhang zwischen Sprache und Denken her und verweist zudem auf die Linearität von beiden.

      Toutes nos pensées s’expriment par des mots, & l’esprit ne pense pas plus deux choses à la fois, que la langue ne prononce deux mots. (La Mettrie, TA 1774:148; XIII, §VI)

      Im L’homme machine geht La Mettrie ausführlich auf die imagination ein und ihre Bedeutung für das Denken,4 den Erkenntnisgewinn und letztlich auch für die Wissenschaften.

      La plus belle, la plus grande, ou la plus forte imagination, est donc la plus propre aux Sciences, comme aux Arts. (La Mettrie, HM 1990:66)

      La Mettrie warnt dabei vor einem Missbrauch der Wörter (bzw. der Sprache), dahingehend, dass eine metaphernreiche Sprache Sachverhalte verunklart und etwas Metaphysisches suggeriert, obwohl das menschliche Denken endlich sei.5

      […] et encore une fois, c’est par un abus honteux qu’on croit dire des choses différentes, lorsqu’on ne dit que différens mots ou différens sons, auxquels on n’a attaché aucune idée, ou distinction réelle. (La Mettrie, HM 1990:66)

      Die imagination ist dabei Voraussetzung für den Geist oder das Genie eines Menschen, also die Möglichkeit komplexe Zusammenhänge zu erkennen. Es ist bei La Mettrie einer der wichtigsten Begriffe, die sein ganzes Werk durchzieht und dessen Funktion nur schwer zu fassen ist, wie er selbst zugibt.6 Man kann die imagination aber als eine Art kreative Grunddisposition des Menschen charakterisieren, die eindeutig sensualistisch geprägt ist und damit bei La Mettrie auch mechanistisch-materialistisch, von der aber auch die Urteilskraft des Menschen abhängt, also die ratio (cf. Klingen-Protti 2016:145–149). Im L’homme machine versucht er dazu eine Definition:

      Je me sers toujours du mot imaginer, parce que je crois que tout s’imagine, et que toutes les parties de l’Ame peuvent être justement réduites à la seule imagination, qui forme toutes; et qu’ainsi le jugement, le raisonnement, la mémoire ne sont que des parties de l’Ame nullement absolües, mais de véritables modifications de cette espèce de toile médullaire [Markgewebe], sur laquelle les objets peints dans l’œil, sont renvoiés, comme d’une Lanterne magique. (La Mettrie, HM 1990:58)

      Die Einbildungskraft (imagination) speist sich hauptsächlich aus Empfindungen, dadurch werden mehr oder weniger unkontrolliert eine Vielzahl von Ideen hervorgebracht, die es zu bändigen gilt bzw. der Mensch muss lernen seine Urteilskraft einzusetzen, um diese Ideen exakter zu betrachten, um zu einem vernünftigen Denken zu gelangen und um die Welt adäquat erfassen zu können (cf. Christensen 1996:184–185; cf. auch: La Mettrie, HM 1990:62–64, 124).

      Au contraire si dès l’enfance on acoutume l’imagination à se brider elle-même; à ne point se laisser