der werdenden Menschheit voreilig, noch als eine Art von Menschen-Embryonen, in die Verfestigung. Sie wurden zur Ordnung der Robben. Sie sind die Ursäugetiere, die als Embryonalformen fortpflanzungsfähig geworden sind.12
Sie tragen aber nicht nur ihre embryonale Formgebärde mit sich, sondern auch die innige Verbindung zur Sonne, die einstmals die Hyperboräis durchwirkt hat. Heute noch folgen sie, im Rhythmus von Polarnacht und Polartag, dem Sonnenlauf. Sie waren niemals eigentliche Landtiere gewesen; im Gegenteil! Aus den Wassern der frühen Atlantis, in die sie allzu bald hineintauchten, versuchten sie, auf der allmählich sich verdichtenden Erde Fuß zu fassen. Das ist ihnen nicht mehr gelungen. Jedes Jahr machen sie erneut diesen Versuch und vertrauen in einer rührenden Lebensgebärde ihre Jungen dem Trockenen an; das aber ist nur ein Traum, der so schnell vergeht, wie er gekommen ist, und wenn die Herbststürme einsetzen, müssen sie zurück ins Meer, wohin sie die untergehende Polarsonne ruft. Das ist das Erdenschicksal aller Robben, dass sie als Menschenembryonen zu schnell sich verdichteten. Dadurch tauchten sie in die Wasser der Weltmeere unter; sie erreichten die Antarktis und fanden dort die Lebensbedingungen ihrer einstigen Heimat wieder. Immer neu versuchen sie, das Land zu erreichen, und immer neu werden sie vom Wasser überwältigt. Sie stellen ein über die ganze Erde reichendes Denkmal einer frühen Menschwerdung dar. Blicken wir in ihre Augen, dann sehen wir uns selbst, wie wir einstmals waren und empfinden dumpf, wie wir geworden und was sie, die Robben, geblieben sind.
Sie sind uns so nahe, weil sie sich nicht wie die anderen Säuger spezialisiert haben. Sie sind weder Raub- noch Huftiere. Sie sind nicht jene lemurischen Erinnerungsformen, denen man in den Marsupialiern (Beuteltiere) und Monotremen (Kloakentiere) begegnet, noch jene dem Zerstören hingegebenen Formen, die wir als Nagetiere kennen.
Verwandt sind sie den Walen und Delphinen, aber auch diese haben eine andere Abkunft.13 Die Robben machten dann später die atlantische Katastrophe mit und kamen dadurch in alle jene Erdgebiete, die von ihnen heute noch bevölkert werden.
Zur Mythologie
Die Eskimos lebten einst in enger Verbindung mit Robben und Walen. Wenn früher ein Seehund oder Walross auf der Jagd erlegt wurde, dann blieb der erfolgreiche Jäger für drei Tage in seiner Hütte; während dieser Zeit durfte er weder Speise noch Trank zu sich nehmen; auch seine Frau durfte er nicht berühren. In seinem Haus blieb alle Arbeit liegen; die Liegestatt wurde nicht zurechtgeschüttelt und der Tran von den Lampen nicht weggewischt.
Nach drei Tagen aber war die Seele der erlegten Robbe frei und kehrte in ihren Mutterschoß zurück. Dann konnte auch das tägliche Leben und Jagen wieder beginnen.14 Die Seelen der Seehunde, Walrosse und Wale gehen heim zu Sedna, der großen Göttin:
Sie ist die Mutter aller Seetiere und die Hauptgöttin der Eskimos. Von ihr wird angenommen, dass sie über das Schicksal der Menschen waltet … Ihr Sitz ist in der Unterwelt; dort wohnt sie in einem Haus, das aus Steinen und Walknochen gebaut ist. Die Seelen aller Robben und Wale stammen aus diesem Haus. Dorthin gehen auch die Seelen nach ihrem Tode wieder zurück.
Eine außerordentliche Zahl von Riten und Tabus ist bei den Eskimos mit den Robben verbunden. Die Seelen dieser Tiere sind mit bedeutend größeren Gaben als diejenigen von Menschen begabt. Was sie nicht ertragen ist der Dampf, der aus menschlichem Blut aufsteigt, und der Schatten und die dunkle Farbe des Todes. Auch menstruierende Frauen sind ihnen unleidlich.
Die Eskimos empfinden dumpf, dass Blut und Tod jene Ich-Kräfte und Persönlichkeitsmotive enthalten, denen die Robben sich einstmals entzogen haben. Sie gehören noch zur Göttin der Unterwelt und der Erdentiefen; zu jenem Bereich der Mütter, aus dem das Menschenschicksal einstmals kam. Rudolf Steiner hat dargelegt, dass die «Mütter» dort zu finden sind, wo die vergangenen Stufen der Erdenentwicklung liegen.15 In jene Vergangenheitsgebiete hinein reichen auch die Seelen der Robben; dort haben sie ihren gemeinsamen Ursprung mit den Menschen, ihren Brüdern.
Diese aber haben in den letzten Jahrhunderten diese Bruderschaft verleugnet. Sie begannen im Norden und Süden der Erde eine unheimlich erbarmungslose Jagd auf ihre eigenen Vorfahren zu machen. Millionen Seehunde, Walrosse, Seelöwen, Leopardenrobben, Pelzrobben wurden vernichtet. Mit Keulen, Ästen, Gewehren und Messern wurden ganze Geschlechter ausgerottet und Arten zum Aussterben gebracht. Das aber wurde nicht von den Eskimos, die im engsten Lebensverband mit den Robben leben, angerichtet. Es wurde von Russen und Deutschen, Engländern und Japanern, Holländern, Skandinaviern, Amerikanern aus Raff- und Geldgier vollzogen. Immer seltener werden nun die Robben, und das Haus der Göttin Sedna wird wohl mit ihren Seelen dicht bewohnt sein. Diese mütterliche Göttin der Erdentiefen wacht auch über das Schicksal der Menschen; was aber wird aus einer Menschheit, die das Bild ihrer Herkunft blindwütig vernichtet? Verleugnet sie damit nicht handgreiflich ihren göttlichen Ursprung?
Nur wenige wissen noch die wahre Ursprungsgeschichte der Robben, und selbst der Lappe Aslak, der Sohn Siri Mattfis, der am 24. Mai 1944 von der Herkunft der Robben so erzählte, «wie die Väter es überliefert haben», ahnt nur mehr die Wahrheit.16 Er sprach vom Auszug der Juden aus Ägypten, von deren Durchgang durch das Rote Meer und von den sie verfolgenden Agyptern. Und dann heißt es:
Da hob Moses wieder seinen Stab in die Höhe und Pharao und alle seine Leute, Hunde, Wagen und Pferde wurden von der Flut verschlungen. Pharao selbst und alle, die zu seinem Geschlecht gehörten, wurden Robben; sie wurden große Robben, während alle seine Soldaten kleine Robben wurden.
Hier erscheint noch einmal, aber in geschichtlicher Verzerrung, jenes Urbild des Robbenwerdens. Ein Teil der Menschheit, die nicht am Fortgang der Entwickelung teilnehmen, sondern ihn verhindern will, wird von den Wasserfluten verschlungen. Der andere Teil aber geht trockenen Fußes durch das Meer und betritt am anderen Ufer die feste Erde. Und Aslak fügt am Ende seiner Erzählung den Satz hinzu:
Wenn du einmal darauf achtest und nimmst das Fell einer Robbe weg, so gleicht sie fast einem Menschen. Vor allem, wenn du eine Robbe auf die Bauchseite legst.
So ahnte Aslak die tiefe Verwandtschaft von Robben und Menschen.
Vom Leben der Pinguine
Der antarktische Lebensraum
In dem bekannten Buch: Die Insel der fünf Millionen Pinguine schreibt Cherry Kearton:
In der Tat weiß ich nicht, ob mir während der vierzig Jahre, die ich nun schon naturforschend durch die Welt ziehe, je ein so interessantes und zugleich unterhaltsames Geschöpf begegnet ist wie der Pinguin. Wegen seines komischen Ausdrucks, für den er berühmt ist, muss man über ihn lachen, ob man will oder nicht. Allein die Insel der Pinguine hat mich gelehrt, dass er nicht nur belacht zu werden verdient. Er mag nicht immer einen besonders gescheiten Eindruck machen – obwohl er, vermutlich aus Instinkt, oft erstaunlich klug und bedacht handelt –, aber er ist ein braves und treues Geschöpf und im ehelichen Leben ein wahres Musterbild.1
Wer Pinguine jemals gesehen hat – vor allem die Eselspinguine –, wird diese Beschreibung bestätigen. Diese Vögel, die nicht fliegen können, dafür aber auf dem Lande aufrecht dahinwackeln oder auf dem Bauch vorwärtsrutschen, sind ein seltsames Volk. Zu vielen Tausenden tauchen sie plötzlich, aus dem Meer kommend, an ihren Brutplätzen auf. Sie sind dann zahlreich wie der Sand am Meer. Das Weibchen legt wenige Wochen nach der Begattung ein Ei. Beide Partner vollziehen gemeinsam das Brutgeschäft, und beide kümmern sich mit rührender Besorgnis um die Aufzucht des meistens einzigen Kindes. Das alles geschieht «en masse», Kopf an Kopf und Nest an Nest.
Nachdem die Jungen einigermaßen selbstständig geworden sind, gehen sie alle zusammen, Familie und Volk, zurück ins Meer.
Dieser Rhythmus wiederholt sich alljährlich immer neu, nur mit dem Unterschied, dass die verschiedenen Pinguinarten ihre individuellen Rhythmen haben. Die meisten brüten während des Sommers. Die Kaiserpinguine hingegen kommen im Herbst ans Land und verbringen dort die Brut- und Aufzuchtzeit während des Winters. Die Eselspinguine brüten sogar zweimal im Jahr; im Herbst sowohl als auch im Frühling. Allerdings leben sie näher der gemäßigten Zone als die meisten anderen ihrer Genossen.
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