von Autoimmunerkrankungen, Adipositas, Herzkrankheiten und psychischen Problemen zu 70 bis 95 Prozent durch die Umwelt, also durch das Milieu, bestimmt wird.1 Unter „Umwelt“ oder „Milieu“ versteht man all das, was Sie essen, trinken, einatmen, was Sie in Ihr Badewasser kippen, wie Sie sich bewegen und sogar was Sie denken und wie Sie mit Menschen umgehen. Worauf es wirklich ankommt, ist, wie Ihre Gene mit der Vielzahl von Wahlmöglichkeiten zusammenspielen. Daraus ergibt sich, ob Sie mit einer guten Gesundheit ausgestattet sind oder an einer chronischen Krankheit leiden werden. Der Schlüssel ist das Wissen, wie man angesichts seiner angeborenen genetischen Ausstattung die Chancen in Richtung bestmöglicher Gesundheit verschiebt, indem man sein inneres Milieu – die Umgebung seiner Zellen – so vorteilhaft wie möglich gestaltet.
Wissenswertes
Der wissenschaftliche Begriff für eine Mutation in einer DNA-Sequenz ist „Singulärer Nukleotidpolymorphismus“ (SNP) oder „Einzelnukleotid-Polymorphismus“. Wir wissen, dass Menschen mit bestimmten SNP (wir nennen sie „Snips“), die die Bildung von Enzymen für die Verarbeitung von B-Vitaminen oder Schwefel beeinträchtigen, mit größerer Wahrscheinlichkeit Herzkrankheiten, affektive Probleme und/oder Autoimmunerkrankungen entwickeln. Oft ist es jedoch möglich, diesen Problem-Enzymen mithilfe einer besonderen Ernährungsweise beizukommen, wenn man weiß, um welche es sich handelt, und welche Vitamine und Vitaminformen oder Nahrungsmittel dem Betroffenen helfen kann, diesen speziellen SNP zu umgehen. Ist Ihre Familie von einer Krankheit oder einem Leiden betroffen, ist das ein Zeichen dafür, dass Sie und Ihre Angehörigen wahrscheinlich einen speziellen SNP haben. Ein Arzt, der funktionelle Medizin praktiziert, kann aufgrund der Familienanamnese und genetischer Tests einige Vorhersagen über diese SNP treffen und einen speziell auf Sie zugeschnittenen Therapieplan empfehlen. (Mehr dazu erfahren Sie in Kapitel 12.)
Wir sind immer noch dabei zu lernen, wie die Auswirkungen des Lebensstils, zum Beispiel frühere Infektionen, die Ernährung, Umweltschadstoffe, Ausmaß und Art der sportlichen Betätigung, Stress, der Vitamin-D-Spiegel, das Hormongleichgewicht, ja selbst die Geisteshaltung und Lebenseinstellung, schädliche Gene aktivieren, in unsere biochemischen „Fabriken“ eingreifen und zu schädigenden Veränderungen bei der Nährstoffresorption, Hormonbildung, Neurotransmitterfunktion und mehr führen können. Doch wir wissen auch schon, dass sich eine genetische Veranlagung eventuell niemals ausprägt, wenn der Körper immer gesund bleibt und gut ernährt wird. Zelluläre Fehlfunktionen, die jedoch durch einen Mangel an den richtigen Nährstoffen und/oder das Vorliegen von Toxinen – auch denen, die der Körper in Zeiten von extremem Stress selbst bildet – entstehen, reichen bereits aus, um den genetischen Schalter umzulegen.
Mit anderen Worten, unsere Gene sind nicht unser Schicksal. Sie entscheiden über Ihre Lebensweise, und das bedeutet, dass Sie auch Einfluss darauf haben, welche Gene aktiv werden. Selbst wenn Sie bereits eine chronische Krankheit wie MS haben, können Sie immer noch eingreifen. Durch die sofortige Korrektur des Lebensstils wird mehr als nur ein Stillstand der Krankheit erreicht; in vielen Fällen kann sie sogar rückgängig gemacht werden. Eine gesündere Lebensweise kann diese schädlichen Gene abschalten und diejenigen aktivieren, die die Gesundheit am besten fördern.
„Treibstoff“ für Ihre Zellen
Kommen wir zurück zur Zelle. Die Nahrung für unsere Zellen stammt aus der Nahrung, die Sie zu sich nehmen. Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die Sie aus diesem Buch gewinnen sollen, lautet: All das, womit Ihre Zellen die chemischen Lebensprozesse antreiben, hat seinen Ursprung in all dem, was Sie sich zuführen. Alles hängt von Ihrer Ernährung ab – wie gut Ihre Körperfunktionen ablaufen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass Ihre genetischen Ausprägungen aktiviert werden und ob Sie eine chronische Krankheit bekommen oder nicht; ja, sogar wie gut es Ihnen gelingt, die Behinderungen zu überwinden, die Ihnen durch eine chronische Krankheit zugefügt wurden.
Wenn Sie Zucker in den Tank eines Autos schütten, wird es nicht richtig fahren. Wenn Sie bei einem Spielzeug, das zusammengebaut werden muss, die Hälfte der Teile weglassen, wird es nicht funktionieren. Das Prinzip ist nicht neu, doch aus irgendwelchen Gründen tendieren die Menschen dazu, es nicht auf ihre Zellen anzuwenden. Es besteht die allgemeine Vorstellung, dass „man ist, was man isst“ oder dass bestimmte Nahrungsmittel „gesund“ oder „ungesund“ sind, tatsächlich aber steckt noch viel mehr dahinter. Ihre Ernährung steht in direktem Zusammenhang mit der Funktionsfähigkeit Ihrer Zellen.
Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Die Ernährung der Zelle ist das A und O. Sie ist die eigentliche Grundlage der Gesundheit. Von den Zellen hängt alles ab, denn wenn sie nicht richtig funktionieren, dann funktionieren schließlich auch die Organe nicht richtig. Wenn die Organe nicht richtig funktionieren, dann funktionieren letztendlich Sie nicht richtig. Die Krankheit, von der Sie heute betroffen sind, hat ihren Ursprung in Ihren Zellen, und auch wenn die Anfälligkeit für diese Krankheit eine genetische Komponente haben mag, liegt es allein daran, was Sie Ihren Zellen zuführen oder vorenthalten, ob diese genetische Variation sich auswirkt oder nicht. Es ist nie zu spät, die Fehlsteuerung Ihrer Zellen umzukehren, doch dafür müssen Sie wissen, was genau Ihre Zellen wirklich brauchen, sonst bleibt das, was Sie tun oder lassen sollten, ein Rätsel.
Sie haben wahrscheinlich schon oft genug gehört, dass man seinem Körper geben soll, was er braucht, doch ich glaube, man sollte lieber fragen, ob auch die Mitochondrien das bekommen, was sie brauchen. Denn hier beginnt alles – bei der Zellgesundheit. Wenn Sie gesund, stark und mit scharfem Verstand gerüstet sein wollen, sind gesunde Zellen die Voraussetzung. Und dafür wiederum braucht es gesunde Mitochondrien. Hier muss man ansetzen, ganz unten an der Wurzel, dort, wo die Fehlsteuerung im Körper ihren Anfang nimmt. Nur so können Sie das Blatt wenden.
Die Mitochondrien gehören normalerweise nicht zu den Dingen, über die man in einem Buch zum Thema Ernährung liest. Information dieser Art findet man eher in einem medizinischen Text. Das Wort ist nicht einprägsam, es geht nicht leicht über die Lippen. Die Mitochondrien sind auch nicht wirklich attraktiv; sie sind die Arbeitstiere der Zelle. Und doch sind sie für unser Leben und unsere Gesundheit von unglaublicher Wichtigkeit. Ohne Mitochondrien wäre eine Zelle wie das Chassis eines Autos. Sie sähe zwar aus wie eine Zelle, doch sie wäre, wie ein Auto ohne Motor, ziemlich nutzlos und würde Sie nicht am Laufen halten. Und wie jede Maschine brauchen auch die Mitochondrien Treibstoff. Nicht einfach irgendeinen – sondern einen von hoher Qualität.
Erfahrungsbericht
Die Diagnose Multiple Sklerose war wahrhaftig ein Weckruf, doch Dr. Wahls hat einen wunderbaren Leitfaden entwickelt, der mir die Bedeutung der Ernährung nahegebracht hat. Ich habe dramatische Verbesserungen erlebt! Nicht nur, dass sich meine körperliche Kondition auf eine Weise verbessert hat, die ich gar nicht genug betonen kann, auch mein Gleichgewicht, die Müdigkeit, die geistige Klarheit, die Nervenschmerzen haben sich erheblich gebessert – und immer mehr Dinge kommen dazu. Das ist wirklich erstaunlich. Seit April 2011 laufe ich ohne Gehstock. Ich habe immer noch MS-Probleme, ich verliere immer noch mein Gleichgewicht und falle gelegentlich hin. Ich habe auch manchmal eine Sehnervenentzündung und ich werde immer noch müde – aber alles ist 10.000 Prozent besser als vorher! Dr. Wahls hat den Nachweis erbracht, wie tief greifend die Ernährung unseren physischen Körper, unsere Krankheit und unsere Denkweise und Klarheit beeinflusst. Das Paläo-Programm bestätigt wirklich das alte Sprichwort: „Du bist, was du isst.“
Pam J., Pecatonica, Illinois
Um genau zu verstehen, wie all das funktioniert, müssen Sie wissen, was eine Zelle ist, und insbesondere, wie eine Zelle von den Mitochondrien genannten Organellen in ihrem Inneren angetrieben wird.
Vielleicht erinnern Sie sich noch daran, dass Sie zu Schulzeiten im Biologie-Unterricht eine Zelle zeichnen mussten, aber was genau Sie gezeichnet haben, wissen Sie vermutlich nicht mehr. Im Allgemeinen enthält eine Zelle einen Zellkern, indem sich die DNS, die genetischen Anweisungen für den Organismus, befindet. Der Zellkern (fachsprachlich Nucleus) ist das „Herz“ der Zelle, dort sind alle Informationen gespeichert.