Konzepte der funktionellen Medizin und meine eigenen Forschungen zusammenführen. Vielleicht würde dies die Veränderungen in meinem Körper in Gang setzen, die ich so verzweifelt sehen und spüren wollte.
Ich starrte auf meine neue Liste der Nährstoffe, die in der funktionellen Medizin als wichtig erachtet wurden und die Gesundheit meines Gehirns verbessern sollten, und ich fragte mich, in welchen Nahrungsmitteln diese Nährstoffe wohl vorkamen. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung. Ich zeigte die Liste den approbierten Ernährungswissenschaftlern in meinem Freundeskreis, aber sie wussten es auch nicht. Als Nächstes suchte ich die Universitätsbibliothek auf; sie blieb mir die Antworten auf meine Fragen ebenfalls schuldig. Also machte ich mich noch einmal auf die Suche im Internet. Ich intensivierte meine Arbeit und erstellte schließlich eine lange Liste von neuen Nahrungsmitteln für meinen Speiseplan, die diese Nährstoffe zu enthalten schienen und fing an, sie zu jedem Essen hinzuzufügen.
Und damit kamen die Veränderungen im Gehirn und im Körper tatsächlich ins Rollen.
Der Nachweis
Ich war gerade dabei, eine neue Stelle als Ambulanzärztin in der Polytrauma-Abteilung anzutreten, wo Veteranen mit Kopfverletzungen behandelt wurden. Ich war mir nicht sicher, ob ich dieser Arbeit gewachsen war, und Jackie und ich fragten uns, ob die Krankenhausleitung mir diese Stelle zugeteilt hatte, damit ich gezwungen war, mich der Tatsache zu stellen, dass ich nicht mehr arbeiten konnte. Stattdessen überraschte ich alle, mich selbst eingeschlossen. Nachdem ich mich erst drei Monate nach den neuen Richtlinien ernährt und meine Elektrostimulationsübungen allmählich gesteigert hatte, täglich meditierte und eine einfache Selbstmassage machte, konnte ich mit nur einem Stock zwischen den Untersuchungszimmern hin- und hergehen. Nach sechs Monaten war ich im ganzen Krankenhaus ohne Stock unterwegs. Aber nicht nur mein Körper hatte sich verändert. Ich erlebte und sah die Welt mit ganz anderen Augen. Mein altes Ich – die schulmedizinische Internistin – hatte sich entscheidend gewandelt, vom Saulus zum Paulus sozusagen. Mein altes Ich, das auf Medikamente und Operationen zur Heilung der Patienten baute und das durch die Krankheit zunehmend geschwächt worden war, war durch eine neues Ich ersetzt worden, das geistig und körperlich verstand, dass Krankheit auf zellulärer Ebene beginnt, wenn die Zellen an einem Mangel an den Bausteinen leiden, die sie benötigen, um lebensnotwendige chemische Prozesse ordnungsgemäß durchzuführen. Ich hatte begriffen, dass der Ursprung optimaler Gesundheit in der Entfernung all der Dinge liegt, die unseren Zellen schaden, und darin, dem Körper gleichzeitig das richtige Milieu zu bieten, damit er gedeihen kann. Ich erkannte schließlich, was ich tun musste, um meine Zellen mit all den Lebensbausteinen zu versorgen, die sie brauchten, um zu heilen. Das tat ich, und es funktionierte.
Dadurch veränderte sich die Art und Weise, wie ich meinen Beruf ausübte, vollkommen. Ich unterwies Assistenzärzte und Patienten darin, wie sie sich auf eine Art, die ich gerade erst als optimal entdeckt hatte, mithilfe der Ernährung und gesundheitsfördernder Verhaltensweisen bei Diabetes, Bluthochdruck, erhöhten Cholesterinwerten, affektiven Störungen, posttraumatischen Belastungsstörungen und traumatischen Gehirnverletzungen selbst helfen könnten – anstatt sich nur auf Medikamente zu verlassen. Die Assistenzärzte lernten, dass die Ernährung und Lebensweise hochwirksame Behandlungsmethoden sind und oft ebenso wirksam – wenn nicht sogar wirksamer – als Medikamente. Die Patienten mit traumatischen Gehirnverletzungen wollten bereitwillig lernen, was sie selbst tun konnten, um ihre Heilung zu beschleunigen. Bei einem Patienten nach dem anderen beobachtete ich, wie die Symptome und der Medikamentenbedarf in dem Maße abnahmen, wie sich Ernährungsweise und Lebensstil verbesserten.
Auch wenn ich vielen Menschen helfen konnte, so reichten einzelne Belege nicht aus. Es stand außer Frage, dass die Schulmedizin meinem Programm ohne eine klinische Studie keinen Glauben schenken, geschweige denn, es unterstützen würde. Ich sah mich genötigt, in meiner Arbeit mit derselben Sorgfalt vorzugehen, die ich mir bei der Recherche für meine eigenen Belange auferlegt hatte. Ich brauchte eindeutige Untersuchungen, um festzustellen, ob anderen auf diese Weise geholfen werden konnte. Ich entschied mich für den langen, aufwendigen und teuren Prozess einer klinischen Studie, um zu belegen, dass mein Programm nicht nur bei mir wirksam war, sondern bei jedem Menschen mit einer ähnlichen Erkrankung. Das hieß, ich musste eine klinische Studie konzipieren, den Förderantrag schreiben, um die Finanzierung sicherzustellen (obwohl weniger als zwei Prozent der Förderanträge positiv beschieden werden), und meine Studie offiziell genehmigen lassen. In weniger als 18 Monaten gelang mir das scheinbar Unmögliche. Am 6. Oktober 2010 nahmen wir unseren ersten Patienten an.
Im Herbst 2011 wurde ich von einer Gruppe, die ein TEDx-Gespräch vor Ort organisierte, um einen Vorschlag für einen Redebeitrag gebeten. TEDx ist ein Ableger von TED; das Akronym steht für Technologie, Entertainment und Design. Hierbei handelt es sich um eine Reihe von gemeinnützigen Konferenzen zu zahlreichen Themen, die gefilmt und der Öffentlichkeit über das Internet zugänglich gemacht werden. TEDx ist ähnlich: Es werden Konferenzen vor Ort organisiert, doch sie werden auch kostenlos im Netz zur Verfügung gestellt, und die Redner erhalten kein Honorar. Die TED- und TEDx-Gespräche werden jedoch von Millionen von Menschen gesehen und viele haben sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Man gab mir 18 Minuten, um meine Geschichte zu erzählen und zu erklären, wie der Ernährungsplan aussah, den ich speziell für meine Mitochondrien und mein Gehirn entwickelt hatte. Ich war dabei!
Bei meinem TEDx-Gespräch erklärte ich die Besonderheiten meines Ernährungsschemas und forderte die Menschen auf, sich für ihre „Zellkraftwerke“, die Mitochondrien, einzusetzen und sich zu einer gesundheitsfördernden Ernährung zu entschließen. Ende November wurde dieses TEDx-Gespräch (der englische Originaltitel lautet: Minding Your Mitochondria) auf YouTube veröffentlicht. Es fand seinen Weg in die Paläo- und MS-Gemeinschaft und kam auch im Bereich der funktionellen Medizin an. Innerhalb eines Jahres wurde der Vortrag mehr als eine Million Mal angeschaut. Ich hatte plötzlich viel mehr Menschen erreicht als die meisten Ärzte und Wissenschaftler in ihrem ganzen Leben. Ich hatte das Gefühl, als würde ich mithelfen, die Welt zum Besseren zu verändern, und das war eine große Freude, doch ich war noch nicht am Ziel angelangt.
Meine Mission stand mir nie klarer vor Augen: Ich musste weiterforschen, um zu meinen ärztlichen Kolleginnen und Kollegen durchzudringen und schließlich den Behandlungsstandard verändern zu können. Ich musste die Öffentlichkeit weiter aufklären, denn ich glaube, sie wird dem medizinischen Establishment bald weit voraus sein in Bezug auf die Rolle der Ernährung zur Wiederherstellung und Erhaltung der Gesundheit.
Der nächste Schritt bestand darin, dieses Buch zu schreiben.
Inzwischen habe ich das Labor vergrößert, es laufen zusätzliche Studien, und unsere vorläufigen Ergebnisse sind weiterhin sehr spannend. Wir haben die Daten zur Sicherheit unserer ersten Studie vorgelegt. Sobald diese Arbeit veröffentlicht ist, arbeiten wir unsere nächsten Publikationen aus, die die Ergebnisse detailliert beschreiben und insbesondere die Veränderungen in Hinblick auf Müdigkeit, Stimmung, Denken und Gehfähigkeit zeigen werden. Es sind weitere Studien in Arbeit, sodass wir die Informationen über das unbegrenzte Potenzial dieser Lebensweise weiterentwickeln, verbessern und verbreiten können.
Ich habe noch immer Multiple Sklerose – aber ich habe auch mein Leben zurückgewonnen.
Ihre eigene Geschichte
Die klinischen Studien, die belegen können, dass mein Ernährungsprogramm bei Multipler Sklerose und anderen chronischen Krankheiten wirksam ist, werden viele Jahre in Anspruch nehmen und Millionen von Dollars kosten. Ich schreibe viele Förderanträge, damit diese Studien durchgeführt werden können. In der Zwischenzeit lade ich Sie ein, mein Buch zu lesen, sich meine Geschichte zu Herzen zu nehmen und mit Ihrer Familie und Ihrem Arzt darüber zu sprechen. Denn ich möchte, dass Sie das Wichtigste verstehen: Keine schulmedizinische Therapie kann Ihre Autoimmunerkrankung heilen. Ihre Medikamente können nur die Symptome lindern, doch manchmal mit Nebenwirkungen, durch die Sie sich noch schlechter fühlen. Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Die Kraft zur Heilung liegt in Ihnen. Sie müssen Ihrem Körper nur geben, was er braucht, und von ihm fernhalten, was ihn vergiftet. Sie können Ihre eigene Gesundheit wiederherstellen – nicht