Johannes Franciscus Corsten

Steuerstrafrecht


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Die Norm wurde 2017 neu gefasst (BGBl. I 2017, S. 425) und hat durch den Wegfall des Erfordernisses des privaten Verbrauchs und die Erhöhung der Bagatellgrenze von 130 auf 250 Euro eine Ausweitung erfahren (dazu Ebner GedS Joecks, S. 401). Zum Bedeutungsgehalt der Norm s. Flore/Tsambikakis-Gaede § 369 Rn. 30 ff.; MK-StGB-Schmitz § 369 AO Rn. 1.

       [4]

      Die Vorschrift ist, so scheint es, notorisch unbekannt (Tipke/Kruse-Brandis § 116 Rn. 1; zu den Gründen Löwe-Krahl Praxis Steuerstrafrecht 2005, 235). Zur strafrechtlichen Verantwortlichkeit unterlassener Anzeigen s. Bülte NStZ 2009, 57.

       [5]

      Die verfahrensrechtliche Bedeutung betonen auch: Mösbauer wistra 1996, 252; Flore/Tsambikakis-Gaede § 369 Rn. 2, 29; MK-StGB-Schmitz § 369 AO Rn. 1. Zu den Ermittlungsbefugnissen der FinB im Ermittlungsverfahren (insb. die Beamten der Steuer- und Zollfahndung [§ 208] und der Bußgeld- und Strafsachenstellen bzw. Strafsachen- und Bußgeldstelle [kurz: BuStra oder Strabu]) s. sowie Flore/Tsambikakis-Webel § 399 Rn. 17 ff. Zum Steuerstrafverfahrensrecht s. auch die Übersicht bei Gaede JA 2008, 88, 92 ff.

       [6]

      Die Vorschrift war ursprünglich in der RAO geregelt (§ 376 RAO 1919) und wurde 1975 ins StGB übernommen (EGStGB, BGBl. I 1974, S. 469 [Art. 19 Rn. 201], in Kraft getreten 1975; zur Entstehungsgeschichte s. NK-StGB-Kuhlen § 355 StGB Rn. 1). Die praktische Bedeutung der Vorschrift ist verschwindend gering (MK-StGB-Schmitz § 355 StGB Rn. 9: „symbolisch[e] Gesetzgebung“; lakonisch NK-StGB-Kuhlen § 355 StGB Rn. 3, demzufolge dies nicht „ohne Weiteres“ bedeute, „dass das Steuergeheimnis in Deutschland vorbildlich respektiert würde“). Für einen Überblick s. Müller Der AO-Steuer-Berater 2014, 21.

       [7]

      Der Tatbestand der Abgabenüberhebung/Leistungskürzung soll den Bürger vor rechtswidriger Erhebung oder Entlastung von Steuern und Abgaben für eine öffentliche Kasse schützen. Er ist ein privilegierender Spezialfall des Betrugs, aber praktisch wenig bedeutsam und nach allg. Ansicht auch veraltet (NK-StGB-Kuhlen § 352 StGB Rn. 19).

       [8]

      Keine strafbare Vereitelungshandlung stellt die Veranlassung einer Selbstanzeige gem. § 371 dar (Ransiek wistra 1999, 401, 402). Zur strafrechtlichen Verantwortlichkeit der mit der Sache unmittelbare befassten Finanzbeamten (§ 386 Abs. 1 S. 1) wegen §§ 258, 258a StGB s. Dusch/Rommel NStZ 2014, 188, 189; abl. dagegen für andere Finanzbeamte). Zur strafrechtlichen Verantwortlichkeit von Amtsträgern außerhalb der FinVerw wegen §§ 258, 258a StGB bei Verletzung der Mitteilungspflicht aus § 116 Abs. 1 S. 1 s. Bülte NStZ 2009, 57, 59 ff.

       [9]

      Zur geschichtlichen Entwicklung des Steuerstrafrechts s. ausf. Joecks/Jäger/Randt-Joecks Einl. Rn. 38 ff.

       [10]

      Graf/Jäger/Wittig-Allgayer § 369 AO Rn. 14.

       [11]

      Kohlmann-Ransiek § 369 Rn. 15: „Nennung überflüssig“; s. auch MK-StGB-Schmitz § 369 AO Rn. 2.

       [12]

      Zollkodex der Europäischen Union, kurz Unionszollkodex, VO (EU) Nr. 952/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates v. 9.10.2013 zur Festlegung des Zollkodex der Union, ABl. Nr. L 269 S. 1. Der Unionszollkodex ist unmittelbar geltendes Unionsrecht (Art. 288 Abs. 2 AEUV), das im Rang unter dem Verfassungsrecht steht (BVerfGE 31, 145 [173 f.] – Milchpulver).

       [13]

      Joecks/Jäger/Randt-Joecks § 369 Rn. 8.

       [14]

      Kohlmann-Ransiek § 369 Rn. 17 ff.; Flore/Tsambikakis-Gaede § 369 Rn. 6 ff.

       [15]

      Kohlmann-Ransiek § 369 Rn. 23; Flore/Tsambikakis-Gaede § 369 Rn. 7.

       [16]

      Trotz dieser Anwendbarkeit kann die AO durch EU-Recht verdrängt werden (vgl. § 1 Abs. 1 S. 2). Dies hat insb. Bedeutung für das stark europarechtlich geprägte Zollrecht (Graf/Jäger/Wittig-Heine § 369 AO Rn. 62; Flore/Tsambikakis-Gaede § 369 Rn. 9). Zum Verhältnis von Europarecht und Steuerstrafrecht s. Graf/Jäger/Wittig-Heine § 369 AO Rn. 47 ff.

       [17]

      Kohlmann-Ransiek § 369 Rn. 23.

       [18]

      MK-StGB-Schmitz/Wulf § 370 AO Rn. 55.

       [19]

      Eine Betrugsstrafbarkeit wird grundsätzlich für möglich gehalten von: BGH NStZ 2009, 157, 159 (ob. dict.); Rönnau wistra 1995, 47, 49; Matt/Renzikowski-Saliger § 263 StGB Rn. 337; krit. und eine Betrugsstrafbarkeit abl.: Flore/Tsambikakis-Gaede § 369 Rn. 25; AnwK-StGB-Gaede § 263 StGB Rn. 200; diff. nach dem Umfang der landesrechtlichen Regelung: MK-StGB-Schmitz/Wulf § 370 AO Rn. 57; Kohlmann-Ransiek § 370 Rn. 382; s. auch § 370 Rn. 158.

       [20]

      MK-StGB-Schmitz/Wulf § 370 AO Rn. 56 Das ist auch verfassungsrechtlich abgesichert durch die Gesetzgebungszuständigkeit der Länder (Art. 140 GG i.V.m. Art. 137 Abs. 6 WRV).

       [21]

      MK-StGB-Schmitz/Wulf § 370 AO Rn. 57; Kohlmann-Ransiek § 370 Rn. 382.

       [22]

      So etwa für Hessen (§ 15 Abs. 2 HessKiStG) oder Ba-Wü (§ 21 Abs. 3 Ba-WüKiStG), anders Sachsen (§ 12 Abs. 1 SächsKiStG); weitere Nachw. bei MK-StGB-Schmitz/Wulf § 370 AO Rn. 56; Kohlmann-Ransiek § 369 Rn. 26.

       [23]

      Rönnau wistra 1995, 47, 49; BeckOK-OWiG-Meyberg Art. 4 EGStGB Rn. 2; s. auch BGH NStZ 2009, 157, 159 (ob. dict.); anders wegen abschließenden und das allg. Strafrecht ausschließenden landesgesetzgeberischen Verzichts etwa Joecks/Jäger/Randt-Randt § 386 Rn. 31: kraft Annex-Kompetenz zur Gesetzgebungszuständigkeit der Länder; ähnl. auch MK-StGB-Schmitz/Wulf § 370 AO Rn. 57; Kohlmann-Ransiek Rn. 382; Kohlmann-Hilgers-Klautzsch § 386 Rn. 79 f.