ungeahnte Fähigkeiten direkt ins Tagesgeschehen zu integrieren.
Der Traum – Schatzkammer unseres Unbewussten
Wir alle träumen. Jede Nacht, ausnahmslos. Auch wenn wir uns nicht immer unserer Träume erinnern können. Träume stellen sich hauptsächlich während der sogenannten REM-Schlafphasen ein. Sie nehmen gegen Morgen hin, wenn der Körper sich während der Nacht erholt hat, zu. Deshalb erinnern wir uns am besten an die Träume, die wir kurz vor dem Aufwachen haben. Träume sind unsere Schatzkammern des Unbewussten. Wir sind in der Lage, in unseren Träumen zu lernen, Traumata aufzuarbeiten, Erfahrungen zu machen, uns in Zeit und Raum zu bewegen, mit Problemen fertig zu werden und zu gesunden. Der Traum ist ein Spiegel unseres wahren Selbst, der uns, beziehungsweise einen bestimmten Teilbereich von uns, reflektiert. Diesen meist unbewussten Teilbereich können wir dadurch erkennen und bewusst in unser Leben integrieren.
Im Traum kann sich unsere Ich-Identifikation mehrmals während eines einzigen Traumes auflösen. Wir können uns von außen wie von innen betrachten. Wir können gleichzeitig zu einem unserer Traum-Gegenüber werden und empfinden plötzlich wie er. Wenn wir es schaffen, uns das Geträumte zu merken und uns unserer Emotionen während des Traums bewusst zu werden, können wir viel über uns lernen. Wir können dadurch intuitiv Probleme lösen, schwierige Aufgaben spielerisch meistern und emphatisch verstehen lernen, was unser Gegenüber tatsächlich meint. Auch wenn dieses Gegenüber uns scheinbar verletzt. Es ist nichts als ein innerer Seelenspiegel, die jeweils unbewusste Seite unserer Vollkommenheit.
Im Traum begegnen uns »Feinde« und »Freunde«. Erstere lösen möglicherweise Albträume aus. Solange wir sie nicht »enträtseln«, kehren sie häufig wieder. Aber keine Angst. Sie sind Hilfen, die unendlich wertvoll sind.
Auch wenn das folgende Beispiel für den einen oder anderen ein wenig drastisch anmuten mag, so schildert es doch, wie intensiv unsere Träume versuchen, mit uns zu kommunizieren: Eine Teilnehmerin aus meinen Coachings klagte jahrelang über einen ständig wiederkehrenden Traum. Sie musste sich, während sie inmitten von Schaulustigen stand, immer wieder eine glitschige Masse aus Rachen und Mundraum entfernen. Das war ihr äußerst peinlich und sie schämte sich für das, was da in ihr war.
Im Coaching machte ich mit ihr eine innere Reise zur Bedeutung dieses Traums. Es ist sehr wichtig, selbstständig mental und emotional zu verstehen, was ein Traum sagen möchte. Es nutzt nichts, Handbücher über Traumsymbole zu wälzen, da jeder Mensch eine andere Beziehung zu einem jeweiligen Symbol hat. Für den einen ist zum Beispiel ein Hund ein Herzöffner, für den anderen eine Bestie.
Auf dieser inneren Reise entwickelte sich ihr Albtraum weiter. Es eröffneten sich ihr Räume bis hin zu ihrer Kindheit, in der sie sah, wie sie im Bett eines Familienangehörigen »Höhle« spielen musste. Dieser Familienangehörige machte dabei immer »tierische« Laute. Stück für Stück wurde meiner Klientin bewusst, welch sexuellen Übergriffen sie ausgesetzt war. Sie konnte ab diesem Zeitpunkt plötzlich viele Kindheitsbilder einordnen. Auch im Vorübergehen aufgeschnappte Sätze der Eltern bekamen plötzlich Sinn. Das Entscheidende dabei aber war, dass ihr das niemand von außen erklärt oder vorgeführt hatte. Sie kam von selbst darauf, indem sie ihren Traum, die Stimme ihres Unbewussten, nutzte, um der verdrängten Wahrheit auf den Grund zu kommen.
Da der Traum als solcher jahrelang Spiegelbild ihrer inneren Ahnung war, machte ihr die Entschlüsselung keine Angst. Im Gegenteil. Sie war erleichtert, endlich die Wahrheit erkannt zu haben. Als aus der Ahnung Gewissheit wurde, hatte der Traum seine Aufgabe verloren und kehrte nicht mehr wieder.
Indem wir im Coaching meditativ in den Albtraum einstiegen und darauffolgende Traumbilder im geschützten Rahmen entstehen lassen konnten, war meine Klientin offen für die neuen und wegweisenden Informationen.
Oft ist es im Tagesbewusstsein schwer, diese Informationen in Form von inneren Filmen ablaufen zu lassen. Aber in der stillen Versenkung einer Meditation können Hirnareale, die für Kreativität, Emotionalität und Intuition verantwortlich sind, aktiver wahrgenommen werden. Im Grunde ist es nichts anderes, als ein bewusst induzierter Traum, der bei seinem Eigenleben beobachtet wird.
In meinem Buch werde ich Ihnen viele Übungen an die Hand geben, mit deren Hilfe Sie genau diese Kreativität in sich wecken und beobachten können.
Im weiteren Verlauf des Coachings konnte meine Teilnehmerin mit diesen neuen Bildern beginnen zu arbeiten. Ich habe sie ermutigt, in den übergriffigen Familienangehörigen »einzusteigen«, um zu begreifen, was in ihm während des Aktes der Persönlichkeitsverletzung vorging. Obwohl es ihr sehr schwerfiel, sich ihrem Peiniger noch einmal zu nähern, schaffte sie es, sich klarzumachen, dass sie in diesem Fall das Steuer in der Hand hielt und den Kurs bestimmen konnte. Sie stieg tatsächlich vollständig in die Person ein. Auf diesem Weg konnte sie emphatisch erleben, was ihn zu dieser grauenhaften Tat trieb. Sie konnte körperlich fühlen, wie sehr dieser Mensch unter dem Verlust seiner Frau litt (etwas, das sie im Tagesbewusstsein vergessen hatte). Er war ein Wrack, das auf perfide Weise Liebe suchte. Das Sehen und Erleben beider Seiten hat sie automatisch ihr altes Trauma ausbalancieren lassen. Bloßes Verzeihen oder Vergeben wäre in diesem Fall tatsächlich nicht ausreichend gewesen. Es bedurfte des Traumes, der sie immer wieder mit der Nase darauf stieß, dass da etwas schlummert, was gehoben und geborgen werden wollte. Meine Klientin konnte ab diesem Zeitpunkt ihr Leben mit neuer Selbstakzeptanz, weiblicher Größe und Schönheit leben.
Alle Erfahrungen, Bilder und Eindrücke jeder Couleur sind in unserem Unbewussten gespeichert. Der Traum ist die Pforte dahin. Wenn wir bereit sind, diese riesige Bibliothek unserer inneren Weisheit zu öffnen, dann können wir ganze Bände dieser Bibliothek neu zusammenstellen, schöpferisch umgestalten und nutzbringend in unser Leben integrieren.
Wir brauchen dazu nichts weiter als unseren Willen, unsere Überzeugung und die tägliche Kraft, beides einzusetzen.
Es gibt unzählige Methoden, in die Traumarbeit einzusteigen. Es gibt Dutzende Bücher über Trauminduktion, luzides Träumen, Traumyoga, tibetanische Traummeditation, Traumtechniken schamanischer Geistheiler und Traumarbeit indigener Stämme. Alle hier aufzuführen würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Mir ist wichtiger, Ihnen den Einstieg in die Traumarbeit zu erläutern, damit Sie die ersten eigenen Schritte hinein in Ihr wahres Selbst gehen können, um so die ersten Traumnuggets an die Oberfläche Ihres Bewusstseins zu holen.
Traumarbeit – das Schürfen im Goldbergwerk
Der kleine Michael kommt zum ersten Mal zu mir ins Coaching. Er will seine Noten verbessern und sucht ein Tool, das ihm das Lernen vereinfacht. Als er die Treppen in meinen Garten hinabsteigt, bleibt er plötzlich stehen und sagt: »Den Garten kenne ich. Genau auf diesen Treppen habe ich heute Nacht in meinem Traum gestanden. Ich habe gesehen, dass ich genau hier runtergehe und dann durch eine Tür gehe.« Er schaut zur Eingangstür meines Hauses und deutet darauf. »Ja, genau die war es! Dahinter habe ich dann etwas bekommen, das mir das Lernen leicht gemacht hat.«
Michael hatte tatsächlich eine Nacht zuvor einen Traum erlebt, der ihm ein Geschehnis in der Zukunft zeigte. Oft können wir uns nicht mehr an den Traum erinnern und haben im Laufe des Tages ein Déjà-vu-Erlebnis. Wir wissen genau: Diese Situation kenne ich. Das habe ich schon mal erlebt. Gleich müsste dies oder das passieren. Und prompt passiert es. Die meisten Déjà-vus basieren tatsächlich auf Träumen, die in die Zukunft gerichtet waren. Viele von uns haben zwar Schwierigkeiten, die Vorstellung zu akzeptieren, dass wir fähig sind, in die Zukunft zu »schauen«. Sie akzeptieren aber ohne Weiteres Träume, in denen wir uns mit Verstorbenen unterhalten, ein Stück Weg mit ihnen gemeinsam gehen und ein paar Ratschläge erhalten, die wir nie im Leben von ihnen bekamen.
Im Traum arbeitet hauptsächlich unsere rechte, intuitive Hirnhälfte. Sie verarbeitet alles über den Tag Wahrgenommene – sei es bewusst oder unbewusst.
Da wir im Tagesbewusstsein hauptsächlich die linke Hirnhälfte beanspruchen, um klar denken, analysieren und kommunizieren zu können, gleicht die rechte Hemisphäre nachts aus. Die linke, so klug sie ist, kann nur scheibchenweise Realität verarbeiten. Immer nur Augenblick für Augenblick. Daher entsteht in unserem