Blick unter die Oberfläche
Die im Sekundenschlaf erlangten Bilder, Visionen und Flashs haben den großen Vorteil, dass sie während eines kleinen Nickerchens zu erlangen sind. Sie brauchen also keine lange Vorbereitung oder eine ganze Nacht, um an die Informationen aus Ihrem Innersten zu kommen. Obendrein ist erwiesen, dass der sogenannte Sekundenschlaf wie ein Jungbrunnen wirkt. Die kurze Entspannung der Synapsen wirkt sich auf das gesamte Körpersystem aus. Am besten gönnen Sie sich nach dem Mittagessen eine kurze Pause. Der Körper ist durch die Verdauung beansprucht und müde.
Ziehen Sie sich an einen Ort zurück, wo sie tatsächlich Ruhe finden und ungestört sind. Ich gebe zu, dass das in einem Großraumbüro schwer zu bewerkstelligen ist. Aber es geht trotzdem. Selbst auf der Toilette. Lachen Sie nicht. Ich habe, als ich in der DDR zum Wehrdienst musste (in der DDR durfte man nicht verweigern), sogar im Stehen mit einem Gewehr im Arm auf meinem Wachposten schlafen gelernt. Unser Schlafverhalten ist trainierbar. Es kommt auch hier auf unsere Überzeugung, unseren Willen und den tiefen Wunsch an. Wie immer ist es eine Gradwanderung aus dem festen Glauben daran und dem Loslassen. Geben Sie sich dabei einfach dem natürlichen körperlichen Bedürfnis nach Ruhe hin.
Das, was dann eintritt, ist ein Hinüberswitchen in den Traum. In den Bereich unseres Selbst, in dem Zeit und Raum keine Rolle mehr spielen. Sie alle kennen dieses Gefühl. Wenn Sie abends im Bett liegen und kurz vor dem Einschlafen sind, erscheinen die ersten hypnagogen Bilder vor Ihrem geistigen Auge.
Sie befinden sich hier genau im Grenzland zwischen Wachen und Schlafen. Je mehr sich der Zustand in Richtung Schlaf verlagert und Sie von den ersten Traumbildern überrascht werden, können Sie sicher sein, dass Sie kurz in den raum– und zeitlosen Zustand Ihres wahren Selbst gerutscht sind. Je mehr Sie also in den Schlaf gesunken sind, umso verlässlicher kommt die auftauchende Information aus Ihrer inneren Realität statt aus dem Außen.
Die Informationen, die Sie hier bekommen, sind sensorische Wahrnehmungen, die nicht nur in Form von Bildern oder Filmen, sondern auch als Gefühle, körperliche Reaktionen und auditive Wahrnehmungen bemerkbar sind. Es kann sein, dass Sie eventuell Stimmen hören, die ganz klar verständliche Sätze formulieren. Sätze, die das Gesehene nochmals bestärken und unterstützen. Es kann dazu kommen, dass Sie von starken Gefühlen überrollt werden, die Sie tatsächlich aus einer Phase des »Tauchens« aufschrecken lassen. Es kann vorkommen, dass Ihnen warm wird, dass Ihr Herz stärker zu schlagen beginnt oder dass Sie sich ein wenig erschrecken. Machen Sie sich keine Sorgen. All das, was Sie sehen, ist die Stimme Ihres wahren Selbst, das zu Ihnen Kontakt aufnimmt. Es will Ihnen unbewusste Muster zeigen und Lösungen aus Krisen anbieten. Es gibt nichts, das Sie nicht verkraften. Auch wenn Sie ein leichter Schreck aufwachen lässt. Der Schreck hat lediglich etwas mit unserer Bewertung zu tun. Die eigentliche Information steckt aber dahinter. Lassen Sie sich überraschen. Gehen Sie wie Kinder auf Entdeckungstour. Gönnen Sie sich Wellness für den Geist. Lassen Sie der Neurogenese (der Bildung neuer Nervenzellen) freien Lauf.
Erkennen ist nicht nur Lernen, sondern tatsächlich physisches Umsetzen des Neuen. Und das beginnt immer in unserem Kopf.
Ein paar Beispiele
Damit Sie verstehen, über welche inneren Bilder ich spreche, hier ein paar Beispiele aus meinem Leben.
Meine Frau und ich haben über einen Zeitraum von fünf Jahren eine Wohnmöglichkeit am Starnberger See in Bayern gesucht. Das Leben in München hatte für uns seinen Reiz verloren. Wir hatten uns ein paar Objekte rund um den See angesehen, aber immer wieder gespürt, dass es noch nicht das Optimale war. Eine Zeit lang überlegten wir, ob wir einen ganzen Hof übernehmen sollten, der zwar nicht am See lag, aber zu vermieten war. Wir hätten unheimlich viel Platz gehabt, hätten aber Teile des Hofes weitervermieten müssen, um die enormen Kosten tragen zu können. Meine Frau traute sich das zu. Ich war skeptisch. Ich beschloss also, ein paar »Tauchgänge« zu unternehmen, um der Sache auf den Grund zu kommen.
Ich fragte als Erstes:
Werden meine Frau und ich in dem Haus wohnen?
Die Traumantwort sah folgendermaßen aus:
Ein Auto rollt mit geöffneter Heckklappe auf uns zu.
Wir springen hinein und ich ziehe die Handbremse an.
In der Auswertung des Erlebten spürte ich eindeutig, dass uns etwas zu überfahren droht. Schließlich musste ich sehr schnell die Handbremse ziehen. Obwohl die Antwort eindeutig war, fragte ich noch einmal nach. Denn mein Ego war schon sehr angetan von dem großen Hof.
Ich fragte also erneut:
Werden meine Frau und ich dort wohnen?
Die Traumantwort sah nun so aus:
Ich sehe ein Kleinkind auf dem Fußboden zwischen Küche und Wohnstube des Bauernhauses auf dem Boden krabbeln. Meine Frau nimmt es auf den Arm und hält es an sich gedrückt.
In der Auswertung spüre ich, dass das eigentlich ein schönes Bild ist, zumal meine Frau und ich uns ein Kind wünschten. Jetzt hatte ich also in zwei Tauchgängen ein Bild, das auf ein Nein deutete und ein weiteres Bild, das eigentlich sehr positiv stimmte, aber noch auszuwerten war. Ich wollte es am nächsten Tag tun, da noch ein weiterer Besichtigungstermin auf dem Hof anstand.
Am nächsten Tag besichtigten wir das Haus noch einmal. In der Küche spielte der Enkel des Vormieters auf dem Boden zwischen unseren Beinen. Meine Frau Susanne nahm ihn freudig auf den Arm. Das Geschehen war mit dem meines Traumes absolut identisch. Ich hatte also etwas geträumt, das eins zu eins eingetreten war.
Jetzt war ich in der Zwickmühle. Ich musste den zweiten Tauchgang verifizieren. Was bedeutete das Kind? Worauf deutete es hin? Da es der Enkel des Mieters war, der aus dem Haus auszog, konnte das natürlich auch bedeuten, nicht einzuziehen. Es konnte bedeuten, dass unser Ziel weniger der große Hof war, als möglicherweise uns auf ein Kind, also auf uns zu besinnen.
Ich überprüfe derlei Deutungen sicherheitshalber mit einem weiteren Tauchgang. Das Hineininterpretieren mit Wunschdenken ist bei schwerwiegenden Entscheidungen ein zu großes Risiko.
Ich fragte nach diesem Besuch also noch einmal. Schließlich wollte ich sichergehen:
Ist dieses Haus für uns die richtige Wahl?
Die Antwort kam prompt: Vor mir stand ein riesengroßer Topf mit fertigen Spaghetti. Ein anderer riesengroßer Topf mit Hopfen oder Rosenkohl wird dazugestellt.
Als ich aus diesem Flash auftauchte, war mir sofort klar, die Töpfe sind für uns beide viel zu groß und die Mischung ist außerdem ungenießbar! Da ich aber wirklich sichergehen wollte, fragte ich weiter:
Was passiert, wenn meine Frau und ich dort einziehen?
Als Antwort kam nun ein eindeutiger Satz, den ich laut und deutlich hörte: »Das ist groß gegen Natur.«
Die Sätze aus dem Unbewussten sind oft Stimmen, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Oft kommen sie auch in einer anderen Sprache oder sind sehr altmodisch. Manchmal klingen sie auch wie von Meister Yoda aus Star Wars. »Vorsicht du walten lassen musst, wenn du in Zukunft blickst …«, oder so ähnlich.
Während ich den Satz »Das ist groß gegen Natur« hörte, sah ich mich auf die Brust eines Mannes zeigen, der eine dritte Brustwarze besaß. Nun war klar, das Haus ist von »Natur aus« zu groß. Die dritte Brustwarze ist ebenfalls völlig überflüssig. Eine Großfamilie wäre dort viel besser aufgehoben.
Der Vorteil von diesen Flashs aus den Tauchgängen ist, dass einem eigentlich relativ schnell klar ist, worum es geht. Die Auswertung ist also nicht sehr kompliziert. Da das Tagesbewusstsein in seiner hohen Schwingung hinabgedimmt ist und man sich tatsächlich im Traumstadium befindet, ist das Ego auch relativ außen vor. Man kommt von so einem Tauchgang jedes Mal mit einem kleinen Schatz zurück an die Oberfläche. Das ist vergleichbar mit einer spontanen Eingebung, dessen Sinn einem auch relativ schnell klar ist.
Wir