Maisie Hill

Superpower Periode


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ist der Gebärmutterhals leicht zu ertasten, und zu anderen Zeiten ist er außer Reichweite, denn im Verlauf des Menstruationszyklus ändert sich nicht nur die Art, wie er sich anfühlt, sondern auch seine Position. Vor, während und nach der Periode steht er niedriger, sodass penetrativer Sex in bestimmten Positionen unangenehm sein kann. Um die Zeit des Eisprungs zieht sich der Gebärmutterhals ein wenig zusammen, um die Distanz zu verkürzen, die die Spermien zurücklegen müssen. Spermien erreichen bei der Ejakulation eine Geschwindigkeit von rund 45 Kilometern pro Stunde und haben daher kein Problem, den Gebärmutterhals zu erreichen. Sobald sie jedoch dort angekommen sind, müssen sie den Rest der Reise zu Ihren Eileitern antreten, wo dann eventuell eine Befruchtung stattfindet. Und auch wenn 15 bis 20 Zentimeter zunächst nicht so dramatisch klingen, ist das für eine kleine Zelle, die sich nur sehr langsam vorwärts bewegt, doch eine ganz schöne Strecke, für die ein Spermium 2 bis 7 Stunden braucht. Also hilft der Körper ein bisschen nach, indem er den Gebärmutterhals nach oben zieht und so die Distanz verkürzt.

      Der Gebärmutterhals produziert Schleim, der wie eine Schranke Infektionen verhindern soll. Während des fruchtbaren Zeitfensters vor dem Eisprung sorgt der Anstieg von Östrogen dafür, dass der Zervikalschleim an Menge und Glibberigkeit zunimmt, sodass er fast ein wenig die Konsistenz von Eiklar hat. Das erleichtert den Spermien die Fortbewegung und das Eintreten in die Gebärmutter. Im nächsten Kapitel finden Sie genaue Informationen darüber, welchen Veränderungen der Schleim unterliegt und wie Sie anhand seiner Konsistenz Ihre fruchtbaren Tage bestimmen können.

      Während der Schwangerschaft produziert Ihr Gebärmutterhals Schleim, der den Eingang zum Uterus wie ein Pfropfen verschließt – eine Schutzmaßnahme gegen das Eindringen von Keimen. Während der Wehen ist es dann von großer Bedeutung, wie offen und geweitet der Muttermund ist. Tatsächlich muss der Gebärmutterhals einige Veränderungen durchlaufen, um sich bis auf 10 Zentimeter ausdehnen zu können. Er muss dünner, weicher und kürzer werden und sich in eine nach vorn gerichtete Stellung begeben. Hat sich der Muttermund auf 10 Zentimeter geweitet, ist der Gebärmutterhals komplett offen und praktisch nicht mehr vorhanden, während der obere Teil der Gebärmutter, der Fundus, sich vergrößert hat, damit oben am Uterus der notwendige Druck nach unten für die Geburt produziert werden kann.

      Wenn Sie zur gynäkologischen Untersuchung gehen, wird ein Abstrich von der Transformationszone des Gebärmutterhalses genommen, also von dem Bereich, an dem sich am häufigsten krankhafte Zellen entwickeln, um sie auf Veränderungen zu untersuchen. Wenn anormale Zellen entdeckt werden, wird eine weitere Untersuchung empfohlen, und zwar in Form einer Biopsie, bei der eine größere Menge von Zervixzellen entnommen wird, oder man wendet ein Verfahren an, das als LLETZ-Konisation oder auch LEEP-Konisation bezeichnet wird. Diese Eingriffe werden unter örtlicher Betäubung durchgeführt und involvieren den Einsatz einer kleinen Drahtschlinge, die elektrischen Strom führt, sodass das betroffene Gewebe entfernt und die Wunde gleichzeitig versiegelt wird.

      Abstriche vom Gebärmutterhals sind sehr wichtig und retten Leben, also sollten Sie Ihre Vorsorgetermine einhalten.10 Einige weiterführende Untersuchungen können allerdings auch Nachteile haben und beispielsweise das Risiko von Frühgeburten, untergewichtigen Babys und Kaiserschnitten erhöhen. Die meisten Auffälligkeiten verschwinden in der Regel ohne Behandlung von selbst, und das durch Vorsorgeuntersuchungen geweckte erhöhte Bewusstsein für sie kann durchaus zu einer Überbehandlung führen. Genau aus diesem Grund wird die British Society for Colposcopy and Cervical Pathology demnächst ihre Richtlinien überarbeiten und unter anderem darüber diskutieren, ob einige Fälle nicht eher davon profitieren würden, wenn der PAP-Abstrich wiederholt und die Entwicklung aufmerksam beobachtet wird, anstatt sofort eine OP anzusetzen.

      Gebärmutter

      Ihre Gebärmutter oder Uterus ist ein unglaublich dynamisches Organ. Sie reagiert nicht nur extrem sensibel auf die hormonellen Signale, die sie im Verlauf eines Menstruationszyklus empfängt, sondern sie fungiert in ihren Zellen und jenen, die sie umgeben, auch selbst als hormoneller Signalgeber – all das sind kommunikative Funktionen, die lebenswichtig sind, wenn eine Empfängnis stattgefunden hat.

      In Form und Größe erinnert die Gebärmutter an eine umgedrehte Birne. Sie ist etwa 7,5 Zentimeter lang und 5 Zentimeter breit, ihre Wände sind 2,5 Zentimeter dick. Vor der Gebärmutter liegt Ihre Blase und dahinter sitzt der Enddarm (Rektum).

      Wenn wir Diagramme des weiblichen Fortpflanzungssystems betrachten, dann lässt uns das glauben, die Gebärmutter stünde vollkommen aufrecht und mit ausgestreckten Armen (in Form der Eileiter) da, während sie in Wahrheit eher eine bescheidene Verbeugung macht und die Arme dabei leicht nach hinten streckt. Die Gebärmutter ist zwar hohl, aber auf gleiche Weise, wie die Vaginalwände aneinander liegen, tun dies auch die Uteruswände, lediglich getrennt durch eine dünne Flüssigkeitsschicht.

      Die Gebärmutter unterteilt sich in drei Bereiche. Der oberste sitzt über der Öffnung des Eileiters und wird als Fundus bezeichnet. Der mittlere Teil ist der Gebärmutterkörper und der schmalste, der Uterus und Vagina miteinander verbindet, ist der Gebärmutterhals.

      Außerdem verfügt sie über drei Schichten. Die äußerste ist das dünne Perimetrium, das man auch als die Haut des Uterus bezeichnen könnte. Die mittlere Schicht, das Myometrium, besteht aus miteinander verwobenen Schichten glatter Muskulatur. Genau diese Muskelschicht kommt bei Geburt und Wehen ins Spiel und erzeugt Kontraktionswellen, die den unteren Teil der Gebärmutter nach oben ziehen und den Gebärmutterhals dazu bringen, sich zu öffnen. Die innerste Lage ist das Endometrium, die Auskleidung Ihrer Gebärmutter. Es kann sich aufgrund seiner guten Durchblutung in jedem Menstruationszyklus in Vorbereitung auf die mögliche Einnistung eines befruchteten Eis füllen und aufbauschen. Kommt es nicht zu einer Schwangerschaft, baut es sich wieder ab beziehungsweise wird von der Gebärmutter abgestoßen, wenn Sie Ihre Periode haben.

      Die meisten Gebärmütter weisen eine leichte Neigung nach vorne auf und werden daher als antevertiert bezeichnet. Bei etwa einem Viertel von uns kippt der Uterus allerdings eher nach hinten Richtung Po und wird als retrovertiert bezeichnet. Ursachen hierfür können beispielsweise Endometrioseherde oder eine Beckenentzündung sein, denn beide lösen häufig Narbenbildung und Verklebungen aus. Die Gebärmutter wird dann in der nach hinten geneigten Position fixiert, was oft Beckenschmerzen hervorruft oder verschlimmert, einschließlich schmerzhafter Perioden und Schmerzen beim Sex. In einigen Fällen kann eine Gebärmutter auch die Muskeln spielen lassen – und nein, ich rede nicht vom Gewichte stemmen – und sich dadurch leicht verbiegen oder sogar nach vorne oder hinten zusammenfalten, was zu zusätzlichen Problemen führt. Ist die Gebärmutter nach hinten geneigt und faltet sich dann zusätzlich zusammen, kann der obere Teil den Mastdarm beeinflussen und Ihnen Schmerzen beim Stuhlgang bescheren. Ist die andere Richtung davon betroffen, beeinflusst es die Blase, und der zusätzliche Druck auf sie kann dazu führen, dass man häufig zur Toilette gehen muss. Blase und Uterus werden sowieso durch Bindegewebe nah beieinander gehalten – wenn sich ein Teil bewegt, tut der andere es auch.

      Wenn Sie wissen oder vermuten, dass sich Ihre Gebärmutter in einer ungewöhnlichen Position befindet, können Arvigo®-Therapeuten (siehe auch Seite 343) und spezialisierte Physiotherapeuten manuell daran arbeiten, die Bänder und Muskeln zu lösen und neu auszurichten, die Ihre Gebärmutter an Ort und Stelle halten, damit sie wieder in eine optimale Position findet. In einigen Fällen allerdings ist eine Operation unumgänglich.

      Manche werden bereits mit einer ungewöhnlich geformten Gebärmutter geboren. Anstatt wie eine auf dem Kopf stehende Birne auszusehen, kann der Uterus beispielsweise eine Herzform annehmen und wird dann als Uterus bicornis bezeichnet. Ist die Furchung leichter ausgeprägt spricht man von einem Uterus arcuatus („bogenförmiger Uterus“). Es kann auch vorkommen, dass sich im Zentrum der Gebärmutter eine Muskelwand bildet, die den Innenraum in zwei Teile teilt (Uterus septus), oder die Gebärmutter ist gleich doppelt mit zwei getrennten Kammern vorhanden (Uterus didelphys). In ganz seltenen Fällen entwickelt sich nur eine Seite der Gebärmutter (Uterus unicornis). Meist werden diese Varianten nur entdeckt, wenn aus gynäkologischen Gründen eine Ultraschalluntersuchung angezeigt ist oder Sie immer wieder Fehlgeburten erleiden. Die leichter erkennbaren Formen werden in jedem Fall bei Routine-Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft