Sabine Adatepe

Lichtblau


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schlief. Lea war konsterniert, doch Zehra lachte nur.

      »Hast du geglaubt, ein Sprayer wäre ein treusorgender Familienvater?« Im nächsten Atemzug fragte sie Lea, ob sie hier darauf warten wolle, bis »die hyperaktive Nachteule« aufwachte. Sie könnte solange beim Renovieren helfen oder mit den Jungs in der Küche Stencils entwerfen. Als sie Lea zögern sah, schlug sie vor: »Ach, komm einfach mit runter ins Café.«

      Keine Stunde später stand Lea im Galeri+Kafe und schenkte Tee aus. »Drei Tage bist du Gast, danach darfst du etwas tun«, hatte Zehra insistiert, aber diesmal hatte Lea nur gelacht und gesagt: »So war es vielleicht einmal vor Gezi!« Sie einigten sich auf ein solidarisches Kost-und-Logis-Modell, mit dem beide Seiten glücklich waren. Als ihr Handy aufgeladen war, simste sie Tayfun, wo er sie finden konnte.

      *

      »Hier!« Tayfun zog sie auf ein leeres Grundstück, zu drei Seiten ragten die Mauern der Nachbarhäuser auf. Er stakste über Unrat, Blech und niedergetretenen Stacheldraht, zwei Meter vor der Mauer zog er eine Dose aus dem Strumpf und setzte einen Tag darauf, rot auf eine größere graue Fläche. Offenbar hatte auch hier jemand übermalt, was andere gesprayt hatten. Lea überlegte kurz, was dort zuvor gestanden haben mochte, dann ging sie näher an eine mit Graffiti übersäte Mauer heran. Auch ihr Lieblingshashtag #şiirsokakta stand gleich mehrfach da, Poesie auf der Straße. Meist waren es eher Sprüche als richtige Gedichte. Manche kannte sie schon, aber hier, das war neu: Ve mutluluk bir kibrit çöpü / Artık ne kadar yanarsa. C. Süreya. Und das Glück ist ein Streichholz, solange es eben brennt. Die Einsicht in die Endlichkeit versetzte ihr einen Stich, war ihr aber lieber als all die Liebesschwüre, die so oft neben dem Hashtag prangten. Sie zückte das Handy, pirschte sich von Hashtag zu Hashtag. Würde sie je dazu kommen, all die Fotos von Straßenpoesie zu sichten, zu ordnen, auszuwerten?

      »Hey! Spinnst du?!« Plötzlich sprangen drei junge Männer auf Tayfun zu. Erschrocken fuhr Lea zusammen.

      »Habt ihr ein Problem?« Tayfun ging in Konfrontation.

      »Lan, wir haben die Fläche für ein Mural grundiert und du Penner setzt ein Tag darauf!«

      »Ich dachte …«

      »Das ist frischer Putz!«

      Nach dem ersten Schreck erkannte Lea, dass Tayfun die Männer kannte. »Woher soll ich denn …«

      »Du bist eben doch nur ein Sprayer und kein Muralist! Mann, die Mauer ist abgeschliffen und grundiert!«

      Tayfun wurde kleinlaut, verteidigte sich aber weiter. »Nachts sind alle Katzen grau!«

      »Wenn hier einer grau ist, dann du, Mann! Du bist hier in Yeldeğirmeni, hier übertüncht keiner deine Tags. Wenn hier was grundiert ist, dann ist doch klar, dass die Fläche zum Festival gehört!« Die Diskussion flog hin und her, Tayfun, überrumpelt, wollte seinen Fehltritt nicht eingestehen, und schon gar nicht das Tag wieder übermalen, wie die verärgerten Männer forderten. Einen Augenblick lang fürchtete Lea, der Streit würde eskalieren. Keine Spur mehr von dem friedlichen Einvernehmen, das Lea im Park begeistert hatte.

      »Ruhe da drüben!«, brüllte eine Stimme aus einem Fenster. Die Jugendlichen schoben Tayfun vom Platz, empfahlen ihm, nach Osmanağa rüberzumachen. Er stürmte fluchend davon und Lea beeilte sich, hinterherzukommen. Als sie sich umdrehte, machte sich bereits einer der jungen Männer mit einem dicken Quast an Tayfuns Fauxpas zu schaffen.

      Bestimmt auf zehn geschlossene Rollläden setzte Tayfun seine Tags, bevor er sich beruhigt hatte. Lea hatte nie erlebt, dass er überhaupt Tags setzte. »Es geht bei Gezi nicht um unsere Namen«, hatte er ihr erklärt. »Wer jetzt Tags sprayt, hat den Geist von Gezi nicht kapiert!« Was mochte jetzt in seinem Kopf vorgehen, dass er plötzlich doch seine Signatur setzte? Hatte die Kritik der jungen Männer ihn derart aus dem Konzept gebracht, dass er erst einmal neues Selbstbewusstsein aufbauen musste? Oder war er durch den Wind, weil der Park geräumt und seine Träume zerbrochen waren? Lea folgte ihm schweigend.

      Da klingelte ihr Telefon.

      »Schscht!«, zischelte Tayfun, dabei dudelten zu allen Tages- und Nachtzeiten in jedem Winkel der Stadt unablässig irgendwelche Handys. Lea runzelte die Stirn. Die Nummer im Display kannte sie nicht. Hätte Tayfun nicht die Augen verdreht, hätte sie den Anruf vermutlich weggedrückt. Aus Trotz ging sie ran.

      »Hallo?«

      »Hi, Lea, ich bin’s, Özlem.« Das Mädchen aus dem Bus!

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