Johann Gottfried Herder

Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang


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aus, die bei der Allegorischen Figur nicht Statt fanden; er that neue hinzu, die sie sichtbarer machten. Er gab der Freude Kinder, er machte sie selbst zum Kinde des Himmels, er verwandelte die Kenner, personneller in Dichter der Freude; er machte lieber eine lange Parenthese, ehe er diese mit einer andern Allegorischen Person, dem Glücke, hätte vermischen lassen; er gebot ihr die Gesellschaft unvernünftiger Bacchanten zu fliehen; – kurz! er blieb, in jedem Zuge, dem Bilde einer Allegorischen Person treu. Hat er das Lied verbessert? Als ein Allegorisches Poem, freilich; aber, als ein Gesang der Empfindungen, der Freudengöttin gesungen, ohne dieselbe ins Stamm- und Wapenbuch zu malen? – kaum! alle, wie mich dünkt, haben Ramlern getadelt, und keiner den Grund berührt, der ihn verführt habe, und ein Ramler wird nie ohne Grund irren. Will ich ein Allegorisches Lehrlied auf die Freude; so wähle ich Ramlern – will ich einen Freudengesang, der Freudengöttin gesungen, so Hagedorn!

      Nur gar zu sehr ist Ramler ein Freund solcher Allegorien, und zerstört dadurch oft die Harmonie des Liedes. Gefühl ist der Ton der Lieder, und nicht eine Charakteristik Allegorischer Wesen, die, wenn sie einmal eine todte Symbole mitten in die Reihe Lyrischer Empfindungen hinein stößt, alles, wie Eis, erkältet. Hagedorn singt im Tone des sanftesten Abendvergnügens seinen Morpheus, die Wünsche, das Verlangen seines Herzens: Ramler nimmt eine Aegyptische Kohle, und reißt eine Hieroglyphe daraus. Die schwarze Hieroglyphe aber schreckt das Chor aller Abendfreuden aus einander: – –

      Gott der Träume, Kind der Nacht,

      Das mit Mohn in Händen

      Gaukelnde Gestalten macht – –

      Gnug! schön zu einer Devise auf ein Bild des Schlafes, nicht zum Lyrischen Gesange, nicht zu einem Hagedornschen Liede.

      Sollte, in Gedichten der Liebe, Amor nichts, als die personificirte Liebe, das Abstractum dieses Begriffes in Allegorische Gestalt eingekleidet seyn – arme Dichter der Liebe! das Reich eurer Phantasie ist verwüstet. Nicht mehr der Mythologische Amor mit allen seinen Geschichtchen; eine Metaphysische Maske ist euer Gesang. Alsdenn z.E. sind die Jacobischen Tändeleien von Einem Amor, von diesem und jenem Amor, vom Amor, der Lerchen fängt, der jetzt verschwindet; jetzt uns eine Stunde Friede läßt; jetzt unvermuthet unter Schmiedeknechten beim Vorbeipassiren gefunden wird; jetzt, wie ein fliegendes Jucken in der Haut wiederkommt; fade. Alsdenn schrumpft das Reich erotischer Wesen in die wenigen steifen Herrlichkeiten ein, die Hr. Kl. von seinen Gemmen uns vorzält, und auch die sind nicht ohne Mythologische Züge – – Kurz! wenn Hr. Kl. seine Behauptungen nur halb überdacht, kaum hätte ers sich selbst verantwortet, den Mythologischen Achtsbann niederzuschreiben, der alle unsre Dichter aus seiner Poetischen Republik treibet. Ich hoffe, die Muse werde dem neuen Plato, für einen so bündigen Reichsschluß, sanfte Ruhe verliehen haben!

      X.

       Inhaltsverzeichnis

      Der Rest der Homerischen Briefe wird uns, wie ich glaube, den Weg verkürzen.