Jan Evers

Erfolgreich als Unternehmer für Dummies


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Expertinnen diese Methode erklären und Unternehmer berichten, wie sie ihnen geholfen hat (https://gruenderplattform.de/ratgeber/inventur-deiner-ressourcen).

      Machen Sie sich doch gleich ans Werk – es ist gar nicht kompliziert. Für die Bestandsaufnahme Ihrer Mittel benötigen Sie nur etwas Zeit, drei Blatt Papier und einen Stift. Und so gehen Sie vor:

      Blatt 1: Ihre Persönlichkeit

      Auf das erste Blatt schreiben Sie in losen Stichworten alles, was Sie ausmacht, was Ihnen wichtig ist und wofür Sie gesehen werden wollen. Denken Sie dabei nicht nur an Ihre berufliche Rolle, sondern auch an Ihre Rolle als Elternteil, in einem Ehrenamt oder als Linksaußen einer Fußballmannschaft.

      Ergänzend zur Inventur Ihrer persönlichen Ressourcen beantworten Sie für Ihr Unternehmen die folgenden Fragen:

       Welche Werte, Vorlieben und Gewohnheiten verbindet Ihr Team?

       Welche Grundannahmen (über die Zukunft, die Gesellschaft, den Markt, die Kunden etc.) teilen Sie?

       Und, die wohl wichtigste Frage: Warum gibt es Sie als Unternehmen und Team überhaupt?

      Blatt 2: Ihr Wissen und Ihre Erfahrung

      Das zweite Blatt ist für Ihren Wissensschatz reserviert. Hier listen Sie nicht nur Ihre formalen Ausbildungen und Ihre Berufserfahrung auf, sondern auch Dinge, die Sie in Ihrem Lebenslauf eher nicht erwähnen würden: Krisen, die Sie überwunden haben, Hobbys und Leidenschaften, Reisen und andere besondere Erfahrungen. So ergibt sich eine Kombination aus Fähigkeiten und Fertigkeiten, die so einzigartig ist wie Ihr Fingerabdruck.

      Im Hinblick auf Ihren Betrieb geht es bei dieser Frage um dessen Kernfähigkeiten. Sie beantworten dafür die folgenden Fragen:

       Was leistet die Belegschaft jeden Tag?

       Wodurch hebt sich das Unternehmen von der Konkurrenz ab?

       Worin ist es besonders gut?

       Wofür wird es von Kunden und Geschäftspartnerinnen geschätzt?

      Blatt 3: Ihr Netzwerk

      Die dritte Frage zielt darauf ab, die sozialen Netzwerke zu erfassen, auf die Sie zugreifen können. Kolleginnen, Mitarbeiter und Kundinnen, Freunde und Familie, ehemalige Weggefährten und entfernten Bekannte – Sie werden überrascht sein, wie viele Namen Ihnen einfallen. Jetzt sollen Sie keine ellenlange Adressliste erstellen. Notieren Sie einfach fünf bis zehn Personen aus Ihrem Netzwerk, die in der Lage und willens sein könnten, Ihr Vorhaben gemeinsam mit Ihnen voranzutreiben. Mit diesen Personen beginnen Sie Ihre Suche nach weiteren Partnern – und damit nach neuen Mitteln und neuen möglichen Zielen. Vielleicht können Sie auch schon erste Stichpunkte dahinterschreiben, was diese Personen beitragen könnten (Kontakte, Know-how, materielle Ressourcen, Räumlichkeiten, Ideen etc.).

      Sie haben jetzt also drei Zettel vor sich liegen, auf denen Sie Ihre Werte, Ihr Wissen und Ihre Netzwerke skizziert haben. Aber wie werden aus diesen Notizen Zielvorstellungen, die die Richtung Ihrer nächsten Schritte bestimmen? Dafür ist Ihre Vorstellungskraft gefragt. Machen Sie ein kurzes Brainstorming (Zettel und Stift haben Sie ja bereits zur Hand) und notieren Sie wieder alles, was Ihnen einfällt. Legen Sie sich dabei nicht zu früh fest. Denken Sie zunächst nur in Möglichkeiten.

      

Die Arbeitsfrage lautet: Was wäre mit Ihren Ressourcen, Ihrem Wissen und Ihren Kontakten alles möglich?

      

Vielleicht sind Sie leidenschaftlicher Tortenbäcker, ihre beste Freundin arbeitet als Hochzeitsfotografin und Ihr Bruder verfügt über eine riesige Küche, die er so gut wie nie benutzt, seit die Kinder aus dem Haus und die Ehe geschieden ist. Dann wäre es mit Ihren Mitteln möglich, eine Hochzeitstortenmanufaktur auf die Beine zu stellen und Ihr Hobby zum Beruf zu machen.

      Erst im zweiten Schritt geht es um die Frage, welche der möglichen Ziele Sie auch tatsächlich erreichen wollen. Gewöhnen Sie sich dabei ruhig an, mehrere Optionen gleichzeitig zu verfolgen.

      

Sie sehen: Mittelorientierung bedeutet keineswegs, ziellos zu handeln. Wir alle brauchen ein Ziel, um überhaupt loszugehen.

      Der Unterschied zur Zielorientierung, die in der Managementtheorie postuliert wird, liegt darin, dass Sie nicht schon am Anfang ein fixes Ziel definieren, das dann um praktisch jeden Preis erreicht werden muss. Stattdessen erarbeiten Sie erste Zielvorstellungen, die die grobe Richtung vorgeben. Einmal unterwegs, konkretisieren Sie Richtung und Ziele schrittweise, verschieben sie aber auch mal oder geben sie zugunsten eines anderen Ziels auf.

Wie ein Kurhaus am Rande der Republik zum Schauplatz für Deutschlands bestes Festival wurde

      Karl-August Tapken hat in seinem Leben wahrscheinlich nie etwas von Effectuation gehört. Trotzdem setzte der Gastwirt aus Friesland nach bester Effectuator-Manier seine Mittel ein, um etwas Neues zu schaffen, und legte damit den Grundstein für ein einmaliges Festival, das 2017 als »bestes Festival des Jahres« ausgezeichnet wurde und auch lange nach seinem Tod noch jedes Jahr Tausende Besucher an den Jadebusen in Niedersachsen zieht.

      Und das kam so: Von seinem Vater hatte Tapken zusammen mit seinen Geschwistern ein jahrhundertealtes Kurhaus direkt am Strand von Dangast geerbt. Er war ein liberaler, unkonventioneller Mensch und so avancierte sein Betrieb in den 1970er-Jahren zu einem beliebten Treffpunkt für Künstlerinnen und Freigeister, die die Gasträume als Ateliers nutzen durften und mit ihren Aktionen immer wieder für überregionalen Medienrummel sorgten. In jener Zeit führte Tapkens Schwester Ulrike den köstlichen Rhabarberkuchen ein, für den das Kurhaus noch immer bekannt ist.

      Doch die bunten Siebziger gingen vorbei und viele traditionelle Gasthäuser mussten ums Überleben kämpfen. Wieso nicht das Kurhaus Dangast? Weil Karl-August Tapken seine Mittel – ein Gasthaus direkt am Strand, Kontakte zur Kunstszene, Rhabarberkuchen und ein offenes Herz – bestmöglich einsetzte, um am Ende der Welt einen Zentralisationspunkt für Kunst, Kultur und Zusammensein zu schaffen. Lesungen, Ausstellungen, Feste und Konzerte fanden schon immer in und um den Gasthof der Tapkens statt – aber wieso nicht gleich den ganzen Strand für eine riesige Open-Air-Veranstaltung nutzen?

      So entstand die Idee für das »Watt en Schlick«-Festival, das jedes Jahr namhafte Künstler und Musikfans anzieht, die mit Schlick an den Füßen und Wind im Gesicht ein rauschendes Fest feiern und den Weg nach Dangast auf sich nehmen, um die Musik und die Weite des Wattenmeers zu genießen – und den legendären Rhabarberkuchen, der dann sogar direkt am Strand serviert wird.

      Das Prinzip vom leistbaren Verlust

      Sarasvathys Forschung hat noch etwas anderes Überraschendes gezeigt: Erfolgreiche Unternehmer zeichnen sich gerade nicht durch eine überdurchschnittlich hohe Risikobereitschaft aus, wie es das gängige Klischee vom Unternehmertyp vermuten lässt. Vielmehr setzen sie nur das aufs Spiel, was sie zu verlieren bereit sind.

      Auch damit handeln sie ganz anders, als es im Lehrbuch steht. Die klassische Unternehmerlogik besagt nämlich, dass ein Einsatz sich immer dann lohnt, wenn der erwartete Nutzen nur hoch genug ist. Es wird also die unbekannte Zukunft zum Ausgangspunkt für unternehmerisches Handeln in der Gegenwart gemacht.