damit gehen wir mitten hinein in die Dinge und präsentieren dir: das Hofkollektiv Wieserhoisl. Wir wünschen dir viel Inspiration, Anregungen und Nachdenk-Momente beim Lesen!
Wir Sagen Danke!
Mit diesen Worten möchten wir uns gleich zu Beginn bei den ehemaligen Wieserhoisl-Bewohner*innen bedanken. Ohne sie wäre dieser Ort nicht das, was er heute ist! Ihr Engagement für unsere gemeinsame Idee hat dazu beigetragen, diesen Ort Stück für Stück weiterzuentwickeln. Wir sind euch allen sehr dankbar für eure Zeit und Energie, die hier miteingeflossen sind, und die mannigfaltigen umgesetzten Projekte, die ihr hier hinterlassen habt. Schade, dass wir nicht länger den gemeinsamen Weg beschreiten. Ihr fehlt uns!
Unser herzlichster Dank geht an Mira, Yara, Peter, Eva, Mattis, Antonin, Bernhard, Kathi, Jessica, Elke, Greta, Katrin, Lie, Kathi Z., Mark, Aurelia, Kai, Sebastian, Polona und Eric.
Darüber hinaus geht unser Dank an alle Nachbar*innen, die uns von Anfang an wohlwollend begegneten und uns immer wieder mal mit Rat und Tat zur Seite stehen. Allen voran bedanken wir uns bei Stacherl, Hansi, Seppi, Peter und Michl. Wir möchten uns auch bei all jenen bedanken, die uns während Aktionswochen, wie der Holzwoche, oder bei Veranstaltungen tatkräftig unter die Arme gegriffen haben, und natürlich bei all den freiwillig Helfenden und Praktikant*innen. Außerdem bei allen Freund*innen, die unsere Veranstaltungen besucht und unterstützt haben. Ihr seid alle essenzieller Teil von dem gewachsenen und eigenständig existierenden Kollektivwesen Wieserhoisl!
Wir möchten uns auch bei unseren Eltern bedanken, die unseren eigenwilligen Weg vielleicht nicht immer verstanden, aber stets unsere Entscheidung für kollektives Leben respektiert haben.
Wir möchten uns auch bei den jetzigen Eigentümer*innen des Hofes, Bernhard und Candidus, bedanken, dass sie uns die Möglichkeit geben, unsere Utopie hier zu verwirklichen.
Danke auch all jenen, die unserer Einladung gefolgt sind und ein paar Worte über das Wieserhoisl geschrieben haben. Wir freuen uns sehr über diese Erinnerungen und eure Wertschätzung. Danke!
Wir träumen nicht mehr vom anderen Leben, wir leben es – Prolog
Kurz nachdem wir den Vertrag zu diesem Buch unterschrieben hatten, wurde der erste Lockdown in Österreich ausgerufen. Und damit folgte eine Krisenzeit, die wir alle, sei es in Europa oder in der ganzen Welt, so noch nicht erlebt hatten. Und dennoch: Inmitten dieser bedrückenden, entbehrlichen und für viele einfach nur furchtbaren Zeit kam hier, auf unserem Hof, ein Hoffnungsschimmer auf. Es stellte sich plötzlich heraus, dass das, worauf wir nun jahrelang hingearbeitet hatten, sich gelohnt hat.
› Einfach herrlich, dieser Ausblick.
Ich kann mich an keinen vergleichbaren Moment in den vielen Jahren des Hofkollektivs Wieserhoisl erinnern, der uns so sehr darin bestätigt hatte, dass wir das Richtige machen. Versteht mich nicht falsch: Ich will hier keinesfalls in Abrede stellen, wie schlimm sich diese Zeit für viele gestaltet hat. Auch wir haben das zu spüren bekommen. Aber: Wir hatten uns. War es doch immer der Gedanke an ein unabhängiges, nachhaltiges, selbstversorgendes und krisensicheres Leben, der uns für ein Leben am Land und in Gemeinschaft motiviert hatte. Angesichts einer wirtschaftlichen Wachstumslogik, mit der wir langfristig sukzessive unsere eigenen Lebensgrundlagen zerstören, und den damit verbundenen Szenarien von Unsicherheit und Ungerechtigkeit wollten wir uns selbst organisieren, selbst bestimmen, uns für weniger ertragreiche Zeiten wappnen. Kurz: Wir wollten unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen.
Wir gehören zusammen,
das steht fest
Und da war er nun gekommen, so ein unheilvoller, fast schon apokalyptisch anmutender Moment. Und wir: Hatten plötzlich dieses Glück, ihn auf unserem schönen Stück Land verbringen zu dürfen.
Zwar isoliert, aber absolut nicht einsam, sondern in Solidarität und gegenseitiger Unterstützung, mit unseren eigenen Lebensmitteln und unserem eigenen Brennholz. Ja, das fühlte sich richtig gut an! Im Unterschied dazu mussten viele unserer Freund*innen in der Stadt, teilweise auf sich selbst gestellt, ganz andere Situationen durchstehen und wir konnten sie nur aus der Ferne unterstützen.
Auch die Tatsache, dass die Landwirtschaft zu den systemrelevanten Bereichen zählt und nun auch als solcher vermehrte gesellschaftliche Anerkennung fand, war ein bestätigender Moment. Endlich eine kleine Aufwertung und Vorteile für landwirtschaftliche Betriebe! Das ermöglichte uns zumindest in der ersten Phase, unsere Jungpflanzenproduktion nicht abbrechen zu müssen. Zwar war ein bisschen Improvisation im Verkauf gefragt, da Großmärkte ebenfalls abgesagt wurden. Aber das gestiegene Interesse und die erhöhte Nachfrage nach biologisch produziertem Saatgut und Pflanzen bildeten einen sehr vielversprechenden Absatzmarkt, den wir fast ausschließlich lokal und regional bedienten.
Die Innenkehr, der ausgiebige Hausputz und die allgemeine Langeweile, von denen viele andere während des Lockdowns berichteten, blieb bei uns aus. Der Frühling hielt Einzug, wir waren alle zu Hause, Arbeit und Aufgaben gab es genug. Natürlich hatten sich unsere alltäglichen Bewegungen nach außen eingeschränkt. Deshalb wurde in dieser Zeit auch bei uns so manche lange liegengelassene Tätigkeit endlich erledigt. Unser Garten lief in diesem Jahr ebenfalls zur Höchstform auf.
Unsere Kinder konnten ohne größere Schwierigkeiten im Homeschooling weiterarbeiten. Auch hier haben wir gesehen, dass unsere Herangehensweise an die Selbstorganisation sowie Schulformen mit eigenständigem, freiem Lernen große Vorteile mit sich bringen. Die Kinder waren es bereits gewohnt, sich mit vorhandenen Materialien den Unterrichtsstoff selbst zu erarbeiten. Uns ist es wichtig, dass unsere Kinder sich aus eigener Motivation heraus etwas aneignen wollen, statt auswendig zu lernen oder nachzuplappern. Dass sie immer zu Hause waren, war bestimmt eine der größten Veränderungen am Anfang. Aber auch hier: Was für ein Glück, jederzeit in den Pausen an die frische Luft, einfach hinaus oder in den Wald gehen zu können!
Die Krisenzeit hat uns sichtbar gemacht
Und noch etwas Erstaunliches ist passiert: Uns erreichte eine merkbar gestiegene Anzahl an Anfragen von freiwilligen Helfer*innen, von verschiedensten Plattformen, Medien und Veranstaltungen, die sich für solidarische Ökonomie und gemeinschaftliche Lebensformen interessierten, sowie von jungen Menschen, die neue Hofkollektive gründen und sich darüber mit uns unterhalten wollten.
All dieses Interesse an dem, was wir hier im Hofkollektiv Wieserhoisl seit vielen Jahren umsetzen und womit wir uns bemühen voranzukommen, war zwar auch vor der Pandemie schon da. Doch zeigte sich gerade in dieser Zeit sehr klar, dass solche Lebensformen wie die unsere in Krisenzeiten deutlich resilienter sind. Lebensformen, in denen mensch nicht einsam ist, nicht sozial isoliert, nicht vom Lebensmittelangebot im Supermarkt abhängig und nicht zuletzt: der Natur nahe. Das macht, nicht nur in diesen Zeiten, einen Teil unserer Freiheit aus.
Nicht ganz unter den Tisch kehren wollen wir dabei eine Tatsache: Kollektives Leben ist auch ganz schön anstrengend! Inzwischen können wir schon auf einige Jahre des gemeinsamen Tuns zurückschauen. Und erkennen den Unterschied zwischen dem anfänglichen Eifer, mit dem wir uns hineingestürzt haben, und einer gewissen Abgeklärtheit, die vielleicht heute eher vorherrscht. In den ersten Jahren haben wir so unglaublich viele Dinge, Veranstaltungen, Bauaktivitäten, Vernetzungstreffen, kleine Kinder und vieles mehr gleichzeitig gemanagt. Jetzt denke ich mir: „Wow! Wie haben wir das damals nur gemacht?“
Mit den Jahren haben sich viele Dinge verändert. Auch wir selbst natürlich. Und das Zusammenleben wird nicht unbedingt einfacher. Anders, intensiver, tiefgehender, verbundener und verbindlicher. Es gibt Dinge, die nach all den Jahren immer noch präsent sind, die