Hofkollektiv Wieserhoisl

Einfach alles teilen?


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wir trotz langer Praxis noch keine gut funktionierende Methode gefunden haben, um damit besser umgehen zu können. Das zeigt einmal mehr: Kollektives Zusammenleben ist ein Prozess, bei dem die Beteiligten ständig neu ausverhandeln müssen. Das geht in die Knochen, da gibt es immer wieder Durchhänger. Und dann gibt es aber eben diese wundersamen Momente, in denen sich zeigt, dass es sich ausgezahlt hat.

      Das Wieserhoisl steht vielleicht auch jetzt an einem Punkt, an dem es heißt, innezuhalten und zu schauen, wohin die Reise weitergehen soll. Und wir stehen vor der Herausforderung, etwas, das über viele Jahre und von vielen Menschen aufgebaut wurde, als neu geformte Gruppe zu erhalten. Diesen wunderbaren Ort der Begegnung, des Lernens und der vielfältigen Natur auch weiterhin erleben zu dürfen und für andere erlebbar zu machen, sorgt für die notwendige Motivation, unser Projekt weiterzuführen. Diesen faszinierenden Ort, an dem unsere Utopie schon ein Stück weit Realität geworden ist.

      Wer sind wir und was machen wir?

      Wie können wir uns selbst beschreiben? Fangen wir mal so an: Das Hofkollektiv Wieserhoisl ist eine lustige Truppe von befreundeten jungen Menschen, die motiviert sind, sich ihre eigene Lebensrealität zu gestalten.

      Damit du uns und unser Lebensumfeld ein bisschen näher kennenlernen kannst, fangen wir gleich zu Beginn mit den grundlegendsten Infos an: Wer zu uns gehört, was wir machen, wo wir leben.

      Zu dem Zeitpunkt, an dem diese Zeilen hier geschrieben werden, besteht die Hofkollektivgruppe aus fünf Erwachsenen und drei Kindern. Altersmäßig sind wir um die 40 Jahre alt. Unser neuester Mitbewohner ist da mit seinen 23 Jahren ein kleiner Ausreißer. Die Kinder sind 2009, 2011 und 2017 hier am Hof zur Welt gekommen. Zurzeit lebt nur eine Mitbewohnerin aus einem anderen Ursprungsland als Österreich mit uns: Elena ist Spanierin. Aber auch früher lebten immer wieder mal Mitbewohner*innen aus anderen Ländern bei uns, z. B. Antonin, der in der Gründer*innengruppe dabei war und aus Frankreich kommt. Dadurch entsteht hier auch immer wieder ein bisschen internationales Flair. Die größte Besetzung am Wieserhoisl-Hof gab es 2009/10: mit neun Erwachsenen und drei Kindern. Die kleinste Konstellation existierte über eine kurze Zeitspanne im Sommer/Herbst 2007 mit drei Erwachsenen und einem Kind. Zwischen den Anfangsjahren und heute sind Menschen aus der Gruppe wieder ausgezogen, andere sind eingezogen. Kinder wurden geboren, ein lieber Freund ist in unserer Mitte an Krebs verstorben. Beziehungen haben sich aufgelöst, andere sind neu entstanden. Wir sehen uns als recht stabile Gruppe, im Laufe der Jahre haben uns dennoch einige Um- und Auszüge begleitet. Bewegung und Umbruch gab es also immer.

      So sieht’s bei uns aus: unser Bauernhof

      Grundsätzlich sind wir am Wieserhoisl-Hof aus räumlichen Gründen auf die ungefähre Anzahl von zehn Bewohner*innen begrenzt. Je nachdem, wie viele Menschen sich ein Zimmer teilen bzw. wie stark das Bedürfnis nach Privatsphäre ist, steigt und sinkt die Anzahl der Bewohner*innen.

      Für mehr Menschen müsste nicht nur Wohnraum erweitert werden. Es bräuchte auch einen Ausbau der Grundinfrastruktur, also der Küche, der Badezimmer und der Gemeinschaftsräume. Mehr Wohnraum wurde seit unserem Ankommen in mobiler Form geschaffen. Vier ausrangierte Bau- bzw. Zirkuswägen in unterschiedlicher Größe ergänzen den vorhandenen Wohnraum und ermöglichen so privaten Rückzug in die eigenen vier Wände.

      Willkommen am Wieserhoisl-Hof!

      Am Rande der Kleinstadt, abseits des geschäftigen Treibens, schlängelt sich die Straße vorbei an saftig grünen Wiesen, Ackerflächen, Wohnhäusern und Siloballen, hinauf in den Wald. Nach ein paar Kurven kommt eine Abzweigung, es geht über eine Schotterstraße, über den plätschernden Bach. Der kühle Wald gibt einen wieder frei, und schon erkennt mensch rechts eine Reihe von Bauwägen, links eine Scheune, ein Gewächshaus und dahinter eine riesige Weidefläche über den sanften Hang hinauf, an dem die Schafe grasen und gelegentlich ein zufriedenes Blöken von sich geben.

      Weiter vorne kommt ein weitflächiger Gemüsegarten zum Vorschein, unten angrenzend picken und scharren quirlige Hühner durch Wiese und Sand. Da – es eröffnet sich ein spektakulärer Blick ins Tal. Und daneben schmiegt sich das Hauptgebäude, das Bauernhaus, an den Hang.

      Den Weg entlang, am Rande, bevor er sich wieder steil nach unten neigt, glänzt das Dach unserer privaten Wolfgangi-Kapelle im Sonnenschein – ein beliebtes Ausflugsziel, auf dessen Aussichtsbank auch wir uns gerne im Sommer nach dem Mähen ausruhen und die letzten Sonnenstrahlen auf unseren Nasen tanzen lassen.

      So oder so ähnlich würden sich wohl deine Eindrücke gestalten, wenn du vom Tal aus auf unseren Bauernhof kommst. Ja, wenn mensch eines vom Wieserhoisl-Hof und seiner Umgebung sagen kann, dann das: Es ist ein paradiesischer, fast schon ein bisschen magischer Ort. Und das waren auch gleich unsere ersten Gedanken, als wir ihn vor vielen Jahren das erste Mal gesehen haben. Wir waren augenblicklich verliebt.

      Vom Bauernhaus bis zum Gemüsegarten: Was gehört alles zum Hof?

      Schauen wir uns also die Gebäude und das Gebiet noch ein bisschen näher an, beginnend mit unserem Hauptgebäude, dem Bauernhaus. Dabei handelt es sich um einen typischen weststeirischen Bergbauernhof. Über die Treppe, vorbei an gestapelten Waldviertler Schuhen, Sneakers und Gummistiefeln, gelangt mensch zur Eingangstür – und landet nach Betreten des Wohnhauses gleich mal im Herzstück des Gebäudes, in der Küche. Daran angrenzend befindet sich ein Gang, die Treppe führt nach oben zu den zwei Kinderzimmern, eine Tür Richtung Hinterseite des Gebäudes mit Blick auf die Weide. Im Untergeschoss befinden sich noch ein Wohnzimmer, ein Büro und das einzige Badezimmer.

      Multifunktionale Räumlichkeiten: Kellerstöckl, Stall und Scheune

      Zur Hofstätte zählt außerdem ein ebenfalls für die Region sehr typisches „Kellerstöckl“, das vor unserem Ankommen als Buschenschank betrieben wurde. Jetzt nutzen wir es als Gäste- und Veranstaltungsort. Ein Matratzenlager zum Schlafen, eine rustikale Küche und improvisierte Infrastruktur mit kaltem Wasser im Außenbereich, einer Dusche unter der Weinlaube und einer Trockentrenntoilette ermöglichen die unabhängige Nutzung dieses Gebäudes durch Besucher*innen im Rahmen von Klausuren, Workshops und Festen in der warmen Jahreszeit. An diesem Gebäude wird stetig weitergebastelt. Unser Wunsch ist es, die Ausstattung zu verbessern und alles noch bequemer und gemütlicher zu machen.

Illustration

      › Wir versuchen, uns so gut wie möglich selbstzuversorgen.

      Was natürlich ebenfalls zu einem Bauernhof gehört? Klar: ein Stall, damit unsere Schafe im Winter eine Unterkunft haben. Auf unserem Hof finden sich sogar zwei Stallgebäude. Beide werden von uns mehrfach und vielfältig genutzt. Einerseits verwenden wir die Gebäude für landwirtschaftliche Zwecke, also als Stall für die Tiere, andererseits auch als Werkstatt, Lagerraum für Heu und andere Futtermittel sowie für die Maschinen. Andererseits halten wir Raum für andere Verwendungen frei. In dem einen Gebäude – wir nennen es den „alten Stall“ – findet sich ein Platz mit Sofas, den wir als Versammlungsort bei Schlechtwetter, während Klausuren und auch für unser alljährliches Hoffest nutzen. Im anderen Gebäude, dem „neuen Stall“, halten wir einen richtig großen Raum frei: unser sogenanntes „Offroad-Theater“. Hier haben schon Kinder-Zirkuscamps (schau auf Seite 215) stattgefunden, Theaterworkshops und Zirkusaufführungen. Dort residierte unsere Hofband mit ihren Musikinstrumenten (mehr dazu auf Seite 215) und dort erarbeiteten befreundete Zirkusartist*innen neue Stücke.

      Lauter Grün rundherum:

      von Wiesen und Wanderwegen

      Abseits der Gebäude besteht das Wieserhoisl aus ca. 12 Hektar arrondiertem (direkt umliegendem) Grund und Boden. 5 Hektar davon machen Waldflächen aus, ca. 6 Hektar sind steiles Grünland,